Donnerstag, 10. Dezember 2015

Weltgedenktag für verstorbene Kinder "Worldwide Candle Lighting"




Wenn ich tot bin,
darfst Du gar nicht trauern.
Meine Liebe wird mich überdauern
und in fremden Kleidern Dir begegnen
und Dich segnen.
(Joachim Ringelnatz)

Es jährt sich wieder, für uns zum 13. Mal. Am Sonntag, den 13. Dezember werden wieder weltweit um 19.00 Uhr die Kerzen angezündet. Gerade in der Vorweihnachtszeit ist es schwer, wenn Familienmitglieder verstorben sind und nun nicht mehr unter uns leben. Dreizehn Monate lebte mein Kind mehr auf der Intensivstation als zu Hause. Dort kamen viele Kinder und gingen, andere waren Dauergast auf der Intensivstation wie wir. Es war immer wieder schwer, miterleben zu müssen wie Eltern hofften, kämpften und dennoch am Ende ihr Kind beweinten. Man litt mit den anderen mit und sie auch mit uns.
Zwölf der Kinder starben vor unserer Kleinen. Von vier Bekanntschaften erfuhren wir noch hinterher, dass auch sie nun verwaist waren. Eine betroffene Mutter machte mich damals auf den Gedenktag aufmerksam.

Am zweiten Sonntag im Dezember zünden Eltern Kerzen an, die ihr Kind verloren haben, aber es zünden auch Menschen für andere Familien Kerzen an, um zu zeigen, dass sie an die verstorbenen Kinder denken. Ich denke an diesem Tag bewusst an die Menschen, die mir damals in der Zeit, als meine erste Tochter noch lebte und als sie dann verstarb, gut taten. An die Menschen, die uns begleiteten, aber vor allem an die Menschen, die uns verstehen konnten und können, da sie selber betroffen waren/sind und ihr Kind verloren haben. An diesem Tag brennt meine Kerze für die Kinder, die verstorben sind, aber auch für die, deren Lebenslicht unruhig flackert und bei denen es nicht gewiss ist, ob es weiter brennen wird. Ich denke an Kinder, die unbemerkt von anderen verstarben, oder an die man sich nicht erinnern wollte/sollte. Wusstet ihr, dass man verstorbene Kinder früher gerne (aus verschiedensten Gründen) totgeschwiegen hat? 

Hier kannst du mehr über die Hintergründe des Gedenktages erfahren. Nicht überall verwendet man den (internationalen) Begriff des "Worldwide Candle Lighting". Einige, weitere Beispiele, unter der ihr z.B. auch Gedenkveranstaltungen oder Informationen findet:
(Welt-) Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder
(Welt-) Gedenktag für alle verstorbenen Kinder
Gottesdienst für verwaiste Eltern
(Internationaler) Sternenkinder-Gedenktag
Sternenkindertag
Kerzenleuchten
Kerzenleuchten für Sternenkinder
Tag des weltweiten Kerzenleuchtens
Weltweites Kerzenleuchten
Lichtergottesdienst für verstorbene Kinder
Weltweites Gedenken der verstorbenen Kinder
Weltweite Gedenkstunde der mitfühlenden Freunde für alle vorausgegangenen Kinder
World Wide Candle Lighting Day
Children Memorial Day


Auch wenn sich viele Menschen mit ihrem Leid allein oder allein gelassen fühlen... Es brennen Kerzen... Meine, viele andere ... um ihnen ein Zeichen zu geben. Deine auch? 



Montag, 30. November 2015

Kindermund (15) Unerwartetes Gedicht







Meine Kleine (9) bekam eine Woche vor dem ersten Advent einen tollen Arbeitsauftrag von ihrem Lehrer. Sie sollte vier Weihnachtswörter nehmen, Reimwörter dazu finden und daraus ein Gedicht machen. Ihre vier Wörter waren: Kerzen, Licht, Stall und Engel.

Geplant war in der Schule ein Adventskalender. 
Jedes Kind musste dafür ein weihnachtliches Gedicht schreiben. Diese Verse wurden in eine Schachtel im Klassenzimmer eingeworfen. Der Lehrer wollte in der Adventszeit jeden Tag ein Gedicht aus der Schachtel ziehen und es der Klasse vorlesen. Das Kind, welches sein Gedicht hörte, durfte an diesem Tag das Türchen des Adventskalenders öffnen. Alle fanden die Idee toll, erzählte mir die Kleine.

Ich war gespannt auf das Ergebnis.

Weihnachten, Zeit der Besinnung, der Stille und Freude. Was würde sie wohl zu Papier bringen?

Wer meine Kleine kennt, weiß um das Blitzen und den Schalk in ihren Augen, wenn sie wieder einmal einen ihrer Geistesblitze hat. Sie hatte Freude an der Aufgabe, das war deutlich sichtbar.
Es dauerte nicht lange. Breit grinsend stellte sie sich vor mich. Mit diebischem Vergnügen und sichtbarer Vorfreude rückte sie sich in Position, wurde dabei mindestens einen Zentimeter größer, holte tief Luft und schmetterte mir entgegen:


Unerwartet

Die Kerzen kommen von Herzen.
Sie machen Licht und geben Sicht.
In einem Stall war es der Fall,
In der Krippe, in Bethlehems Stall,
ertönt aus der Windel ein Donnerknall.
Vom Dach stürzen erschreckt die Engel
da lachte Jesus, der kleine Bengel.

Die Kleine


"Kleine!" 
"Was ist? Hausaufgabe erledigt!" 
"Aber..."
"MAMA! Vier Weihnachtswörter, vier Reimwörter, ein Gedicht! Aufgabe erledigt!

Zu gerne wäre ich ab und an eine Maus im Klassenzimmer!


Samstag, 21. November 2015

Erziehungsdruck










Wir machen DRUCK, wenn wir erZIEHEN.

Wir verwechseln stur ErDRÜCKung und ErZIEHung.

Man kann Aufmerksamkeit nicht auf sich DRÜCKEN,

man kann Aufmerksamkeit nur auf sich ZIEHEN.


