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Sonntag, 9. Juli 2017

Der faule Falke




Ein großer König erhielt ein Geschenk von zwei frisch geschlüpften, wilden Falken. Er brachte die beiden Jungvögel sogleich dem Meister der Falknerei, um sie zur Jagd abzurichten. Nach einigen Monaten ließ der Meister dem König ausrichten, dass einer der beiden Falken perfekt ausgebildet sei. „Und der zweite?“, fragte der König.


„Es tut mir leid, Herr, aber der zweite Falke verhält sich seltsam. Vielleicht hat er eine seltene Krankheit, die wir nicht heilen können. Er verlässt den Ast nicht! Niemand kann ihn vom Ast des Baumes weglocken, auf den er am ersten Tag hingesetzt wurde. Ein Diener muss jeden Tag zu ihm hochklettern, um ihm sein Futter zu bringen.“

Der König rief Tierärzte und Heiler und Experten jeder Art zu sich, doch keiner schaffte es, den Falken zum Fliegen zu bewegen. Er befragte den gesamten Hofstaat, Generäle, die weisesten Räte, doch niemand konnte helfen und den Falken von seinem Ast locken. Vom Fenster seiner Räume aus beobachtete der Monarch Tag und Nacht den faulen Falken.


Eines Tages ließ er ein Edikt (Bekanntmachung) verkünden, in dem er seine Untertanen um Hilfe für sein Problem bat. Am nächsten Tag öffnete der König sein Fenster und sah er mit großem Erstaunen, dass der Falke stolz unter den Bäumen des Gartens umher flog. „Bringt mir den Grund dieses Wunders!“, befahl er.

Bald darauf brachte man ihm einen jungen Bauern. „Du hast dem Falken das Fliegen gelernt? Wie hast du das geschafft? Bist du ein Zauberer?“, fragte ihn der König.

Schüchtern und glücklich erklärte der junge Mann: „Es war nicht schwer, Majestät. Ich habe einfach den Ast abgesägt. Der Falke erinnerte sich an seine Flügel und begann zu fliegen.“
(Bruno Ferrero)





Manchmal wird uns vom Schicksal/ von Gott der sichere Zweig abgesägt, auf dem wir sitzen, damit wir uns an unsere eigenen Fähigkeiten erinnern. Manchmal muss man auch einem anderen Menschen ganz bewusst die Hilfe verweigern, damit dieser anfängt, Verantwortung für sich selber zu übernehmen. Dann allerdings ist das vermeintliche "Unglück" für die Person ein "Sprungbrett" zu einem besseren Leben.
Wie oft klammert man sich an seinem "vertrauten" Zweig fest, aus Angst und Sorge vor dem Unbekannten?


Montag, 11. Juli 2016

Augen auf beim Kompost umstechen!






Sie sind in meinem Garten gern gesehen und ich denke, sie fühlen sich auch sehr wohl darin. Es gibt viele Nischen, Steinmauern, Unterwuchs und Wasserstellen. Einmal blieb mir doch das Herz fast stehen. Ich stach gerade den Kompost um und erstach dabei fast eine 50 cm lange Ringelnatter. Als eine zweite große Ringelnatter sich mir entgegen schlängelte, brach ich erst einmal ab und grub vorsichtig mit den Händen weiter. Ich war auf ein Schlangennest im Komposthaufen gestoßen. Sie durften bleiben, der Kompost blieb erst mal wie er war und ich klopfe seitdem vor dem Umsetzen erst einmal an alle Seiten an. Es wäre zu schade gewesen, wenn ihnen etwas zugestoßen wäre.


Diese hier sonnte sich vor der Haustür im Gras. Ist sie nicht wunderschön? Es ist ein ca. 1,20 m langes Exemplar. Die männlichen Nattern können bis zu 1,60 m groß werden, doch Weibchen bleiben meist kleiner. Diese hier hat ihren Stammplatz im Garten und ist eine erfahrene alte Schlange. Sie wohnt direkt am Haus und dies freut mich sehr. Früher war man der Meinung, sie würden Glück bringen und man dürfe sie nicht vertreiben. Deshalb nennt man sie auch mancherorts Hausunk oder Hausschlange. Auf den unteren Bildern seht ihr die Kleinen. Auch diese fand ich beim Komposthaufen. Nach den Bildaufnahmen ließ ich sie an Ort und Stelle wieder frei.



Wenn früher bei uns im Garten sich die Blindschleichen und Ringelnattern im Garten oder an unserem Hausfelsen sonnten, riefen mich meine Eltern. Ich setzte mich dann vorsichtig hinzu und betrachtete die schönen Tiere. Ihre Faszination auf mich haben sie immer noch nicht verloren und auch ich rufe meine Kinder, damit sie sich über den Anblick freuen können.

Schlangen sind nicht glitschig, aber wenn sie aufgewärmt sind, sind sie äußerst flink und wendig. Sie sind wechselwarm, können nicht schwitzen und regeln deshalb ihre Temperatur durch Sonnenbäder und dem Aufsuchen von Schattenplätzen. Ihre glatte, warme Haut ist angenehm und nicht nur einmal war ich überrascht, wie muskulär Reptilien sein können. Die Schuppen schützen vor Austrocknung und die obere Haut enthält viel Keratin (viele Frauen wollen den Inhaltsstoff in ihren Haarmitteln, weil es die Haare elastisch und glänzend macht). Im Gegensatz zu Blindschleichen verlieren Ringelnattern nicht den Schwanz und ihre Haut schimmert aufgrund der Struktur matter. Zwei halbmondförmige weiße oder gelbe Flecken am seitlichen Hinterkopf sind charakteristisch für die Ringelnatter. Die Weibchen haben eher weißliche und die männlichen Schlangen deutlich gelben Flecken. 



Erst mit ca. vier Jahren werden die Schlangen geschlechtsreif. Mit der gespaltenen Zunge nehmen Reptilien Duftstoffe aus der Luft auf und durch eine Vertiefung im Gaumen werden die aufgenommenen Informationen im Jacobson-Organ ausgewertet. Männchen können Weibchen also schmecken. Treffen sie aufeinander, reibt er seinen Kopf an ihrem Körper auf und ab. Es sieht ein wenig aus, als würde er sie streicheln wollen. Dabei züngelt er unentwegt. Durch das Jacobson-Organ erkennt er dabei das Geschlecht und die Paarungsbereitschaft seines Gegenübers. Ist sie bereit und weicht nicht aus, kriecht er Richtung Kopf, schiebt seinen Schwanz unter ihrer Kloake und dringt mit seinem Hemipenis ein. Dies ist eine Besonderheit der Schuppenkriechtiere. Sie haben einen Y-förmigen Penis und daran verhornte widerhakenartige Hautfortsätze (teils verkalkte Stacheln), um sich "verankern" zu können. Von diesem "Doppelorgan" (Y - teilt sich vorne) benutzen sie bei der Paarung nur einen Schenkel. Darin befindet sich eine Rinne, durch die das Sperma in die Kloake des Weibchens laufen kann. Dafür lassen sie sich gerne eine halbe Stunde lang Zeit.

