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Donnerstag, 29. Oktober 2015

Halloween - Aussage meiner Kinder: "Feiert ohne uns!" (2)




Die Meinung meiner Kinder (12 und 9) hat sich immer noch nicht geändert. Sie feiern auch dieses Jahr kein Halloween. Auf der Arbeit musste ich dann auch dieses Jahr erfahren, dass nur ein sehr geringer Bruchteil unserer deutschen Kinder noch weiß, was wir eigentlich dieses Wochenende für "deutsche (stille) Feiertage" haben und was sie bedeuten. Kennt ihr die Hintergründe? Der Post von 2013 ist immer noch aktuell:

Da staunte ich nicht schlecht. Auch dieses Jahr sagten meine Kinder (10 und 8) ihren Freunden ab. Sie wollten kein Halloween feiern.

Hm, wollten sie mir nur gefallen? Vor ein paar Jahren, bekamen meine Kinder ihre erste Einladungen zu diesem Fest. Sie freuten sich darüber sehr. Sie wussten von den Erzählungen, dass man sich verkleiden durfte und es was zu Naschen gab. Welchem Kind gefällt dies nicht?
Ich redete mit den Müttern. Ich selber mag dieses Fest nicht, weil es seinen ursprünglichen Sinn verloren hat und zu einem zweiten, ausufernden Fasching im Jahr mutiert ist. Ich würde also mich in den nächsten Jahren nicht mit einem Fest revanchieren.  Das war für sie kein Problem, man könne sich doch trotzdem einfach mal zusammensetzen. Es sollte nur eine kleine Feier für die Kinder werden. Es wurde auch nicht einfach an irgendwelche Türen geklingelt und "gestört", sondern nur bei den Familien geklingelt, deren Kinder mitfeierten. Den Kindern reichte dieser kleine Abendspaziergang völlig. Sie waren zufrieden und genossen das Spiel mit den anderen Kindern. Wir Erwachsenen hatten auch einen unterhaltsamen Abend.




Wie immer fragten meine Kinder nach: "Mama, du hattest doch auch Spaß? Magst du Halloween immer noch nicht?"
Ich erklärte ihnen, dass ich mich zwar gerne mit Freunden treffe und mich mit ihnen unterhalte, es auch sehr schön bei ihnen war, aber ich mit dem veramerikanisierten  Fest nichts anfangen kann. Ich finde viele Dekorationsideen spannend und toll gemacht! Leider kann ich trotzdem nicht über die eigentliche Bedeutung dieses Festes hinweg sehen. So wie die Mamas das Fest organisiert haben, fand ich es gut gelöst. Es ging leise mit Begleitung durch das Dorf, keiner wurde unfreiwillig belästigt, nichts beschädigt und jeder war zufrieden. Ich erzählte meinen Kindern wie teilweise anderswo gefeiert (randaliert) wird und dann von den Geschichten aus alten Tagen, vom Hintergrund unserer Traditionen.




Dass ich an diesen Tagen gerne die Ruhe nutze und an ihre verstorbene Schwester denke, aber auch bewusst an die Menschen, die mich ein Stück meines Lebens begleiteten bevor sie starben. Dass es Menschen in unserem Ort gab, die durch ihr Wesen für mich einfach unvergesslich sind, obwohl ich nur wenig mit ihnen zu tun hatte. Bei manch anderen ist es so, als wären sie noch nicht verstorben, sondern einfach nur im Haus geblieben. Manche sehe ich jetzt noch vor mir, wie sie zusammen stehen und ihr "Schwätzla" abhalten, andere blieben durch ihren Duft (sei es Mottenkugeln, Kernseife, Motoröl, Pfeifentabak oder Kölnisch Wasser), wieder andere durch ihre (Körper-) Geräusche in lebhafter Erinnerung. Wenn solche "stillen Feiertage" durch die "Spaßgesellschaft" übertönt werden, geht diese Verbundenheit verloren. Die Feiertage sind eigentlich da, damit wir uns für uns und füreinander Zeit nehmen, um wieder - im wahrsten Sinne des Wortes - zur Besinnung zu kommen.




Es erschließt sich mir leider nicht der Sinn, warum so viele Menschen ein "kulturentfremdetes" Fest feiern. Alle Kinder freuen sich im Jahr über die Ferien. Kaum ein deutsches Kind kann allerdings noch die Frage beantworten, was die Feiertage, die in den Ferien liegen (und da meine ich auch Ostern, Pfingsten und Weihnachten!) für einen Hintergrund haben.
Man glaubt es nicht, was man für Antworten bekommt! Kaum noch ein Kind, dass nicht den Weihnachtsmann für den Nikolaus oder ganz und gar für das Christkind hält. Wobei - viele Erwachsene wissen es auch nicht besser. Ich verstehe es nicht, warum Kinder heutzutage SIEBEN Adventskalender haben. Noch dazu mit Barbie, Hello Kitty oder Star Wars Figuren!  Davon abgesehen: Wenn Jesus am 24.12 Geburtstag hat, warum bekommt jeder Geschenke nur er nicht? (Ich weiß, die Aussage hinkt. Mir geht bei dem Beispiel auch nur um den ausufernden Geschenkewahn und dem Streit, wer die Geschenke bringt, der Hintergrund ist den meisten Leuten egal) Nix da mit "liebt einander" oder "Die dunkle Zeit wurde überwunden"...! Nie wird mehr im Jahr gestritten wie an Weihnachten, doch zurück zu Halloween. Auch dieses Fest wurde komplett aus seinem ursprünglichen Sinn heraus gerissen.



Seit jeher glaubt man, dass uns die Toten in diesem Zeitraum (30.10 bis 8.11)  nah sind, und dass wir an diesen Tagen sie spüren können. Man wurde deshalb still und lauschte. Man versammelte sich und gedachte derer, die verstorben waren. Diese "Ahnen-Gedenktage" findet man in den verschiedensten Kulturkreisen. Sie sind also keine "Erfindung der Kirche", sondern waren schon vor der gesetzlichen Festlegung Tage, an denen die Trauer und die Sehnsucht nach den Verstorbenen einen Platz gefunden haben. Wie man diesen Tag verbringen mag, sei wirklich jedem selber überlassen. Trauer ist vielfältig und wer trauert, der trauert nicht an einem festgelegten Tag, sondern wenn die Gefühle einfach da sind. Aber an diesem/n Tag/en können die Menschen (wenn sie es wollen) sichtbar erfahren, dass sie nicht alleine mit ihrer Trauer sind und dies kann trösten. Bei anderen kann es Verständnis wecken, dass bei manchen Betroffenen der Verlust noch nicht so lange zurück liegt und diese Menschen einfach noch etwas Zeit brauchen, bis die Normalität einkehrt.



Vielerorts wurde früher noch ein Gedeck mehr auf dem Tisch gestellt, als symbolisches Zeichen, dass man der Toten gedenkt, die unter uns lebten. An diesem Tag brannten Kerzen auf den Gräbern und in den Fenstern. Die Seelen der Toten fanden (nach altem Glauben) so den Weg zu ihren Lieben nach Hause. Sie konnten verstehen, dass das Leben weiterging und konnten aber auch (durch das Grablicht) leicht zurück zu ihren Körpern und von dort ins Jenseits finden. Vor Wiedergängern hatte man schon immer Angst und so erzählte man sich in den Stuben noch bis ins 20. Jh. gruselige Geschichten von jungen Burschen die ohne Respekt sich in diesen Tagen auf den Friedhof wagten.
In katholischen Gebieten Deutschlands glaubte man, dass die unerlösten Seelen  an diesem Tag aus dem Fegefeuer heraus dürften und auf Erden ihre Erlösung suchten. Ihnen konnte durch ein Gebet und einer brennenden Kerze geholfen werden. Damit diese aber nicht ins Haus kamen, schnitzte man Fratzen in Rüben (Kürbisse gab es noch nicht) und stellte sie vor die Tür. Das sollte die ungebetenen Seelen davon abschrecken das Haus zu betreten.




