Freitag, 9. Dezember 2016

Weltgedenktag der verstorbenen Kinder - wieder leuchten die Kerzen

Kurze, fast sorgenfreie Momente. Kostbarkeiten. 


Auch an diesem Sonntag, den 11.12.2016, werden wie an jedem zweiten Sonntag im Dezember weltweit ab 19.00 Uhr die Kerzen angezündet. Sie brennen für verstorbene Kinder, egal ob sie im Bauch verstarben und still geboren wurden oder später durch Krankheit, Unfall, Suizid oder einer Gewalttat aus dem Leben gerissen wurden.

Ein etwas anderes Kinderzimmer. Leben auf der Intensivstation


Weihnachtsdekorationen blinken überall. Adventszeit. Eine besinnliche, stille Zeit. In den Intensivstationen blinkt es auch ständig. Meist sind es die Medikamenten-Perfusoren, wenn sie leer sind oder die Alarmanlage, wenn die Werte aus der Norm geraten. Still findet man viele Besucher vor. Es herrscht in vielen Zimmern ein betretenes Schweigen. 

Schweigen umgibt einen auch, wenn Kinder sterben. Außenstehende sind oft hilf- oder sprachlos. Man weiß nicht, wie man mit den Trauernden umgehen soll. Manchen Eltern wird zum ersten Mal bewusst, dass auch sie ihre Kinder jederzeit verlieren könnten. Eine Garantie auf langes Leben gibt es für niemanden.

Die einen fühlen ein schlechtes Gewissen dem Trauernden gegenüber, weil sie gesunde Kinder haben. Sie möchten keinen Kontakt, weil sie denken, der Anblick ihrer Kinder würde den Trauernden verletzen und traurig machen. Andere meiden verwaiste Eltern, da sie denken, diese wären nun neidisch auf ihr Familienglück. Manchmal ziehen sich aber auch die Trauernden zurück und lassen niemanden an sich heran. Wenn Worte fehlen, dann helfen manchmal Zeichen.

Überall lebensnotwendige Geräte. Das Kind verkabelt und zugepflastert

Was ich damit meine? 
20.000 Kinder und junge Erwachsene sterben jährlich in Deutschland, weltweit sind es um ein Vielfaches mehr. Überall bleiben trauernde Eltern, Verwandte und Freunde zurück. Diese Menschen wollen mit ihren Kerzen ein Zeichen der Verbundenheit setzen. Jedes Jahr am 2. Sonntag im Dezember stellt man rund um die ganze Welt um 19.00 Uhr brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass eine "Lichterwelle" in 24 Stunden um die ganze Welt geht. Man gedenkt der Toten und denkt an diejenigen, die den Verlust zu tragen haben. Diese sollen sehen, dass sie nicht alleine sind. 

Ein warmes Licht steht im Fenster gegen die Einsamkeit und als Trost. Für manche Menschen sieht die "Weihnachtsbeleuchtung" im Moment so aus, wie du auf den Bildern sehen kannst. Blinkende Lichter und ständige Piepgeräusche haben auch sie. Statt Geschenke stapeln sich aber Spritzen-Perfusoren. Statt lachende, strahlende Kinderaugen sehen sie Wunden und Kabelsalat. Hier gibt es ungewisses Bangen, Leben im und für den Moment. Hoffnung ebenso wie Resignation und Trauer.

Vor fünfzehn Jahren im Dezember...
Tiefe Dankbarkeit über und Freude an diesen kleinen, kostbaren Momenten. Hoffnung.
Immer noch sind die Bilder da. Gerüche und Gefühle eingebrannt. Gedanken kreisen.
Vor vierzehn Jahren brannte die Kerze zum ersten Mal.

Meine Kerze brennt zum 14. Mal. Nicht nur für diejenigen die um ihre Kinder trauern, sondern auch für die, die um das Leben ihre Kinder bangen. Vielleicht schenkt das Leuchten der Kerze einem Menschen Trost.
Ich sage ein stilles "Danke" den Menschen, die damals, als wir um das Leben unserer Tochter bangten, da waren und unser Leben mit ihrem Dasein bereichert haben. So viele Menschen arbeiten für andere Menschen und erleichtern deren Leben. Wie schön, wenn sie in ihrem Beruf auch noch Herzlichkeit und Freude verschenken. Diese Menschen sind mir bis jetzt in Erinnerung geblieben. Danke!

Ein Licht geht um die Welt. 

Wenn du dem Link "Weltgedenktag der verstorbenen Kinder" anklickst, kannst du mehr Informationen über die Aktion erfahren. 

Alles für das Kind - mit Luxus hat das in diesem Fall nichts zu tun.

Sonntag, 4. Dezember 2016

Der Frieden hier schmeckt bitter


Während in dieser Zeit hier viele Menschen durch die Geschäfte hetzen, um ihre Weihnachtseinkäufe zu erledigen und dabei genervt ihre schweren Tüten schleppen, sind in anderen Ländern auch Menschen gehetzt. Nur diese Menschen schleppen dabei ihr geringes Hab und Gut und manchmal auch nur noch sich selber oder ihre Kinder, um an einen vermeintlich sicheren Ort zu kommen. 

Gehetzte Seelen - doch aus verschiedenen Gründen. 

(Weihnachts)Frieden. Nie wird ein so signifikanter Anstieg an häuslicher Gewalt festgestellt als in der Weihnachtszeit. Ursache: Überzogene Ansprüche an Weihnachten. Es soll das Familienleben perfekt sein, was innerhalb des Jahres nie weiter gepflegt wurde. 

Frieden. Für die einen ist es ein romantisch verklärtes Bild. Im besten Fall ist Friede einfach Alltag, der nicht weiter beachtet wird. 
Für andere aber ist er eine schmerzhafte Sehnsucht, ein scheinbar unerreichbarer Wunsch. Manchmal ein stiller Moment in all der Zerstörung, in dem man aufatmen kann und Ruhe findet. 

Meine Kerze brennt für die, die sich gehetzt fühlen - aus welchen Gründen auch immer. Nein, es soll jetzt kein moralisierender Post an euch werden. Keine Aufforderung zu Irgendetwas. Solche Beiträge gibt es genug. Ich bin nur gedanklich oft in einem mir fremden Land. Auch wenn ich die Menschen nicht kenne, sind sie mir nah. Sie lieben. Sie wünschen. Sie hoffen. Sie trauern.

Ich trauere mit. 

Der Frieden hier schmeckt bitter.