Einige Wochen nach der Paarung, meist im Juni oder Juli, suchen die Weibchen Haufen aus verrottendem Laub, Kompost oder gemähtem Gras. Dort legen sie an den feuchtwarmen Plätzen ihre 10 - 30 taubeneigroßen Eier ab. Die bei der Verrottung freigesetzte Wärme brütet innerhalb von vier bis zehn Wochen diese aus. Mit dem Eizahn (ein kleiner Zacken an der Oberlippe) befreien sich die Jungtiere von ihrer Eihülle. Sie sind dann so groß, wie bei mir auf den Bildern zu sehen ist. Kaum dicker und länger als ein Bleistift, meist kleiner als 20 cm und sofort auf sich alleine gestellt. Da früher Ringelnattern auch im Misthaufen vor dem Kuhstall zu finden waren, nannte man sie Kuhschlangen. Es ist allerdings nicht der Fall, dass die Ringelnattern liegende Kühe melken würden. Im ersten Lebensjahr sterben die meisten Jungschlangen. Sie sind gern gesehene Beute von Igeln, Greifvögeln, Störchen und Reihern. Selbst Wildschweine gehören zu den Fressfeinden der ungiftigen Natter. Nahrungsmangel (fehlende Kaulquappen) macht ihnen am meisten zu schaffen. Wenn alles gut läuft, können sie allerdings 20 - 25 Jahre alt werden.



Die Bauchseite der Jungtiere ist blauschwarz glänzend. Als Abgrenzung zur grauen Körperfarbe verläuft beiderseits des Körpers eine Reihe weißer, größerer Schuppen. Auf dem grauen Körper sind immer wieder gleichmäßig verteilte schwarze Schuppen zu finden. Bei den ausgewachsenen Tieren ist die Bauchunterseite sehr hell, doch sieht man dort immer wieder fast regelmäßig angeordnete, schwarze Schuppen. Die Musterung kann dabei variabel ausfallen, so wie es extrem dunkle Ringelnattern gibt, bei denen die einzelnen dunklen Schuppen auf dem Rücken kaum sichtbar sind. Jedes Exemplar hat eine individuelle Bauchzeichnung! Bei manchen Exemplaren verlaufen direkt am Rückgrat dunkle Flecken gleichmäßig. Diese Nattern werden leider oftmals fälschlicherweise für Kreuzottern gehalten. Letztere haben aber niemals die gut sichtbaren Halbmonde.



Ob die Ringelnatter ihren Namen von ihren Verknotungskünsten hat? Sie ringelt sich wirklich stark ein und macht sich klein, wenn sie Angst hat. Die gelben Halbmonde könnten an einen Ring erinnern. Früher dachte man, die Schlange trüge eine Krone und sie wäre eine Natternkönigin. Man nennt sie zudem auch noch Schwimm-, Hecken- oder Wassernatter, Unk oder nur "der Wurm".
Mit einer Unke verbindet man normalerweise etwas anderes, nämlich kleine, krötenähnliche, warzenbesetzten Amphibien, mit herzförmigen Pupillen. "Unke" – stammt scheinbar vom nordgermanischen "unkvi" ab, was mit dem lateinischen anguis verwandt ist und Schlange bedeutet. Ab dem Frühmittelalter verwendete man das Wort "Unk" für Schlange. Bei den "richtigen (krötenähnlichen) Unken" ist der Wortursprung im nordgermanischen "ûkôn" zu finden.

Ihr wissenschaftliche Name Natrix natrix ist da eindeutig. Er bedeutet "Schwimmerin". Tatsächlich schwimmen Ringelnattern sehr oft im Wasser, um Frösche und Fische zu jagen. Sie besitzen hinter der Lunge einen Luftsack, in dem sie Luft speichern, bevor sie auch tauchend auf die Jagd gehen. Sie gehören also zu den Schwimmnattern (Natrix). Speziell zur Unterart der Wassernattern (Natricinae) und im Allgemeinen zur Familie der Nattern  (Colubridae). Es bliebe noch zu erwähnen, dass es bei uns diese zwei Unterarten gibt:
1. Die Nördliche Ringelnatter (Narix natrix natrix), diese hat ihr Vorkommen bis Skandinavien und Westrussland.
2. Die Barren-Ringelnatter (Narix natrix helvetica), sie findet sich im westlichen Europa und in Norditalien.

Da Ringelnattern ein so großes Verbreitungsgebiet haben, gehören sie zu den am häufigsten vorkommenden Schlangen. Man sichtete sie auf 2000 m Höhe ebenso wie im Flachland. Nur in den kühlsten Regionen Skandinaviens, in Nordnorwegen, Westschweden, Schottland und in Irland scheint sie nicht vorzukommen. 
Auch die weiteren Unterarten unterscheiden sich hinsichtlich der Färbung und Größe:
3. Spanische Ringelnatter (iberischen Halbinsel bis Nordwestafrika)
4. Streifenringelnatter (Balkan bis Kleinasien und zum Kaspischen Meer)
5. Russische Ringelnatter (Russland)
Auf Inseln wie Sizilien, Korsika und Sardinien und einigen griechischen Inseln gibt es weitere Unterarten. Die Iberische Ringelnatter ist eine eigene Art und wir seit 2016 nicht mehr als Unterart geführt.


Kann man sich vorstellen, dass diese kleine Schlange bei manchen Menschen Angst verursacht?
Die Schwimmnatter lebt gerne an Gewässern und in Feuchtgebieten. Es ist ihr egal, ob an Teichen, Tümpeln, Bächen oder in Auen-Landschaften. Allerdings sollte das Feuchtgebiet eine üppige Kraut- und Strauchschicht aufweisen. Unter alten Baumwurzeln verstecken sie sich gerne, um frostgeschützt zu überwintern. Diese Winterruhe (Kältestarre) dauert oftmals von Oktober bis April. Als wechselwarme Tiere werden sie durch die steigenden Temperaturen wieder aktiv. Meist wachen dabei die Männchen vor den Weibchen auf.

Obwohl die Ringelnatter ein sehr weites Verbreitungsgebiet hat und eine häufiger anzutreffende Art ist, ist sie durch die Zerstörung der Auen-Landschaften in einigen Gebieten Deutschlands vom Aussterben bedroht. Somit steht sie in fünf Bundesländern mittlerweile auf der Liste der stark gefährdeten Tiere. In acht Bundesländern ist sie gefährdet, in Hessen steht sie auf der Vorwarnliste und nur im Saarland ist sie ungefährdet im Bestand. Sie steht als besonders geschützte Art bundesweit unter Artenschutz (Bayerische Artenschutzverordnung).



