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Sonntag, 10. Mai 2015

Eine seltsam faszinierende Blüte - Schuppenwurz


Lathraea squamaria ssp. tatrica

Sie blühen jetzt wieder: Schuppenwurze (Lathraea)! Hier bei uns wachsen die Fichten-Schuppenwurze (Lathraea squamaria ssp. tatrica). Als Drachenwurz, Freisenwurz, Maiwurz, Schuppenstreubelwurz oder unterirdischer Meisterwurz wurden sie bezeichnet.

Das erste Mal als ich sie sah dachte ich, ich hätte eine Orchidee im Wald entdeckt. Die einzigartigen Blüten sind weiß, blassrosa und manchmal sogar etwas ins Lila gehend. Die Farbe Grün sucht man vergeblich, da die Pflanze kein Chlorophyll bildet. Das liegt an der Lebensweise der Schuppenwurzen. Da sie kein Chlorophyll bilden, wachsen ihnen auch keine Blätter. Nur eng anliegende Schuppen in rosa oder weiß sind vorhanden und so kam das Gewächs zu seinem Namen.

Schuppenwurze betreiben keine Photosynthese. Normalerweise wandeln Pflanzen durch den Einfluss von Sonnenlicht das aus der Luft aufgenommene Kohlendioxid und das aus der Erde aufgenommene Wasser in Zucker (Glukose) um. Dabei entsteht als "Abfallprodukt" Sauerstoff. Chlorophyll (Blattgrün) wird während des Prozesses in den Zellen abgelagert. Deshalb haben zu dunkel stehende Pflanzen oftmals fahlgelbe und kraftlose Blätter. Glukose schenkt der Pflanze Energie.

(Lathraea squamaria ssp. squamaria)


Glukose braucht auch die Schuppenwurz  zum Überleben, nur sie hat eine völlig andere Strategie entwickelt. Unter der Erde liegen bis zu 1,20 m tief Rhizome, die bis zu zwei Meter lang und mehrere Kilo schwer werden können. Wer diese Pflanze im Garten haben möchte, den muss ich leider enttäuschen. Dieser Wurzelstock ist fest verbunden mit der Wurzel eines Baumes. Das können Hasel-, Erlen,- Buchen-, Ulmen- oder auch Fichtenbäume sein. Schuppenwurze sind "Vollschmarotzer". Sie geben also im Gegenzug keine Nährsstoffe an den Wirt ab, sondern nutzen ihn nur zu ihren Gunsten. Feinste Wurzelhaare umspinnen die feinen Saugwurzeln der Wirtsgehölze. An jedem Berührungspunkt bilden sich kleine warzenförmige Knoten und wachsen fest an die fremden Wurzeln an. Daraufhin dringen die feinen Wurzeln in die Wasserleitbahnen und verbleiben dort. Die außerhalb liegenden Hauptwurzeln sind ca. 1 cm dick. Sie schädigen übrigens den Baum nicht! 

Heimlich und langsam wachsend breitet sie ihr Rhizom aus. Eine zweijährige Pflanze ist kaum mehr 3 cm groß! Es dauert bis zu zehn Jahre, bis die erste Blüte erscheint.  Diese kommt übrigens völlig unabhängig vom Lichteinfall zum Vorschein. Sobald die Säfte im Frühling in den Bäumen wieder zu fließen beginnen, ist die Zeit der Schuppenwurz gekommen. Fest verbunden mit den Wurzeln ihres Wirtes, spürt sie den dort steigenden Saftdruck und drängt ans Licht. In dieser Zeit schiebt sie ihre blätterlosen Blüten aus dem Boden. Diese sind anfangs gebogen und sehen mit ihren nach unten gerichteten Schuppen wie kleine Fichtenzapfen aus. So kann auch die Wurz einfacher durch den Boden dringen und die darunter versteckten Blüten bleiben geschützt.

Schuppenwurz Blüte


Die Blütezeit ist also verbunden mit der Schneeschmelze und ein Zeichen, dass die Bäume ihr Wachstum nach dem Winter wieder aufgenommen haben. Normalerweise ist die Blütezeit zwischen März und April. 

Die Blüten werden gerne von Hummeln besucht und auch von Bienen. Doch ich habe bisher  - vielleicht bedingt durch den Standort und der noch vorhandenen Kälte - meist nur Hummeln beobachten können. Die Bestäubung erfolgt aber nicht nur durch Insekten, sondern ist auch durch Windbestäubung möglich. Vielleicht wurden deshalb so dicht aneinanderstehende Blüten als Überlebungsstrategie ausgebildet. Diese wenden ihre Rachenblüten dorthin, wo sie die meiste Sonneneinstrahlung verspüren. Die Rückenansicht, die im Schatten liegt, wächst schneller und so krümmt sich die Blüte bald nach vorne. Je dunkler der Standort liegt, umso größer wird die Blüte.

Schuppenwurz Vermehrung


Die Samen sind ungefähr so groß wie Mohnsamen und werden gerne von Ameisen verschleppt.  Da sie so leicht sind, verbreiten sie sich auch durch Wind oder werden vom Regenwasser weggespült. Selbst die noch halb im Samen steckenden, keimenden Pflanzen haben schon an ihrer Wurzel Saugnäpfchen, um schmarotzen zu können! Diese schieben sie  nur nach außen, wenn ein Wirt vorhanden ist. Das Wachstum scheint demnach durch chemische Prozesse, durch Stoffausscheidungen (Wurzelgeruch) des Wirtes angeregt werden zu können.