Ab November tritt die Ruhe in den Jahreszyklus. Die Erde hat uns gegeben, wir haben geerntet, leben davon und können Resümee ziehen. Man sieht die tristen, abgeernteten Felder, die kahlen Bäume, die ihr Laub abgeworfen haben und spüren, dass es nun eine lange Zeit um uns herum dunkel und kalt wird. Doch wir können die (Seelen-)Zeit für uns nutzen um im neuen Jahr, gestärkt und mit frischen Mut, neu durchstarten zu können. Nach dem Tod eines Menschen ist es ähnlich. Man muss sich auch erst wieder finden, spürt die Einsamkeit, verliert einen Teil seiner Lebensfreude. Man weiß darum, dass der Schmerz sich wandelt, doch im Moment ist dieser Tag einfach noch zu fern und kaum vorstellbar.




Sich an diesen Tagen mit der Vergänglichkeit und dem Wandel aller Dinge zu beschäftigen, sich zu überlegen, an was man festhalten möchte und was man vielleicht lieber loslassen sollte, kann heilend wirken. Auch Verstorbene muss man loslassen können, was nicht gleich gesetzt ist mit "Vergessen"!
Man sollte an den Tagen "zwischen den Welten" nicht im Nebel der Traurigkeit versinken, sondern sich an das Gute und Schöne das man hatte erinnern, so wie man sich im Winter an den eingemachten Früchten erfreut.



Meinen Kinder gefallen die alten Geschichten. Sie meinten, es wäre "echter" als diese Partys und dadurch zwar gruselig aber auch tröstend. Ich höhlte dieses Jahr Kürbisse aus und kochte davon eine Suppe. Während die Große und die Kleine eifrig Gesichter in ihren Kürbis schnitzten, unterhielten wir uns. Das sind die Momente in denen ich dankbar bin. Es sind einfach kleine, intensive Momente "heile Welt" die uns niemand nehmen kann.



Ich bin gespannt, wie es in den nächsten Jahren weiter geht. Ob diese Einstellung länger anhält? Wenn sie mit ihren Freunden feiern wollen, dann dürfen sie es gerne tun. Sie müssen schließlich ihren eigenen Weg finden und es muss nicht meiner sein. Ich bin gespannt, wie es  ab 2017 weiter geht, wenn der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag wird. Kann dann Halloween so wie jetzt noch gefeiert werden?




Montag, 27. April 2015

Basis-Seminar: Die Heilpflanzenwelt des Frankenwaldes, Teil 1




Am 9.5.2015 findet in der Arnika-Akademie in Teuschnitz der 1. Teil von drei, separat buchbaren, Seminartagen mit dem Thema "Die Heilpflanzenwelt des Frankenwaldes" statt. 

An diesem Tag werden wir Exkursionen zu den Standorten verschiedener Heilpflanzen vornehmen und diese genau nach ihren Merkmalen bestimmen. Ebenso wird auf Eigenheiten und Einordnungskriterien eingegangen. Um vorhandene "Doppelgänger" unterscheiden zu können, werden die wichtigsten Unterscheidungskriterien von Susanne Beyer (Diplom Biologin) aufgezeigt.

Darauf aufbauend, wird von mir auf die Nutzung und Bedeutung in der Volksmedizin eingegangen. Mythologisches und der dazugehörige Aberglaube wird ebenso erwähnt wie aktuelle, wissenschaftliche Erkenntnisse.

Ich würde mich freuen, euch begrüßen zu dürfen!

Näheres zu Kosten, Anfahrt und Anmeldung, findet ihr auf der Seite der Arnika-Akademie:


http://www.teuschnitz.de/arnika-akademie/175/

Sonntag, 1. Februar 2015

St. Brighid`s Cross - Die Triskele - Eine Anleitung




Im letzten Jahr habe ich einen sehr ausführlichen Post geschrieben über die irische Heilige, die auch als keltische Göttin bekannt ist. Dabei habe ich eine Anleitung gegeben, wie man das vierarmige St. Brighid-Cross bastelt. Sie ist eine der ganz wenigen Heiligen, die eng mit der heidnischen Mythologie, gleichzeitig mit dem Christentum und dem spirituellen Druidentum verbunden ist.



Das traditionelle Kreuz wird aus 28 Binsen hergestellt. Beim dreistrahligen 
Kreuz wird die Anzahl der Binsen nicht vorgegeben.

Heute möchte ich deshalb nicht auf die Geschichte von Brighid eingehen. Während die Bilder aufzeigen, wie man eine Triskele anfertigt, werde ich nebenbei mal wieder euch einiges über die Geschichte und Symbolhaftigkeit des Zeichens erzählen. Zum Basteln nimmt man Stroh oder Binsen. Der Anfang ist identisch mit dem Flechten des normalen Kreuzes.



Man kann schon vorher die Binsen mit der Schere auf eine Länge einkürzen 


Die ersten Triskelen-Funde werden der Jungsteinzeit zugeordnet. Es gibt auf Irland z.B. die neolithische Triple-Spirale in der Megalithanlage von Newgrange. Spiralen deutet man als unendliche Bewegung in der Schöpfung, als Entfaltung des Lebens, aber auch als ein zur Mitte finden, je nachdem ob sie sich ein-, oder auswärts winden. 

Das Symbol ist vor allem in Europa durch seine weitreichende und variantenreiche Verbreitung im nordischen und keltischen Kulturraum bekannt geworden. Darüber hinaus sind verschiedenartige Triskelen in annähernd allen Kulturen der Welt zu finden: Auf den griechischen Münzen und Amphoren 400 Jahre vor Christus wurden Triskelen aus Menschenbeinen dargestellt, die man später auch in der Flagge Sizilliens und Isle of Man oder im Stadtwappen Füssen findet. Interessant, denn Triskelis heißt übersetzt Dreibein. Hier sind (unter anderen) sogar Triskelen in fränkischen Wappen zu sehen. 


Nun knickt man den ersten Halm und legt ihn über die Mitte des zweiten Halmes

Ob im Norden Afrikas, Europa oder Asien, man findet verschiedenartigste Formen dieser Symbole. Ob es in Australien und Amerika auch urzeitliche Triskelen gab, kann ich nicht beantworten, vielleicht habt ihr Belege dafür? Stilistisch vereinfachte Formen sind vielerorts zu finden. In der Gotik (1150 bis 1500) verwendete man unter anderem ein Ornament im Baustil, den sogenannten "Dreischneuß". Auch er wird durch seine Dreischenkligkeit  als Triskele bezeichnet. So wie es das Hakenkreuz gibt, gibt es die die Triskele in der Runenform. Leider wird heutzutage auch dieses Zeichen von Menschen mit braunem Gedankengut  missbraucht. Noch abstrakter ist die Triskelis im dreiarmigen Kreuz versteckt.
Die Triskele, vor allem das der Brighid, erfuhr eine Renaissance aufgrund des steigenden Interesses am Keltentum. Vor 20 Jahren interessierte sich dafür noch kaum jemand für das geflochtene Kreuz, geschweige denn für die anderen Varianten.



Doch was bedeutet eigentlich dieses Kreuz? 