Leider wächst die Haut bei Reptilien nicht mit und so muss sich auch die Ringelnatter öfters häuten. Meist sieht die Schlange in der Zeit "krank" aus. Die Haut wirkt stumpf, glänzt nicht und auch die Augen wirken wie blind. Sie trüben sich ein und bekommen einen milchigen Schimmer. Ursache ist eine trübe Flüssigkeit zwischen der neuen und der alten Hautschicht. Diese erleichtert die Ablösung der Haut. Nach einiger Zeit (1-2 Wochen) schimmert diese wieder deutlicher durch. Die Flüssigkeit scheint absorbiert zu werden, denn beim Abstreifen nach einigen Tagen, ist die entfernte Haut rascheltrocken. Die Häutung beginnt am Kopf. Augen wie auch die Geschlechtsteile, werden gehäutet. Die zwischen Sträuchern und Steinen abgestreifte Haut bleibt dann "auf links gedreht" meist im Gebüsch unbemerkt liegen. In dieser Zeit reagieren selbst die harmlosen Ringelnattern empfindlich und teilweise aggressiv auf Störungen.

85 cm lange, abgestreifte Schlangenhaut einer Ringelnatter

"Nein", schimpfte die Ringelnatter

"Nein", schimpfte die Ringelnatter, "die Mode
Von heutzutage, die wurmt mich zu Tode.
Jetzt soll man täglich, sage und schreibe,
Zweimal die Wäsche wechseln am Leibe,
Und immer schlimmer wird's mit den Jahren.
Es ist rein um aus der Haut zu fahren!"
So schimpfte die Ringelnatter laut
Und wirklich fuhr sie aus der Haut.
- - -
Der Vorfall war nicht ohne Bedeutung,
Denn zoologisch nennt man das Häutung.
(Joachim Ringelnatz 1883-1934)


So schnell konnte ich diesmal nicht schauen, schon war die kleine
 Schlange im Haar verschwunden und ich zur Medusa umgewandelt.

Ringelnattern haben weder Ohröffnungen und ihr Mittelohr ist stark verkümmert. Das Innenohr ist allerdings intakt. Bis jetzt weiß man nicht, wie das Hören bei der Schlange funktioniert. Die Kriechtiere reagieren auf eine Annäherung ab ca. acht Meter oftmals mit Flucht. Ringelnattern haben keine Giftzähne und vermeiden Konflikte. Nur wenn man sie überrascht und sie sich in die Ecke gedrängt fühlt, richtet sie sich manchmal auf und zischt laut. Ist man davon unbeeindruckt und lässt der Schlange keinen Ausweg zu, kann es sein, dass sie plötzlich merkwürdige Verrenkungen macht, sich um sich selber windet und "krampft", um plötzlich mit geöffnetem Mund und heraushängender Zunge zu erschlaffen. Sie stellt sich tot. Angreifer verlieren angesichts des "furchbaren Todes" dabei oftmals das Interesse an der Beute. Falls nicht, spritzt die Ringelnatter aus ihren Analdrüsen eine stinkende Flüssigkeit, die am Gegenüber penetrant langanhaltend anhaftet.

Wusstet ihr, dass die tagaktive Ringelnatter keine Augen schließen kann? Sie sieht nicht besonders gut mit ihren runden Pupillen, aber sie kann Farben erkennen (die meisten nachtaktiven Schlangen besitzen senkrechte Sehschlitze!). Die leicht nach oben gerichteten Augen ermöglichen ihr fast ganz unter Wasser zu gehen und trotzdem die Umgebung zu beobachten. Ihr Sehfeld beträgt fast 140°, dabei decken 45° beide Augen ab, was das räumliche Sehen erleichtert. Ebenso kann sie ihr Auge auf entfernte Objekte scharf stellen. Im Nahbereich dagegen, orientiert sie sich eher über das Bewegungssehen.


Die Ringelnatter jagt nicht nur über den Geschmackssinn, sondern erkennt Beutetiere anhand Temperaturunterschiede. Sie verfügt über das sogenannte "Grubenorgan" (liegt zwischen Augen und Nase) und kann dadurch Temperaturschwankungen von 0,003° C in ihrer Umgebung wahrnehmen und orten. 
Sie ist auch in anderen Bereichen bewundernswert. 
Nattern verfügen über ca. 300 Wirbel und können jede Rippe frei bewegen. Durch das fehlende Brustbein können sie größere Beutetiere verschlingen. Das liegt aber auch am Kiefer. Schlangen haben keine Schläfenknochen und der Unterkiefer ist mit dem Oberkiefer nur über einen Muskel verbunden und nicht verwachsen. Die erstaunliche Mundbeweglichkeit nennt man Schädelkinematik. 
Wie alle Schlangen befinden sich bei der Ringelnatter je am Unterkiefer einer und am Oberkiefer zwei Zahnbögen. Die Zähne sind nach hinten gebogen. Sie sind lang und spitz. So gibt es kein Entrinnen aus dem Maul. Die äußere Reihe Zähne hält das Opfer und die innere transportiert es millimeterweise in Richtung Speiseröhre. So werden Kaulquappen, Molche, Frösche, Kröten und Fische, selten auch Kleinsäuger wie Mäuse und als Übergangsnahrung auch manchmal Schnecken vertilgt. Zerkaut wird das Beutetier nie. Übrigens, sogar Zahnwechsel kennen Schlangen! Die Zähne erneuern sich, sobald sie verbraucht sind.
Der Verdauungsvorgang dauert dann je nach Art und Größe des Beutetiers einige Tage. Da dies der Ringelnatter viel Energie kostet und sie dabei Ruhe braucht, zieht sie sich gerne an einen ungestörten Platz zurück. Wird sie beim Fressen oder Verdauen gestört oder angegriffen, würgt sie ihre Nahrung wieder aus, damit sie agiler reagieren kann. Die sehr aggressiven Verdauungssäfte des Schlangenmagens verdauen selbst Knochen. In den Kotballen wurden bisher jedenfalls weder Fell noch Knochen gefunden.



Etwas, was viele Menschen Schauer über den Rücken jagen lässt, ist das "Geschlängel". Die Hautmuskulatur ist für die Fortbewegung verantwortlich. Obwohl das Gehirn größer als bei Amphibien ist, ist es dennoch kleiner als das von Vögeln. Das Kleinhirn ist für die Koordination der Bewegung zuständig. Nun ist aber aufgrund der Körperlänge das im Wirbelkanal liegende Rückenmark sehr lang und kann hundertmal länger als das Hirn sein. Da Reflexe zum Großteil vom Rückenmark ausgehen, kann dieses viele Bewegungsabläufe selbstständig ausführen. Wird nun eine Schlange durch einen Unfall geköpft, kann der abgetrennte Körper sogar Angriffshandlungen ausführen oder flüchten .