Die Schuppen haben auch eine Besonderheit. Schneidet man sie durch, finden sich darin zehn hohle Kanäle. In jedem dieser Hohlräume befindet sich eine Drüse. In einer Schuppe sind eine Schilddrüse in der Mitte und neun Knöpfchendrüsen um diese Schilddrüse herum angeordnet erkennbar. Die Knöpfchendrüsen scheiden immer Wasser aus. Dies ist das zuckerhaltige Pflanzenwasser aus den Baumwurzeln. Deshalb ist die Blüte sehr fleischig und saftig. Die Schuppen sind also Nährstoffspeicher.



Die Pflanze, die zu den Sommerwurzgewächsen gehört, hat man früher zu Heilzwecken genutzt,. Sie wurde vergessen und findet langsam wieder Interesse in der Wissenschaft. Ein Grund ist der Inhaltsstoff Aucubin. Aucubin wirkt antibiotisch, dadurch entzündungshemmend und reizmildernd. Der Saft soll nicht so schnell schimmeln wie normale Pflanzensäfte. Trocknet man die Pflanze, geht das Aucubin verloren. Der Schuppenwurz wird dabei unappetitlich schwarz.  Sie sollte also im frischen Zustand verwendet werden. Auch eine kalte Extraktion bewahrt die Inhaltsstoffe. Andere Verfahren zerstören den heilkräftigen Inhaltsstoff. Aucubin schmeckt bitter und herb!

Äußerlich wurde die Wurz gegen Milchschorf und anderen schuppigen Hautkrankheiten verwendet. Deshalb auch der Name "Freisamkraut". Die "Freisen" war der Milchschorf. Sie sollte bei anderen Frauenkrankheiten und jeglichen Krämpfen (Convulsion) hilfreich sein. Leider finden sich keine genaueren Hinweise darüber. GERARD  schreibt, dass sie gegen Husten und sämtlichen Lungenkrankheiten wirkt. Die leicht nach Veilchen duftende Wurzel sollte die Zahnwurzel stärken, was mich aufmerksam hat werden lassen. Man kaute früher "Veilchenwurzel" bei Zahnbeschwerden, dabei war aber das Rhizom von Iris germanica gemeint. Also die Wurzel der Schwertlilie, die im getrockneten Zustand nach Veilchen riecht. Vielleicht ist es der gemeinsame Wirkstoff, der wirkt. Noch ein Inhaltsstoff wird mich etwas länger noch beschäftigen: "Phytokristallin". Dies fand RADLKOFER als eiweißartigen Inhaltsstoff in der Samenknospe. MATTHIOLUS merkte an, dass das Wasser der Pflanze zusammenziehend, kühlend, reinigend und Schlaf machend wirke. So soll es auf alle "Flüsse" des Körpers wirken und gegen die fallende Sucht (Epilepsie).


Schuppenwurz Verwendung

Hier einmal ein altes Rezept gegen Epilepsie von 1746. Ich gebe aus Sicherheitsgründen nicht die Mengenangaben an, doch die Wortwahl ist lesenswert:

Nimm Päonienwurz, so zu der Zeit gegraben worden, wann die Sonne im Widder und der Mond im Schützen stehet, Gemsenwurz, weißen Diptam, Schuppenwurz, Päönienrosen, Malvenblümlein, Schlüsselblümlein, Lavendelblüh, Arabische Stochasblumen, gelben Veil, Gras-Negelein, Rosmarinblumen, Lindenblüh, Päonienkörner, Eichen-Mispel, Muscat-Nüsse.
Über alles, so theils klein zerschnitten, theils zerstossen worden, giesse schwarzen Kirschen-Geist, daß er 4.Finger hoch darüber gehe, laß es 3 Tage im MB. in der Digestion stehen, hernach drücke es stark aus und seihe es durch. Der Spiritus wird hernach biß zur Helfte abgezogen, das übrige aber auf Theriac. Andromach, Mithridat.Damocrat., zerstossenen Bibergeil, flüchtig Agtstein-Salz gegossen.
Dieses läßt man abermal 3 Tage lang digeriren, hernach durch ein Fließpapier lauffenm dazu thut man Tinctur. lunx. Mische es.



Einige Merkwürdigkeiten, die übrigens noch nicht sicher geklärt sind:

Manche Botaniker sahen früher die Schuppenwurz unterirdische Blüten entwickeln und meinten, dass sich die Pflanze auch unterirdisch bestäuben kann. Wie, wurde allerdings nie herausgefunden. Sie ist kein Selbstbestäuber, weil ihre Staubgefäße sich erst öffnen, wenn die Narbe verwelkt ist. Die Staubblätter sind nachstäubend und Hummeln bringen den Pollen alter Blüten auf die Narbe der neu geöffneten Blüten aus. 

Andere Botaniker sahen zwischen den Schuppen versteckt kleine Insekten und dachten deshalb, die Pflanze sei ein Fleischfresser und bessert damit ihren Energiehaushalt auf. Als Vollschmarotzer braucht er kein tierisches Eiweiß. Vielleicht blieben die Tiere einfach "hängen".

Eine spannende Pflanze also. Wenn ihr sie seht, genießt den Anblick des kleinen Wunderwerkes!




Montag, 27. April 2015

Basis-Seminar: Die Heilpflanzenwelt des Frankenwaldes, Teil 1




Am 9.5.2015 findet in der Arnika-Akademie in Teuschnitz der 1. Teil von drei, separat buchbaren, Seminartagen mit dem Thema "Die Heilpflanzenwelt des Frankenwaldes" statt. 

