Sonntag, 30. August 2015

Sternenfreude

 Mit freundlicher Genehmigung  von Daniel Förtsch.  Der Pferdekopf im roten
Bereich besteht aus Staub  und diesen Staub bezeichnet man als Dunkelnebel.
Der helle Stern ist im Sternbild Orion der linke Gürtelstern.

War das herrlich! Ein kurzer Anruf und meine Antwort: "JA, sehr gerne! Klar komme ich!" Ich hatte Zeit und ich freute mich wie ein Schneehase! Falls die Kinder Lust hätten, könnten sie auch gerne mitkommen. Kurze Nachfrage bei den Kindern und schon war im Haus helle Aufregung und flinkes Gewusel.

Vorausgehend war vorher ein Abend, an dem ein sympathischer, junger Herr und ich uns intensiv über Sonnen- und Mondphänomene unterhalten haben. Er ist Hobbyastronom und mit einem sehr umfassenden Wissen gesegnet. Während ich zwar begeistert, aber mit viel Unwissen zum Himmel hochschaue, kennt er sich dort aus wie ein Beduine in der Wüste. Während ich dann laienhaft versuche, manches von den mit den Augen am Himmel sichtbaren, wundersamen Ereignissen in einem Bild festzuhalten und jedesmal enttäuscht bin, verzaubern seine Bilder mit einer gestochen sauberen Auflösung und genialer Farbbrillianz. Die (von mir verkleinerten und mit seinem Namen versehenen) Bilder, die ihr hier seht, darf ich mit seiner Genehmigung euch zeigen. Die Astrofotos wurden übrigens mit einer digitalen Spiegelreflexkamera durch Langzeitbelichtung aufgenommen. Als Objektiv wurde dabei ein 8"-Newtonteleskop bei 920mm Brennweite verwendet. Die Bildrechte liegen natürlich bei ihm und müssen deshalb be- und geachtet werden.

Die Plejaden. Einzigartig im Teleskop zu betrachten und im Winterhalbjahr
sichtbar. Sie waren wichtig für Seefahrer, Landwirte und Kräuterkundige.

Wir verblieben, dass er mich spontan anrufen würde, wenn er mal wieder sein Teleskop aufbaut und er hielt Wort. Ich fuhr also mit meinen Kindern und einer ihrer Freundinnen zu dem vereinbarten Treffpunkt. Der lag etwas außerhalb unseres Dorfes. Man muss dazu bei uns nicht weit fahren; Einfach nur den Berg hoch und schon ist man auf einer Anhöhe, auf der man weit hinab in das Tal und auf das hübsche Dorf blicken kann. Er hatte schon alles aufgebaut. Ein ca. 1,50 m großes Teleskop erwartete uns! Kein kleines Fernrohr, sondern ein richtig eindrucksvolles Profigerät. Er erklärte, dass dies ein Dobson-Teleskop mit einem 30cm Spiegel ist.

Kaum angekommen, zeigte er mir im Teleskop den Gürtel des Orion und den dazugehörigen Orionnebel und ich war einfach nur fassungslos begeistert von dem Anblick, der sich mir bot. Die kleinen weißen Punkte waren plötzlich strahlend große Lichter und der weiß-bläuliche Nebel zeigte sich in seiner filigranen Schönheit. Überwältigend!

Dieser ehrfürchtig machende Anblick wurde alsbald von den staunenden Kindern genutzt, Daniel mit Fragen zu bombardieren. Er stellte sich schmunzelnd der einprasselnden Wörterflut. Bewundernswert, wie er Frage um Frage konzentriert und sachkundig beantwortete. Dabei kam er kaum zum Luftholen, denn seine Atempause wurde schon genutzt, um ihm neue Fragen zu stellen.

Daniel erklärte: Rot ist Emissionsnebel, der kleine blaue Nebel reflektiert
das Sternlicht und ist somit ein Reflexionsnebel.