Einiges wurde schon geschrieben und vieles wird in der heutigen Zeit hinein interpretiert, doch all das sind Mutmaßungen und Vorstellungen unserer Zeit. Man muss sich bewusst machen, dass es historisch gesehen leider keine gesicherten Deutungen oder Aufzeichnungen gibt und deshalb alle Aussagen, die als Faktenwissen angegeben werden, zweifelhaft sind. Auch Aussagen, wonach die Triskele die Urform ist und aufgrund der Christianisierung sich zum Kreuz umwandelte, sind nicht stimmig, denn das Kreuz kam als Symbol auch in den Megalithanlagen  vor.



Man vermutet, dass die "Kerb-Stones" (Steine mit eingeritzten Spiralen, Mustern und anderen Zeichen) weithin sichtbar den Menschen mitteilten, was sie an diesem Ort erwartete. Die spiralförmige Triskele in Newgrange ist nur ein Symbol aus einer unsäglichen Vielzahl von Zeichen, die man in Newgrange, Dowth, Tara und Knowth fand. Auf vielerlei Steinfunden kommen auch andernorts Spiralen oder konzentrische Kreise vor, mit einer inneliegenden Vertiefung. Die Triskele aber ist als solches kein Hauptmotiv. Viele dieser gravierten Steine finden sich in Irland auf Feldern und nicht immer nur in Hügelanlagen.


Nun hat man drei Stränge. Die nächste Binse, die man knickt, führt man zu dem noch allein stehenden Halm. Dadurch formt sich das Gebilde zu der harmonisch aussehenden Triskele.


Aufgrund dessen, dass bestimmte Markierungen auf den verzierten Steinen nur zur Sonnwende oder Tag-Nacht-Gleiche von der Sonne bei ihrem Aufgang oder Untergang beschienen werden, werden diese Symbole sinnigerweise der Sonne zugeordnet. Es zeigt sich die auffällige Besonderheit, dass die tiefliegende Kammer in Newgrange am Sommer-Sonnwend-Tag während des Sonnenaufgangs beleuchtet wird und in Dowth  während des Sonnenuntergangs am selbigen Tag die Kammer im Licht erstrahlt. So konnte man das Augenmerk von den beritzten Steinen,  die zu den Grabhügeln gehören, auch auf andere markierte Steine legen, die an auffälligen Stellen gefunden wurden.
Wusstet ihr, dass in diesen Anlagen die inneliegende Kammer kreuzförmig ist? Ein Kreuz in einer kreisförmigen Anlage. Das findet sich später dann wieder in den typisch keltischen Kreuzen. Das Radkreuz mit dem über den Balken liegenden Ring.



Schön sieht es aus, wenn man die Halme nicht durcheinander bringt.


Die Zahl Drei ist bedeutungsvoll und dies spiegelt sich in den verschieden Kulturkreisen wider. Von daher ist es nachvollziehbar, dass die Symbolhaftigkeit auf die Triskele und auf das dreiarmige Kreuz übertragen wurde.  Zu welchem Zeitpunkt, das ist unbekannt, doch im Moment verbindet man damit:

Geburt - Leben - Sterben
Kindheit - Reife - Alter
Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft
Erde - Wasser -Luft (Wachstumsbedingungen)
Kommen - Verweilen - Gehen
Körper - Geist - Seele
Physisch - Mental - Astral
Vater - Mutter - Kind
Gott - Schöpfung - Geist
Die  drei Göttinnen
Dreieinigkeit im christlichen Sinne
Göttertriaden

Durch diese Trinität wird etwas sichtbar: Zwischen allen Gegensätzen liegt immer noch etwas, alles bedingt sich gegenseitig und schafft dadurch Harmonie. Für mich persönlich ist diese Trinität auch nichts Statisches, da teilweise in ihnen Prozesse oder Zustände innewohnen, die sich stets ändern.


Veränderungen brachte auch Brigid. Sie brachte das Stockende zum Fließen. In den Bäumen und Pflanzen den Saft, bei Mensch und Tier den Milchfluss. Apropos...


Die Triskele wurde im Kuh- oder Schafstall aufgehängt. Sie wurde nicht gesegnet, wie es beim Kreuz der Fall war. Ob ein Mensch reich war, sah man an der Anzahl der Tiere und nicht an der Größe des Landes. Diese sollten deshalb auch unter den Schutz der Brigid gestellt sein. Deshalb wird sie oftmals mit Hirtenstab und Tieren wie Kuh oder Schaf dargestellt.



Da man alle Jahre ein neues Kreuz oder ein Dreibein flocht, blieben die alten übrig. Diese wurden nie weggeschmissen, sondern den Flammen übergeben. Mancherorts wurden die alten auch zum Schutz vor Unheil nach dem Flechten eines neuen Symbols oben im Dachstroh aufbewahrt, bis sie irgendwann zerfielen.






Samstag, 5. Juli 2014

Auf was man so alles stößt...


Wer mich etwas näher kennt, der weiß, ich laufe gern an Orten herum, wo man kaum Menschen trifft. Der Nase nach, neue unbekannte Wege gehen, die ab und an einfach einmal zu Ende sein können. Dann steht man irgendwo im Wald und muss sich grob an der Himmelsrichtung orientieren, um wieder nach Hause oder zum Auto zu finden. Manchmal hat man ein Ziel, läuft aber anders als der Weg vorgibt, um zu sehen, ob man trotzdem am gewünschten Platz heraus kommt. Es gibt so viele schöne Ecken bei uns zu entdecken.

Im Frankenwald gibt es Sagen von den Holzfraalas und den Schrätzlas. Der ein oder andere würde sie vielleicht auch gerne einmal zu Gesicht bekommen. Sie sind klein, nicht größer als 5-6jährige Kinder. Sehr urtümlich sind sie und haben ihre Eigenheiten. Verwechseln konnte man sie deshalb nicht miteinander. Keiner weiß, woher sie kamen. Man erzählt sich Geschichten darüber, wie sie dem Frankenwäldler halfen und bei ihm lebten. Irgendwann verschwanden auch sie mit der Modernisierung aus dem Leben der Einheimischen.

Wenn man bei uns durch die Wälder streift, kann man erahnen, wie die Geschichten entstanden. Bemooste Felsen, Schattenspiele, kleine Höhlen an den steileren Ufern einiger Waldbäche - sie können dem Auge so manche Dinge vorgaukeln. Umso mehr zauberte mir diese kleine Stelle im Wald ein Lächeln ins Gesicht. 

Donnerstag, 6. Februar 2014

Sonnenphänomen "Obere Lichtsäule"




Dieses wunderschöne und hier in Mitteleuropa selten vorkommende Sonnenphänomen zeigt sich gerne in den Abendstunden. Kurz nachdem die Sonne untergegangen ist, steigt plötzlich eine Lichtsäule am Horizont empor. Erst ist sie recht hell, meist, weil die Sonne noch nicht tief genug steht, aber dann verfärbt sie sich warm-golden-orange. Länger als eine halbe Stunde konnte ich sie noch nie beobachten.
Die "obere Lichtsäule" gehört zu den Spiegelungshalos. Die Lichtsäule zeigt sich bei Windstille. Es drehen sich in der Atmosphäre die Eiskristalle vertikal und da die Sonne untergeht, spiegeln sich die Sonnenstrahlen an der Unterseite der langsam fallenden, waagrecht liegenden Kristalle. Ähnlich spiegelt sich übrigens das Sonnenlicht auf der ruhigen Wasseroberfläche des Meeres, wenn eine "goldene Sonnenbahn" zu sehen ist. Es gibt auch "untere Lichtsäulen", die von der Sonne zur Erde hinab zeigen.