An diesem Tag werden wir Exkursionen zu den Standorten verschiedener Heilpflanzen vornehmen und diese genau nach ihren Merkmalen bestimmen. Ebenso wird auf Eigenheiten und Einordnungskriterien eingegangen. Um vorhandene "Doppelgänger" unterscheiden zu können, werden die wichtigsten Unterscheidungskriterien von Susanne Beyer (Diplom Biologin) aufgezeigt.

Darauf aufbauend, wird von mir auf die Nutzung und Bedeutung in der Volksmedizin eingegangen. Mythologisches und der dazugehörige Aberglaube wird ebenso erwähnt wie aktuelle, wissenschaftliche Erkenntnisse.

Ich würde mich freuen, euch begrüßen zu dürfen!

Näheres zu Kosten, Anfahrt und Anmeldung, findet ihr auf der Seite der Arnika-Akademie:


http://www.teuschnitz.de/arnika-akademie/175/

Samstag, 25. April 2015

Es reicht, ich muss raus




Kurz vorm Platzen. Übervoll. Termine reihen sich eng an eng. Selbst die freien Tage sind verplant. Nachts komme ich seit Monaten nicht vor halb eins ins Bett, weil ich nur in den ruhigen Nachtstunden den Kopf frei habe, Schriftkram zu erledigen und dann nicht ständig den Faden verliere. An sechs Tagen in der Woche klingelt früh um halb sechs der Wecker. 

Die neu dazukommenden, unerwarteten oder veränderten Termine bringen Chaos in die häusliche Ordnung. Ständig das Gefühl, irgendetwas zu vergessen oder nicht rechtzeitig fertig zu bekommen. Der Kopf hämmert täglich lautstark seinen Protest mir entgegen. Ohren pfeifen die unterschiedlichsten Töne zu dem Gehämmer. Leider nicht gerade harmonisch. Schrille Dissonanzen im Kopf. Bleierne Müdigkeit am Nachmittag. Die vielen verschiedenen, oftmals lautstarken Eindrücke hallen nun nach. Augenschmerzen. Jetzt einfach nur die Augen schließen und nichts mehr sehen und vor allem nichts mehr hören müssen. Bin das noch ich?


Nicht mehr geerdet sondern getrieben sehe ich die Berge an Arbeit, die ich noch nicht erledigt habe und nicht mehr das, was ich schon geschafft habe. Ich fühle mich im Gebirge gefangen und weiß nicht, welchen Berg ich als erstes in Angriff nehmen soll, um wieder Weitsicht zu haben. Es reicht! Ich muss raus! Heute flüchte ich. Im Haus ist Stille. Alles schläft.





Viel zu selten im letzten Jahr gemacht und eigentlich ist es nicht die Jahreszeit ... Nebelfeuchte Nächte mit Frösten sind weder einladend und mit Sicherheit nicht wildromantisch ... Trotzdem. Ich muss raus. Entschlossen packe ich meine Sachen.

Dunkelheit empfängt mich. Die Augen gewöhnen sich schnell an die nur noch schemenhaft vorhandenen Umrisse. Die Luft ist kalt und erfrischt, ich hole tief Luft. Die Welt ist leiser und die Geräusche klarer. Ich weiß, wo ich hin möchte, was ich tun will und die Vorfreude steigt mit jedem Schritt in leisen Wellen immer stärker an. Ankommen. Aufatmen. Umgebung wahrnehmen und lauschen.



Diesmal mit Isomatte, auf die im Sommer auch verzichtet werden kann, breite ich den Schlafsack aus. Es ist doch kälter als gedacht. Die Feuchtigkeit lässt sich jetzt schon vom Schlafsack streifen. Kurzes Zögern.

Nein, es zieht mich wegen der Nässe und Kälte nicht nach Hause. Ich überlege einfach nur kurz, wie ich Strümpfe und Schuhe drapiere, damit sie am nächsten Morgen halbwegs trocken sind. Feuchte Füße beim Laufen zu bekommen ist eine Sache, aber mit warmen Füßen in nasskalte Schuhe schlüpfen, eine völlig andere für mich. Wohin eigentlich mit der Jacke? Ich benutze kein Zelt, der freie Blick zum Himmelszelt ist mir wichtig. Sonst wenn ich draußen schlafe habe ich meistens einen Pullover noch dabei, aber nie eine Jacke. Sie wird kurzerhand zur Decke innerhalb des Schlafsackes umfunktioniert. Auf Waldboden ist es angenehm zu schlafen und ich bin nach einer Nacht im Freien meistens wohlig entspannt.



Das heisere Bellen des Fuchses ist mir vertraut. Es schreckt mich nicht, Reinecke ist anderweilig beschäftigt. Der Wald ist voller heimlicher Spannung. Das Rauschen des Fichtenwaldes bringt mir die ersehnte Ruhe. Wenn nur dieses Hämmern und Pfeifen im Kopf aufhören würde. Die Sterne sind ab und an sichtbar. Dünne Schleierwolken haben sich gebildet. Um den Mond entstehen Ringe. Es wird schlechtes Wetter kommen. Fasziniert beobachte ich, wie sich die Ringe verändern und umformen. Wolken irisieren und verdecken ab und an den Mond, um dann gemächlich weiter zu ziehen.