Keine Angst, die Ringelnatter durfte frei wählen, wohin sie kriechen möchte.
Entgegen vieler Behauptungen hatte sie keinerlei Interesse an der Milch.
In einigen Gegenden galt das Quälen und Töten der "Hausunke" als Frevel. Man glaubte, dass sie direkt mit den verstorbenen Ahnen in Verbindung stünde und man noch im selben Jahr sterben würde. Das Bild der zahmen, freundlichen Schlange, die Glück und Gesundheit den Hausbewohnern brachte, wurde auch von den Gebrüdern Grimm im Märchen von der Unke überliefert. Die Ringelnatter soll Milch lieben. Solange die Kinder ihre Milch, ihren Milchbrei oder anderes Essen mit der Ringelnatter teilten, blieben sie gesund und wurden reich. Schlugen sie die Schlange, stahlen sie ihr die Krone oder töteten sie die Unke, verstarben sie ebenso alsbald.

Aus Roth an der (fränkischen) Saale stammt folgende Sage, von der Friedrich Panzer berichtet:
Eine Frau sah öfters den Schlangenkönig, wie er in der Saale badete. Sie breitete ein weißes Tuch am Ufer aus, auf der er seine Krone ablegte. Die Krone sollte Hab und Gut mehren und dem Besitzer Glück bringen. Sie nahm deshalb die Krone an sich und eilte heim, der Schlangenkönig folgte ihr eilig. Er war so schnell, dass er, als sie die Haustür gerade noch vor seinem Eindringen zuschlug, sich so stieß, dass er tot zu Boden fiel.

Haut einer Ringelnatter. Sie sollte unsichtbar machen.

Die Ringelnatter wurde in der Volksmedizin  gegen "Fraisen" (althochdeutsch Not/Gefahr, damit war eine Vielzahl an Krankheiten verbunden) eingesetzt. Man machte aus den Wirbeln Amulette oder sogenannte "Fraisenketten". Diese wurden um den Hals gelegt und die Wirkung derselbigen durch ein Gebet verstärkt. Auch Rosenkränze wurden aus den kleinen Knöchelchen hergestellt. Würde man sie auf einen Ameisenhaufen werfen, würde sie schreien, bis man taub würde. Um an die Wirbel zu gelangen, mussten die armen Kreaturen elendig leiden. Nebenbei sollte das "Atternschmalz" (Heckenwurmschmalz) gegen Schwindsucht, Veitstanz oder Darmsucht helfen. Ebenso gegen Ohrenzwang (Gehörggang-entzündung) und Bindehautentzündung. 
Wenn man zwei Tage lang bei zunehmendem Mond nüchtern abends die Galle von zwei Ringelnattern aß, sollte man von Epilepsie geheilt werden. Die abgelegte Haut war ein Glücksfund, konnte sie doch unsichtbar machen und half, verrieben und mit Baumöl (früherer Begriff für Olivenlöl) angesetzt, gegen das "Kaltvergift" (Rheuma). 

Auf solche Heilmittel kann man getrost verzichten. Genießen wir lieber den Anblick dieser anmutigen Tiere und freuen uns darüber, wenn wir sie im Garten beherbergen.


Kreislauf der Natur

Blindschleiche und Ringelnatter

Eine Blindschleiche traf am Uferrand eine Ringelnatter
"Bist du giftig oder nicht, Gevatter?", wollte sie ganz dringend wissen.
"Nein, ich bin eine Ringelnatter, ich bin nicht giftig.
Wäre ich eine Kreuzotter und hätte dich gebissen,
dann wärst du jetzt tot, das solltest du wissen."

Da bin ich aber froh, dass ich das jetzt weiß,
tot sein möchte ich nicht, das wäre ein Sch... 

Moral:
Wenn manchmal man etwas nicht kennt, 
dann muss man es studieren.
Erst wenn man einmal alles kennt,
kann auch nichts mehr passieren.

(mit freundlicher Genehmigung von Ulf Heimann 
aus dem Buch: "Fabeln und Märchen", ePubli Verlag, ISBN: 9783737505918)

Noch etwas Interessantes: http://www.sagen.at/texte/sagen/italien/vinschgau/naturns/schlangen.html

Verkehrsopfer. Sie schaffte es noch zum Straßenrand.





Montag, 5. Oktober 2015

Von der Mythologie des Luchses



Der Luchs und der Löwe

Ein Luchs lebte lange Zeit am Hofe des Löwen und war einer seiner geheimsten Spione. Einmal kam er in die Gesellschaft einiger Tiere, wo man vom Löwen sehr viel Böses sprach.

"Sir!", sagte er zum Löwen, "Ich war in einer Gesellschaft, wo die Tiere laut gegen dich klagten. Du musst sie strafen und schweigen machen."

"Lass sie reden!", versetzte der Löwe, "Ihr lautes, öffentliches Klagen fürchte ich nicht. Es ist ein Zeichen, dass sie es mit mir noch gut meinen, aber ihr stummes Denken und Brüten ist gefährlich."
-
 Eine treffende Wahrheit für Regenten.
(Fabeln für unsere Zeiten und Sitten, Bd. 2,Joseph Kraus, 1801)


Er geht durch die Wände, sieht durch undurchsichtige Dinge hindurch, seine Augen leuchten in der Nacht und dort wo er Urin ablässt, bilden sich Karfunkelsteine. 
Über diese entstehenden Steine liest man einiges. In manchen alten Büchern werden sie Lynkur oder Luynkurin (=Lynk-Urin) genannt und man meinte damit den Hyazinth-Zirkon. Der lateinische Name des Luchses ist Lynx lynx und in alten Büchern findet man häufig die veränderte Schriftform "Lynks". Der Luchs-Stein sollte bei Steinleiden (Harnsteine, Nierensteine,...) am Körper getragen werden und das Leiden lindern oder sogar heilen.
Sogar das Fett des Luchses wurde als Salbe an die von Steinen geplagte Stelle geschmiert und nachdem man in seiner Blase oftmals eine steinige Masse fand, verwendete man auch diese gegen Steinleiden. 
Genauso dachte man, dass er das schwächste Gedächtnis aller Tiere hat. Er würde sein erlegtes Wild kein zweites Mal besuchen und hätte scheinbar vergessen, wo er es abgelegt hat. Deshalb würde er den Kopf seiner Opfer aufbeißen, um an das Gehirn zu kommen. Beides gehört ins Reich der Märchen.

Die Krallen zog man dem erlegten Luchs und ließ sie in Gold oder Silber einfassen. So getragen, sollte dies gegen die Fallsucht (Epilepsie) helfen, aber auch vor Alpträumen und Kobolden schützen.

Damals vermutete man in Deutschland zwei Luchsarten. Die Katzen-Luchse und die Kälber-Luchse. Katzen-Luchse sollten kleiner und gedrungen sein, im Gebirge leben und ein besseres, wolligeres Fell haben. Dieses wäre auch mehr gelblich, mit rötlichen Flecken und weißem Fell.
Die Kälber-Luchse sollten mehr in den Wäldern zuhause sein, in wärmeren Regionen, schlanker und hochbeinig sein. Die Fellfarbe wäre nicht so schön, eher fahlgelb bis ziegelrot mit weißen Flecken. Zudem wäre das Fell dünner.

