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Montag, 3. September 2012

Zum blauen Gold - ein wunderschöner Ausflug


St.-Barbara-See am Kießlich - Staatsbruch Lehesten

Kennt ihr das "Blaue Gold"? Damit ist nicht dieser See gemeint, doch dieser See entstand durch dessen Abbau. Gemeint ist der Schiefer. Hier schrieb ich schon einmal über das Schiefergebirge und heute möchte ich euch Bilder zeigen, die bei einem Ausflug mit meinen Kindern entstanden sind.


Gesteinsformationen im Schiefergebirge


Der Grenz-/Todesstreifen der innerdeutschen Grenze ist bekannt. Mittlerweile hat der 1393 km lange Grenzbereich einen ansprechenderen Namen erhalten: "Grünes Band Deutschland".  Ein wunderschönes erhaltenswertes Schutzgebiet  für seltene Tier- und Pflanzenarten ist dort entstanden. Der Rennsteig verlief schon seit dem Mittelalter an der Grenze von Thüringen und Franken und mit seinen 169 km lässt er sich wunderbar erlaufen. Auf diesem Weg befinden sich viele unbekannte Sehenswürdigkeiten.



Sehenswert ist sicherlich die kleine Schieferstadt Lehesten. Berühmt ist sie durch ihre Schieferbrüche - es waren einstmals die größten Europas.





Die Bergarbeiten in der Region gehen bis ins 13. Jahrhundert zurück. In meiner Gemeinde gab es das "Teuschnitzer Schloss". Eine der ältesten Rechnungen aus Lehesten handelt davon, dass man das Material zur Dacheindeckung 1485 aus Lehesten bezogen hat.






Spannend finde ich, dass das die Kaiserburg in Wien und der Dom zu Würzburg  mit Lehestener Schiefer beliefert wurden. Das Heldburger Schloss wurde damit 1564 gedeckt und 300 Jahre später lobte Ed Amthor in seinem Buch (das industrielle und kommerzielle Deutschland) noch den Zustand des Daches und die gute Qualität des dunklen, reinen Schiefers.





Den Vorteil solcher verschieferten Häuser erkannte man schnell. Es war eine gewisse Isolierung gegeben und bei Dorfbränden schützte der Schiefer vor dem Feuer.






Nebenbei verwittert Schiefer langsam und so bleiben die schmucken Fassaden lange Zeit optisch sehr ansprechend. Den optischen Aspekt beachtete man nicht nur beim Hausbau, auch Gehwege wurden mit den glatten Platten verlegt und bis ins 20. Jahrhundert waren bei uns die Friedhöfe mit geschliffenen Schiefergrabsteinen geschmückt.




Manch einer findet diese dunklen Häuser auf den ersten Blick erdrückend, doch es lohnt sich, den Charme der Schieferhäuser zu erforschen, schmucke Details zu betrachten und auf die verschiedenen Deckformen und Verzierungsmöglichkeiten einzugehen.





Das kostbare Gut wurde anfangs aus mehreren kleinen Brüchen abgebaut. So wie jede Flur ihren Namen hat/hatte, so waren auch die Brüche benannt. Die ältesten Brüche um Lehesten nannte man "den alten Haw" (kommt von hauen/herausschlagen) und den "Unnütz", wobei sich die Frage stellt, von welcher Qualität letzterer Schiefer wohl war. Beide Brüche lagen nah beieinander (südlich vom Ort) und man sprach später nur noch vom "alten Bruch". 1792 kam Alexander von Humbold (als amtierender Berghauptmann) zu Besuch, um den "uralten Schieferbergbau" zu besichtigen. Die privaten Brüche gingen später an das Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha und an das Herzogtum Sachsen-Meiningen über. Ab 1920 gehörte er dem Staat und wurde seither Staatsbruch genannt.



Im 19. Jahrhundert ist der Höhepunkt des Schieferabbaues zu sehen. Damals waren allein im Tagebau 2500 Beschäftigte tätig. Die Region lebte von ihrem blauem Gestein und gab deshalb dem Schiefer die Bezeichnung "Blaues Gold".
Wieck (F.G. deutsche Gewerbezeitung) schreibt 1864, dass allein Lehesten und Sonneberg unter anderem jährlich 65.000 Schock Dachschiefer und 40.000 Schock Schiefertafeln (Schreibtafel für die Schule) hergestellt haben. Ein Schock entspricht 5 Dutzend oder 60 Teilen. Das bedeutet also, dass man jährlich 3.900.000 Dachschiefer und 2.400.000 Schiefertafeln hergestellt hat. Bei den Produktionsbedingungen und der Handarbeit, die keinesfalls leicht war, ein respektabler Umsatz.