Wie anders jetzt die Erde riecht. Der warmwürzige Sommergeruch ist schon lange Erinnerung. Der Herbstboden, der seine Dominanz in kraftvollen, herben, moosigen, pilzmodrigen Duftelementen hat, hat seine Stärke verloren. Eingemummelt versuche ich, die Düfte zu lokalisieren. Die Klarheit des Winters ist vergangen, es vermischen sich neue, feinere Duftnuancen. Moos, feuchtes Holz und hellherber Harzgeruch ist wahrnehmbar. Der noch an schattigen Plätzen vorhandene Schnee lässt Eigengerüche deutlicher hervorheben, klärt diese und hinterlässt in der Nase den wohlvertrauten Winterschlittenfahrtsgeruch. Bodennebel zieht auf, die Konturen verwischen, um im Nirgendwo zu verschwinden.



 Das vertraute Phänomen tritt ein. 

Die Füße werden auch ohne Strümpfe warm. Ich werde müde und meine Gedanken sind dabei glasklar. Es knackst und ich höre Getrappel. Es ist leichtfüßig. Reh? Bis ich mich aufrichten würde, wäre durch das Geraschel des Schlafsackes das Wild schon längst verscheucht. Ich suche mir meistens einen Platz aus, an dem ich an einer Seite durch einen Hang oder größerer Baumwurzel geschützt bin und die andere Seite einen freien Blick erlaubt. Ich sehe nichts und lausche in die Dunkelheit.



Irgendwann wache ich auf. Ruhig liegenbleibend versuche ich auf den Grund zu gehen, warum ich wach geworden bin. Die Augen versuchen wahr zu nehmen, was ich erahne. Ich werde beobachtet. Nur von wem? Welcher der mich umgebenden Schatten ist neu? Welcher bewegt sich im Rhythmus des Windes und welcher von sich aus? Entfernungen kann ich im Dunkeln noch schlechter einschätzen als sonst. Die abwartende, gespannte Stille ist beidseitig. Scheinbar werde ich gesehen, aber noch nicht geruchlich wahrgenommen und eingeordnet. Ich ziehe die Luft ein. Ob ich seinen Duft wahrnehmen kann? Keine Chance.
Es ist nur ein kurzer Moment. Es spiegelt sich ein kleines bisschen Mondlicht plötzlich im Auge meines Beobachters, bevor sich die Wolken wieder etwas verdichten. Unbewusst verweilte mein Blick in der richtigen Richtung. Es ist ein Reh. Ruhig dreht es sich von mir ab und geht langsam weiter. Mit freudigem Herzklopfen liege ich da und die in der Situation nicht wahrgenommene Anspannung löst sich wieder mit einem entspannten Aufatmen.

Ich schlafe weiter - tief und fest. Meist wache ich auf, wenn die Dämmerung eintritt. Diesmal ist es noch dunkel.



Genüsslich räkle ich mich. Das Gesicht und die angrenzenden Haare sind nass. Es hat gefroren. Mir ist es allerdings warm und deshalb kostet es umso mehr Überwindung, den Schlafsack zu öffnen und mich anzuziehen. Der Kopfschmerz ist weg und das Pfeifen zurückgegangen. Das Einrollen des Schlafsackes ist unangenehm. Die Hände brennen vor Kälte. Ich werde ihn zu Hause noch einmal zum Trocknen ausbreiten müssen. Ohne Eile laufe ich nach Hause. Bin wieder ich selbst.


Als ich die Tür öffne, begrüßt mich ein kurzes, fragendes "Wuff". Ich spreche beruhigende Worte. Ansonsten ist Stille im Haus. Ich habe noch eine Stunde bis der Wecker den Tag einläutet. Was für ein königlicher Luxus! Ich husche unbemerkt in mein Bett mit einem breiten Grinsen. Der neue Tag kann kommen, die Welt sieht wieder besser aus. 



Die Bilder sind von einigen Beobachtungen im Garten und meinen Spaziergängen. Diese Begegnungen sind nicht selten und dennoch freue ich mich immer wieder aufs Neue.











Mittwoch, 16. Juli 2014

Nach einer wahren Begebenheit ...




Brennnesselgedicht 

(Wahres Erlebnis vom Kräuterfraala ) 


Dass man bei einer Kräuterwanderung Vieles erlebt,
der ein oder andere von euch sicher versteht.
Mancher fing schon vorher mit Kräutern zu experimentieren an
und beachtet kaum, dass dies auch Nebenwirkungen auslösen kann.

Eines liegt mir sehr am Herzen
und ehrlich, hier neige ich nicht zum Scherzen!
Die Kräuter sind zwar aus der Natur
und taugen so für manche Kur,
doch was ich hörte auf einer Kräuterwanderung,
verdient besondere Beachtung!

Ich sprach von der Brennnessel und ein Mann wurde rot.
Er erzählte verlegen von seiner Not.
So las er doch vor einigen Jahren
über des Rauchens unbekannte Gefahren!
Drohende Impotenz und bis zu 8 mm Längenverlust am besten Stück,
Verkalkungen dort, verhindern beim Qualmer jegliches Eheglück.

Da er doch schon im reiferen Alter so manches Zipperlein verspürt,
blieb der Mann vom Bericht nicht unberührt.
Er forschte nach und dachte: „Toll!
Die Brennnessel die Durchblutung fördern soll!
Sie treibt aus Schlacken und macht die Adern rein!
Sie kann deshalb mein Heilmittel sein.“

Wobei der Herr leider nicht bedacht,
WIE man eine Brennnesselkur macht.
Er las: "Arthrose wird gelindert durch das Peitschen des Gliedes mit dem Kraut",
und dadurch hat der gute Mann scheinbar etwas durcheinander gehaut.
Hat er doch die Pflanze in seine Unterhose drapiert 
und sich damit malträtiert.