Manchmal schneidet sich dieser Strahl mit dem oberen Berührungsbogen (hier und hier habe ich  es schon gezeigt und beschrieben) und dann erscheint optisch ein leuchtend, goldenes Schwert am Himmel. Sehr ausführlich wurde schon 1824 ( im Journal für Chemie und Physik, Band 42 von Johann Salomo Christoph Schweigger) über diese Erscheinung, die im selben Jahr am 8. Juni bei Dresden sichtbar war, berichtet.

In den früheren Zeiten, sah man darin gern einen "Fingerzeig Gottes", der aufgrund der Menschenangst meist als drohend empfunden wurde. So vermutete man, dass es das Schert Gottes sei, welches sich am Himmel zeigte. Beeindruckend ist es jedenfalls und wenn man eine Lichtsäule entdeckt sollte man diese Momente wirklich genießen.




Dienstag, 4. Februar 2014

Bastelanleitung für ein St. Brighid Cross oder das Kreuz der Heiligen Brigid





Am 1. Februar bis zum 2. Februar feiert man das Fest der Hl. Brigid (Lá Fhéile Bhríde, geboren um 451 in Faughart bei Dundalk, Irland; gestorben am 1. Februar 523 in Kildare, Irland). Bei Brigid wird übrigens das "g" nicht mit "dsch"wie im modernen Englisch ausgesprochen. Man sprach es ursprünglich mit einem klaren "g" in der Mitte. Im modernen Gälisch wird das mittlere "g" stumm wie "Brii-id " ausgesprochen.  Brigitta ist die lateinisierte Form, doch es gibt auch noch andere Namensformen die darauf zurück zu führen sind.
Es gibt viele Geschichten von der irischen Heiligen, die auch als keltische Göttin bekannt ist. Sie ist eine der ganz wenigen Heiligen, die eng mit der heidnischen Mythologie, gleichzeitig mit dem Christentum und dem spirituellen Druidentum verbunden ist. Hier und hier könnt ihr die ausführliche und spannend geschriebene Mythologie über Brighid nachlesen. Mit St. Patrick und St. Kolumban ist sie eine der drei Schutzheiligen der Iren und ihre Reliquien sollen sich seit 878 mit diesen beiden ein Grab teilen. Doch schon vor Brighid, feierten Kelten Imbolc, das Fest des Neubeginns, der Reinigung, des Fließens. Christen erhalten den Blasiussegen am 2. Februar, an Maria Lichtmess. Was das miteinander zu tun hat? Das ist eine lange Geschichte! Nun während ich das erkläre, kann ich auch gleichzeitig zeigen, wie man ein Brighid Cross herstellt.




Das St. Brigid-Kreuz wurde ursprünglich aus Binsen geflochten. Die Sage erzählt, dass Brigid am Bett eines sterbenden heidnischen Häuptlings saß. Manche erzählen auch, es wäre ihr Vater gewesen. Der Boden war zu der Zeit mit Binsen ausgelegt. Sie bückte sich und wand aus den Halmen ein Kreuz. Der Sterbende fragte sie, was sie da mache und sie erzählte daraufhin von Jesu, der aus Liebe zum Menschen am Kreuze gestorben war. Darüber war der Häuptling so beeindruckt und gerührt, dass er sich noch vor seinem Tod taufen ließ. 



Das bekannte traditionelle Kreuz wird aus jeweils 28 Binsen hergestellt. 

Dies soll symbolisch für die 28 Tage des Februars stehen. Es gibt aber noch ein dreistrahliges, geflochtenes Kreuz (Triskele). Beide Arten gelten zudem als sehr ursprüngliche Sonnensymbole, die es schon vor der Christianisierung gab. Meine Kinder sammelten mir Binsengras und da bei uns im Moment Schnee liegt, war es wundervoll geschmeidig. Ich wollte ein vierstrahliges Kreuz basteln. Diese kleine Bastelei ist auch für geschickte Kinderhände geeignet.


Ich habe meine Binsen alle in die gleiche Länge gekürzt. Nun knickt man den ersten Halm in der Mitte und legt ihn über die Mitte eines zweiten Halmes. 

Das Binden von Symbolen und Figuren als Schutzzeichen gehört sehr lange schon zum keltischen Fest Imbolc. Es galt als eines von den vier großen Jahreszeitenfesten und war ein Tag an dem Prophezeihungen gemacht wurden. Auch heute ist es noch als ein "Lostag" in unseren Regionen bekannt. Für den 2. Februar gilt:

 Ist´s an Lichtmess hell und rein wird´s ein langer Winter sein. 
Wenn es aber stürmt und schneit, ist der Fühling nicht mehr weit.

Es wird gewöhnlich sehr lang kalt, 
wenn der Nebel zu Lichtmess fallt.




Die beiden Enden hält man einfach unten fest. Nun nimmt man sich einen neuen Halm dazu.

Die Kelten sahen, dass die Säfte wieder anfingen zu fließen, alles kam in Bewegung, die Tage wurden sichtbar länger. Da vielerorts noch Schnee lag versuchte man dies sichtbar zu machen indem man sich und das Haus reinigte und mehr Licht ins Haus brachte, viele Kerzen und große Freudenfeuer anzündete.




Manche knicken zuerst die Halme und schieben sie dann einfach von links nach rechts über das festgehaltene Stück der Binsen. Es geht für mich schneller, wenn ich die Binse parallel zu den oberen  lege und einfach umknicke.

Bei den Christen wird in dieser Zeit Maria Lichtmess gefeiert. 40 Tage sind nun nach Weihnachten vergangen. Die jüdischen Frauen (also auch Maria) galten früher nach der Entbindung als unrein. Sie mussten deshalb - bei Geburt eines Sohnes - nach vierzig Tagen ein Reinigungsopfer bringen (Taube oder Schaf).  Der Junge wurde zeitgleich beschnitten. Man nennt diesen Tag auch "Darstellung des Herrn", HIER kann man die Verknüpfung zu und die Namensherkunft "Maria Lichtmess" nachlesen. Bei der Geburt eines Mädchens waren Frauen übrigens achtzig Tage unrein! Noch vor 50 Jahren war es hier in der Region Brauch und Sitte, dass Frauen nach der Entbindung erst in die Kirche zur "Aussegnung" mussten, bevor sie wieder voll am Dorfleben teilnehmen konnten. Durch den Segen war die Frau "rein" sowie Mutter und Kind durch Gottes Segen geschützt. Man sagt, das Imbolc kommt vom altirischen "imb-folc" was "Rundum-Waschung“ oder "im Bauch" bedeuten würde.

Bringt Maria Reinigung Sonnenschein, 
wird die Kälte danach noch größer sein.



Man dreht als Rechtshänder das Kreuz immer im Uhrzeigersinn. Wichtig ist, dass die Halme nicht zu durcheinander kommen. Dazu sollte man relativ straff arbeiten. Weiter unten kann man es an den Bildern besser erkennen.