Franz Josef Neffe

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Halloween - Aussage meiner Kinder: "Feiert ohne uns!" (2)




Die Meinung meiner Kinder (12 und 9) hat sich immer noch nicht geändert. Sie feiern auch dieses Jahr kein Halloween. Auf der Arbeit musste ich dann auch dieses Jahr erfahren, dass nur ein sehr geringer Bruchteil unserer deutschen Kinder noch weiß, was wir eigentlich dieses Wochenende für "deutsche (stille) Feiertage" haben und was sie bedeuten. Kennt ihr die Hintergründe? Der Post von 2013 ist immer noch aktuell:

Da staunte ich nicht schlecht. Auch dieses Jahr sagten meine Kinder (10 und 8) ihren Freunden ab. Sie wollten kein Halloween feiern.

Hm, wollten sie mir nur gefallen? Vor ein paar Jahren, bekamen meine Kinder ihre erste Einladungen zu diesem Fest. Sie freuten sich darüber sehr. Sie wussten von den Erzählungen, dass man sich verkleiden durfte und es was zu Naschen gab. Welchem Kind gefällt dies nicht?
Ich redete mit den Müttern. Ich selber mag dieses Fest nicht, weil es seinen ursprünglichen Sinn verloren hat und zu einem zweiten, ausufernden Fasching im Jahr mutiert ist. Ich würde also mich in den nächsten Jahren nicht mit einem Fest revanchieren.  Das war für sie kein Problem, man könne sich doch trotzdem einfach mal zusammensetzen. Es sollte nur eine kleine Feier für die Kinder werden. Es wurde auch nicht einfach an irgendwelche Türen geklingelt und "gestört", sondern nur bei den Familien geklingelt, deren Kinder mitfeierten. Den Kindern reichte dieser kleine Abendspaziergang völlig. Sie waren zufrieden und genossen das Spiel mit den anderen Kindern. Wir Erwachsenen hatten auch einen unterhaltsamen Abend.




Wie immer fragten meine Kinder nach: "Mama, du hattest doch auch Spaß? Magst du Halloween immer noch nicht?"
Ich erklärte ihnen, dass ich mich zwar gerne mit Freunden treffe und mich mit ihnen unterhalte, es auch sehr schön bei ihnen war, aber ich mit dem veramerikanisierten  Fest nichts anfangen kann. Ich finde viele Dekorationsideen spannend und toll gemacht! Leider kann ich trotzdem nicht über die eigentliche Bedeutung dieses Festes hinweg sehen. So wie die Mamas das Fest organisiert haben, fand ich es gut gelöst. Es ging leise mit Begleitung durch das Dorf, keiner wurde unfreiwillig belästigt, nichts beschädigt und jeder war zufrieden. Ich erzählte meinen Kindern wie teilweise anderswo gefeiert (randaliert) wird und dann von den Geschichten aus alten Tagen, vom Hintergrund unserer Traditionen.




Dass ich an diesen Tagen gerne die Ruhe nutze und an ihre verstorbene Schwester denke, aber auch bewusst an die Menschen, die mich ein Stück meines Lebens begleiteten bevor sie starben. Dass es Menschen in unserem Ort gab, die durch ihr Wesen für mich einfach unvergesslich sind, obwohl ich nur wenig mit ihnen zu tun hatte. Bei manch anderen ist es so, als wären sie noch nicht verstorben, sondern einfach nur im Haus geblieben. Manche sehe ich jetzt noch vor mir, wie sie zusammen stehen und ihr "Schwätzla" abhalten, andere blieben durch ihren Duft (sei es Mottenkugeln, Kernseife, Motoröl, Pfeifentabak oder Kölnisch Wasser), wieder andere durch ihre (Körper-) Geräusche in lebhafter Erinnerung. Wenn solche "stillen Feiertage" durch die "Spaßgesellschaft" übertönt werden, geht diese Verbundenheit verloren. Die Feiertage sind eigentlich da, damit wir uns für uns und füreinander Zeit nehmen, um wieder - im wahrsten Sinne des Wortes - zur Besinnung zu kommen.




Es erschließt sich mir leider nicht der Sinn, warum so viele Menschen ein "kulturentfremdetes" Fest feiern. Alle Kinder freuen sich im Jahr über die Ferien. Kaum ein deutsches Kind kann allerdings noch die Frage beantworten, was die Feiertage, die in den Ferien liegen (und da meine ich auch Ostern, Pfingsten und Weihnachten!) für einen Hintergrund haben.
Man glaubt es nicht, was man für Antworten bekommt! Kaum noch ein Kind, dass nicht den Weihnachtsmann für den Nikolaus oder ganz und gar für das Christkind hält. Wobei - viele Erwachsene wissen es auch nicht besser. Ich verstehe es nicht, warum Kinder heutzutage SIEBEN Adventskalender haben. Noch dazu mit Barbie, Hello Kitty oder Star Wars Figuren!  Davon abgesehen: Wenn Jesus am 24.12 Geburtstag hat, warum bekommt jeder Geschenke nur er nicht? (Ich weiß, die Aussage hinkt. Mir geht bei dem Beispiel auch nur um den ausufernden Geschenkewahn und dem Streit, wer die Geschenke bringt, der Hintergrund ist den meisten Leuten egal) Nix da mit "liebt einander" oder "Die dunkle Zeit wurde überwunden"...! Nie wird mehr im Jahr gestritten wie an Weihnachten, doch zurück zu Halloween. Auch dieses Fest wurde komplett aus seinem ursprünglichen Sinn heraus gerissen.



Seit jeher glaubt man, dass uns die Toten in diesem Zeitraum (30.10 bis 8.11)  nah sind, und dass wir an diesen Tagen sie spüren können. Man wurde deshalb still und lauschte. Man versammelte sich und gedachte derer, die verstorben waren. Diese "Ahnen-Gedenktage" findet man in den verschiedensten Kulturkreisen. Sie sind also keine "Erfindung der Kirche", sondern waren schon vor der gesetzlichen Festlegung Tage, an denen die Trauer und die Sehnsucht nach den Verstorbenen einen Platz gefunden haben. Wie man diesen Tag verbringen mag, sei wirklich jedem selber überlassen. Trauer ist vielfältig und wer trauert, der trauert nicht an einem festgelegten Tag, sondern wenn die Gefühle einfach da sind. Aber an diesem/n Tag/en können die Menschen (wenn sie es wollen) sichtbar erfahren, dass sie nicht alleine mit ihrer Trauer sind und dies kann trösten. Bei anderen kann es Verständnis wecken, dass bei manchen Betroffenen der Verlust noch nicht so lange zurück liegt und diese Menschen einfach noch etwas Zeit brauchen, bis die Normalität einkehrt.