Immerhin konnte er mir die Bestätigung geben,
Brennnesseln erwecken zu neuem Leben!
Etwas anders als er erwartet
war das ganze ausgeartet.

Er meinte noch: „Schwellung und Größe waren nicht mehr sein Problem“,
und er könne mich nun gut versteh`n,
wenn ich sag`: „Schau dir das Kräuterla ganz genau an
und überleg vorher, wie man`s optimal verwenden kann!“


Dieses Gedicht war ein Teil meiner Aufführung als ich in Großbreitenbach, bei der Wahl zur Ehren-Olitätenmajestät im Jahr 2012, auf der Bühne stand. Kräuterinteressierte bitte jetzt schon mal vormerken! Der größte Kram- und Kräutermarkt Mitteldeutschlands findet am 17.8.2014 in Großbreitenbach statt. Vorher kann man sich dort schon eine Woche lang mit Kräutern beschäftigen. Es gibt ein reichhaltiges Angebot. Dazu aber demnächst mehr in einem Extrapost.



Samstag, 5. Juli 2014

Auf was man so alles stößt...


Wer mich etwas näher kennt, der weiß, ich laufe gern an Orten herum, wo man kaum Menschen trifft. Der Nase nach, neue unbekannte Wege gehen, die ab und an einfach einmal zu Ende sein können. Dann steht man irgendwo im Wald und muss sich grob an der Himmelsrichtung orientieren, um wieder nach Hause oder zum Auto zu finden. Manchmal hat man ein Ziel, läuft aber anders als der Weg vorgibt, um zu sehen, ob man trotzdem am gewünschten Platz heraus kommt. Es gibt so viele schöne Ecken bei uns zu entdecken.

Im Frankenwald gibt es Sagen von den Holzfraalas und den Schrätzlas. Der ein oder andere würde sie vielleicht auch gerne einmal zu Gesicht bekommen. Sie sind klein, nicht größer als 5-6jährige Kinder. Sehr urtümlich sind sie und haben ihre Eigenheiten. Verwechseln konnte man sie deshalb nicht miteinander. Keiner weiß, woher sie kamen. Man erzählt sich Geschichten darüber, wie sie dem Frankenwäldler halfen und bei ihm lebten. Irgendwann verschwanden auch sie mit der Modernisierung aus dem Leben der Einheimischen.

Wenn man bei uns durch die Wälder streift, kann man erahnen, wie die Geschichten entstanden. Bemooste Felsen, Schattenspiele, kleine Höhlen an den steileren Ufern einiger Waldbäche - sie können dem Auge so manche Dinge vorgaukeln. Umso mehr zauberte mir diese kleine Stelle im Wald ein Lächeln ins Gesicht. 

Sonntag, 23. März 2014

Endlich ist er wieder da!





Wie habe ich ihn vermisst! Er scheint sich darüber aber nur zu amüsieren. Seht ihr auch den freundlichen Gesichtsausdruck? Ein Klick auf das Bild vergrößert dieses.
In den vergangenen Tagen habe ich langsam angefangen mir Sorgen zu machen. Im letzten Jahr sah ich ihn schon am 19. Februar über unser Dorf fliegen und am 26. März konnte ich ihn zum ersten Mal fotografieren. Man muss dazu sagen, es lag noch lange Schnee und die Bäche waren zum Teil zugefroren. Ich habe viel Respekt vor dem Vogel, der diesen und vielen anderen Widrigkeiten trotzt und im Frankenwald ein gutes Zuhause gefunden hat.



Dieses Jahr lag wenig Schnee. An so einem warmen Winter kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Im März tagelang schönes Wetter. Man merkt es leider auch an den Waldbächen, die im Moment kaum Wasser führen. Trotz des Wetters, hält mein Igel weiterhin Winterschlaf, die Falken sind noch nicht am Haus und vom Schwarzstorch war bisher im Dorf nichts zu sehen.



Heute war es so weit, er hat mich natürlich wieder viel eher bemerkt. Schwarzstörche haben ein erstaunlich gutes Gedächtnis. Einbildung? Nein, ich denke eher nicht. Wenn ich mit unserem Hund unterwegs bin, sehe ich meist farblich aus wie ein "Dreckbatzen". Also nix mit feiner Sonntagskleidung oder sportlich wirkenden Klamotten! Bevorzugter Kleidungsstil sind meine ältesten (meist braunen) Hosen und eine braune Allwetterjacke mit ungefähr tausend Taschen. Im Sommer trage ich oft khakifarbene T-Shirts. Bei schlechtem Wetter sitzt auf dem Kopf ein braunes Käppi. Regenschirme finde ich zu jeder Zeit grausam. Allerdings trage ich auch keine Frisur, sondern nur Haare und da ist es nicht schlimm, wenn die zerzaust vom Wind und Regen sind. Warum die Erklärung?



Laufe ich in meinen abgetragenen Klamotten mit Poldi die altbekannten Wege ab und begegne den Schwarzstorch oder andere Tiere, wirken sie meist ruhig und entspannt. Trage ich eine andere Jacke oder ein anderes Shirt, sind sie unruhiger "auf dem Sprung" und beobachten mich gespannt. Habe ich mal Begleitung, bleiben die Tiere meistens im Verborgenen oder man sieht sie nur noch davon eilen. Das ist auch ein Grund, warum ich auf meinen Streifzügen meist alleine unterwegs bin und auf "unterhaltsame" Begleitung sehr gerne verzichte. Der Schwarzstorch reagiert auf Veränderungen mit vermehrter Achtsamkeit. Auf dem Bild oben seht ihr den Storch etwas dunkel als Schattenriss. Unten habe ich das Bild aufgehellt. Seht ihr den aufmerksamen Blick? Was für ein prachtvoller Vogel!