Was ist das für ein Stern, der so hell leuchtet?
Wie unterscheidet man einen Stern von einem Planeten?
Warum bewegen sich die Planeten im Teleskop?
Wie kann man sich am Himmel orientieren, wenn sich doch die Planeten in der Nacht bewegen?
Es gibt doch Gasplaneten?
Die sind aber nicht "gasig", oder? Die wären ja dann im Teleskop nicht rund zu sehen, sondern schattig, stimmt`s?
Würde man zu einem Gasplaneten kommen...könnte man dort überhaupt landen?
Im Weltraum ist es doch kalt. Wie kalt ist es denn dort?
Wenn es im Weltraum kalt ist, aber ein Stern oder Planet so heiß ... entsteht da eigentlich irgendwo Wasserdampf?
Wenn man zu einem Gasplaneten kommt, ist durch die Kälte das Gas fest oder flüssig?
Kann ein Gasplanet heiß sein und brennt er dann?
Ist das Gas eigentlich giftig?
Woher wissen denn die Wissenschaftler, was für ein Gas vorhanden ist?
Würde man eigentlich durch einen Gasplaneten hindurch fallen können?
Wo würde man denn überhaupt landen, die haben ja irgendwie trotzdem eine Anziehungskraft?
Haben alle Himmelskörper Anziehungskraft?
Warum sind die Fotos vom Weltall bunt, die Farben sieht man doch von hier aus gar nicht?
Wieso sehen die heißeren Sterne blau aus und die kälteren rot, wir sagen doch rot ist eine warme Farbe und blau eine kalte?
Drehen sich  Planeten und Monde alle in die gleiche Richtung und was gibt eigentlich die Drehrichtung vor?
Da oben ist doch keine Luft, die die Planeten anpustet, warum bewegen sich dann die Planeten?
Ist da oben eine Ordnung oder eher alles Durcheinander?

 Der Flammennebel links unten ist ein faszinierendes Gemisch aus allen
Nebelarten.
Das sind nur ein paar wenige Fragen, an die ich mich erinnere. Besonders schwarze Löcher und rote Riesen waren über eine lange Zeit Gesprächsthema. Auch das machte diese Nacht für mich überaus kostbar. Da stehen Kinder zwischen neun und elf Jahren übersprudelnd mit Fragen, völlig begeistert und bewundernd da und haben das Glück, einen der sehr seltenen Menschen zu begegnen, die sich wirklich zu 100 % Zeit nehmen, auch den völlig verrückten Fragen ernsthaft zu begegnen und diese dann kindgerecht zu beantworten. Diese Gabe ist ein Geschenk! Manche Gedankengänge wurden einfach gemeinsam humorvoll weiter gesponnen und so verging die Zeit wie im Flug.

Zum Vergleich meine klägliche Aufnahme von Venus (links) und Mars (rechts) 

Jedesmal wenn ein neues Objekt am Himmel durch Daniel im Teleskop sichtbar gemacht wurde, sprudelten vielfältigste Fragen zu Raum, Zeit, Geschichte und Naturwissenschaft in die Nacht hinein. So sollte es sein! Ich genoss es. Es war empfindlich kalt und die Kinder gingen deshalb ein wenig eher als ich nach Hause, übervoll mit neuen Erkenntnissen und Eindrücken. Mir blieb noch etwas Zeit. Diese Kugelsternhaufen zu betrachten war eindrucksvoll. Man kann sich einfach nicht vorstellen, wie viele Sterne am Himmel  existieren und was für eine Leuchtkraft sie besitzen.

Der 1784 erstmalig entdeckte Weihnachtsbaum-Sternhaufen.

Die Plejaden, das Siebengestirn, haben es mir angetan. Mir gefällt das australische Wort der Ureinwohner für diese Sternengruppe: "Kungkarungkara" - die Ahnin. Als Kräuterfraala weiß ich, dass Menschen in früheren Zeiten manche Sammelzeiten nicht nur nach dem Mond, sondern auch nach den Sternbildern richteten. Sie wussten, wenn diese Sterne am Himmel zu sehen sind, dann zog sich die Natur zurück und es wurde Herbst. Die Plejaden erscheinen bei uns im September und wenn sie am Himmel mit dem bloßen Auge sichtbar sind, dann kann man heilkräftige Wurzeln graben. Ziehen sie sich dann im März zurück, sprießen die Kräuter aus dem Boden und die Wurzeln verlieren an Kraft.

Auch für Wetterorakel wurde das Gestirn genutzt. Wirkten die Plejaden im März eher klein am Himmel, wurden Missernten befürchtet. Wenn allerdings Schleierwolken die Sterne verdeckten, befürchtete man einen verregneten Sommer. Konnte man aber am Ende der Winterzeit mehr als sieben Sterne mit bloßem Auge erkennen, erwartete man einen trockenen Sommer.

Tagelang redeten wir noch von diesem schönen nächtlichen Ausflug in das Weltall und ich durfte mittlerweile sämtliche Bücher zum Thema Weltall, Planeten, Sterne und Sternbilder anschaffen. In der Schule machten sie das Erlebnis zum Thema. Die Kinder haben Feuer gefangen und wollten/wollen mehr wissen. Sie brachten es aber auf den Punkt: "Mama, kein Buch kann es so toll wie Daniel erklären!" Dem kann ich mich nur anschließen. Wir können nur sagen:

Vielen herzlichen Dank für die unvergesslich tollen Stunden!