Wenn man von einer Sechs-Tage-Woche ausgeht, hieße es, das man unter anderem täglich ca. 12.460 Dachschiefer und 7668 Schultafeln hergestellt hat. Auch die benötigten Griffel wurden dort angefertigt. Er berichtete von einem jährlichen Umsatz von 91 Millionen. Das wären pro Tag ca. 291.000 produzierte Griffel. Weiterhin hieß es, dass allein der Transport dieser, allein schon 100 Geschirre (Pferde & Ochsen) benötigte. Lehesten hatte zu der Zeit ca. 1.250 Einwohner.


Man muss wissen, dass die aus dem Bruch heraus geschlagenen Blöcke in den Spalthütten mit der Hand behauen wurden. Man spaltete das Gestein mit Meißeln und schlug Schicht für Schicht ca. 5 mm starke Platten ab. Diese schnitt man dann mit einer Art Schieferzange zu. Für die Schiefertafeln mussten die Platten auch noch geschliffen werden.





Der Schieferbruch umfasste später einen ca. 20 ha großen Tagebau. Ab 1973 wurde dann ausschließlich unter Tage abgebaut. 1999 schloss auch der Abbau unter Tage. Damals waren die imposanten Abraumhalden weithin zu sehen. Mittlerweile erobert die Natur diese wieder zurück.






Die Fotos oben und rechts, zeigen eine Pferdegöpeldie schon im 19. Jahrhundert betrieben wurde. Mit Hilfe von Pferden (die im Innern ihre Kreise zogen) wurden zu der Zeit die Lasten über die Schachtanlage hoch befördert. Im Schiefer-Denkmal-Lehesten könnt ihr all diese Räumlichkeiten euch vor Ort direkt ansehen und anschließend euch vor Ort in der Gaststätte verköstigen lassen.



Das Bild links habe ich von www.rathscheck.de entnommen, da es die einzige Möglichkeit war, die Anlage vor der Flutung zu zeigen. Als die Grube schloss, gründete die Vereinigte Thüringer Schiefergruben GmbH den heutigen Schieferpark Lehesten als Technisches Denkmal. Am Anfang konnte man noch das Bergwerk und seine Stollen besichtigen, doch aus Kostengründen wurde dies leider nach zwei Jahren wieder eingestellt. Aus diesem Grund schaltete man leider auch die Wasserpumpen 2006 ab. 





Der Tagebau und somit viele interessante alte Stollengänge wurden geflutet. Ihr könnt dies gut an den Bildern erkennen, wie weit das Wasser schon gestiegen ist. Mittlerweile ist der Schiefersee schon ca. 10 ha groß.




Ich kann mich immer nicht satt sehen an dem herrlichen Farbspiel des Wassers. Mit sämtliche Grün- und Blautöne und an manchen Stellen ins Blaugraue übergehend, geben die Schieferseen auf der "Steinerne Heide" verschiedenste Stimmungen wieder.





Das Wasser ist glasklar und trübt sich erst in größeren Tiefen ein. Das Bäumchen hier war weit über einen Meter groß und ist ein Opfer der Flutung.



Schieferweg

Um den großen Schiefersee "St. Barbara" führen gut begehbare Wanderwege und an vielen Stellen kann man auch einfach mal die Füße ins Wasser hängen lassen. Bei diesem Weg ist die Besonderheit, dass der Schiefer nicht gelegt wurde, sondern die spaltbare Seite nach oben ragt. Abgeschliffen durch die jahrelange Benutzung, ist ein fester Weg entstanden.




Nicht nur das ehemalige Werksgelände, das immerhin ca. 105 ha. groß ist, sondern die gesamte "Steinerne Heide" ist aufgrund seiner einzigartigen Naturkulisse  einen Ausflug wert.





Die ehemaligen  Produktionsgebäude kann man besichtigen. Dort wird ausführlich erklärt und beschrieben, wie man Schieferprodukte herstellte. 



Sehenswert ist ein Modelldorf der noch heute existierenden Dachdeckerschule Lehesten, das insbesondere die Vielfalt der möglichen Schieferdacheindeckungen demonstriert. Eines ist sicher, Schiefer wirkt nicht langweilig!




Verschiedenste Stollenfahrzeuge und andere im Bergbau benötigte Transportmittel sind dort ausgestellt. Vor allem Kinder können kaum widerstehen und freuen sich darauf, diese zu erkunden. 