Der letzte Luchs im Thüringer Wald wurde 1819 in Luisenthal nördlich von Zella-Mehlis umgebracht. Im Frankenwald war er 1730 scheinbar ausgerottet. Das letzte Exemplar aus dem Fichtelgebirge starb gewaltvoll 1774 südöstlich von Louisenburg (Luchsburg, Luxburg). Umso erfreulicher ist es, dass es immer wieder einmal Sichtungen dieses edlen Raubtieres im Fichtelgebirge und dann auch im Frankenwald gab - obwohl man auch dies lange Zeit für einen Mythos hielt. 

Im bayerischen Wald wurden in den letzten Jahren regelmäßig Luchse ermordet. Feige wurden die Tiere umgebracht. Vergiftet, Beine amputiert oder tragende Muttertiere getötet. Die Jungtiere sterben dabei nach dem Tod der Mutter mangels sauerstoffreicher Blutversorgung qualvoll im Bauch. Arthur Schopenhauer fand dazu folgende Worte:

Der Mensch ist im Grunde ein wildes, entsetzliches Tier. 
Wir kennen es bloß im Zustand der Bändigung und Zähmung.

Diejenigen unter euch, die diese Wilderei auch abartig finden, können hier LINK etwas bewegen.








Sonntag, 16. August 2015

Sweety - Tag 4 Was Nestlinge fressen




7.Juli

Es war eine SIE! Nachdem die Kopffederchen und ihre Färbung sichtbar waren, war es klar: Ein Name musste her. 
Von "mein Spätzla" (nein keine zum Esssen) bis "Mensch Zensel! Das kann man wirklich fressen!" war alles noch drin. Sie war zuckersüß, wenn sie mit den kleinen, runden, schwarz glänzenden Augen einen anblickte. Aber sie fraß schlechter.

In der Mitte befindet sich Nutribird21 mit dem Mineralstoffgemisch
 von Dr. Maik Löffler und etwas weichen Sämereien. Es wird noch angerührt.


An diesem Tag habe ich mich wirklich erschrocken. Sie ließ sich schlecht füttern und lag viel ruhiger da. Zudem sahen ihre Nasenlöcher aus, als wären sie verstopft. Oftmals atmete sie mit geöffnetem Schnabel. So atmen Vögel wenn sie zu aufgeregt/überhitzt sind oder Atemnot haben. Sie waren nicht vom Futter verklebt. So etwas passiert leider auch öfters als man denkt, wenn Vögel etwas ungeschickt mit der Hand aufgezogen werden. Es sah eher aus wie eine geschlossene, trockene, sandfarbene Haut. Ich befeuchtete meinen kleinen Finger und strich damit vorsichtig über ein Nasenloch. Nie sollte man über zwei Nasenlöcher gleichzeitig streicheln, schließlich muss der Vogel atmen können. Natürlich soll man auch nicht am oder im Nasenloch herumpuhlen! Die Befeuchtung zeigte Erfolg. Einige Zeit später sah der Schnabel so aus, wie ich es kenne.

Sie zierte sich aber beim Füttern weiterhin wie eine Diva. Bot ich ihr Drohnen an, konnte es sein, dass sie  sie drei Mahlzeiten langverschmähte und dann plötzlich verschlang sie sie gierig. Ebenso ging das Spiel mit Heimchen oder dem Handaufzuchtsfutter. So süß sie war, so war sie erstmal bei der Fütterung zickig. Wir kamen auf die Namen Diva oder Sweety für den Vogel. Dieser Blick ... es wurde eine Sweety.

Die Bienendrohnen machen den Brei saftig und formbar.

Was für Futter braucht man eigentlich für Findlinge?

Egal was für ein Vogelbild man im Kopf hat,

VOGELBABIES DÜRFEN NIE, NIEMALS MIT REGENWÜRMER GEFÜTTERT WERDEN!

Nur Drosselartige, Stare und Rabenvögel fressen Regenwürmer. Kleinvögel bekommen davon massive Verdauungsstörungen und sterben. Man muss sich wirklich die Zeit nehmen, herauszufinden, was für einen Vogel man eigentlich hat und danach füttern. Hilfreich ist dabei diese Seite: Wildvogelhilfe Jungvogelbestimmung

Aus dieser Wachszelle muss die Drohne herausgepuhlt werden.
Wachs sollte nicht an der Drohne kleben.


Alles Notfutter (gekochtes Eigelb, Tatar, ...), was man so im Internet lesen kann, ist nur Notfutter. Klar sperren die Vögel den Schnabel auf und fressen den größten Mist. Sie haben ja auch keine andere Wahl um ihren Kropf zu füllen und sie haben als Nestling keinen Instinkt, der sie vor falschem Futter warnt. Sie vertrauen vollends auf ihre Eltern. Mehlwürmer sind übrigens Vit B Räuber und auch zu fetthaltig. Vögel (aber auch z.B. Aufzuchts-Igel) können Langzeitschäden an Knochen und Blutmangel davon tragen. Die Tiere wissen das nicht, der Laie erkennt es nicht sofort. Umso mehr ist der Helfer in der Pflicht, zum Wohl des Tieres sich zu informieren und artgerechtes Futter zu verfüttern oder das Tier in einer Aufzuchtsstation abzugeben.
Selbst Körnerfresser bekommen die allerersten Tage Insekten als Futter! Nachdem die Seite so fundiert und ausführlich auf alle Bereiche eingeht, könnt ihr euch hier auch über das Futter noch genauer informieren: Aufzuchtsfutter. Da dort alles fundiert erklärt wird, gehe ich nicht noch einmal darauf ein, wie genau man es zubereitet, sondern nur, was ich füttere.

Drohnen fertig zum Verfüttern


Was bei mir immer im Gefrierfach ist, sind Bienendrohnen. Die männlichen Bienenlarven sind richtige Energiebomben und bieten ausreichend Saft und Energie. Diese kann ich auch gut mit dem Handaufzuchstfutter vermengen. Wenn es sehr heiß ist, gibt es Drohnen pur. Nestlinge brauchen kein Wasser, sie beziehen es über die saftigen Insekten. Nur Drohnen sollte man nicht füttern, da sie zu fettreich sind. Am Anfang vermische ich es mit dem Handaufzuchtsfutter Nutribird21. Die Nummer ist wichtig, da es verschiedene Sorten gibt und nur die "21" für Jungvögel geeignet ist. Das als Aufzuchtsfutter in diversen Tierhandlungen angebotene Futter enthält Garnelen und kleine Fische. Das kann man Vögeln als zusätzliches "Pickmaterial" anbieten, wenn sie kurz vor dem Auswildern sind oder falls man verletzte Altvögel hat. Als Alleinfutter und für Jungvögel ist es leider untauglich.