2.500 Lichtjahre entfernt  ist der Sternhaufen im Sternbild Einhorn zu sehen. 

 22.2.2015 






Sonntag, 16. August 2015

Sweety - Tag 4 Was Nestlinge fressen




7.Juli

Es war eine SIE! Nachdem die Kopffederchen und ihre Färbung sichtbar waren, war es klar: Ein Name musste her. 
Von "mein Spätzla" (nein keine zum Esssen) bis "Mensch Zensel! Das kann man wirklich fressen!" war alles noch drin. Sie war zuckersüß, wenn sie mit den kleinen, runden, schwarz glänzenden Augen einen anblickte. Aber sie fraß schlechter.

In der Mitte befindet sich Nutribird21 mit dem Mineralstoffgemisch
 von Dr. Maik Löffler und etwas weichen Sämereien. Es wird noch angerührt.


An diesem Tag habe ich mich wirklich erschrocken. Sie ließ sich schlecht füttern und lag viel ruhiger da. Zudem sahen ihre Nasenlöcher aus, als wären sie verstopft. Oftmals atmete sie mit geöffnetem Schnabel. So atmen Vögel wenn sie zu aufgeregt/überhitzt sind oder Atemnot haben. Sie waren nicht vom Futter verklebt. So etwas passiert leider auch öfters als man denkt, wenn Vögel etwas ungeschickt mit der Hand aufgezogen werden. Es sah eher aus wie eine geschlossene, trockene, sandfarbene Haut. Ich befeuchtete meinen kleinen Finger und strich damit vorsichtig über ein Nasenloch. Nie sollte man über zwei Nasenlöcher gleichzeitig streicheln, schließlich muss der Vogel atmen können. Natürlich soll man auch nicht am oder im Nasenloch herumpuhlen! Die Befeuchtung zeigte Erfolg. Einige Zeit später sah der Schnabel so aus, wie ich es kenne.

Sie zierte sich aber beim Füttern weiterhin wie eine Diva. Bot ich ihr Drohnen an, konnte es sein, dass sie  sie drei Mahlzeiten langverschmähte und dann plötzlich verschlang sie sie gierig. Ebenso ging das Spiel mit Heimchen oder dem Handaufzuchtsfutter. So süß sie war, so war sie erstmal bei der Fütterung zickig. Wir kamen auf die Namen Diva oder Sweety für den Vogel. Dieser Blick ... es wurde eine Sweety.

Die Bienendrohnen machen den Brei saftig und formbar.

Was für Futter braucht man eigentlich für Findlinge?

Egal was für ein Vogelbild man im Kopf hat,

VOGELBABIES DÜRFEN NIE, NIEMALS MIT REGENWÜRMER GEFÜTTERT WERDEN!

Nur Drosselartige, Stare und Rabenvögel fressen Regenwürmer. Kleinvögel bekommen davon massive Verdauungsstörungen und sterben. Man muss sich wirklich die Zeit nehmen, herauszufinden, was für einen Vogel man eigentlich hat und danach füttern. Hilfreich ist dabei diese Seite: Wildvogelhilfe Jungvogelbestimmung

Aus dieser Wachszelle muss die Drohne herausgepuhlt werden.
Wachs sollte nicht an der Drohne kleben.


Alles Notfutter (gekochtes Eigelb, Tatar, ...), was man so im Internet lesen kann, ist nur Notfutter. Klar sperren die Vögel den Schnabel auf und fressen den größten Mist. Sie haben ja auch keine andere Wahl um ihren Kropf zu füllen und sie haben als Nestling keinen Instinkt, der sie vor falschem Futter warnt. Sie vertrauen vollends auf ihre Eltern. Mehlwürmer sind übrigens Vit B Räuber und auch zu fetthaltig. Vögel (aber auch z.B. Aufzuchts-Igel) können Langzeitschäden an Knochen und Blutmangel davon tragen. Die Tiere wissen das nicht, der Laie erkennt es nicht sofort. Umso mehr ist der Helfer in der Pflicht, zum Wohl des Tieres sich zu informieren und artgerechtes Futter zu verfüttern oder das Tier in einer Aufzuchtsstation abzugeben.
Selbst Körnerfresser bekommen die allerersten Tage Insekten als Futter! Nachdem die Seite so fundiert und ausführlich auf alle Bereiche eingeht, könnt ihr euch hier auch über das Futter noch genauer informieren: Aufzuchtsfutter. Da dort alles fundiert erklärt wird, gehe ich nicht noch einmal darauf ein, wie genau man es zubereitet, sondern nur, was ich füttere.