Wie wünsche ich ihm - nach dem traurigen letzten Jahr - viel Erfolg im Brutgeschäft! Er ist unbeschadet wieder zurück und auch das ist keine Selbstverständlichkeit. Nun bin ich aber erst einmal beruhigter und hoffe, auch ihr habt heute ein schönes Sonntagserlebnis!









Sonntag, 1. September 2013

Wunderschöner Feuersalamander



Es gibt ihn noch und endlich durfte ich ihn wieder einmal beobachten. Als Kind kannte ich im Dorf Stellen an denen ich nach Gewitterregen mit ziemlicher Sicherheit Feuersalamander beobachten konnte. An anderen Plätzen sind mittlerweile die meisten schattigen "Felsla" mit dem ständig feuchtem Moos und den kleinen Wassertümpeln am Rande des Felsens "aufgeräumt" und trocken gelegt. Es ist zu hoffen, dass die wenigen vorhandenen Lebensräume erhalten bleiben. Im Garten einen Lurch zu finden, war schon wie Ostern und Weihnachten zusammen. Letztes Jahr sah ich einen gestreiften Feuersalamander auf der Straße und setzte ihn kurzerhand auf die gewünschte sichere Seite. Alle anderen Funde waren tot und nicht immer angenehm zu betrachten.


Bei uns kommen gestreifte/gebänderte (Salamandra salamandra terrestris) und gepunktete Exemplare (Salamandra salamandra salamandra) vor. Ein richtiger Zungenbrecher, oder? Lange Zeit dachte ich, die Punkte und Streifen auf dem Körper sind einfach Abwandlungen im Muster. Letztendlich ist dies aber eine Unterscheidungshilfe für unterschiedliche Unterarten. Dies hier ist also die "Nominatform" also ein "gepunkteter" Lurch. Anhand des Musters, kann man auch die ausgewachsenen Feuersalamander gut auseinander halten. 


Hier habe ich schon mal über die Mythologie berichtet und das ein Molch zur Familie der Salamander gehört, ein Salamander aber kein Molch sein kann.
Ausführlicher geht es kaum: Hier geht es zu der "Alpensalamanderseite". Die Betreiber der Seite haben die Mythologie vom Feuersalamander und Alpensalamander zusammengetragen und was ich sehr schätze, diese auch mit Quellenangabe versehen. Ein Besuch der Seite lohnt sich!


Folgendes finde ich wissenswert und füge deshalb einen Ausschnitt der Salamanderseite hier ein. Man dachte:
"...wenn er einen Baum berührt, er alle Früchte vergiften kann und so jeden tötet, der diese isst. Wenn ein Salamander in einen Brunnen fällt, kann er alle ermorden, die daraus trinken (White 1992). In mittelalterlichen europäischen Tierbüchern kommen phantasiereiche Beschreibungen von Salamandern vor: „satyr-ähnliche Wesen in einem runden, hölzernen Bottich“ (8. Jhdt.), ein „Wurm, der Flammen durchschneidet“ (12. Jhdt.), ein „geflügelter Hund“ (13. Jhdt.) und ein „kleiner Vogel in Flammen“ (13. Jhdt.) (McCulloch 1962). 
Diese angedichteten Fähigkeiten haben wahrscheinlich ihren Ursprung im Verhalten der Salamander, welche oft unter toten Baumstämmen oder Holz überwintern. Wenn das Holz dann ins Haus gebracht wurde und aufs Feuer gelegt wurde, erschien „mysteriöserweise“ plötzlich ein Salamander aus den Flammen. Einige Autoren behaupten, dass geglaubt wurde, dass die milchige Substanz, die von Salamandern in Stresssituationen ausgeschieden wird und die Haut sehr feucht macht, jegliche Hitze überstehen und sogar Feuer löschen kann (Bulfinch 1913). Wenn man das bedenkt, hat der Name „Feuersalamander“ wohl in diesem Glauben seinen Ursprung. 


Leonardo da Vinci schrieb folgendes über den Salamander: „Er hat keine Verdauungsorgane, und ernährt sich nur von Feuer, in welchem er regelmäßig seine abblätternde Haut erneuert. Der Salamander, der seine abblätternde Haut im Feuer erneuert, – es ist eine Heilkraft.“ (Richter 1880). 




Paracelsus schlug vor, dass der Salamander das Element des Feuers sei. 
Marco Polo glaubte, dass der „wahre“ Salamander eine feuerfeste Substanz der Erde sei. Aufgrund all dieser fehlerhaften Vorstellungen und mystischen Geschichten über den Feuersalamander glaubten die Menschen lange, dass Salamander böse Wesen seien und warfen sie ins Feuer.Die Darstellung des Feuersalamanders änderte sich erst Mitte des 17. Jhdts. Zu Beginn klassifizierte Carl von Linné den Feuersalamander irrtümlich als „Lacerta salamandra“, „Lacerta“ bedeutet Echse. In der frühen Heraldik wurde der Salamander als kurzfüßiger Hund, von Feuer umgeben, dargestellt. Später wurde er als Echse oder Salamander dargestellt, aber immer inmitten von Flammen. Der Salamander wurde ein Symbol für fortdauerndes Vertrauen, welches über die Feuer der Leidenschaft triumphiert. Der Salamander war das Emblem von Franz I von Frankreich, mit dem Spruch „Ich ernähre das Gute und lösche das Böse aus.“


Was hat man den Feuersalamander in all den vergangenen Zeiten vor lauter Unwissenheit gequält und vernichtet. So richtig angefreundet haben sich die Menschen mit dem Lurch noch nicht, aber zumindest sind sie aufgeklärter und wissen, dass das kleine Tier ungefährlich ist und der Aberglauben ist schon fast vergessen.


