Montag, 5. September 2011

Was macht man mit Kornelkirschen?

Nachdem Lisanne (http://art-of-lisanne.blogspot.com/ ) mich gefragt hat, ob ich genaueres über die Kornelkirsche berichten kann, komme ich dem gerne nach. Allerdings setze ich den Post (geschrieben am 06.09.2011) zu dem vom 05.09. geschriebenen, damit die Verbindung hergestellt werden kann zwischen Ursprungspost und Anfrage.
aufgeschnittene Kornelkirsche
Die Kornelkirsche (Cornus mas) gehört zu den Hartriegelgewächsen (Cornus) und hat die lateinische Bezeichnung "mas", welche vom "maskulinen" also vom Mann abgeleitet worden ist. Sie ist nicht mit der Kirsche verwandt, aber der Geschmack der vollreifen Früchte ähnelt dem der Sauerkirsche. Hartriegel passt auch insofern, weil der Strauch mit zu den härtesten Holzgewächsen Europas gehört. In Deutschland kennt man die Pflanze unter "Kornelkirsche" oder als "gelben Hartriegel". Österreich hat sich einen viel liebevolleren Namen ausgesucht: "Dirndlstrauch" oder "Dirndl".
Der Strauch wird ca. 6 m hoch und sehr breit, kann aber beschnitten und klein gehalten oder wie ein Baum erzogen werden. In Parkanlagen findet man ihn häufig, über Wildstandorte kann ich nichts sagen, im oberen Frankenwald gibt es ihn eher nicht. Das liegt aber auch eventuell daran, dass wir durch die vielen Fichtenwälder vielerorts sauren Boden haben und die Kornelkirsche mag doch recht gern eine Portion Kalk. In der Stadt ist sie übrigens auch sehr robust und salztolerant.


Das Wildobst ist ein hervorragendes Nährgehölz für Insekten und Vögel, auch Säugetiere wie die Haselmäuse im Garten oder der Igel bedienen sich gerne. So auffällig schön eine Forsythia blüht, sie gibt keine Nahrung ab. Die Kornelkirsche blüht zeitlich noch eher (Wo habe ich nur das Bild mit dem blühenden Strauch?). Die gelben, wunderhübschen kugeligen Blüten blühen reichlich, aber nicht so dicht an dicht und haben dadurch keine so intensive Fernwirkung. Die Bienen und Hummeln finden frühzeitig genügend Nektar und Pollen.
Das „Kornelkirschblütenfest von Gurye“ in Südkorea zieht jedes Jahr um die 800.000 Touristen ins Dorf. Allerdings sind um das Dorf herum ca. 30.000 Kornelkirschbäumen angepflanzt! Das wirkt sicherlich! Seit drei Jahren gibt es auch ein Kornelkirschenfest in Bamberg! Im Mostviertel in Österreich nennt sich das Pielachal auch Dirndltal. Schaut mal es gibt sogar ein Dindl-Wiki: http://www.dirndlwiki.at/index.php?title=DirndlWiki:Portal

Obwohl die Blätter mit Faulbaumblätter und anderen Hartriegelarten verwechselt werden können, die roten, eiförmigen Früchte sind unverwechselbar in Kombination mit den Blättern. Die Blätter glänzen im Sommer und haben eine schöne gelbe Herbstfärbung! Nachdem die Früchte Ende August reifen und sofort abfallen, wenn sie reif werden, kann man ein Laken unter den Strauch legen und schütteln. So kommt man leicht zu den vollreifen Kornelkirschen.

Was kann man daraus machen?