Drohnen fertig zum Verfüttern


Was bei mir immer im Gefrierfach ist, sind Bienendrohnen. Die männlichen Bienenlarven sind richtige Energiebomben und bieten ausreichend Saft und Energie. Diese kann ich auch gut mit dem Handaufzuchstfutter vermengen. Wenn es sehr heiß ist, gibt es Drohnen pur. Nestlinge brauchen kein Wasser, sie beziehen es über die saftigen Insekten. Nur Drohnen sollte man nicht füttern, da sie zu fettreich sind. Am Anfang vermische ich es mit dem Handaufzuchtsfutter Nutribird21. Die Nummer ist wichtig, da es verschiedene Sorten gibt und nur die "21" für Jungvögel geeignet ist. Das als Aufzuchtsfutter in diversen Tierhandlungen angebotene Futter enthält Garnelen und kleine Fische. Das kann man Vögeln als zusätzliches "Pickmaterial" anbieten, wenn sie kurz vor dem Auswildern sind oder falls man verletzte Altvögel hat. Als Alleinfutter und für Jungvögel ist es leider untauglich.

Vorrätig habe ich auch von unserem Tierarzt Maik Löffler ein Mineralstoffgemisch, dass ich dem Futter nach Anleitung zugebe und später dem Astling im Trinkwasser anbiete.

Der Brei wird  noch so angerührt, dass er nicht zu feucht ist, sondern formbar bleibt

Ich habe für die Körner fressende Jungvögel einen Bio-Baby-Getreidebrei vorrätig und ich flocke mein Getreide selber. Solche frisch gequetschten Getreideflocken sind noch voller Vitamine und Mineralstoffe.

Entbeinte Heimchen fertig zum Verfüttern


Dann warten im Gefrierschrank eingefrorene Heimchen der mittleren Größe. Sie müssen vor dem Verfüttern von den Hinterbeinen befreit werden. Da sie Widerhaken an den Beinen haben, könnten sie im Hals stecken bleiben und der Vogel dadurch ersticken. Wenn die Nestlinge zu schwach sind, zerteile ich die Heimchen sogar. Später kann man sie wunderbar und ohne Kleckerei verfüttern. Manche Jungvögel wollten die Insekten angefeuchtet haben, dann tauche ich sie kurz in ein Schnapsglas mit Wasser.

Falls sich Nachtfalter und Fliegen ins Haus verirren, landen sie im Schnabel. Insekten mit Stechapparat nicht und ebenso wenig behaarte Raupen oder Raupen mit grellen Farben.

Beoperlen (Bild folgt noch) weiche ich auch ein und verfüttere sie. Das muss man vorbereiten, da es einige Minuten dauert, bis die Kugeln weich sind. Bei den Kleinen muss man sie zerkleinern. Manchmal vermische ich es mit dem Nutribird21 oder dem Getreidebrei.

Die Ernährung verändert sich noch - dem jeweiligen Entwicklungsstand angepasst - ich berichte noch darüber.
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Bienendrohnen schenkte mir unser Imker vor Ort. Dafür
bin ich sehr dankbar. Das rettet so manchem Tier das Leben!





Mittwoch, 12. August 2015

Seminar "Sommerfrische Kräuterküche" in Großbreitenbach



Teller einer Teilnehmerin

Selten zeige ich Bilder aus einem Vortrag, Wanderung oder Seminar. Das liegt daran, dass ich selber nicht fotografiere, wenn ich etwas halte. Im Rahmen der Kräuterwoche in Großbreitenbach wurde ich als Ehren-Olitätenmajestät gefragt, ob ich einen Nachmittag gestalten würde. Wir einigten uns auf das Thema "Sommerfrische Kräuterküche".


Dieses Wochenende findet am Samstag dort ein Kongress statt, bei dem ich wieder einen Vortrag halten werde. Am Sonntag ist dort der größte Kräutermarkt Mitteldeutschlands. Nebenbei ist natürlich das sehenswerte Museum geöffnet. Hier könnt ihr euch noch informieren:     Flyer 



Gestern freute ich mich sehr, dass Hartmut Krell anwesend war, all diese Bilder schoss und sie mir zusendete, mit der freundlichen Genehmigung sie auch veröffentlichen zu dürfen. Hartmut, dir ein herzliches Dankeschön dafür!



Toll fand ich es, dass ich diesmal nicht alleine fuhr. Meine Freundin Anja begleitete mich und dadurch wurde es auf der Fahrt sehr kurzweilig und auch so war sie einfach in allen Bereichen eine große Hilfe. Sie brachte sogar noch 5 l Apfelsaft (eigene Äpfel, schonend gepresst) und einen "Gerupften" mit. Das war wirklich Gold wert. Anja, meinen allerherzlichsten Dank!



Am Anfang gab es eine kleine Einführung und einen Ausblick, was ich mit den 21 Teilnehmern herstellen wollte. Als Verkostung bot ich zwei vegane Aufstriche an. Einmal einen Linsenaufstrich und einen Karotten-Nuss-Aufstrich, die ich zu Hause vorbereitet hatte. Beides weckte Interesse und kam sehr gut an. Damit wir an unserem Nachmittag etwas zu trinken hatten, wollten wir eine Kräuterlimonade ansetzen. Um sich später im Garten etwas besser orientieren zu können, machten wir dort einen kurzen Rundgang und begutachteten dafür geeignete Kräuter.