Seht ihr hinter den Augen im Nacken die gelben Flecken mit den schwarzen Punken? Am Rückgrat entlang sieht man diese Pünktchen auch. Dort sitzen die Sekretdrüsen. Fühlt sich ein Salamander bedrängt, schwellen die Drüsen an und er kann eine hautreizende, milchige Flüssigkeit absondern.



Hier im Frankenwald finden sich noch klare, kalte Bäche mit angrenzenden Wäldern und vielen Nischen im Schiefer- und Grauwackengestein. Das Wasser sollte für die Salamander vorzugsweise nicht über 10°C Wassertemperatur haben und sehr sauerstoffreich sein.  Teilweise überwintern im Herbst abgelegte Larven auch im Wasser, deshalb ist es wichtig, dass die Laichgewässer nicht austrocknen. Im Wald fand ich letztes Jahr im Hochsommer am Straßenrand Larven im Wasser und sorgte mich über die deutlich zurück gebliebene Entwicklung. Leider konnte ich die Entwicklung im Herbst nicht weiter verfolgen.

Falls ihr einen Salamander entdeckt und eventuell ein Foto habt, könnt ihr dies hier auf der Alpensalamanderseite eintragen. Dadurch kann man bessere Erkenntnisse über das Verbreitungsgebiet der einzelnen Arten gewinnen.
Hier zum Abschluss ein klitzekleines Video, wie schnell die Feuersalamander sich fortbewegen können:


Mittwoch, 1. Mai 2013

Hoheitlicher Besuch in der Rennsteigregion





1. v.l. Ehren-Olitätenmajestät Carola Hebentanz, 13. v.l. Olitätenmajestät Cornelia Seidel,
 14. v.l. Buckelapotheker Heinz Liebermann, Ganz rechts 2. Bürgermeisterin von Ludwigsstadt Eva Jahn


Unter dem Motto „Kräuter verbinden Regionen“ fand ein Treffen der besonderen Art am Sonntag den 21.April in Lauenstein statt.


Im letzten August wurde ich in Großbreitenbach auf dem größten mitteldeutschen Kräutermarkt zur Thüringer Ehren-Olitätenmajestät gekrönt. Olitäten sind heilwirksame Kräuterprodukte, die in früheren Zeiten durch Buckelapotheker zu Fuß in ganz Deutschland ausgeliefert wurden. Während meiner Amtsantrittsrede äußerte ich, dass Kräuter Regionen verbinden und ich mir vor allem eine bessere Verknüpfung zwischen Franken und Thüringen wünsche. Dies nahm sich Cornelia Seidel, die amtierende Olitätenmajestät aus Gottesgrün in Thüringen, die zeitgleich gekrönt wurde, zu Herzen. Es entstand ein reger Kontakt und sogar zur „Grünen Woche“ nach Berlin fuhren wir gemeinsam und stellten dort das Olitätengebiet sowie unsere jeweilige Heimatregion und deren Besonderheiten vor.



Bei den gegenseitigen Treffen, wuchs die Idee heran, alle bisherigen Thüringer Olitätenköniginnen und Ehren-Olitätenköniginnen, Buckelapotheker, das Greizer Reußenpaar und das Orlamünder Herzogspaar sowie historische Figuren aus dem Landkreis Kronach nach Lauenstein an der thüringisch–fränkischen Grenze einzuladen. Diese Einladung wurde gerne angenommen und so traf man sich am Sonntagmorgen bei strahlendem Sonnenschein auf der Burg Lauenstein.


Freuten sich über das Zusammentreffen und den Austausch an neuen Ideen:
Kräuterfraala Carola Hebentanz, Silke Stark vom Greizer Reußenpaar, Olitätenmajestät Cornelia Seidel, 
Stadtführerin Christa Franz und die Kinder (v.l) Johanna und Helena Hebentanz

Dort nahm die 2. Bürgermeisterin von Ludwigsstadt, Frau Eva Jahn, unsere glanzvolle Gesellschaft erfreut in Empfang und hieß uns sehr herzlich in der Stadt Ludwigsstadt willkommen. Sie begrüßte die entstanden überregionalen Verbindungen und wünschte allen einen schönen Aufenthalt.




Cornelia bedankte sich bei der Bürgermeisterin für den ehrenvollen Empfang und sprach ihre Grußworte an alle Anwesenden. Sie bedauerte, dass unter anderem das Orlamünder Herzogspaar krankheitsbedingt nicht auf ihren einstmaligen wunderschönen Herrschaftssitz erscheinen konnte. Das dies kein Zufall war, konnte ich mir denken und erzählte eine alte Sage über das Geschlecht der Orlamünder, die seit dem Verlust ihres Herrschaftssitzes diesen nicht mehr betreten hätten. Es scheint sich auch in der heutigen Zeit nicht zu ändern.