Vielerorts wurde früher noch ein Gedeck mehr auf dem Tisch gestellt, als symbolisches Zeichen, dass man der Toten gedenkt, die unter uns lebten. An diesem Tag brannten Kerzen auf den Gräbern und in den Fenstern. Die Seelen der Toten fanden (nach altem Glauben) so den Weg zu ihren Lieben nach Hause. Sie konnten verstehen, dass das Leben weiterging und konnten aber auch (durch das Grablicht) leicht zurück zu ihren Körpern und von dort ins Jenseits finden. Vor Wiedergängern hatte man schon immer Angst und so erzählte man sich in den Stuben noch bis ins 20. Jh. gruselige Geschichten von jungen Burschen die ohne Respekt sich in diesen Tagen auf den Friedhof wagten.
In katholischen Gebieten Deutschlands glaubte man, dass die unerlösten Seelen  an diesem Tag aus dem Fegefeuer heraus dürften und auf Erden ihre Erlösung suchten. Ihnen konnte durch ein Gebet und einer brennenden Kerze geholfen werden. Damit diese aber nicht ins Haus kamen, schnitzte man Fratzen in Rüben (Kürbisse gab es noch nicht) und stellte sie vor die Tür. Das sollte die ungebetenen Seelen davon abschrecken das Haus zu betreten.




Ab November tritt die Ruhe in den Jahreszyklus. Die Erde hat uns gegeben, wir haben geerntet, leben davon und können Resümee ziehen. Man sieht die tristen, abgeernteten Felder, die kahlen Bäume, die ihr Laub abgeworfen haben und spüren, dass es nun eine lange Zeit um uns herum dunkel und kalt wird. Doch wir können die (Seelen-)Zeit für uns nutzen um im neuen Jahr, gestärkt und mit frischen Mut, neu durchstarten zu können. Nach dem Tod eines Menschen ist es ähnlich. Man muss sich auch erst wieder finden, spürt die Einsamkeit, verliert einen Teil seiner Lebensfreude. Man weiß darum, dass der Schmerz sich wandelt, doch im Moment ist dieser Tag einfach noch zu fern und kaum vorstellbar.




Sich an diesen Tagen mit der Vergänglichkeit und dem Wandel aller Dinge zu beschäftigen, sich zu überlegen, an was man festhalten möchte und was man vielleicht lieber loslassen sollte, kann heilend wirken. Auch Verstorbene muss man loslassen können, was nicht gleich gesetzt ist mit "Vergessen"!
Man sollte an den Tagen "zwischen den Welten" nicht im Nebel der Traurigkeit versinken, sondern sich an das Gute und Schöne das man hatte erinnern, so wie man sich im Winter an den eingemachten Früchten erfreut.



Meinen Kinder gefallen die alten Geschichten. Sie meinten, es wäre "echter" als diese Partys und dadurch zwar gruselig aber auch tröstend. Ich höhlte dieses Jahr Kürbisse aus und kochte davon eine Suppe. Während die Große und die Kleine eifrig Gesichter in ihren Kürbis schnitzten, unterhielten wir uns. Das sind die Momente in denen ich dankbar bin. Es sind einfach kleine, intensive Momente "heile Welt" die uns niemand nehmen kann.



Ich bin gespannt, wie es in den nächsten Jahren weiter geht. Ob diese Einstellung länger anhält? Wenn sie mit ihren Freunden feiern wollen, dann dürfen sie es gerne tun. Sie müssen schließlich ihren eigenen Weg finden und es muss nicht meiner sein. Ich bin gespannt, wie es  ab 2017 weiter geht, wenn der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag wird. Kann dann Halloween so wie jetzt noch gefeiert werden?




Sonntag, 25. Oktober 2015

Tentakeln im Gras


2009 sah ich ihn zum ersten Mal im Frankenwald. Ich war mit Poldi spazieren und mir fielen seltsam geformte Herbstblätter auf - an einer Stelle, an der es keine Laubbäume gab. Näher betrachtet sah ich eine atemberaubende Schönheit. Wirklich "Atem raubend", denn das Exemplar stank irgendwie nach Hundedurchfall, andere sagen, er röche nach Aas.

Zwei Exemplare des "Clathrus archeri" rankten ihre "Fangarme" gen Himmel. Diese haben einen starken Rot-Schwarz-Kontrast und sehen irgendwie aus als bestünden sie aus verbranntem oder verätztem, rohen Fleisch. Das Schwarze, ist eine beim Schlüpfen olivgrüne Sporenmasse, die sich dann schwarz färbt und zusammenzieht. In den folgenden Tagen habe ich den Tintenfischpilz oft besucht und in all seinen verschiedenen Stadien betrachtet. Nur mit den Fotos war ich nie zufrieden. Entweder schien die Sonne so stark, dass alles überbelichtet war oder durch die glänzend feuchte Oberfläche stellte sich der Fokus nicht am Pilz, sondern am Gras scharf. 

Ein "Hexenei" ist die "Brutstätte" des Pilzes.  Das wird weißlich-glibberig, wenn der Pilz "schlüpft". Die roten Tentakeln sehen dabei anfangs so aus, wie die Fingerspitzen zweier Hände, die sich berühren. Das ist von der Entwicklung her sehr schön zu beobachten. Diese filigranen Kunstwerke, wenn die roten Tentakeln wachsen und die Öffnungen sichtbar werden. Hier erkennt man dann die Familie des Pilzes: Er gehört zu den Gitterlingen. Über die Natur kann man wirklich nur staunen. Der Name "Tintenfisch" zeigt sich daran, dass nach dem vollständigen Öffnen der Pilz ausschaut wie ein umgedrehter Tintenfisch. Sogar ein geöffneter Schlund ist vorhanden. Die schwarze Sporenmasse, sowie der Geruch locken Insekten an. Diese verbreiten die Sporen dann mit ihrem Kot. Giftig ist er ja nicht,aber es käme keiner bei dem Gestank auf die Idee ihn zu essen. Er gilt als ungenießbar.