Zurück im Raum angekommen gingen wir die Rezepte durch. Schnell fanden sich verschiedene Grüppchen. Die eine machte einen Ananas-Curry-Aufstrich, eine andere panierte Frischkäsebällchen, wieder eine Gruppe entschied sich für die Herstellung einer Basilikum-Schafskäsecreme, dann gab es noch Gruppen für Salat und Kräuterbutter. Nebenbei standen noch Paprikas, Tomaten und verschiedene Kräuter und Gewürze zum Dekorieren und Abschmecken zur Verfügung.

Diese Damen bewiesen eine Engelsgeduld & viel Geschick, denn die Bällchen
waren bei  Raumtemperaturen von über 30 °C nicht so einfach zu formen.

Alle waren beschäftigt, der Spaß kam nicht zu kurz und Erfahrungen wurden ausgetauscht. Wir wollten gemeinsam am Schluss alles verköstigen, aber irgendwie waren doch seeeehr viele Naschkatzen zugegen, was häufig zu Gelächter führte, wenn mal wieder einer mit vollen Backen heimlich mumpfelnd ertappt wurde. 


Ob es den Teilnehmern wirklich bewusst war, dass sie letztendlich insgesamt 2,7 kg an verschiedenen Aufstrichen, 2 Brote, 1 Eisbergsalat, 1 Packung Rukolasalat, je 1 Bund Petersilie, Schnittlauch, Dill, 2 Handvoll Basilikum, 1 Dose Ananas, 3 Paprikas, 1/2 kg Tomaten, 5 l Apfelsaft und 3 Flaschen Wasser verdrückt haben? Die Rückmeldung war sehr positiv, die leeren Schüsseln bestätigten es.



Etwas ungeduldig war an diesem Tag ein Fotograf von der Presse, worauf ich auch angesprochen wurde. Er drängte gleich zu Beginn, noch einmal Brote zu bestreichen und herum reichen zu lassen, damit man "wenigstens mal etwas sieht" (wir hatten vorher schon zweimal verschiedene Häppchen durchreichen lassen und wir wollten später gemeinsam essen) und im Garten dauerte es ihm zu lange, bis die Leute endlich an Ort und Stelle waren, da er gleich wieder gehen wollte/musste. Ich bat ihn um Verständnis. Ich kann es verstehen, es war sehr warm, der Herr hatte sicher noch andere Termine, doch das war manchen der Anwesenden nicht bewusst und wir hatten keine Eile. Wenn sich die Teilnehmer treffen, um Aufstriche, Kräuterlimonade und Salat mit Fruchtdressing zu machen, dann kann man die Ergebnisse noch nicht nach einer Viertelstunde sehen und so entging ihm leider aber am Ende die komplette bunte und geschmackliche Vielfalt der Produkte, der angeregte Austausch und die freundliche Stimmung zwischen den Teilnehmern.





Dienstag, 11. August 2015

Dem Buckelapotheker auf der Spur - Herschdorf, Stempelstelle 19 (Teil 1)


Blick vom Aussichtsplatz  "Rinnetalblick".
Verborgene "Schmuckstückchen" sind im Thüringer Kräutergarten versteckt


Eine noch relativ unbekannte, aber "Gott sei Dank" entdeckte Kostbarkeit und den Geheimtipp schlechthin, fand ich hier.  Doch eines nach dem anderen in den nächsten zwei Posts.

Als Gutkauf öffentlich beworben, als Nahkauf Möller
(ehemals Markert) bezeichnet, von der Brauereiruine kommend,
auf der rechten Seite schon zu sehen

Mein Startpunkt für die Wanderung sollte Herrschdorf (Stempelstelle 19) sein. Schließlich kann man einen Rundwanderweg an beliebiger Stelle beginnen. Die Kinder durften in diesen Tagen reiten, mein Mann freute sich auf eine ruhige Zeit. Er wollte mich "rausschmeißen" und während ich mit Poldi lief, sich seinen Büchern widmen.

Die "Stempelstelle 19" sollte im Nahkauf Markert sein. 
Geschwister-Scholl-Straße 37B
98701 Herschdorf/ Thür.
Tel.: 036738/42560
630 m ü NN

Im Ort und vor dem Geschäft steht ein Werbeschild mit Namen Gutkauf. Der Laden wird aber im Internet noch als Nahkauf bezeichnet. Allerdings Nahkauf Möller und nicht Markert. Da es der einzige Einkaufsmarkt ist, findet man ihn im Ort mit Sicherheit.