Vorrätig habe ich auch von unserem Tierarzt Maik Löffler ein Mineralstoffgemisch, dass ich dem Futter nach Anleitung zugebe und später dem Astling im Trinkwasser anbiete.

Der Brei wird  noch so angerührt, dass er nicht zu feucht ist, sondern formbar bleibt

Ich habe für die Körner fressende Jungvögel einen Bio-Baby-Getreidebrei vorrätig und ich flocke mein Getreide selber. Solche frisch gequetschten Getreideflocken sind noch voller Vitamine und Mineralstoffe.

Entbeinte Heimchen fertig zum Verfüttern


Dann warten im Gefrierschrank eingefrorene Heimchen der mittleren Größe. Sie müssen vor dem Verfüttern von den Hinterbeinen befreit werden. Da sie Widerhaken an den Beinen haben, könnten sie im Hals stecken bleiben und der Vogel dadurch ersticken. Wenn die Nestlinge zu schwach sind, zerteile ich die Heimchen sogar. Später kann man sie wunderbar und ohne Kleckerei verfüttern. Manche Jungvögel wollten die Insekten angefeuchtet haben, dann tauche ich sie kurz in ein Schnapsglas mit Wasser.

Falls sich Nachtfalter und Fliegen ins Haus verirren, landen sie im Schnabel. Insekten mit Stechapparat nicht und ebenso wenig behaarte Raupen oder Raupen mit grellen Farben.

Beoperlen (Bild folgt noch) weiche ich auch ein und verfüttere sie. Das muss man vorbereiten, da es einige Minuten dauert, bis die Kugeln weich sind. Bei den Kleinen muss man sie zerkleinern. Manchmal vermische ich es mit dem Nutribird21 oder dem Getreidebrei.

Die Ernährung verändert sich noch - dem jeweiligen Entwicklungsstand angepasst - ich berichte noch darüber.
.
Bienendrohnen schenkte mir unser Imker vor Ort. Dafür
bin ich sehr dankbar. Das rettet so manchem Tier das Leben!





Sonntag, 2. August 2015

Das Igel-Gehege verändert sich


Schorschi der Unglücksrabe musste schon mehrfach tierärztlich behandelt
werden. 

Wie im alten Post beschrieben, war mein altes Gehege durch die Verwendung von Hasendraht nicht das Gelbe vom Ei. Es war auch nie gedacht, es dauerhaft aufgebaut zu lassen. Ziel ist es, ein Tier aufzupäppeln - wenn es in Not ist -, doch im Vordergrund steht immer die gezielte, sichere Auswilderung.

Dann aber wuchs in mir verstärkt der Gedanke, dass ein "eingewachsenes Gehege" mehr Lebensraum bietet als ein mobiles. Es blieb ja auch nicht bei einem Igel, sondern es kamen immer wieder  und öfters Notfälle, so dass ich es gar nicht mehr abbauen brauchte. Nebenbei empfand ich die 14 m ² immer noch als zu klein.

Der "tote" Bereich zwischen Haus und Gehege (rechts)
 sollte nun mit ins neue Gehege integriert werden

Um mein altes Igeldomizil konnte ich außen herum laufen, doch vor allem im Frühling und Sommer war es unmöglich, Unkraut zu jäten. Auch Rasen mähen gestaltete sich als schwierig.

Der Abstand zwischen den Leisten betrug 1 m.

Ich machte mir Sorgen, ob das Gehege wirklich stabil genug auf Dauer bleibt. Der ein oder andere probierte schon einmal seine Zähne am Draht aus oder versuchte hoch zu klettern. Schorschi war begabter Buddelkönig. Für Igel ist der verwilderte Bereich im Gehege toll, aber irgendwie war der direkt am Haus liegende Bereich ein verlorenes Eck für Mensch und Tier und kam optisch nicht mehr zur Geltung.

Wenn sich was tut im Garten, müssen die
Vierbeiner dabei sein


Deshalb dachte ich mir, man könnte doch gleich den ganzen Bereich einzäunen. So stört mich keine Begrenzung beim Unkrautjäten und die Pfleglinge könnten mehr Versteckmöglichkeiten nutzen. Zudem wäre das komplette Gehege dann immerhin ca. 8 m x 3 m groß. Ob es eine Spinnerei ist, 24 m² dauerhaft einzuzäunen, nur damit man einem Notfall-Igel etwas mehr Lebens-Qualität in der Aufpäppelphase gibt?

Die Platten sind verlegt. Die Igelhäuser sind 60 cm x 40 cm groß. Sie wirken klein.
Das Areal umfasst eine Größe von 3 m Breite und 8 m Länge.


Und wieder war es mein Bekannter, der meine Spinnereien schmunzelnd zu Kenntnis nahm und dann eine sinnvolle und optisch saubere Lösung präsentierte. Mir war wichtig, dass Ausbruchsmöglichkeiten und Verletzungsgefahren verhindert werden und dass das Holz nicht so schnell vergammelt. Ich wollte als Unterbau Bodenplatten, damit die Seitenteile nicht ständiger Bodenfeuchtigkeit ausgesetzt sind und ich auch eine Rasenkante zum Mähen habe. Als Seitenteile schwebten mir Planken vor, wie sie beim Gerüstbau verwendet werden. Letztere sind neu sehr teuer und mein Bekannter schlug deshalb Schalungsbretter vor. Dass diese gelb sind, störte mich nicht. Ich sah es als freundlichen Farbklecks im Garten. Die Bodeneinschlaghülsen (für die Kanthölzer) mussten zwischen die Platten eingeschlagen werden. Damit keine Ausbruch anreizenden Stellen für Igel entstanden (Lücken zwischen den Platten) und alles einen sauberen Abschluss hatte, verwendete er noch Pflastersteine. Ich freute mich riesig. Die Schalungsbretter sind 50 cm breit und somit war dies auch eine angenehme Höhe.

Offene Stellen wurden noch mit Blech verblendet, damit dort kein Anreiz zum Kratzen entstand. Auch die Kanthölzer bekamen eine Blechhaube. Manche der Igelhäuschen stellte ich an die Hauswand. Dort sind sie vor Wettereinflüssen geschützt und liegen igelgerechter etwas versteckt hinter den Kräutern. An der Wand befinden sich Kieselsteine verschiedener Größen. Das stärkt bei der nächtlichen Erkundung und Futtersuche die Fußmuskulatur, denn es verstecken sich viele Spinnen und Asseln dort. Bei manchen Häusern könnten sie so auch einmal auf das Dach steigen.