Ursprünglich kommt der Pilz vom "Ende der Welt" (Tasmanien, Australien und Neuseeland). Also klimatisch warme Gebiete. Der Tintenfischpilz soll erstmalig zu Beginn des Ersten Weltkrieges in Europa (1914 in den Zentralvogesen) gesichtet worden sein. Den ersten sicheren Nachweis hat 1920 ein Apotheker aus Lothringen geliefert. Dieser hat ihn abgemalt und an einen Pilzkundler geschickt. Man vermutete, die Pflanze wäre von amerikanischen Soldaten eingeschleppt worden, da sie scheinbar auf einem ehemaligen amerikanischen Feldlagerplatz des ersten Weltkrieges gefunden wurden. Eine weitere These war, dass sich der Pilz durch Baumwollabfälle aus Australien verbreiten konnte - entweder durch Wolle von Schafen oder durch Jeans.
In Deutschland soll er dann erstmalig 1934 aufgetaucht sein. Viele Exemplare hat man aber seither auch nicht nicht gefunden, nur regionale Häufungen an wenigen Plätzen. 1996 gab es einen belegten Fund im Fichtelgebirge. Bei uns im rauen Frankenwald fand ich ihn vor sechs Jahren und bin immer noch beeindruckt von der Gestalt dieses Pilzes. 

Montag, 19. Oktober 2015

Wahre Worte







Die ganze Natur ist eine Melodie,

in der eine tiefe Harmonie verborgen ist.

(Johann Wolfgang von Goethe)








Montag, 12. Oktober 2015

Erlebnis-Tage Körper-Seele-Geist




Am 17.10. und 18.10.2015 finden in der Arnika Akademie erstmalig die Erlebnis-Tage Körper-Seele-Geist statt. Zwei Tage lang kann man vielfältige Angebote zum Thema Gesundheit, bewusste Lebensweise und Achtsamkeit wahrnehmen. Gesundheitsanbieter aus dem Frankenwald stellen sich vor und schlagen somit eine Brücke zu neuer Lebensfreude. Dabei ergeben sich überraschende Synergien von A wie Agrotourismus bis Z wie Zweisamkeit. Dazu gibt es interaktive Workshops, Vorträge und individuelle Sitzungen.

Geeignet ist das Wochenende als Entdeckungsreise für Familien, Gemeinschaften, Singles, Senioren, Kinder, Väter, Mütter und die beste Freundin.

Neugierig? Mehr Infos im anhängenden Link:

Samstag, 10. Oktober 2015

Wut und Angst




Wenn Angst und Wut zusammen treffen, wird es meistens ernst - nicht nur bei den Menschen.

Angst ist Wut nach innen und Wut ist Angst nach außen.
Baghwan (Osho)

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Kindermund (14) Ungeziefer




Meine Kleine (7) liest neugierig in einem Buch ihrer großen Schwester. Irgendwann stapft sie mit dem Buch zu uns und fragt:
Kann mir mal einer sagen was ein Tee-Nager ist?     

(Teenager)


Meine Große (9) kommt von der Grundschule nach Hause...
"Mama! Die XYZ war beim Arzt und hat heute ihr Testament abgegeben! Ihre Läuse sind endlich tot!"

(Sie meinte Attest. Es gab zu der Zeit eine längere Läuseplage)





Montag, 5. Oktober 2015

Von der Mythologie des Luchses



Der Luchs und der Löwe

Ein Luchs lebte lange Zeit am Hofe des Löwen und war einer seiner geheimsten Spione. Einmal kam er in die Gesellschaft einiger Tiere, wo man vom Löwen sehr viel Böses sprach.

"Sir!", sagte er zum Löwen, "Ich war in einer Gesellschaft, wo die Tiere laut gegen dich klagten. Du musst sie strafen und schweigen machen."

"Lass sie reden!", versetzte der Löwe, "Ihr lautes, öffentliches Klagen fürchte ich nicht. Es ist ein Zeichen, dass sie es mit mir noch gut meinen, aber ihr stummes Denken und Brüten ist gefährlich."
-
 Eine treffende Wahrheit für Regenten.
(Fabeln für unsere Zeiten und Sitten, Bd. 2,Joseph Kraus, 1801)


Er geht durch die Wände, sieht durch undurchsichtige Dinge hindurch, seine Augen leuchten in der Nacht und dort wo er Urin ablässt, bilden sich Karfunkelsteine. 
Über diese entstehenden Steine liest man einiges. In manchen alten Büchern werden sie Lynkur oder Luynkurin (=Lynk-Urin) genannt und man meinte damit den Hyazinth-Zirkon. Der lateinische Name des Luchses ist Lynx lynx und in alten Büchern findet man häufig die veränderte Schriftform "Lynks". Der Luchs-Stein sollte bei Steinleiden (Harnsteine, Nierensteine,...) am Körper getragen werden und das Leiden lindern oder sogar heilen.
Sogar das Fett des Luchses wurde als Salbe an die von Steinen geplagte Stelle geschmiert und nachdem man in seiner Blase oftmals eine steinige Masse fand, verwendete man auch diese gegen Steinleiden. 
Genauso dachte man, dass er das schwächste Gedächtnis aller Tiere hat. Er würde sein erlegtes Wild kein zweites Mal besuchen und hätte scheinbar vergessen, wo er es abgelegt hat. Deshalb würde er den Kopf seiner Opfer aufbeißen, um an das Gehirn zu kommen. Beides gehört ins Reich der Märchen.

Die Krallen zog man dem erlegten Luchs und ließ sie in Gold oder Silber einfassen. So getragen, sollte dies gegen die Fallsucht (Epilepsie) helfen, aber auch vor Alpträumen und Kobolden schützen.