Auf dem Weg dorthin, Zwischenstation auf dem Aussichtsplatz "Rinnetalblick". Bei Herschdorf entspringt der Rinnebach. Dieses hübsche Tal wird mich also bis nach Königsee begleiten. Die Aussicht ist prima, auch wenn es eher trübes, kaltes Wetter ist. Frohgemut geht es ins Dorf hinein. Dort sieht man eine Kirche mit einem außergewöhnlichen Rundturm, dessen ursprüngliche Bedeutung vermutlich ein Wartturm oder Zollturm war. So einen Rundturm sieht man nur sehr selten und ist im ganzen Ilmkreis einmalig.



Eine nette, ältere Frau kam gerade - schwer bepackt mit Einkaufstüten - vorbei. Auf meiner Nachfrage hin, ob man diese Kirche auch von innen anschauen könne, verwies sie mich auf einen Herrn, der gerade mit der Sense die hochgewachsene, bunte Blumenwiese vor der Kirche abmähte. Etwas verwundert wurde ich gemustert, doch erfreut über das Interesse an dem Schmuckstück des Dorfes, wurde sogleich der Kirchenschlüssel geholt.

Die alte Wehrkirche „Zum Lamme Gottes“ in Herschdorf am Langen Berg wurde von 1687-1691 erbaut. Die Vorgängerkirche, war zu klein und zu baufällig für die gesamte Kirchengemeinde geworden. Zu dieser Zeit gab es noch eine Kapellenruine (St. Marien - die weiße Kirche), deren Steine verwendete man kurzerhand einfach mit für den Neubau. Scheinbar musste man sparen, denn Pfarrer Jakob Günther Werner (Bauinitiator) schrieb darüber, dass ein runder Turm billiger und zudem dem rauen Klima angepasster wäre als ein eckiger.

Später (Anfang des 19. Jh) erneuerte man den oberen Teil des Turmes. Leider kam es am 18. Oktober 1990 zu einem Brand und die Turmhaube sowie das Tragwerk mussten erneut repariert werden. Das Glockengeläut, wird übrigens immer noch von Hand zum Klingen gebracht.

Inschrift von 1925:
In harter Zeit nach Krieges Morden
bin ich aus Erz zu Stahl geworden

Das Kirchengebäude ist weitgehend original erhalten. Sie wurde allerdings im 19. Jahrhundert renoviert und mit einem neuen Fußboden versehen. Ansonsten erhielt man die alte Bausubstanz.



Zur Kirchgemeinde gehörte neben Herschdorf auch Allersdorf sowie Willmersdorf. Deshalb baute man für jedes Dorf eine Empore. 3 Emporen und insgesamt rund 500 Sitzplätze, verstecken sich hinter den Kirchenmauern. Nicht mehr oft in Kirchen auffindbar aber hier vorhanden ... Individuelle Namensschilder! Manche aus Holz, andere aus Porzellan. Auch die bunten Sitzkissen zeugen davon, dass man weiß, wo sein Sitzplatz ist.


Der Zahn der Zeit nagte an der Kirche und in Herschdorf tat man das, was ich auch aus dem Frankenwald kenne. Die Bürger wurden im neuen Jahrtausend aktiv und steckten viel Herzblut in das Objekt. Die Kommune unterstützte dies und so hat die Kirche nun ein schmuckes, neu beschiefertes Dach, eine restaurierte und neu bemalte Stuckdecke, Kanzel und Altar.


Dieses schlichte Reinweiß mit den Goldakzenten lässt die Kirche eine stille Eleganz ausstrahlen und die Akustik ist im Kirchenschiff interessant. Für die Renovierung der vom Brand beschädigten Orgel sammelt man immer noch Geld. Diese stammt aus der "Schulze Schule" von Paulinzella und war/ist sehr wertvoll. Diese hochwertigen Orgeln wurden bis nach Russland und Amerika geliefert! Falls ihr das Schmuckstück mal genauer ansehen wollt, könnt ihr euch beim Pfarramt Oberhain (Tel.: 036738/42627) nach Möglichkeiten erkundigen. In der Turmstraße in Herschdorf, weiß man allerdings auch, wer den Schlüssel hat und die netten Herschdorfer geben mit Sicherheit freundlich Auskunft. 

Wusstet ihr, dass Wolf Serno in seinem Buch "Der Balsamträger" (ein weiteres Wort für Buckelapotheker und Olitätenhändler) Herschdorf erwähnt? Das Buch erschien 2005.
Im Ort, der Dorfstraße, der Tischlerei Langbein und im Gut-Kauf wurde sogar 2012 ein Kinofilm gedreht. "Ricky - normal war gestern" von Jost Hering.

Dieser Wegweiser befindet sich bei der Kirche.