Es lockt natürlich der Erdbereich mit der Bepflanzung. Die verschiedenen Kräuter bieten Dufterlebnisse und in der lockeren Erde lässt es sich gut wühlen. Krabbeltiere befinden sich auch dort. Die verwilderte Rasenfläche wird so nach und nach ihr Gesicht noch verändern. Durch die Platten entstand ein Bereich, der unbewachsen und dadurch überschaubar bleibt. Gut, um Trinkschalen aufzustellen und den Kot zu kontrollieren. Falls mal ein "Renner" einzieht oder mehrere Jungigel muss natürlich diese "Rennstrecke" unterbrochen werden.

Hier sind fünf Schlafhäuser, ein Futterhaus und drei natürliche Unterkünfte
verborgen.

Die Europalette als Unterbau für den Schnittguthaufen blieb auch im Gehege und wurde mittlerweile verbessert. Ich muss allerdings erst noch Bilder machen. Optisch ist so ein Haufen nicht gerade ein Hingucker, aber es schafft zusätzliche Vielfalt und Lauffläche. Ganz unten ist eine Palette mit Brettern beschlagen, damit der gesamte Raum darunter trocken bleibt. Darauf legte ich eine normale Europalette und darüber kam dann erst das Schnittmaterial.
Möchte ein Igel ein natürliches Nest bauen, ist dies kein Problem. Natürlich verstecken sich im Haufen auch viele Kleintiere. Der Igel soll ja wie in der freien Wildbahn erlernen, Futter zu erbeuten.
Die zweite Palette wollte ich verwenden, weil Igel neugierig sind und gerne klettern. Durch diese weitere Ebene hat er einen zusätzlichen Quadratmeter Fläche, um im entstandenen Zwischenraum Futtertiere zu suchen. Zudem kann er dann noch auf dem Haufen herum klettern.

Dieser Turm aus Paletten wurde noch igelgerecht umfunktioniert


Die Europaletten-Igelburg wurde gerne angenommen. Ich erweiterte die Lauffläche um weitere zwei Ebenen. Die Zwischenräume zwischen den Brettern wurden mit Leisten verschlossen. Der kleinere Haufen in der Mitte des Geheges wurde etwas vergrößert, da ich das Schnittgut aufgrund der Höhe nicht mehr auf die Paletten aufbringen konnte. Damit die Igel zwischen den Ebenen hin und her wechseln können, wurde pro Palette ein Brett durchgesägt und mit einem Scharnier versehen, wieder angebracht. Im oberen Bild könnt ihr es recht gut erkennen. 30 m² stehen jetzt insgesamt als Lauffläche zur Verfügung. Im Turm kann ich nun Futter verstecken und Igel können einen Blick in den umliegenden Garten werfen. Die Seiten verschloss ich bisher mit Holzstücken. Auf dem Palettenturm stellte ich robustes Dekomaterial und im Winter sollte eine Schicht aus Tannenstreu für Schutz sorgen. Gefallen würde mir ein "lebendiger Schutz" aus Pflanzen. Ob mir das gelingt?

Elemente wie Holzstämme, Wurzelstöcke und Pflanzgefäße können immer
wieder  neu angeordnet werden und sorgen für Abwechslung.


Natürlich wird mit anderen Elementen (Holzstämme, Wurzeln, Pflanzgefäßen, usw.) immer wieder versucht, Abwechslung zu schaffen. Falls sich mehrere Igel einmal das Gehege teilen müssen, dann können sie sich gut aus dem Weg gehen. Die vielen Hürden und Versteckmöglichkeiten vermeiden Stresssituationen. Solange es genug Futter und Platz gibt, sind Igel nicht aggressiv gegenüber Artgenossen. Nur in der Paarungszeit sind gleichgeschlechtliche Igel äußerst ruppig zueinander. Als ich die Neunlinge aufpäppelte, gab es keine Reibereien. Erst nach dem Winterschlaf, kurz vor der Auswilderung, wollten manche keinen Kontakt mehr zu den anderen und wurden unwirsch, wenn ihre Geschwister ihnen zu nahe kamen. Diese Erfahrung machte ich auch mit Nicht-Geschwistern. Als Babys sind Igel froh über Kontakt zu Ihresgleichen. Man muss allerdings immer ein Auge darauf halten. Sollte es Reibereien geben, könnte man in diesem Fall die Abtrennelemente des alten Geheges nutzen und das neue damit unterteilen.








Montag, 6. Juli 2015

Sweety - Tag 3 Augenblicke


6.Juli

Der Spatz hatte auch die zweite Nacht gut überstanden. Der Bauch sah etwas drall aus. Da muss man bei so kleinen Vögeln noch gut aufpassen, denn ihr Zustand kann sehr schnell kippen. Nachdem aber weiterhin gut aussehender Kot abgesetzt wurde, blieb ich gelassen.

Ab halb fünf weckte mich ein Tschilpen und alle dreiviertel Stunden wurde laut und eindringlich auf sich aufmerksam gemacht. Die Federchen scheinen bei Spatzen am Tag zwischen 1-2 mm zu wachsen. Immer schöner wurde der kleine Vogel. Dann fiel mir etwas völlig Neues auf.

Offene Augen blickten mich an...direkt in die Augen. Lange und ruhig, voller Vertrauen. Der Blick ging durch die Haut. 





Sonntag, 5. Juli 2015

Sweety - Tag 2 Unterbringung des Nestlings und der "Output"


 5.Juli

Der Spatz hatte die Nacht überstanden. Ab 5.00 Uhr begann die Fütterungszeit und alle halbe bis dreiviertel Stunde wurde bis in die Nacht hinein gefüttert. Vogeleltern füttern bis zum Sonnenuntergang und in der Nacht haben Jungvögel auch Ruhe und werden nicht gestört. Aber ich zog die Fütterungszeit bis 22.00 Uhr hinaus. In der freien Natur füttern Vogeleltern ihre Jungen ab Sonnenaufgang, sooo pünktlich musste ich dann doch nicht sein.

Der Spatz war von der Kopfbefiederung her ein Hausspatz, denn bei Feldspatzen ist das Köpfchen richtig erdbraun. Gierig bettelte er und forderte sein Futter ein. Die Augen ließ er geschlossen. So ab dem achten Tag öffnen sich normalerweise die Augen. Sobald ich mich allerdings dem Nest näherte und er den Schatten spürte, fing er lautstark an zu piepsen und reckte seinen nackten, dürren, klapprigen Hals empor. Der wackelige Kopf mit weit geöffnetem Schnabel wirkte viel zu groß für diesen Hals.


Auch wenn es für viele eklig ist. Der "Output" von Pfleglingen ist sehr wichtig
um den Gesundheitszustand einschätzen zu können. Diese Häufchen lassen sich
leicht entfernen. Die Größe des Kotbeutels im Verhältnis zum Hinterteil ist beachtlich.