♥ Die Römer legten sie wie Oliven ein; Varianten: süßsauer, in Weinessig
♥ Man löst den Stein aus (geht schwer) und trocknet die Früchte.
♥ In Österreich gibt es den gebrannten "Dirndlschnaps" - geht aber auch als Liköransatz.
♥ Entsaftung und den Saft pur genießen oder weiterverarbeiten zu Gelee, alternativ zu Likör.
♥ Wer einen Weinballon hat, kann Wein herstellen!
♥ Man kann Chutney kochen oder sie wie andere säuerliche Früchte in der Küche einsetzen.
♥ Die gerösteten Kerne (Vanillearoma) gaben dem Wiener Kaffee früher sein unverwechselbares Aroma.
♥ Süße Varianten: Als Nachtisch pur, kandiert, Fruchtmus zu Quark- oder Joghurtspeisen, eingelegt in Honig, ...

☺ Früher verwendete man das Fruchtfleisch zum Angeln.
☺ Der Rest vom Entsaften eignet sich zum Färben.
☺ Das Kernöl nahm man in Italien zur Seifenherstellung.

Der Kern hat die Farbe des Kernholzes

Was bewirken Kornelkirschen?

Zitronen sind Vitaminbomben? Die 60 - 125 mg Vitamin C in der Kornelkirsche pro 100 g Gewicht sind ebenbürtig! Der hohe Anteil an Vitamin A hilft bei Hautbeschwerden.
Das Apfelpektin  bindet Gifte und wirkt mild stopfend. Die Früchte wirken somit gut gegen Durchfall.
Der Inhaltsstoff Anthocyan soll die Magenschleimhaut beruhigen und antibakteriell wirken. Über einen langen Zeitraum gegessen, soll sie den Darmaufbau unterstützen. 1990 schrieb Heilpraktiker Reinhard Schiller in seinem Buch "Hildegard-Medizin-Praxis", dass die Kornelkirsche, in Kombination mit Dinkel, bei Colitis - einer chronischen Dickdarmentzündung - hilft.
Der von Gicht und Krampfadern geplagte Mensch kochte Blätter und Rinde und gab den Sud in sein Badewasser. Auch gegen Krebs sollte das aus dem Holz destilillierte Öl - innerlich angewand - helfen. Wissenschaftler können dies nicht bestätigen, allerdings ist mir auch nicht bekannt, ob sie die Wirkung von Kirschen oder von Zweigen und Blättern untersuchten. Es gib auch keine Angaben, ob sie überhaupt das Destillat verwendeten oder die Pflanze im "Rohzustand".
Der Baumsaft wurde gesammelt "gegen das Schwinden". Die Blätter wirken zudem blutstillend.
Die Kornelkirschensaft ist besonders gut für die Nieren zum Ausspülen. Er stärkt die Blase bei Inkontinenz und hält den Männern ihre Prostata gesund.
Versteht ihr meinen Jubelschrei als ich den Kornelkirschenstrauch sah?

Es gibt sogar eine Fabel, in der die Kornelkirsche erwähnt wird:

Fuchs und Wolf
(Ein Märchen aus dem Tessin)