Damit ich nicht einfach nur den Ort abhakte, wanderte ich mit Poldi in Richtung Willmerdorf und bemerkte, dass auf dem Weg dorthin sämtliche Wanderschilder zerstört waren. Ich kam zur Brauereiruine und wurde neugierig. Was war wohl damals mit dem Brauereibetrieb geschehen? Wie lange steht es schon leer? Vor der Kirche gab es einen Gedenkplatz mit Grabsteinen aller Generationen der Brauer Schmiedeknecht. Jetzt war ich erst recht neugierig geworden. Ihr auch? Weiter über die Brauerei und dem Geheimtipp schlechthin, geht`s im Teil 2.


Sonntag, 2. August 2015

Das Igel-Gehege verändert sich


Schorschi der Unglücksrabe musste schon mehrfach tierärztlich behandelt
werden. 

Wie im alten Post beschrieben, war mein altes Gehege durch die Verwendung von Hasendraht nicht das Gelbe vom Ei. Es war auch nie gedacht, es dauerhaft aufgebaut zu lassen. Ziel ist es, ein Tier aufzupäppeln - wenn es in Not ist -, doch im Vordergrund steht immer die gezielte, sichere Auswilderung.

Dann aber wuchs in mir verstärkt der Gedanke, dass ein "eingewachsenes Gehege" mehr Lebensraum bietet als ein mobiles. Es blieb ja auch nicht bei einem Igel, sondern es kamen immer wieder  und öfters Notfälle, so dass ich es gar nicht mehr abbauen brauchte. Nebenbei empfand ich die 14 m ² immer noch als zu klein.

Der "tote" Bereich zwischen Haus und Gehege (rechts)
 sollte nun mit ins neue Gehege integriert werden

Um mein altes Igeldomizil konnte ich außen herum laufen, doch vor allem im Frühling und Sommer war es unmöglich, Unkraut zu jäten. Auch Rasen mähen gestaltete sich als schwierig.

Der Abstand zwischen den Leisten betrug 1 m.

Ich machte mir Sorgen, ob das Gehege wirklich stabil genug auf Dauer bleibt. Der ein oder andere probierte schon einmal seine Zähne am Draht aus oder versuchte hoch zu klettern. Schorschi war begabter Buddelkönig. Für Igel ist der verwilderte Bereich im Gehege toll, aber irgendwie war der direkt am Haus liegende Bereich ein verlorenes Eck für Mensch und Tier und kam optisch nicht mehr zur Geltung.

Wenn sich was tut im Garten, müssen die
Vierbeiner dabei sein


Deshalb dachte ich mir, man könnte doch gleich den ganzen Bereich einzäunen. So stört mich keine Begrenzung beim Unkrautjäten und die Pfleglinge könnten mehr Versteckmöglichkeiten nutzen. Zudem wäre das komplette Gehege dann immerhin ca. 8 m x 3 m groß. Ob es eine Spinnerei ist, 24 m² dauerhaft einzuzäunen, nur damit man einem Notfall-Igel etwas mehr Lebens-Qualität in der Aufpäppelphase gibt?

Die Platten sind verlegt. Die Igelhäuser sind 60 cm x 40 cm groß. Sie wirken klein.
Das Areal umfasst eine Größe von 3 m Breite und 8 m Länge.


Und wieder war es mein Bekannter, der meine Spinnereien schmunzelnd zu Kenntnis nahm und dann eine sinnvolle und optisch saubere Lösung präsentierte. Mir war wichtig, dass Ausbruchsmöglichkeiten und Verletzungsgefahren verhindert werden und dass das Holz nicht so schnell vergammelt. Ich wollte als Unterbau Bodenplatten, damit die Seitenteile nicht ständiger Bodenfeuchtigkeit ausgesetzt sind und ich auch eine Rasenkante zum Mähen habe. Als Seitenteile schwebten mir Planken vor, wie sie beim Gerüstbau verwendet werden. Letztere sind neu sehr teuer und mein Bekannter schlug deshalb Schalungsbretter vor. Dass diese gelb sind, störte mich nicht. Ich sah es als freundlichen Farbklecks im Garten. Die Bodeneinschlaghülsen (für die Kanthölzer) mussten zwischen die Platten eingeschlagen werden. Damit keine Ausbruch anreizenden Stellen für Igel entstanden (Lücken zwischen den Platten) und alles einen sauberen Abschluss hatte, verwendete er noch Pflastersteine. Ich freute mich riesig. Die Schalungsbretter sind 50 cm breit und somit war dies auch eine angenehme Höhe.

