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Mittwoch, 15. Februar 2012

Zugriffe - Suchanfragen - Gimpelfang



Ich bin wirklich beeindruckt, wie manche durch bestimmte Suchwörter zum Kräuterfraala finden. Ich freue mich über jeden Besucher, stillen Leser und vor allem über die neuen Anmeldungen. Fühlt euch herzlich Willkommen und ein großes "Dankeschön" an euch!

Manche Suchanfragen betrachte ich fassungslos.

Momentan finden viele Suchanfragen bei mir statt, nach: "Vogelleim", "Gimpel einfangen", "Dompfaff singen beibringen","Was fressen Gimpel im Käfig?", "Darf man denn einen wilden Dompfaff einfach im Käfig halten?", "Gimpel Falle stellen"...

Ich möchte aufgrund der Vielzahl der Suchanfragen an die Vernunft appellieren. Wenn ihr einen Gimpel fangt, leiden zwei Vögel! Sie leiden, weil sie sich gegenseitig treu sind, sich verzweifelt suchen und auch dabei oft deshalb durch ihre Unvorsichtigkeit ums Leben kommen. Wem der gesunde Menschenverstand nicht genügt, sollte sich bewusst machen:




Wildfänge sind nach Bundesnaturschutzgesetz illegal!

"Nach § 12 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) ist der Fang von wildlebenden Tieren mit Schlingen, Netzen, Fallen, Haken, Leim und sonstigen Klebstoffen sowie nach 
Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 die Verwendung von lebenden Tieren als Köder zum Fang dieser Tiere verboten."

Es gibt mittlerweile eine Beschaffungskriminalität, weil die Züchter von Singvögeln, nicht mit ihrem Angebot die Nachfrage befriedigen können. Schade, wenn das "Haben wollen" auf Kosten von wehrlosen Lebewesen geschieht. Es sind Lebewesen und sie möchten weiterhin nach ihrer Bestimmung leben: FREI!





Donnerstag, 26. Januar 2012

Gimpel oder Dompfaff


Aus der Vogelhochzeit :

Der Gümpel, der Gümpel,
macht ein greulichs Gerümpel...(Uhland 1613)


Der Gümpel was der Bräutigam, 
der Adler auf die Hochzeit kam (um 1533 Nürnberg;A. v. Arnim) 




Da sitzt er wieder und passt auf seine Frau auf - der Gimpel (Pyrrhula pyrrhula), im Frankenwald Gümpel oder auch Dompfaff genannt. Er gehört zur Familie der Finken (Fringillidae), deshalb kennt man ihn als Blutfink (mit allen dialektischen Abwandlungen), Rotfink und in Großbritanien als Bullfinch (Bullenfink - wegen der dickeren Gestalt). Die rundliche Figur, das rote "Gewand" des "Rotgimpels" mit der schwarzen Kappe, erinnerte die Menschen früher auch an die Domherren und so hat der Vogel seinen zweiten Namen bekommen: Dompfaff.




Ich mag ihn so gern. Ihn und sein sanftes "Diüüü düüü" höre ich schneller und häufiger, als ich ihn sehen kann. Er lebt bei uns im Mittelgebirge im Nadelwald und frisst Fichtensamen, aber auch Samen von Wildkräutern und Knospen. Das erklärt seinen Spitznamen Pollenbeißer (Knospenbeißer). Im Sommer ist er selten in unserem Garten anzufinden. Ab dem Herbst besucht er uns wieder, sammelt die frischen und ausgereiften Samen von meiner Wildkräuterwiese und sucht in den Wildsträuchern nach Futter. Kennt ihr die Gimpelbeeren? So nennt man den Liguster und seltener die Eberesche.

Über die Wortherkunft "Gimpel" ist man sich nicht sicher. Das bayrisch-österreichische Wort gumpen (hüpfen) soll Namensgeber sein. Als althochdeutsches Wort ist "Gümpel" in alten Büchern festgehalten. In Tirol (Schöpf) wurde schon im 15. Jahrhundert ein tollpatschiger, einfältiger Mensch, Gümpel genannt. Der "Gümpelmann" war so etwas wie ein Witzbold. Bei uns im Frankenwald hört man umgangssprachlich schon mal den Ausspruch: "Der muss sein Gümpel aa nuch dou nei steck!" -> "Der muss seine neugierige Nase (oder Kopf) auch noch hier hinein stecken." Den Spruch kannten auch viele Österreicher, die eine große, rote Nase so bezeichnen und Menschen mit dieser Gesichtszierde (Säufer,Sandler) verspotteten (österr. Volkskunde 2;1896).