Das christliche Fest Maria Lichtmess findet übrigens seinen Ursprung in einer heidnischen Sühneprozession, die alle fünf Jahre in Rom abgehalten und vom Christentum übernommen wurde. Das Fest wurde im 5.Jh. in Jerusalem bezeugt und erst im 7.Jh. in Rom eingeführt. 
Dieses Fest hat/hatte nichts mit Brigid zu tun, die bis 523 lebte. Es wurden und werden an diesem Tag die Kerzen gesegnet. Vielerorts auch für den häuslichen Gebrauch oder als Wetterkerzen. In der Kirche kann man auch heute noch den "Blasius-Segen" empfangen, bei dem der Priester mit zwei frisch geweihte, vor dem Gesicht gekreuzten Kerzen den Menschen segnet und sie somit vor Krankheiten des Halses schützen soll. 
Der Hl. Blasius hat seinen Namenstag allerdings erst am 3. Februar. Auch er war mit Tieren befreundet und heilte Menschen. Diese Feiern werden heutzutage miteinander vermischt und von vielen Menschen nicht mehr auseinander gehalten. So vermischten sich schon früher die keltischen und römischen Feste, vor allem wenn Ähnlichkeiten vorhanden waren, wie in diesem Fall die Verbindung zu Wasser und Feuer (auch Kerzen) als Zeichen für das Reinigende, Heilende, Lichtbringende und Neubeginn bringende. Es wurden in der vorchristlichen Zeit Feste, je nach Mond- und Sonnenstand gefeiert und erst sehr viel später dann an ein Datum gebunden. Dabei kam es zu den (oftmals gewollten) Überschneidungen mit den heidnischen Festen.

Kerzensegen im Schnee,
Palmkätzchenweihe im Klee! 

Blasius ohne Regen, 
folgt ein guter Erntesegen.




Nach altem Brauch sollte man am Ende auf jeder Seite sieben Binsen verarbeitet haben. So wird symbolisch der Monat dargestellt, der aus vier Wochen mit je sieben Tagen besteht. Im Schaltjahr könnte man noch eine zusätzliche Binse einflechten.

In den alten Geschichten finden sich Hinweise auf Brighid als Jahreszeiten-Göttin. 
Brighid wird gerne mit  der Göttin Cailleach gleichgesetzt. In der Legende von Cailleach geht es auch um eine Göttinnen-Triade. Geschichtlich lassen sich viele solcher Aussagen leider nie beweisen. Deshalb sollte man bei historischen Themen immer auf  "Ist-so-gewesen"-Aussagen mit Vorsicht reagieren.

Im den nachfolgenden Links wird äußerst detailliert und gut recherchiert auf die drei Göttinnen eingegangen. Cailleach war eine Ur-Göttin ähnlich unserer Göttin Holda. Es steckt die alte Frau, genauso wie das junge Mädchen in der Göttin und auch die Mythen ähneln sich sehr. Im Winter schützt sie als Cailleach die Samen, hütet das Feuer und fährt durch die Luft um die Menschen zu besuchen. Sie ist die "Alte Frau des Winters", die zu einem Brunnen auf einer Insel reist um dort wieder ihre Jugend zu erlangen. Sie, die von Samhain an  "herrscht" trinkt vom Wasser und verwandelt sich im Morgengrauen in Bride, die Jungfrau. Dies wäre die Verknüpfung zu Brighid, deren Namen mehreren Wandlungen unterworfen war. Zur jungen Frau verjüngt ist sie nun ab Imbolc wieder bereit, die Fruchtbarkeit und neues Leben im Frühling in die Welt zu bringen. Dies geschieht mit dem Blühen des ersten Schneeglöckchens. Sie verwandelt sich im Sommer in Modron. Nun beginnt die Zeit in der alles zu reifen anfängt.

Es steckt im alten keltischen Namen (Brighid) noch die Ähnlichkeit zum keltischen Wort für "Braut". Brighid soll zwei Schwestern gehabt haben mit dem gleichen Namen. Man glaubt, dass sich drei Göttinnen in einer verbergen. Göttinnen-Triade ist dafür die Bezeichnung und meint, dass sich die Göttin in sich wandeln kann. Der ein oder andere kennt es auch mit den drei Farben weiß-rot-schwarz. So kann die Göttin jungfräulich (Neubeginn, Lust), reif (Fruchtbarkeit, Kraft) aber auch alt (Tod, Weisheit) sein. Also wie der Lebenszyklus in der Natur verläuft.

Weiße Brigid im Februar,
bringt Segen für das ganze Jahr.



Zum Abschluss fädelt man einen Halm von rechts in den Knick ein und führt ihn von hinten um die in der Hand liegenden Halme. So ein Kreuz zu flechten dauert normalerweise keine fünf Minuten.

Mary Condren schrieb in ihrem Buch, dass man die Möglichkeit in Betracht ziehen könnte, dass Darlughdacha (deren Name "Tochter des Lugh" bedeutet und die scheinbar eine Vertraute der Heiligen Brigit gewesen sein soll) der eigentliche Name der Göttin Brighid sei und Brighid eher einen Titel darstellt.

Die Ähnlichkeit zur Erdgöttin Holda beschrieb ich schon. Doch wird Brighid in Irland auch mit Danu, der großen Muttergöttin der Tuata De Danan und Anu (der Großmutter) in Verbindung gebracht. Es ergibt sich wieder die Trias und zeigt somit viele Parallelen zu anderen Kulturen auf. Da Brighid in Irland sehr beliebt ist, ist es möglich, dass sie die Rolle der großen Muttergöttin Danu übernahm. Diese hat als Ur-Göttin ihre Wurzeln in der Steinzeit.,

Der irische Professor Ó'Hógáin sieht Zusammenhänge zwischen der St. Brigit mit der Göttin Boann (Flußgöttin des Boann). Das ist spannend, da es eine Verbindung zwischen Boann und der Morrigan gibt.





Während ich dies schrieb, glomm über dem Feuer Räucherwerk. Man orakelte früher, wurde der Segen angenommen, fand man am anderen Tag Schwanen- oder Gänsefußabdrücke in der Asche oder am Haus. Brigid war und ist für viele die Hüterin des Feuers. So schickte man beim Anschüren gerne sein Gebet zur Göttin oder zur Heiligen um um Schutz zu bitten. Einen schönen Segen möchte ich euch nicht vorenthalten:


Blessings of Brighid 

I am under the shielding 
Of good Brighid each day; 
I am under the shielding
Of good Brighid each night.

I am under the keeping 
Of the keeper of the flame, 
Each early and late, 
Every dark, every light. 

Brighid is my comrade-woman, 
Brighid is my maker of song, 
Brighid is my helping-woman, 
My choicest of woman, my guide. 


Aus "Der Segen von Brigid", übersetzt aus dem Gällischen und aus dem Buch "Carmina Gadelica" von Alexander Carmichael. Ich habe es mal ins Deutsche frei übersetzt.



Der Segen von Brigid

Ich bin unter dem Schirm
der guten Brigid an jeden Tag;
Ich bin unter dem Schirm
der guten Brigid in jeder Nacht.

Ich bin unter der Führung
der Hüterin der Flamme,
Eines jeden Morgens und Abends,
In aller Dunkelheit und allem Licht.

Brigid ist meine Gefährtin,
Brigid ist meine Schöpferin von Liedern,
Brigid ist meine Helferin,
Meine Auserwählte, meine Führerin.








Habt ihr es bis hierher geschafft? Ihr merkt schon, wenn man sich mit etwas beschäftigt, kommt man vom Hundertsten ins Tausendste. Das ist das Tolle, aber auch Verwirrende. Die Mythen sind scheinbar miteinander verwoben und doch einzigartig. Spannend ist es auf jeden Fall etwas nachzuforschen.
Die Hl. Brigid widmete sich laut der Überlieferungen ganz der Heilkunst. Sie ist unter anderem, die Schutzheilige der Heiler und Hebammen, der verwundeten und kranken Tiere und Menschen. Ihre heilsamen Kräfte sollen sich in Heilpflanzen und in reinen Quellwasser befinden. Sie entfachte  nicht nur das Herdfeuer und hütete es, sondern weckt auch weiterhin bei uns die Leidenschaft und die Fruchtbarkeit. Sie hilft Frau und Tier bei der Geburt, regt den Milchfluss an und beschützt Schwangere, Mütter und kleine Kinder. Die Göttin selber hat noch einen größeren "Wirkungskreis" den ihr in den Links nachlesen könnt.