Die Sonne war untergegangen und die Dunkelheit brach über das Tal herein. Da ging der Wolf aus seiner Klause, um eine Beute zu erhaschen. Unterwegs begegnete er einem Fuchs, der mit der gleichen Absicht ebenfalls in Feld und Wald herumstreifte. Da sprach der Wolf zu ihm:
»Weißt du was? Komm, wir gehen in jene Milchhütte dort, wo eine ganze Reihe Milchkannen steht. Da könnten wir uns einmal ordentlich das Ränzlein füllen!«
Der Fuchs, der vor Hunger kaum mehr warten konnte, ließ sich das nicht zweimal sagen. Sie entdeckten richtig ein Loch in der Mauer. Meister Reineke ging voraus, der Wolf hinten drein. Und wirklich gelang es ihnen, hineinzukriechen.
Sie fanden da herrlich frische Milch und fingen an zu trinken. Der Fuchs kehrte jedoch von Zeit zu Zeit wieder zum Loch zurück, um zu probieren, ob er noch hindurchschlüpfen könne, während der Wolf als ein richtiger Vielfraß und Einfaltspinsel trank und trank, ohne an etwas zu denken.
Und so geschah es denn, daß der Fuchs mit knapper Not noch aus der Hütte schlüpfen konnte, während der Wolf, weil er sich den Bauch zu stark gefüllt hatte, trotz aller Anstrengungen nicht mehr herauskam. Also musste er die Nacht über in der Hütte bleiben.
Wie nun der Bauer am andern Morgen seine Milch in die Hütte bringen und die Kannen füllen wollte, gewahrte er den Wolf. Da nahm er einen Stock und prügelte ohne Erbarmen auf ihn los. Die Schläge fielen nicht anders als wie ein Donner- und Hagelwetter auf seinen Pelz - bis der arme Wolf schließlich mehr tot als lebendig entwischen konnte.
Mittlerweile hatte der Fuchs am Waldrand einen prächtigen Baum voll Kornelkirschen entdeckt; viele davon lagen reif am Boden. Er wälzte sich in diesen herum, so dass sein Pelz ganz rot wurde. Als nun der Wolf winselnd und wehklagend vorüber schlich, rief der Fuchs ihn zu sich und sagte:
»Ei, Gevatter Wolf, schau doch, wie sie mich übel zugerichtet haben. Siehst du, wie mir das Blut überall herausläuft? Ach Gott, so trag mich doch nur ein kleines Stück weit nach meinem Hause.«
Jetzt überkam den Wolf das Mitleid, und so erbärmlich auch sein Fell von den Stockschlägen zerzaust war, nahm er den Fuchs dennoch auf seine Schultern und trug ihn heimwärts. Da sang der Fuchs das Liedchen:
»Hop, hop, hop, nur immer langsam voran, denn der Kranke trägt den gesunden Mann!«
»Was singst du da?« fragte der Wolf. »Ach, das ist ein uraltes Lied, das mich meine Eltern - Gott hab sie selig! - vor Zeiten einmal gelehrt haben.«
Und so trug denn der Wolf seinen Begleiter bis in dessen Höhle, wo der Fuchs sich ins Fäustchen lachte. Der Wolf aber schlich sich hinkend nach Hause.
Erzählt 1911 von Luigia Carloni aus Rovio - erstmals erschienen auf deutsch in "Die Schweiz in ihren Märchen & Sennengeschichten"

12 Kommentare:

  1. liebe carola,
    mensch, das ist ja mal toll, da hast du uns extra nochmal einen sooo tollen post über die kornelkirsche gebaut...jetzt sind auf jeden fall mehr als alle meine fragen dazu beantwortet. und noch die märchenbeigabe - sehr spannend zu lesen! ich will mehr...man wird langsam süchtig. mach weiter so!
    ganz vielen, vielen dank, du bist `ne echte bereicherung!
    und danke für den tipp des sichtbarmachens...mein süßester süßer hat nach nem echt harten tag noch rumexperimentiert und du siehst, dank euch beiden klappt`s jetzt zumindest mal mit der URL-variante, das ist doch schon mal was! danke und umarmerli!
    herzlichst,
    lisanne

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  2. Die Knorpelkirsche kannte ich bisher gar nicht!
    Wieder was dazugelernt.
    Vielleicht darf ich Dir mal ein PHoto von einer Pflanze/Blume schicken die ich überhaupt nicht bestimmen kann???
    Liebsten Gruß
    Sandra

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  3. @Lisanne
    Das mit dem Foto klappt bestimmt auch noch! Ich umärmel mal zurück!

    @Sandra
    Du darfst mir natürlich gerne Bilder zeigen! Ich hoffe ich kann dann auch helfen.
    Du schreibst "Knorpelkirsche". Die Knorpelkirsche gehört aber zu den Süßkirschen (Prunus). Die Herzkirschen sind die schönen roten Süßkirschen und die helleren, hartfleischigeren sind die Knorpelkirschen (es gibt mittlerweile auch dunklere Sorten). Knorpelkirschen platzen allerdings bei Regen schneller auf und reifen später.
    Kornelkirschen (Cornus) schmecken und sehen nur so wie Kirschen aus.
    Lecker sind sie alle!