Auch Dompfaffweibchen können schlank aussehen.

Man hielt nicht viel vom Gimpel, der Ausdruck wurde in ganz Europa als Zeichen für Dummheit verwendet. Ich finde es sehr schade, denn ein großer Teil seiner angeblichen "Leichtgläubigkeit" ergibt sich aus seiner Treue. Einen Gimpel konnte man leicht fangen, er ist schnell "auf den Leim" gegangen (Vogelfangart). Man muss wissen, dass man durch Nachahmung seines Pfeifens, den zutraulichen Vogel gut anlocken kann. Der wunderhübsche Federball fliegt immer mit seinem Partner zusammen ans Futterhaus. Einer frisst, der andere hält Wache. Stets halten sie Ausschau zueinander, suchen den Kontakt und kommunizieren. Wenn also ein "Pärchen" am Futterhaus frisst, sieht man in den Büschen nebenan, oftmals auch ein Pärchen.
      




Ist es nicht eine Doppelmoral? Normalerweise lernen die männlichen Jungen den Gesang von den männlichen Altvögeln. Die angeblich dummen Gimpel, fing man früher aus dem Nest heraus und brachte den wehrlosen Jungvögeln bei, Lieder zu pfeifen, weil sie so gelehrig waren. Dann wurden sie als Käfigvogel weiter verkauft. Gemein? Heutzutage gibt es noch genügend Menschen, die Dompfaffen im Käfig halten. Man aß ihn in Deutschland bis ins 19.Jahrhundert; in Italien sieht man ihn jetzt noch auf dem Teller. 
Gerade der oft lebenslang treue Vogel wurde zum Zeichen der Untreue. Vielerlei Gedichte zeugen davon.

Mit Habgier und Geiz verband man den Dompfaff und manch einer dachte der Teufel ist bei dem Vogel mit im Spiel. Kennt ihr noch den Räuber Hotzenplotz (Otfried Preußlers Kinderbuch)? Dort verwandelte aus Wut der böse Zauberer Petrosilius Zwackelmann, den Räuber in einen Gimpel und steckte ihn in einen Käfig.

Eine Sage erzählt, dass ein Mann namens Dieteler vor langer Zeit, an einen Sonntag Vögel fangen wollte und sich mit Lockvögel und Leimruten auf den Weg machte. Dieteler vergaß die Zeit und als dann noch ein Gimpel ihm "auf den Leim ging", war es für die Sonntagsmesse zu spät. Er säuberte den Dompfaff, steckte ihn in den Vogelkäfig und machte sich auf den Heimweg. Der Käfig auf dem Rücken wurde immer schwerer. Der Mann hob ihn vom Rücken herunter und erschrak. Der Gimpel war feurigrot geworden, wurde groß und immer größer, dass sich die Eisenstäbe schon auseinanderbogen. Dieteler bekreuzigte sich und warf den Käfig unter den Worten: "Im Namen Gottes! Du Teufelsgimpel sollst mich nicht kriegen!", den Berg hinab. Der Käfig hinterließ beim Sturz ins Tal einen Feuerstreif. So merkte der Mann, dass ihn der Teufel von dem Kirchgang abgehalten hatte.
Seit dem Tag fing Dieteler keine Vögel mehr und besuchte regelmäßig den Gottesdienst.
(Nach dem Buch "Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol" von Ignaz Vinzenz Zingerle)


Schade, dass ein so fürsorglicher ruhiger Vogel einen solch schlechten Ruf hatte. Für mich sind Dompfaffen ein Sinnbild von zurückhaltender Fröhlichkeit, sie sind liebevoll und haben einen anrührenden melodischen Gesang - unaufdringlich aber deutlich. Sie sind Willkommen!
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