Schieferbrüche und vor allem die Abraumhalden lösen bei mir Ehrfurcht aus. Die Massen an Gestein, die bewegt wurden! Letztendlich konnte nur ca. 2% des abgebauten Schiefers weiterverwendet werden und der Rest war Abfall. Um so beeindruckender, wie die Natur sich das Gebiet zurückerobert und eine ganz besondere "heideartige" Welt entsteht.
Das Gebiet des Staatsbruches steht seit 2001 unter Naturschutz, doch auch die umliegenden Schieferbrüche von Lehesten sind schützenswerte Kleinode. Die Wiesen, Felder und Wälder, sowie die reichhaltige Heckenstruktur  im Grenzgebiet spiegeln ein herrlich abwechslungsreiches Landschaftsbild wieder. Im Schieferbruch selbst gibt es auf kleinstem Raum zwei kleinklimatische Extreme: Im Sommer wird das dunkle Schiefergestein über 60 Grad Celsius heiß! In den schattigen Bereichen bleibt es dagegen kühl und feucht. 


Bei den Untersuchungen wurden 1.100 verschiedene Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen! Allein 170 Arten stehen davon auf der Roten Liste. Dies ist so bedeutungsvoll, dass man die Schieferbrüche zu einem Naturschutzgebiet und einem Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiet ausgezeichnet hat und sie dadurch fördert.





Ich entdecke bei jedem Spaziergang neue interessante Dinge. Dort habe ich zum ersten Mal ein Birkhuhn gesehen und wenn die Flechten anfangen zu blühen, eröffnet sich eine bezaubernde Miniaturwelt, die es wert ist, ganz nah betrachtet zu werden. Nur die Schlingnatter verschloss sich bisher erfolgreich meinen Augen.






Hier nur noch ein paar Aufnahmen. Der Post wurde wieder einmal sehr lang und ich danke euch für eure Ausdauer, wenn ihr alles bis hierhin gelesen habt. Bilder werden durch Anklicken größer!








Die Entdeckerfreude kommt nicht zu kurz, wie man hier sehen kann. Ich hoffe die Kinder bewahren sich ihre Freude an der Natur.
















Samstag, 24. September 2011

Lust auf eine Wanderung durch das Schiefergebirge?

Wanderung durch das Schiefergebirge

Mit meiner Mam` bin ich in dieser Woche an einem meiner Lieblingsplätze im Frankenwald gewesen. Ich "entführte" sie nach Lehesten und es war eine sehr schöne Wanderung. Vor ca. 20 Jahren zeigte mir meine Schwester das "Webersloch" - ein See mitten im Schieferfelsen. Ich war begeistert und erforschte mit der Zeit immer mehr Waldgebiete und Schieferbrüche.
Die Stadt Lehesten  gehört zum Bundesland Thüringen und ist bekannt durch ihren Schieferabbau. Sie hat wunderschöne verschieferte Häuser und liegt direkt an der thüringisch-bayrischen Landesgrenze. Der Schieferpark Lehesten ist mir immer wieder eine Wanderung und Empfehlung wert, vor allem, weil man dort gut einkehren kann. Das kleine Städtchen gehört übrigens nicht zum Thüringer Wald, sondern geografisch noch zum Frankenwald.

Hier sieht man die schiefe Lage des Schiefers
Geologisch gesehen kann man den nördlichen Frankenwald als einen Ausläufer des Thüringer Schiefergebirges betrachten. So "verwachsen" wie wir geologisch und geografisch sind, so verbunden fühle ich mich als Franke mit den Thüringern.
Das einzige noch existierende Schieferbergwerk in Bayern heißt Schieferbergwerk Lotharheil. Es befindet sich in Geroldsgrün in Oberfranken, Bayern.  Als ich für die Gartengestaltung Schiefer benötigte, wurde ich an diesem idyllisch gelegenen Fleckchen Erde sehr gut beraten und prompt beliefert.

Schiefer Gesteinsformation







Das wunderschöne blauschwarz glänzende Gestein heißt angeblich so, weil es schief im Berg liegt. Dieses "blaue Gold" ist schon fast 400 Millionen Jahre alt und entstand durch ein Zusammenspiel geologischer Zufälle. Nur dort, wo reiner Ton ohne Sand oder nur sehr wenig Schluff (Silt) vorkam, konnte sich Schiefer bilden.