Damals vermutete man in Deutschland zwei Luchsarten. Die Katzen-Luchse und die Kälber-Luchse. Katzen-Luchse sollten kleiner und gedrungen sein, im Gebirge leben und ein besseres, wolligeres Fell haben. Dieses wäre auch mehr gelblich, mit rötlichen Flecken und weißem Fell.
Die Kälber-Luchse sollten mehr in den Wäldern zuhause sein, in wärmeren Regionen, schlanker und hochbeinig sein. Die Fellfarbe wäre nicht so schön, eher fahlgelb bis ziegelrot mit weißen Flecken. Zudem wäre das Fell dünner.

Der letzte Luchs im Thüringer Wald wurde 1819 in Luisenthal nördlich von Zella-Mehlis umgebracht. Im Frankenwald war er 1730 scheinbar ausgerottet. Das letzte Exemplar aus dem Fichtelgebirge starb gewaltvoll 1774 südöstlich von Louisenburg (Luchsburg, Luxburg). Umso erfreulicher ist es, dass es immer wieder einmal Sichtungen dieses edlen Raubtieres im Fichtelgebirge und dann auch im Frankenwald gab - obwohl man auch dies lange Zeit für einen Mythos hielt. 

Im bayerischen Wald wurden in den letzten Jahren regelmäßig Luchse ermordet. Feige wurden die Tiere umgebracht. Vergiftet, Beine amputiert oder tragende Muttertiere getötet. Die Jungtiere sterben dabei nach dem Tod der Mutter mangels sauerstoffreicher Blutversorgung qualvoll im Bauch. Arthur Schopenhauer fand dazu folgende Worte:

Der Mensch ist im Grunde ein wildes, entsetzliches Tier. 
Wir kennen es bloß im Zustand der Bändigung und Zähmung.

Diejenigen unter euch, die diese Wilderei auch abartig finden, können hier LINK etwas bewegen.








Montag, 28. September 2015

Einfach Wunderschön!



Wunderschön zeigte sich heute Nacht die Mondfinsternis. 

Was für mich vor über zwanzig Jahren eine Zufallsbeobachtung war, ist dank der Medien nun ein schon lang voraussehbares Ereignis geworden. Als ich damals am Morgen erzählte, dass der Mond rot gewesen war, erzählte man mir von den alten Prophezeiungen und auch Bibelstellen konnte man zitieren. Kriege sollen ausgebrochen sein und so manch andere merkwürdige Dinge zöge dieses Ereignis nach sich. Damals wusste ich nicht, dass man Blutmonde eigentlich recht häufig sehen kann. Totale Mondfinsternisse gibt es ca. alle sechs Monate. Fasziniert bin ich immer noch von der entstehenden Rotfärbung.

Der rote Mond verfinsterte sich und wurde fast unsichtbar.
Einige Zeit später nach dem Blutmond war eine Sonnenfinsternis in Deutschland (1990/91?) und da hörte ich zum ersten Mal, dass sich bei einer Mondfinsternis der Mond rot verfärbt. Klar lernte man in der Schule, dass sich der Mond bei einer Mondfinsternis verdunkelt, aber die Farbveränderung ins Rötliche wurde nicht erwähnt. Mittlerweile weiß ich, dass die Erde zwar im Kernschattenbereich den Mond abdunkelt, aber unsere Erdatmosphäre bricht den roten Anteil des Sonnenlichtes und das lässt den Mond rot erscheinen.  

Da stand der Mond noch hoch über unserem Dorf.

Wie sauber die Atmosphäre ist, sieht man an der Farbe des Mondes. Hellorange bis blutrot sieht man den Erdtrabanten in klaren Nächten. Wenn Staub die Luftschichten verschmutzt oder eine hohe Luftfeuchtigkeit vorhanden ist, wirkt er eher rostrost oder bräunlich bis er fast nicht zu erkennen ist.

Als der Höhepunkt der Mondfinsternis vorbei war, zogen Wolken auf

Was dieses Jahr die Mondfinsternis zu einem besonderen Ereignis macht, ist, dass diesmal zusätzlich ein "Supermond", also ein Super-Blutmond zu sehen war. Nachdem der Erdbegleiter sich nicht kreisförmig, sondern elliptisch um die Erde bewegt, steht dieses Mal zeitgleich zur Mondfinsternis der Mond sehr nah zur Erde. So erscheint dieser größer als normal. Beobachten kann man das bei ca. jedem vierzehnten Vollmond. Um so richtig schöne, übernatürlich groß erscheinende Mondaufnahmen machen zu können, müsste dieser ziemlich nah am Horizont stehen und  der Fotograf ein Motiv (Häuser, Bäume, ... ) als Vergleichsobjekt mit ins Bild nehmen. Ich besitze kein Stativ, so sind meine Handaufnahmen ziemlich unscharf. Dennoch, für ein Erinnerungsfoto reicht es.

Kurz vorm Monduntergang verzogen sich die Wolken wieder.





Freitag, 18. September 2015

Dem Buckelapotheker auf der Spur - Herschdorf, Stempelstelle 19 (Teil 2) Ein Geheimtipp für Liebhaber

Historisches Bild der alten Brauerei

Ich kam zur Brauereiruine, ein mächtiges Bauwerk und staunte. Was war wohl damals mit den Brauern geschehen? Wie lange steht es schon leer? Vor der Kirche gab es einen Gedenkplatz. Der große Grabstein an diesem Platz gehörte einer Familie Schmiedeknecht.  Sie waren über mehrere Generationen die Brauer im Ort gewesen. Sie schienen wichtig für diesen kleinen Ort gewesen zu sein. Jetzt war ich erst recht neugierig geworden.

Der Gedenkstein der Schmiedeknechts vor der Kirche.
Auf jeder Seite ist eine Generation zu finden.