Das Binsen-Kreuz hängt man über die Türe auf. Wer unter dem Kreuz hindurch geht soll geschützt sein, aber auch wer es betrachtet, soll seinen Segen erfahren.

Wer sich nun noch einmal das Ganze in Bewegung anschauen möchte, kann dies auf YouTube tun:






Weihnachten um an' Mückenschritt, 

Neujahr um an' Hahnentritt, 

Dreikönig um an' Menschensprung, 

Lichtmess um a ganze Stund

Die Sonne gewinnt an Kraft. Habt ihr schon gemerkt, dass es endlich schneller hell wird?
Um zur St. Brighid Triskele-Bastelanleitung zu gelangen, müsst ihr HIER klicken.



Sonntag, 3. November 2013

Halloween - Aussage meine Kinder: "Feiert ohne uns!"





Da staunte ich nicht schlecht. Auch dieses Jahr sagten meine Kinder ihren Freunden ab. Sie wollten kein Halloween feiern.

Hm, wollten sie mir nur gefallen? Vor ein paar Jahren, bekamen meine Kinder ihre erste Einladungen zu diesem Fest. Sie freuten sich darüber sehr. Sie wussten von den Erzählungen, dass man sich verkleiden durfte und es was zu Naschen gab. Welchem Kind gefällt dies nicht?
Ich redete mit den Müttern. Ich selber mag dieses Fest nicht, weil es seinen ursprünglichen Sinn verloren hat und zu einem zweiten, ausufernden Fasching im Jahr mutiert ist. Ich würde also mich in den nächsten Jahren nicht mit einem Fest revanchieren.  Das war für sie kein Problem, man könne sich doch trotzdem einfach mal zusammensetzen. Es sollte nur eine kleine Feier für die Kinder werden. Es wurde auch nicht einfach an irgendwelche Türen geklingelt und "gestört", sondern nur bei den Familien geklingelt, deren Kinder mitfeierten. Den Kindern reichte dieser kleine Abendspaziergang völlig. Sie waren zufrieden und genossen das Spiel mit den anderen Kindern. Wir Erwachsenen hatten auch einen unterhaltsamen Abend.




Wie immer fragten meine Kinder nach: "Mama, du hattest doch auch Spaß? Magst du Halloween immer noch nicht?"
Ich erklärte ihnen, dass ich mich zwar gerne mit Freunden treffe und mich mit ihnen unterhalte, es auch sehr schön bei ihnen war, aber ich mit dem veramerikanisierten  Fest nichts anfangen kann. Ich finde viele Dekorationsideen spannend und toll gemacht! Leider kann ich trotzdem nicht über die eigentliche Bedeutung dieses Festes hinweg sehen. So wie die Mamas das Fest organisiert haben, fand ich es gut gelöst. Es ging leise mit Begleitung durch das Dorf, keiner wurde unfreiwillig belästigt, nichts beschädigt und jeder war zufrieden. Ich erzählte meinen Kindern wie teilweise anderswo gefeiert (randaliert) wird und dann von den Geschichten aus alten Tagen, vom Hintergrund unserer Traditionen.




Dass ich an diesen Tagen gerne die Ruhe nutze und an ihre verstorbene Schwester denke, aber auch bewusst an die Menschen, die mich ein Stück meines Lebens begleiteten bevor sie starben. Dass es Menschen in unserem Ort gab, die durch ihr Wesen für mich einfach unvergesslich sind, obwohl ich nur wenig mit ihnen zu tun hatte. Bei manch anderen ist es so, als wären sie noch nicht verstorben, sondern einfach nur im Haus geblieben. Manche sehe ich jetzt noch vor mir, wie sie zusammen stehen und ihr "Schwätzla" abhalten, andere blieben durch ihren Duft (sei es Mottenkugeln, Kernseife, Motoröl, Pfeifentabak oder Kölnisch Wasser), wieder andere durch ihre (Körper-) Geräusche in lebhafter Erinnerung. Wenn solche "stillen Feiertage" durch die "Spaßgesellschaft" übertönt werden, geht diese Verbundenheit verloren. Die Feiertage sind eigentlich da, damit wir uns für uns und füreinander Zeit nehmen, um wieder - im wahrsten Sinne des Wortes - zur Besinnung zu kommen.




Es erschließt sich mir leider nicht der Sinn, warum so viele Menschen ein "kulturentfremdetes" Fest feiern. Alle Kinder freuen sich im Jahr über die Ferien. Kaum ein deutsches Kind kann allerdings noch die Frage beantworten, was die Feiertage, die in den Ferien liegen (und da meine ich auch Ostern, Pfingsten und Weihnachten!) für einen Hintergrund haben.
Man glaubt es nicht, was man für Antworten bekommt! Kaum noch ein Kind, dass nicht den Weihnachtsmann für den Nikolaus oder ganz und gar für das Christkind hält. Wobei - viele Erwachsene wissen es auch nicht besser. Ich verstehe es nicht, warum Kinder heutzutage SIEBEN Adventskalender haben. Noch dazu mit Barbie, Hello Kitty oder Star Wars Figuren!  Davon abgesehen: Wenn Jesus am 24.12 Geburtstag hat, warum bekommt jeder Geschenke nur er nicht? (Ich weiß, die Aussage hinkt. Mir geht bei dem Beispiel auch nur um den ausufernden Geschenkewahn und dem Streit, wer die Geschenke bringt, der Hintergrund ist den meisten Leuten egal) Nix da mit "liebt einander" oder "Die dunkle Zeit wurde überwunden"...! Nie wird mehr im Jahr gestritten wie an Weihnachten, doch zurück zu Halloween. Auch dieses Fest wurde komplett aus seinem ursprünglichen Sinn heraus gerissen.



Seit jeher glaubt man, dass uns die Toten in diesem Zeitraum (30.10 bis 8.11)  nah sind, und dass wir an diesen Tagen sie spüren können. Man wurde deshalb still und lauschte. Man versammelte sich und gedachte derer, die verstorben waren. Diese "Ahnen-Gedenktage" findet man in den verschiedensten Kulturkreisen. Sie sind also keine "Erfindung der Kirche", sondern waren schon vor der gesetzlichen Festlegung Tage, an denen die Trauer und die Sehnsucht nach den Verstorbenen einen Platz gefunden haben. Wie man diesen Tag verbringen mag, sei wirklich jedem selber überlassen. Trauer ist vielfältig und wer trauert, der trauert nicht an einem festgelegten Tag, sondern wenn die Gefühle einfach da sind. Aber an diesem/n Tag/en können die Menschen (wenn sie es wollen) sichtbar erfahren, dass sie nicht alleine mit ihrer Trauer sind und dies kann trösten. Bei anderen kann es Verständnis wecken, dass bei manchen Betroffenen der Verlust noch nicht so lange zurück liegt und diese Menschen einfach noch etwas Zeit brauchen, bis die Normalität einkehrt.