Offene Stellen wurden noch mit Blech verblendet, damit dort kein Anreiz zum Kratzen entstand. Auch die Kanthölzer bekamen eine Blechhaube. Manche der Igelhäuschen stellte ich an die Hauswand. Dort sind sie vor Wettereinflüssen geschützt und liegen igelgerechter etwas versteckt hinter den Kräutern. An der Wand befinden sich Kieselsteine verschiedener Größen. Das stärkt bei der nächtlichen Erkundung und Futtersuche die Fußmuskulatur, denn es verstecken sich viele Spinnen und Asseln dort. Bei manchen Häusern könnten sie so auch einmal auf das Dach steigen.



Es lockt natürlich der Erdbereich mit der Bepflanzung. Die verschiedenen Kräuter bieten Dufterlebnisse und in der lockeren Erde lässt es sich gut wühlen. Krabbeltiere befinden sich auch dort. Die verwilderte Rasenfläche wird so nach und nach ihr Gesicht noch verändern. Durch die Platten entstand ein Bereich, der unbewachsen und dadurch überschaubar bleibt. Gut, um Trinkschalen aufzustellen und den Kot zu kontrollieren. Falls mal ein "Renner" einzieht oder mehrere Jungigel muss natürlich diese "Rennstrecke" unterbrochen werden.

Hier sind fünf Schlafhäuser, ein Futterhaus und drei natürliche Unterkünfte
verborgen.

Die Europalette als Unterbau für den Schnittguthaufen blieb auch im Gehege und wurde mittlerweile verbessert. Ich muss allerdings erst noch Bilder machen. Optisch ist so ein Haufen nicht gerade ein Hingucker, aber es schafft zusätzliche Vielfalt und Lauffläche. Ganz unten ist eine Palette mit Brettern beschlagen, damit der gesamte Raum darunter trocken bleibt. Darauf legte ich eine normale Europalette und darüber kam dann erst das Schnittmaterial.
Möchte ein Igel ein natürliches Nest bauen, ist dies kein Problem. Natürlich verstecken sich im Haufen auch viele Kleintiere. Der Igel soll ja wie in der freien Wildbahn erlernen, Futter zu erbeuten.
Die zweite Palette wollte ich verwenden, weil Igel neugierig sind und gerne klettern. Durch diese weitere Ebene hat er einen zusätzlichen Quadratmeter Fläche, um im entstandenen Zwischenraum Futtertiere zu suchen. Zudem kann er dann noch auf dem Haufen herum klettern.

Dieser Turm aus Paletten wurde noch igelgerecht umfunktioniert


Die Europaletten-Igelburg wurde gerne angenommen. Ich erweiterte die Lauffläche um weitere zwei Ebenen. Die Zwischenräume zwischen den Brettern wurden mit Leisten verschlossen. Der kleinere Haufen in der Mitte des Geheges wurde etwas vergrößert, da ich das Schnittgut aufgrund der Höhe nicht mehr auf die Paletten aufbringen konnte. Damit die Igel zwischen den Ebenen hin und her wechseln können, wurde pro Palette ein Brett durchgesägt und mit einem Scharnier versehen, wieder angebracht. Im oberen Bild könnt ihr es recht gut erkennen. 30 m² stehen jetzt insgesamt als Lauffläche zur Verfügung. Im Turm kann ich nun Futter verstecken und Igel können einen Blick in den umliegenden Garten werfen. Die Seiten verschloss ich bisher mit Holzstücken. Auf dem Palettenturm stellte ich robustes Dekomaterial und im Winter sollte eine Schicht aus Tannenstreu für Schutz sorgen. Gefallen würde mir ein "lebendiger Schutz" aus Pflanzen. Ob mir das gelingt?

Elemente wie Holzstämme, Wurzelstöcke und Pflanzgefäße können immer
wieder  neu angeordnet werden und sorgen für Abwechslung.


Natürlich wird mit anderen Elementen (Holzstämme, Wurzeln, Pflanzgefäßen, usw.) immer wieder versucht, Abwechslung zu schaffen. Falls sich mehrere Igel einmal das Gehege teilen müssen, dann können sie sich gut aus dem Weg gehen. Die vielen Hürden und Versteckmöglichkeiten vermeiden Stresssituationen. Solange es genug Futter und Platz gibt, sind Igel nicht aggressiv gegenüber Artgenossen. Nur in der Paarungszeit sind gleichgeschlechtliche Igel äußerst ruppig zueinander. Als ich die Neunlinge aufpäppelte, gab es keine Reibereien. Erst nach dem Winterschlaf, kurz vor der Auswilderung, wollten manche keinen Kontakt mehr zu den anderen und wurden unwirsch, wenn ihre Geschwister ihnen zu nahe kamen. Diese Erfahrung machte ich auch mit Nicht-Geschwistern. Als Babys sind Igel froh über Kontakt zu Ihresgleichen. Man muss allerdings immer ein Auge darauf halten. Sollte es Reibereien geben, könnte man in diesem Fall die Abtrennelemente des alten Geheges nutzen und das neue damit unterteilen.