    Schön, dass es euch gibt!
    Liebe Grüße
    Carola

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  5. Hallo Kräuterfraala,
    deinen Bericht über die Kornelkirsche finde ich echt toll.
    Ich habe diesen Baum/Busch im Garten und er trägt jedes Jahr eine riesige Menge an Früchten. Probiert habe ich die Dinger schon öfter, aber selbst wenn sie so reif sind, dass sie schon von alleine auf dem Boden fallen, sind sie dermaßen sauer, dass ich zur Erholung eine Zitrone essen könnte ... ;)
    Jetzt werde ich es mal so versuchen wie du als Beispiel geschrieben hast, in Honig einlegen.

    Und nun stöbere ich mal weiter bei dir, hier gefällt es mir nämlich.
    Liebe Grüße aus dem Nachbarort Nürnberg
    Karin

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  6. Ich Habe die kirsche zuhause...und jetz weis ich endlich dass es keine giftige kirsche ist :) danke..

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  7. Ja, auch wir haben Kornelkirschen entdeckt und verarbeiten sie fleißig (Konfitüre, Sirup), die ausgepresste Masse mit den Kernen naschen wir als Vitaminbombe. Und da mich die Arthrose ärgert, versuch ich es mal mit einem Sud für das Vollbad. Den Kornelkirschen-Likör werden ich morgen mit der nächsten Ernte ansetzen!

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  8. Ja, auch wir haben einen Kornelkirschenbaum enteckt und ernten und verarbeiten fleißig: Konfitüre, Sirup, Likör. Die Masse mit den Körner nach Herstellung von Sirup naschen wir als Vitaminbömbchen. Gut, das kaum Großstädter (wir leben am Rande Berlins) die herrlichen Gaben der Natur kennen. So z.B. auch nicht den jetzt fast überall wachsenden wilden Ruccola!... Wir haben auch kleine Äpfelchen gefunden, die ich wie Gewürzgurken eingelegt habe. Davon lassen wir uns dann im Dezember überraschen, auch von dem Walnusslikör, den wir mit grünen Nüssen angesetzt haben.

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  9. Ich habe diese unglaublich leckere ›Kirsche‹ diesen Herbst praktisch vor meiner Haustür in einem Park entdeckt und war anfangs sehr skeptisch, aber nachdem ich sämtliche Infos darüber im Internet durchgelesen habe, habe ich sie probiert und war sehr über den Geschmack erstaunt, der mich sogar an Himbeeren erinnert. Du veranschaulichst es sehr schön, danke, so kann man sich wirklich sicher sein, dass es wirklich eine Kornelkirsche ist, die man in der Hand hält und nicht etwa eine Tollkirsche, wie ich anfangs befürchtet habe (; Ich hab auch Marmelade daraus gekocht (http://hallo-piepmatz.de/kornelkirschen-marmelade).

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  10. Der Baum wächst übrigens im Kurpark in Bad Saarow, dem schönen Kurort bei Berlin. Und die Körner habe ich sehr gut mit einem Strohhalm aus den Kornelkirschen bekommen, auch wenn der Aufwand natürlich insgesamt etwas Geduld erfordert.

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  11. Vielen, lieben Dank für die unterhaltsam geschriebenen Informationen zur Kornelkirsche.

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  12. Für Marmelade trenne ich Fleisch und Kern mit meinem elektrischen Schneebesen (kleinste Stufe) bevor ich die Fruchtmasse durch ein grobes Sieb drücke. Ich gebe dann auch mindestens ein Drittel Apfelsaft zur Fruchtmasse, das nimmt dem ganzen das breiige.

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