Vielerorts wurde früher noch ein Gedeck mehr auf dem Tisch gestellt, als symbolisches Zeichen, dass man der Toten gedenkt, die unter uns lebten. An diesem Tag brannten Kerzen auf den Gräbern und in den Fenstern. Die Seelen der Toten fanden (nach altem Glauben) so den Weg zu ihren Lieben nach Hause. Sie konnten verstehen, dass das Leben weiterging und konnten aber auch (durch das Grablicht) leicht zurück zu ihren Körpern und von dort ins Jenseits finden. Vor Wiedergängern hatte man schon immer Angst und so erzählte man sich in den Stuben noch bis ins 20. Jh. gruselige Geschichten von jungen Burschen die ohne Respekt sich in diesen Tagen auf den Friedhof wagten.
In katholischen Gebieten Deutschlands glaubte man, dass die unerlösten Seelen  an diesem Tag aus dem Fegefeuer heraus dürften und auf Erden ihre Erlösung suchten. Ihnen konnte durch ein Gebet und einer brennenden Kerze geholfen werden. Damit diese aber nicht ins Haus kamen, schnitzte man Fratzen in Rüben (Kürbisse gab es noch nicht) und stellte sie vor die Tür. Das sollte die ungebetenen Seelen davon abschrecken das Haus zu betreten.




Ab November tritt die Ruhe in den Jahreszyklus. Die Erde hat uns gegeben, wir haben geerntet, leben davon und können Resümee ziehen. Man sieht die tristen, abgeernteten Felder, die kahlen Bäume, die ihr Laub abgeworfen haben und spüren, dass es nun eine lange Zeit um uns herum dunkel und kalt wird. Doch wir können die (Seelen-)Zeit für uns nutzen um im neuen Jahr, gestärkt und mit frischen Mut, neu durchstarten zu können. Nach dem Tod eines Menschen ist es ähnlich. Man muss sich auch erst wieder finden, spürt die Einsamkeit, verliert einen Teil seiner Lebensfreude. Man weiß darum, dass der Schmerz sich wandelt, doch im Moment ist dieser Tag einfach noch zu fern und kaum vorstellbar.




Sich an diesen Tagen mit der Vergänglichkeit und dem Wandel aller Dinge zu beschäftigen, sich zu überlegen, an was man festhalten möchte und was man vielleicht lieber loslassen sollte, kann heilend wirken. Auch Verstorbene muss man loslassen können, was nicht gleich gesetzt ist mit "Vergessen"!
Man sollte an den Tagen "zwischen den Welten" nicht im Nebel der Traurigkeit versinken, sondern sich an das Gute und Schöne das man hatte erinnern, so wie man sich im Winter an den eingemachten Früchten erfreut.



Meinen Kinder gefallen die alten Geschichten. Sie meinten, es wäre "echter" als diese Partys und dadurch zwar gruselig aber auch tröstend. Ich höhlte dieses Jahr Kürbisse aus und kochte davon eine Suppe. Während die Große und die Kleine eifrig Gesichter in ihren Kürbis schnitzten, unterhielten wir uns. Das sind die Momente in denen ich dankbar bin. Es sind einfach kleine, intensive Momente "heile Welt" die uns niemand nehmen kann.



Ich bin gespannt, wie es in den nächsten Jahren weiter geht. Ob diese Einstellung länger anhält? Wenn sie mit ihren Freunden feiern wollen, dann dürfen sie es gerne tun. Sie müssen schließlich ihren eigenen Weg finden und es muss nicht meiner sein. Ich bin gespannt, wie es  ab 2017 weiter geht, wenn der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag wird. Kann dann Halloween so wie jetzt noch gefeiert werden?





Montag, 5. August 2013

Auflösung: Ein Relikt alten Aberglaubens mit eigenen Augen entdeckt

Der Heerwurm - eine wunderliche Erscheinung

Vor einigen Tagen bin ich wieder einmal in den Bachtälern des Frankenwaldes mit Poldi Gassi gegangen. Bei der Hitze sind diese Wanderwege einfach herrlich. Voller Freude sah ich auf einmal auf dem Weg eine riesige "alte Schlangenhaut" liegen. Ich erhoffte mir einen Hinweis auf Kreuzottern. Nur in meiner Kindheit sah ich welche, die sich allerdings immer sehr schnell verzogen. In den letzten zwanzig Jahren konnte ich weder eine entdecken noch fotografieren und so eine Schlangenhaut wäre ein kleiner Fingerzeig, dass sie nicht ganz verschwunden sind.

Als ich näher kam, merkte ich, dass die "Haut", die immerhin knapp 1,50 m lang war viel größer war, als ursprünglich gedacht. Sie bewegte sich zudem und bei näherer Betrachtung zeigte sie sich als Prozession von "Raupen" oder "Larven". Sie zogen geordnet zu mehreren Tausenden auf-, über- und untereinander ihren Weg. Da sie sehr feucht und gläsern durchscheinend waren, hatten sie keine Gemeinsamkeit mit den bekannten Prozessionsspinnerraupen.

Dieser kleinere Heerwurm war etwa so dick wie ein Bleistift.

Die einzelne Made ist nicht größer gewesen als eine Fichtennadel, um so mehr erstaunt einen die Länge der Prozession. Vier Finger breit war das Gebilde an der dicksten Stelle und am Ende hängen nur noch einzelne Maden. In der Höhe kamen sie über 2,5 cm nicht hinaus. Die hinteren Maden speicheln die vorderen ein, so dass die einzelnen Tiere nicht austrocknen. Ein geleeartiges Wallen und Winden, das sich in stetiger Fortbewegung nicht nur nach vorne bewegt, sondern auch in sich stets in Rotation ist. Bei dem ständigen Gewimmel kriechen sie - angesichts der Größe - recht zügig vorwärts.
Die größten Heerwürmer, die je beobachtet wurden, waren über 3,50 m lang. "Meiner" war zwar nicht rekordverdächtig, aber dennoch beeindruckend - vielleicht für manche auch unheimlich -was die vielen Sagen um diesen "Heerwurm" erklären lässt.

Wie viele Tiere mögen es wohl  in dem kleinen Abschnitt sein? 


Früher glaubte man beim Erblicken dieser Ansammlung, dass Krieg aufziehen würde, was allerdings nur ungenügend die Namensgebung erklärt. Diese Maden nennt man nämlich "Sciara militaris". Letztendlich erinnerte diese silbergraue, Glied an Glied dahinziehende Ansammlung von Larven an einen Kriegszug voller Soldaten. Wann der Krieg aufziehen sollte, Missernte oder Erntesegen bevorstand, mancherorts ein Todesfall "sich ankündigte", entschied jede Region für sich. Man findet Unmengen an Erzählungen die das seltene Erscheinen und den darauf folgendem Kriegsbeginn zusammenbringen. Die jeweiligen Richtungen der Prozession: Weg aufwärts, abwärts, links, rechts, geradlinig oder zerteilt und gewunden ... all das hatte Bedeutung und würde hier glatt den Rahmen sprengen.
In Thüringen legte man den Tieren Kleidungsstücke entgegen. Nahmen die Maden den Weg über das Kleidungsstück, so wurden Unfruchtbare fruchtbar, Schwangere hatten eine leichte Geburt und bei einem Todkranken, dessen Kleidung nicht verschmäht wurde, konnte man auf Genesung hoffen. Mied der Wurm das Kleidungsstück stand der Tod ins Haus.