Ehemaliger Stollen




Schluff/Silt ist eine Art Lehm, den man feucht nur schlecht formen kann. Beim Zerreiben zwischen den Fingernspitzen merkt man durch den fehlenden Glanz, dass weniger Tonmineralien vorhanden sind. Zur Entstehung des Schiefergebirges brauchte es viel Druck und es entstanden hohe Temperaturen. Es durften damals bei der Faltung keine Klüfte entstehen, sondern nur Scher-/Schieferungsflächen. Das bedeutet, das Gestein schob sich übereinander, bis verschiedene Schichten entstanden.
Es finden sich zwischen den Schichten, Quarzadern, Pyrit (Katzengold) und andere Mineralien - was ich sehr ansprechend finde -, doch ein Qualitätsmerkmal ist nun mal ein Schiefer mit wenigen Fremdeinschlüssen.






Schiefer wurde in Lehesten über Tage und unter Tage abgebaut. Die riesigen Halden lassen einen kleinen Einblick zu, in welcher Tiefe man noch über Tage Schiefer abbauen konnte. Viele dieser Tagebaue sind nun mit Wasser gefüllt. Glasklares Wasser, das je nach Lichteinfall sich von zartgrün bis tief türkisblau verfärbt. Doch seht selber...

Mit Heide und Birke bewachsene Schieferhalde


Am Schönsten ist es, frühmorgens oder abends bei tiefstehender Sonne zu wandern.

... und plötzlich ist der Weg zu Ende!
Durch Anklicken werden die Bilder größer. Ist die Tiefe nicht beeindruckend?

Direkt von der Kante
Geflutete Halde


Trompeten-/ Becherflechte
Diese Art von Flechte fasziniert mich immer wieder! Habt ihr schon die kleinen braunen Blüten der Flechte gesehen? Es gibt ca. 2000 Arten von Flechten, ich hoffe deshalb, die Bezeichnungen sind korrekt, ansonsten freue ich mich über neues Wissen durch einen Kommentar von euch.
Trompeten-/ Becherflechte mit  Moos-Krugflechte (?)

Brombeerwald
Man läuft durch ein Meer voller Früchte. Heidelbeeren wohin man blickt, Brombeeren in Hülle und Fülle, Himbeeren, Walderdbeeren und viele verschiedene Pilze.
Blick über die Halde
Was für eine Vielfalt sich an Moosen und Flechten mit der Zeit entwickelt! Diese Landschaftsbilder beeindrucken mich. Das untere Bild mit der Rentierflechte, den einzelnen Grasbüscheln und dem blühenden Heidekraut - sieht es nicht aus wie gepflanzt? Die Natur malt die schönsten Bilder:
Rentierflechte (wird oft fälschlich für Isländisch Moos gehalten)

Herrliche Aussichten


Glänzende Gräser

Steile Klippen

Das Bild erinnert mich an die Lüneburger Heide

Blühende Heide

Isländisch Moos

Totholz - wertvoller Lebensraum

gefrosteter Kohlweißling - er taut gerade auf!

Rehspuren

Schöne Wanderwege


Helle Birkenwälder

Heidelbeerfelder


Nun einmal ein Blick von unten nach oben

Am Webersloch
Das Webersloch vom Ufer aus


Steilkante vom Webersloch
Seht ihr diese imposante Steilwand? Auf der linken Seite sind Birken gewachsen. Am Wipfel der am Ufer stehenden Birke kann man sehen, dass die Felskante dort oft betreten wird. Von dieser Stelle aus springen junge Leute gerne in den See. Sie müssen wirklich sehr gut abspringen, damit sie nicht zu nahe an der Wand ins Wasser gelangen, denn dort sind noch Felskanten. Durch die unterirdischen Stollen ergeben sich Strömungen, deshalb warnen die Bewohner vor möglichen Gefahren. Taucher erforschten das Gewässer und auch Geocacher kommen auf ihre Kosten.  Das Wasser ist herrlich erfrischend und sehr klar.


Hier kann man gut zur Ruhe kommen

Ich habe ein Video bei Youtube dazu gefunden. Der Stamm auf der linken Seite wurde früher zum Klettern verwendet. Er brach vor ein paar Jahren ins Wasser.



Blick von oben ins Webersloch

Diesen Ausblick genießen die "jungen Hüpfer" bevor sie Anlauf nehmen ...
Mir reicht da die Aussicht völlig aus. Zum Abschluss noch ein Bild von einer wundervoll skurill geformten Birke. In ihren Zweigen wächst keine Mistel, sondern Hexenbesen oder Donnerbuschen. Dazu gibt es aber einen eigenen Post.
Alte Birke mit Hexenbesen/Donnerbuschen