Im Ort - der Wegbeschilderung auf der Spur - durch die verschieferten Häuserzeilen gehend, fiel ein Haus mit seiner hellen Variante der Verschieferung auf. Nebenbei zeugte ein gelbes Schild über dem Vorbau davon, dass es dort ein Wirtshaus geben musste. Der gleiche Name, der auf dem Grabstein stand, war zu lesen. Die Schmiedeknechts gab es also noch! Vor Ort sah ich dann das Hinweisschild: "Bierverkauf im Innenhof der Brauerei"

Gaststätte Schmiedeknecht, Bierverkauf im Hinterhof

Der Bierkauf ab Brauerei ist  Montag-Freitag bis 18.00 Uhr und Samstag bis 12.00 Uhr, Besichtigungen sind nur nach telefonischer Absprache möglich. Na, das war das geringste Problem. Als ich anrief, teilte mir Braumeister Christian Bruses Mutter mit, dass ich sehr gerne kommen dürfe und ihr Sohn dann auch anwesend wäre und mir die Brauerei zeigen könne.

Dort angekommen wurde ich sehr offen und freundlich Willkommen geheißen. Ich ging nach hinten in den Biergarten und sah sie ... Thüringens kleinste Brauerei!


Herr Bruse erzählte von der bewegten und packenden Geschichte seiner Vorfahren und damit auch der Brauerei. Etwas fiel mir dabei auf ... Der Dialekt! Heimatliche Klänge? Ich möchte die Geschichte nun nicht komplett wieder geben, denn Herrn Bruses Ehefrau hat eine solch schmucke und lesenswerte Homepage eingerichtet, dass ich einfach zu viel vorweg nehmen würde. Wo sieht man schon die Geschichte einer Brauerei so liebenswert dargestellt?
Brauereibesitzer Christian Bruse und ich

Das Gebäude in dem ich mich gerade befand (in DDR-Zeiten als "Herrschdorfer Kulturhaus" genutzt) war das Familienstammhaus Schmiedeknechts, unter dessen Dach sich auch die Familienbrauerei befand. Das Bier wurde dann ins Tal, in die Felsenkeller gekarrt, damit es kühl blieb. Deshalb haben sich die Schmiedeknechts später dazu entschlossen, gleich neben den Felsenkellern eine Brauerei zu errichten. Die imposante Brauereiruine, die sich von Willmersdorf kommend, kurz vor Herschdorf im Tal mitten im Wald befindet.

Mich beeindruckte vor allem, wie Herr Bruse voller Herzblut seine Ahnen beschrieb, was ihnen wichtig war und wie es weiter ging, als seine Großeltern mit dem Mauerbau ihren Heimatort Herschdorf verließen.

Die eindrucksvolle Brauereiruine im Rößtal bei Herschdorf

Sein Großvater wurde Diplom-Braumeister und  in Kulmbach Geschäftsführer einer großen Brauerei. Das erklärte den heimischen Klang, den ich in seinen Erzählungen heraushören konnte. Kulmbach ist unser Nachbarlandkreis und erfreut teilte ich ihm mit, dass sein Großvater ganz in unserer Nähe gelebt hat. Für Herrn Bruse war dadurch meine Heimat auch kein unbekannter Fleck. Noch mehr Schnittstellen fanden sich und so war die Unterhaltung äußerst kurzweilig.

Fasziniert von seinem Großvater widmete auch er sich der Brauereizunft.
Zuerst lernte er in Bamberg das alte Handwerk. Die Bamberger Region, bekannt für ihre Vielzahl an kleinen Familienbrauereien und schmackhaften Bieren, zog ihn an, um sein Können zu vertiefen und sein Handwerk zu verfeinern zu können. So arbeitete er dort in verschiedenen großen und kleinen Brauereien. Gut gerüstet ging er nach München und machte seinen Braumeister. Bamberg hatte bleibende Spuren hinterlassen und so war er später in Bamberg (da wohnte ich auch mal) ein Jahrzehnt als Braumeister in einer Familienbrauerei tätig.



1986 wurde zum letzten Mal Bier in Herschdorf (bzw. unten im Rößtal) gebraut. 25 Jahre später baute Herr Bruse die Brauerei neu auf. Nicht die alte imposante, aber leider verfallene, im Tal. Im Nebengebäude des Familienhauses seiner Vorfahren, dort wo alles begann, nahm er die Fäden der Brauerei-Vergangenheit auf und begann als würdiger Nachfahre an sein Erbe anzuknüpfen und es zu prägen. In diesem Nebengebäude braute er auf beengtem Raum Bier und so gab es 2007 zum ersten Mal wieder selbstgebrautes Herschdorfer Bier zu kaufen. Perlend süffiges, flüssiges Gold! Ein bisher versteckter Schatz.

Von links nach rechts:
 naturtrübes Pils, dunkles Lagerbier, Jubiläumsbier, helles Bockbier


Die Achtung seiner Vorfahren erkennt man übrigens auch an den liebevollen Details der Etiketten. Sie beziehen sich auf die Vorfahren und lassen so dem Biergenießer einen kleinen Einblick auf den Familienbetrieb gewinnen. Bis 2009 pendelte der Braumeister zwischen Bamberg und Herschdorf hin und her. Dann entschied er sich, nach Herschdorf zu ziehen, sanierte komplett das  Familienstammhaus und richtete ein gemütliches Gasthaus ein.



Das jetzige Gasthaus war früher übrigens die Mälzerei. In den gemütlichen Räumen finden 50 Personen Platz. Einladend und freundlich wie die Inhaber, so wirkt die gesamte Gaststätte. Gebraut werden in der eigenen Familienbrauerei vier verschiedene, schmackhafte Sorten Bier. Zwei könnt ihr hier auf den Bildern im Glas bewundern. Das dritte Bier (dunkles Lagerbier) goss man(n) in einen Steinkrug und beim vierten Bier (naturtrübes Pils) war ich nicht schnell genug. Das süffige Bier landete zu schnell in durstigen Kehlen. Ich würde sagen, einfach vor Ort ausprobieren und sich selber vom leckeren Geschmack überzeugen. Für mich ist es ein echter Geheimtipp und ich werde mit Sicherheit, wenn ich wieder in die Ecke komme, einen Abstecher dorthin machen.



Falls ihr den Olitätenweg geht oder vor habt, in die Gegend zu fahren, schreibt euch die Telefonnummer der Schmiedeknechts auf und gebt dort rechtzeitig Bescheid, dass ihr vorbei kommen wollt. Wandern macht durstig und dort ist eine  rettende Oase!