Der "Kopf" der Madenprozession - ungefähr vier Finger breit

M. Schlenzig schrieb 1864, dass in waldreichen Mittelgebirgsregionen, in Schweden und Skandinavien der Heerwurm bekannt war, andernorts aber noch nicht, aber auf die Frage nach dem Heerwurm wurde sofort die Phantasie der Leute angeregt, die sich Vielerlei darüber ausmalten. Menschen suchten eine Verbindung zu den ihnen aus Geschichten bekannten "Würmern" wie Tatzelwurm oder Haselwurm und das sorgt heutzutage für Verwirrung, denn oftmals werden die verschiedenen Namen einfach übernommen ohne sich näher mit den einzelnen "Tiergestalten" zu beschäftigen. Ich denke, deshalb vermischen sich ab den 19. Jahrhundert viele Beschreibungen und die jeweilige Mythologie  solcher Wesen. Durch das Erscheinen der Zeitungen in dieser Zeit, konnten Berichte wundersamer Gestalten weit über die Lande hinweg verbreitet und in Umlauf gebracht werden und durch mündliche Weitergabe an andere wurden manche Dinge einfach auf Bekanntes übertragen.

Ein Heerwurm ist kein Hasel- oder Tatzelwurm

Mit dem Tatzelwurm und dem Haselwurm hat der Heerwurm keine Verbindung. Der Tatzelwurm wird in alten Büchern eher als sehr große, dicke bis zu 1,50 m lange schlangenartige Kreatur beschrieben, ähnlich wie die großen Skinkarten, es sollen kurze Beine sichtbar sein. Ein weiterer Name wäre Springwurm, was vielleicht auf die Funktion der Beine hindeutet. Dieser Tatzelwurm wäre angriffslustig Mensch und Tier gegenüber, manche sprechen von drachenartigem Verhalten mit bösem Blick und der Fähigkeit Rauch und Feuer zu speien. Dies könnte auch die Verbindung zum skandinavischen "Wurmdrachen" sein.

Der Haselwurm dagegen kommt zwar ähnlich wie der Heerwurm aus der Erde gekrochen, allerdings spricht man ihm eher gute Eigenschaften zu. In alten Berichten steht, dass der Haselwurm von weißlicher Gestalt ist und wie ein "gewickelter Säugling" aussehen würde. Mancherorts hätte man auch ihn bei Sichtung erschlagen und aufgehängt .Andernorts schreibt man, wer sein Fleisch isst, der bekäme die Fähigkeit, die Sprache der Tiere und Pflanzen zu verstehen. Der bekannteste Mensch, der dies getan haben soll, war Paracelsus. Die Methode "Stück abschneiden und zubereiten" würde man beim Heerwurm nicht anwenden können und auch das Aufhängen gelänge kaum bei aneinander hängenden Maden. 

Ich hätte ja - rein wissenschaftlich - überprüfen können, ob manche Aussagen zutreffen. Wenn ich einen Teil des Heerwurmes gegessen hätte *würgs*, hätte ich das Wissen, ob man auch nach dem Genuss dieses Wurmes man vielleicht die Sprache der Tiere und Pflanzen verstehen kann. 

Dschungelcamp im Frankenwald - Wäre es ein
Haselwurm sollte man sein "Fleisch" essen!
Wenn  man ihn erblickt, könne man die Sprache
 der  Pflanzen und Tiere verstehen.
Doch es bleibt ein Heerwurm.

Schlenzig schrieb in seinem Bericht, dass er sich  in Sonneberg und Coburg (ca. 25 km - 50 km von mir entfernt) aufgehalten hatte und nur eine einzige alte Frau ihm Auskunft geben konnte. Der Name Heerwurm sagte ihr nichts, aber sie hätte einmal eine entsetzlich lange Schlange gesehen, hätte den Mut gehabt, diese an mehreren Stellen zu zertreten, fürchtete sich aber schrecklich, als sie sah, dass die Schlange vor ihren Augen wieder zusammenwuchs. Vor lauter Angst über dieses Erlebte betrat sie den Weg lange Zeit nicht mehr.
Dieses Verhalten der Maden kann ich bestätigen. Nachdem ich den Heerwurm gesehen hatte, fuhr ich nach Hause, suchte erstmal nach dieser Tierart und las einiges zu dem Thema. Maximilian Sita Nowicki schrieb ein sehr ausführliches Buch über den "Kopaliner Heerwurm", der in Fichtenbeständen anzutreffen ist. Er merkte an, dass der Heerwurm keinen "Anführer" hat, sondern, dass die Maden - sobald sie sich an anderen anhängen - sich vollkommen auf den "Kopf"  ihrer Prozession verlassen. Würde man einen Ring formen, würden sie sich zu Tode laufen, da die ersten Tiere über eine Rast oder den weiteren Wegverlauf entscheiden. 

Eine Made läuft immer einer anderen hinterher, so kann man
Ringe bilden, die immer weiter kreisen.


Wenn man die "Schlange" trennen würde, würden sie wieder zueinander aufschließen und gemeinsam weiter ziehen. Ob sie dann wirklich im Kreis laufen, wollte ich sehen und so ging ich am nächsten Tag wieder an die Stelle und suchte nach den Larven. Man findet sie recht schnell wieder, denn wo sie entlang zogen, bleibt eine schwarze Spur, wie feiner Schnupftabak oder verbrannte Erde zurück. 

Der Heerwurm hinterlässt "verbrannte Erde".

Was ich fand frustrierte mich total. In der Nacht hatten Wildschweine den gesamten Weg aufgewühlt und dabei den größten Teil der Maden aufgefressen. Ich musste den aufgeworfenen Boden genauer beobachten, da die Spur nicht mehr zu sehen war. So fand ich alsbald kleinere Prozessionen, die versuchten aufeinander zu zu kriechen und sich zu verbinden. Können sich die Tiere riechen? Wie finden sie so zielsicher zueinander? Eine kleinere Ansammlung hielt ich für geeignet, um auszutesten, ob die Tiere wirklich einen Ring bilden und diese Formation beibehalten.



Es klappte ganz gut, wie man im Video sehen kann, bis eine andere Prozession vorbei zog, das sorgte für Irritation, es entstand Durcheinander und manche Maden brachen aus, bildeten dabei einen neuen Zug, um anzuschließen und die bestehende Prozession zu vergrößern.

Hier entdeckten Maden einen anderen Heerzug und lösten
ihre Formation auf, um sich der größeren Gesellschaft anzuschließen.

Welche Tierart verbirgt sich aber hinter diesen Maden? Es sind die Larven von Trauermücken! Sie fressen Laub und Fichtennadeln und scheinen auf der Suche nach besseren Futterplätzen sich zusammenzuschließen und auf Wanderschaft zu gehen. Sie brauchen es schattig, leicht feucht, vertragen aber weder Nässe noch Trockenheit. Manchmal verpuppen sich einzelne Larven noch im Wanderstadium, doch meistens verkriechen sie sich, spinnen sich ein und wenn sie geschlüpft sind, sieht man die Schwärme der kleinen Mücken. Nach drei Tagen ist allerdings keine Trauermücke mehr am Leben. Sie paaren sich nach dem Schlupf, legen Eier und sterben ab. Hier sieht man noch einmal den Heerzug im Detail in Aktion:




Ich weiß, der Post wurde viel zu lang, deshalb den Lesern - die es bis hierher geschafft haben - ein herzliches Dankeschön!  Meinen neuen Lesern hier im Blog ein riesengroßes "Willkommen"! Nicht böse sein, wenn ich nur sporadisch antworte, irgendwann werde ich wieder mehr Zeit haben.

Die Körper der Trauermückenlarven sind gläsern, durchsichtig,
nass, schleimig, feucht - nicht gerade appetitlich, oder?

Weitere Videos zum Anschauen, falls ihr Interesse an diesen Tieren gefunden habt.:
Deutschland -> sehr langer Heerwurm