Etwas, worüber meine Kinder sich königlich amüsieren konnten, geschah prinzipiell bevor er die zweite Ladung Futter verschlang. Mit viel Anstrengung wurde sich gedreht. Ein noch nacktes Hinterteil mit kurzen Schwanzfederchen wurde mir entgegengestreckt und mühsam rückwärts dem Nestrand hochgekrakelt. Dann ein kurzer Stopp. Mit einem feuchten kurzen "Pfftt" hatte ich direkt vor mir einen weißglibbrigen Kotbeutel liegen. Schwupps, schon war  der Spatz wieder im Nest und forderte ungeduldig sein Futter.


So sieht frischer gesunder Nestlingskot aus.
Durchfall, Grünfärbung o. ä. weisen auf
Krankheit hin 

Bei Nestlingen ist der Kot noch von einer Haut überzogen. Das Weiße ist der Urin und das braun-schwarze Würstchen der Kot. Die Jungtiere koten zum Nestrand hin und die Eltern tragen das Päckchen weg. So wird kein Fress-feind, aber auch keine Fliegen durch den Geruch angezogen und das Gefieder verklebt nicht.

Alter Nestlingskot lässt sich leicht
 entfernen und macht keine Flecken.

Apropos Nest. Auch wenn ein mit Küchenpapier oder Tuch ausgelegtes Nest hygienischer wirkt und schön sauber aussieht. Man sollte Nestlingen am besten ein Naturnest aus Moos (trocken) bauen oder z.B. einen napfförmig drapierten alten Strumpf/ altes Tuch als Unterlage anbieten. Wenn man Vögel auf geraden, flachen Untergrund in einer Schachtel bettet, führt dies zu Fehlstellungen der Beine und Zehen, was verheerend für das Leben in Freiheit ist. Sie greifen schon im Nest (siehe rückwärts hoch Krabbeln um zu koten) und trainieren dabei das Zusammenziehen und lösen ihrer Zehenmuskulatur. Auf einer geraden Fläche bleiben die Zehen immer ausgestreckt und durch die Krallen werden sie nach oben überstreckt. Das macht Probleme, wenn sie dann einen Zweig umfassen sollen um dort Halt zu finden.




Ich habe meistens eine kleine Schachtel, die ich ganz unten mit Zewa auslege, dann kommt darüber eine Schicht Moos. Mit den Fingern wird ausgetestet, dass es auch an keiner Stelle piekst. Dann rolle ich ein paar einzelne Blätter Zewa und drapiere es um das Nest. So kann ich das verschmutzte Zewa schnell austauschen.

Diese kleine Schachtel stelle ich übrigens in einen großen Meerschweinchenkäfig. Dieser ist auch schon mit Moos, Zewa, Naturkork, Ästen und Sandschüssel bestückt. Wenn sich der Kleine vom Nestling zum Astling entwickelt, oder aus dem Nest klettert, kann er durch die unterschiedlichen Materialien die Füßchen trainieren und es sich an einem anderen Ort innerhalb des Käfigs bequem machen. Auch darf geflattert werden. Ein Vogelkäfig sollte mehr breit als hoch sein. Vögel fliegen schließlich nicht wie Raketen, sondern eher wie Flugzeuge. Da ich bei diesem Model darauf achtete, dass kein Gitter an den Seiten ist, stößt er sich auch keine Federn ab. Die Katzen könnten auch nicht angeln und ihn verletzen, falls mal eine Tür nicht ganz geschlossen sein sollte. Ich muss zudem keine Angst haben, dass er mir irgendwo entwischt, denn ich kann zur Not auch von oben füttern. Dort sind ein Schiebegitter und zwei Türen vorhanden.

Dieses Quartier für die Zeit vom Nestling bis zum Astling ist 75 cm x 45 x groß
Links hinten im Eck ist ein kleiner Feldspatz zu sehen. Das war Herkules.




Samstag, 4. Juli 2015

Sweety - Am seidenen Faden


Die Geschichte einer kleinen Spatzendame

Am 4. Juli hielt ich ein Seminar über die Heilpflanzen des Frankenwaldes. Da ich zu solchen Zwecken das Handy auf lautlos stelle und kaum Zeit habe, darauf zu blicken, war es ein kleines Wunder, dass der Zeitpunkt, als der Kleine gefunden wurde, auf die Pausenzeit fiel.

Als ich um 12.41 die SMS einer lieben Freundin bekam, hatte ich noch 20 Minuten Zeit, bevor es weiter gehen sollte. Drohnen und Heimchen hatte ich vorrätig und auch Vogelhandaufzuchtsfutter (Nutribird21) sowie Mineralstoffe vom Tierarzt (Link). Ich rief schnell zurück und rief auch zu Hause an. Meine Kinder sollten schon mal drei Drohnen auftauen und den Notfallbehälter bereit stellen. Ich nahm von meiner Freundin den Spatz entgegen und fuhr nach Hause. Die Temperaturen hatten ihn scheinbar aus dem Nest in die Ungewissheit springen lassen. Es waren über 36° C und die Autofahrt unerträglich. 

Der Kleine hatte einen klatschroten Bauch. Zu rot. Die Augen waren geschlossen. Ich schätzte ihn auf ca. eineinhalb Wochen. Er ist aus dem Nest unterm Dach aus 2,50 m Höhe auf die Metalltreppe gefallen. Als Erste Hilfe bekam er Wasser von den Findern und man wartete auf die Eltern. Doch die Temperaturen waren zu hoch. Mit offenem Schnabel versuchte er ohne Erfolg sich Kühle zu verschaffen. Kein Elternteil kam und versorgte den Kleinen. Also kontaktierte man mich. 

Etwas Sorge hatte ich wegen des Wassers. Zu viel vertragen Nestlinge nicht und man wusste nicht, wie lange er schon auf der Treppe lag, bevor man ihn fand. Viel Hoffnung hatte ich nicht. Er war zu dehydriert, zu schwach und ohne viele Reaktionen. Ob er das Futter vertragen würde?

Schlapp und nackig lag er da. Die Augen waren noch geschlossen. Dennoch konnte ich ihn zu Bienendrohnen überreden. In der Zwischenzeit hatten meine Kinder eingefrorene Heimchen entbeint und - in Alufolie gewickelt - zwischen zwei Kühlakkus gelegt. Ich packte schnell das Handaufzuchtspulver und mein Zubehör ein und düste mit den Vogel zum Seminar. Ein aufregender Tag für den Spatz, aber nur so konnte er durchgehend versorgt werden.

Die Teilnehmer reagierten einfach toll und keiner hatte etwas gegen den kleinen Gast im Gegenteil. Dafür bin ich ihnen jetzt noch dankbar. Ab und an sperrte er schlapp den Schnabel etwas weiter auf und schwupps landete ein aufgetautes, zimmerwarmes Heimchen oder ein kleiner Batzen Brei im Rachen. Alle 20 - 30 Minuten fing er an zu piepsen, leise und matt. Erst um 21.00 Uhr sperrte er plötzlich den Schnabel weit auf und forderte endlich lautstark sein Futter ein. Um 22.00 Uhr gab es die letzte Mahlzeit.

Die Hoffnung flackerte auf.