Helles Bockbier 

Thüringens kleinste Brauerei
Brauerei H.Schmiedeknecht
Geschwister-Scholl-Str.4
98701 Herschdorf/ Thür.
Tel./Reservierung: 036738/42357

www.brauerei-schmiedeknecht.de

Jubiläumsbier

Dienstag, 1. September 2015

Etappe 23 Von Herschdorf nach Garsitz - Wer suchet der findet...



Wegweiser am Ortsrand in Herschdorf

.. .oder wird gefunden. Schnitzeljagd für Erwachsene. Euch wird leider der Kopf rauchen, aber wer durchhält, hat meinen vollen Respekt verdient!

Nach der Besichtigung der Kirche und einem Abstecher runter zur Brauereiruine stempelte ich bei der Stempelstelle "Gutkauf" noch ab und machte mich auf die Suche nach dem nächsten Wegweiser.

Stempelstelle 19.   Früher "Nahkauf" nun "Gutkauf", von
Willmersdorf  und der Brauereiruine kommend schon zu sehen

Auf dem Wegstück zwischen Willmersdorf und Herrschdorf ist mir schon aufgefallen, dass Wegweiser entweder zerstört am Boden lagen oder völlig leere Gestelle an die einstigen Hinweisschilder erinnerten. 


Im Ort zeigte auch an der Geschwister-Scholl-Straße ein gut erhaltener Wegweiser noch zum Olitätenrundwanderweg Richtung Willmersdorf. Ich wollte aber nach Garsitz und der Wegweiser auf diesem Schild führt einen anderen Wanderweg entlang. Also kann man sich bei diesem Wanderschild (wenn man nicht den Ort besichtigen möchte - was man aber tun sollte) einfach Richtung "Langer Berg" halten.

Auf der Wanderung hatte ich "durch" die Infotafel und 
dank der vielen Hinweisschildern den vollen "Durchblick".

Am Ortsrand steht ein weiterer Beweis, dass man es scheinbar nicht so gut mit den Wanderern meint. Eine fehlende Schautafel ... damit kann ich leben, aber solche Wegweiser - wie im Hintergrund zu sehen - verdienen ihren Namen nicht und sollten erneuert werden. Hier ist jahrelang nichts mehr gemacht worden! 

An der Kirche kann man über die Kirchstraße hoch zur Hauptstraße, diese überqueren und sich dann links halten, bis rechts eine Straße hoch zum "Langen Berg" führt. 

Ein weiteres Problem auf meiner Schnitzeljagd seht ihr unten. Ich habe hier mal das Buch und die Karte abfotografiert. Der originale Olitätenrundwanderweg aus dem Buch (links im Bild) führt an Gillersdorf vorbei, rechts abbiegend über die Ortschaft Willmersdorf nach Herrschdorf, geht dann hoch zum "Langen Berg" (Parkplatz 1, rot eingezeichnet) und von dort aus, rechts weiter (Parkplatz 2, blau eingezeichnet) nach Garsitz und Königsee.

Vergleich der aufgezeichneten Wanderroute im Buch (links) und in der Karte
(rechts). Ich habe oben rechts zwischen P1 und P2 den Weg markiert, den man
 laufen müsste, um nach Garsitz zu kommen.

In der Karte allerdings führt der Olitätenrundwanderweg an Gillersdorf vorbei, links abbiegend über den Höhenzug "Langer Berg", biegt dann rechts weg nach Herschdorf und von dort aus weiter nach Dröbischau. Willmersdorf liegt hier nicht auf dem Weg.

Dies entspräche zum Teil eigentlich dem Mylius-Olitätenweg. Zum Teil? Ja, denn dieser wird im Buch und hier beschrieben und ihr werdet es ahnen, er stimmt auch nicht mit der Karte überein.

Der Mylius-Weg ist ein (Olitäten-) Tages-Rundwanderweg, der mit einer fünfblättrigen grünen Blüte auf weißem Spiegel und gelben Kreis (für Rundwanderweg) gekennzeichnet sein sollte. Er würde nach der Wegbeschreibung im Buch den Weg zwischen "n" und "g" vom "Langer Berg" nach rechts in Richtung Willmersdorf führen, dann müsste er am Wald austretend links (dem Waldrand entlang) abbiegen und identisch mit dem Pilzsteig (im oberen Bild auf der linken Karte nachvollziehbar) zum rot markierten Parkplatz führen. In der Karte führt er weiterhin geradeaus mitten durch den Wald, dann rechts abbiegend, zum rot markierten Parkplatz. Warum erzähle ich davon? Der Mylius-Wanderweg vor Ort ist bis nach Herschdorf und in Richtung Dröbischau leider zusätzlich mit dem blauen Dreieck gekennzeichnet und das sorgt für Verwirrung.

Parkplatz an der Schutzhütte am "Langer Berg". Warum wurde 
hier nicht deutlich der Olitätenweg und der Mylius-Weg gekennzeichnet?

An den Stempelstellen gibt es einen Flyer vom Olitätenland ... ihr werdet es ahnen ... da hat der Mylius-Weg noch eine Extraschleife im Wald anzubieten, die ansonsten nirgends zu finden ist.

In der Wanderkarte findet sich ab dem rot eingekreisten Parkplatz kein Hinweis mehr zu dem Wanderweg über Garsitz nach Königsee. Um den ursprünglichen Weg laufen zu können, hieße es nun Markierungen zu beachten ... Markierungen? Es gibt viele Markierungen für die verschiedensten Wanderwege! Viele gut erhaltene Hinweisschilder! Nur wo zum Kuckuck ist das blaue Dreieck auf weißem Spiegel in Richtung Garsitz? Das einzige Schild zum Olitätenweg führt zurück in Richtung Großbreitenbach und ist auf der RÜCKSEITE des Wegweisers angebracht.

Auf der Rückseite ein Hinweis, doch er führt zurück nach Großbreitenbach.
Eigentlich macht er an dieser Stelle überhaupt keinen Sinn.
Falls sich jetzt der ein oder andere fragt, warum ich nicht einfach der Nase nach in Richtung Garsitz gelaufen bin ...

Natürlich komme ich auch auf einem anderen Weg dort an, wo ich hin möchte. Auf den Wanderkarten sind genug Wege aufgezeichnet, die zum Ziel führen. Manches könnte man deshalb vor Ort abgekürzt laufen, um von A nach B zu kommen, aber man hat sich ja bei der Gestaltung des Wegverlaufes etwas gedacht. Ich möchte hier berichten, ob man sich auf die Markierungen verlassen kann. Wichtig ist doch für den Wanderer: Kann man den Olitätenweg ohne Schwierigkeiten gehen? Hat sich zehn Jahre nach der Veröffentlichung des Buches etwas verändert? Gibt es Schwachstellen oder ist er so wie er ist einfach passend?

Unten links, "deutlich erkennbar", befindet sich  das blaue Dreieck
Darüber der Pilz für den Pilzsteig und der Panoramaweg-Spiegel

Und dann das Problem bei den Schildern. Olitätenweg, Olitätenrundwanderweg und Olitätenrundweg ... wer soll da noch durchblicken, welcher wann gemeint ist, wenn diese Bezeichnungen bunt gemixt verwendet werden?

Trauer um einen vierbeinigen Freund

Wandern ist einfach. Wenn keine Markierung vorhanden ist, bleibt man auf dem Weg und biegt nicht ab. Der Teufel ritt mich. Vor Ort kein hilfreicher Wegweiser. Vielleicht verläuft der Weg nun anders? Seit 2013 sollen ja bestimmte Wegverläufe geändert worden sein. Nur wo genau und wie erfährt man leider nicht so ohne Weiteres. Ich lief also weiter geradeaus in den Wald. Wohl wissend, dass ich mich irgendwann rechts halten musste, um Richtung Garsitz zu kommen. Der Weg ließ sich gut laufen und so kam ich schließlich am Hundegrab an. Tolle Wegweiser vorhanden, aber nein, bei keiner Abbiegung gab es einen Hinweis auf einer Änderung des Olitätenweges. Also führte er ab Parkplatz 1 am Waldrand entlang, aber man muss die Strecke ohne hilfreiche Markierung laufen.

Immer noch besucht und gepflegt!


Ich rief meinen Mann an. "Duuuuhuuuu? Hier geht es nicht weiter. Könntest du mich mal kurz aus dem Wald fischen? Ich würde es gern anders machen. Fahre mich doch bitte mal nach Garsitz, wo ich normalerweise ankommen müsste und lasse mich dort raus. Ich wickle den Weg von hinten auf. Also von Garsitz nach Herschdorf gehend."

Mein Mann war recht amüsiert, nach dem Motto: "Jaja ... Frau alleine unterwegs!", bis er sich dann vor Ort über eine Stunde lang der Ausschilderung widmete und nach Hinweisen suchte. Auch er hatte am Ende nur ein Kopfschütteln übrig.

Wiesensalbei


Also fuhr er mich nach Garsitz. Das schmucke Dorf weckte mein Interesse, aber erst musste ich meinen Weg ablaufen. Dieser war vor Ort wunderbar ausgeschildert. Da der Weg bewachsen ist, ist bei Nässe auf wasserfestes, robustes Schuhwerk zu achten. Zwischen Herschdorf und Garsitz blühte großflächig der blaue Wiesensalbei, die weiße Lichtelke und Esparsette.

Einfache Wegstrecke


Der Wegverlauf war deutlich, der Boden sehr angenehm weich, so dass ich irgendwann die Schuhe auszog. Poldi und ich hatten richtig Spaß und genossen die schöne Landschaft. Ach übrigens: Zwischen den beiden Parkplätzen (die wieder auf Gemeindegrund Herschdorf liegen) fand ich dann zufällig auch eine fingerkuppengroße blaue Markierung hinter einem blühendem Weißdornstrauch. Nun also den ganzen Weg zurück, denn mein Mann wartete ja in Garsitz. *seufz*

Hier kann man sich nicht verlaufen


Man muss also (von Herschdorf kommend) am Parkplatz "Langer Berg" rechts dem Pilzsteig folgen, bis man zur Landstraße 1144 kommt. Diese überquert man und geht nach links. Der Weg gabelt sich noch einmal und diesmal muss man den rechten Weg nehmen. Nun ist man im Gemeindegebiet Königsee und ab hier finden sich wundervolle Wegmarkierungen und Wegweiser!

Kurz vor Garsitz gibt es dann auch noch auf dem Weg tolle Informationstafeln zu Landschaft, Kräutern und Buckelapothekern, die eigentlich zu dem Garsitzer Gebörne gehören. Man hat dort einen "Infoweg: Natürlich Königsee" gestaltet, der einen Ausflug und hier einen Extrapost wert ist!

Infotafel am Olitätenweg am Garsitzer Gebörne


Liebe Gemeinde Herschdorf, 
ihr habt tolle Wege, die sehr angenehm zu laufen sind und wunderschöne Ausblicke bieten. Euer Motto: "www für wandern, wohlfühlen und wiederkommen" gilt aber nicht für den Olitätenweg. Hier könnte man sagen: "Wahrlich wunderliche Wegmarkierungen"! Die Nachlässigkeit an so vielen Stellen des Olitätenweges ist sehr schade. Normalerweise sollte es einem Wanderer möglich sein, einfach einem markierten Weg zu folgen ohne ständige Rückorientierung mit der Karte (die leider einen komplett anderen Verlauf anzeigt, doch dafür könnt ihr nichts) oder einem Buch. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Auf meiner Wanderung rede ich gerne mit den Menschen. Immer wieder kommt man darauf zu sprechen, dass Geld fehlt, es am Engagement verschiedener Seiten mangelt, Stellen gestrichen wurden, es weniger Wanderer gibt und es sich deshalb nicht lohnt, die Markierungen zu erneuern. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Schlechte Markierungen ziehen auch nicht unbedingt Wanderer an. Falls ihr nicht zuständig seid, Markierungen und Wegweiser instand zu halten, so würde es dennoch von Verantwortung zeugen, die zuständigen Stellen rechtzeitig über den Verfall ihres Wegenetzes zu informieren. Herschdorf ist sehenswert! Ich hoffe, die Wegmarkierungen des Olitätenweges auch bald wieder!

Esparsette