Tief versunken: 
Buckelapotheker Heinz Liebermann
Der Buckelapotheker Heinz Liebermann, Vorsitzender des Fördervereins „Olitätenwege im Thüringer Kräutergarten e.V.“ und Mitorganisator des Großbreitenbachers Kram- und Kräutermarktes, lobte unser Engagement und damit die gute Zusammenarbeit der diesjährigen Olitätenmajestäten. Um für das abwechslungsreiche Programm des Tages gestärkt zu sein, wurden wir alle mit einem heilkräftigen Thüringer Kräuterschnaps verköstigt.

Kronacher Stadtführerin Christa Franz und das  Kräuterfraala

Die kurzweilige Führung im herrlichen Ambiente der Burg zeigte auf, welch ein sehenswertes Kleinod sich im entlegensten Winkel des Landkreises verbirgt. Im Posthotel wurde stilvoll gespeist sowie nebenbei Flyer der unterschiedlichen Regionen und Informationen ausgetauscht. Im Anschluss daran wurde das schöne Wetter genutzt und ein Spaziergang in die umliegende Umgebung gemacht. 


Kräuterführung in der heimischen  Region


Es war schade, dass in diesem Jahr die Orchideenblüte auf sich warten ließ, doch konnten wir während der Wanderung Wiesen-Gelbsterne, Milzkraut und andere Kräuter entdecken. Zum erholsamen Ausklang des Tagesausfluges fand man sich in der Fischbachmühle ein und besuchte die Confiserie Lauenstein. Dort wurde die Gruppe mit einer Kostprobe in Empfang genommen und durfte einen Einblick in die Herstellung der exklusiven Pralinen gewinnen. Die vielfältige Auswahl und der große Schokoladenbrunnen ist einfach beeindruckend und alle genossen sichtlich das tolle Angebot.

Die einstimmige Meinung am Ende des Tages war, dass man ein solches Treffen auf jeden Fall wiederholen wird, da es in der Grenzregion noch viele interessante Ausflugsziele und Besichtigungsmöglichkeiten gibt. Sehr großes Interesse zeigte man an den Veranstaltungen des Landkreises Kronachs, sei es das Arnikafest in Teuschnitz (16.06.2013), das Burgfest in Lauenstein (21.-23.06.2013) oder auch am Stadtspektakel in Kronach (28.-30.06.2013) sowie dem 3. Oberfränkischen Kräutertag in Schmölz (07.07.2013), die man gerne besuchen möchte. Spätestens auf dem Kram- und Kräutermarkt am 18.08. 2013 werde man gemeinsam in Großbreitenbach wieder viel erleben können. Vielleicht ist auch eine Veranstaltung nach eurem Geschmack dabei?




Sonntag, 7. April 2013

Orchideen im Frankenwald




Wie warte und vermisse ich die Orchideenblüte! Im Frankenwald wachsen noch sehr viele verschiedene Arten, da es allein im Landkreis Kronach einen geologisch, vielgliedrigen Lebensraum auf kleinster Fläche gibt. Die zu sehenden Bilder stammen aus meinem Fotoarchiv und wurden damals Anfang März schon fotografiert. Nun liegt noch Schnee auf den Wiesen und ich bin wirklich gespannt wie schnell das Holunder-Knabenkraut (Orchis Sambucina oder Dactylorhiza Sambucina ) dieses Mal austreibt. Diese Orchideenart riecht in der Blütezeit ein wenig wie Holunderblüten und hat deshalb in Anlehnung daran den lateinischen Beinamen bekommen.




Das Holunderknabenkraut ist eine Besonderheit auch bei seiner Standortwahl, denn sie wächst nie auf kalkigen Böden. In unserer Gemeinde wächst sie zwischen Bärwurz, Borstgras und der Arnika. Es sind herrlich bunte Wiesen! 


Das Besondere der Gattungsart ist, dass bei größeren Beständen rote und weiß-gelbliche Varianten der Orchideen nebeneinander vorkommen. Manche Leute meinen, die mit roten Blüten verkörpere den starken Mann, die mit den weißen Blüten die reine Frau. Andere dagegen sind der Meinung die rote Variation wäre der Frau zugeordnet, da sie ihre Monatsblutung hat, die weiße Variation steht für den Mann mit seinem weißlichen Sperma. Letzteres würde zusammenpassen mit dem Volksglauben der auch auf andere Bereiche übertragen wurde. Allein der Aberglaube zu dieser Pflanze und den Verwendungsmöglichkeiten würde hier den Rahmen sprengen.




Den Knollen der Orchideen wurden früher aphrodisierende Wirkung zugeschrieben. In den doppelknolligen rundlichen sah man den Hoden des Mannes und in den etwas längsgespalteten, platten Knollen die Vulva der Frau. 
Das Pulver der Knollen sollte die Liebe entfachen, Alte und Kranke stärken und wieder zu neuen Kräften führen. Sie sollten zudem Reizungen vermindern, Durchfall lindern und gegen Entzündungen helfen. Theophrastos von Eresos (371-287 v.Chr.) teilte seinen Anhängern mit, dass eine einzige Knolle jeden Mann die Stärke gebe, zwölfmal hintereinander seinen Liebesdienst zu verrichten. Bitte stürmt jetzt nicht die Wiesen, es ist wissenschaftlich mittlerweile nachgewiesen, dass die Knollen sehr stärkehaltig sind, dass dies allerdings doch nicht ausreicht um die "Mannesstärke" auf solche Höchstleistungen zu bringen.
Bedenken muss man zudem bei solchen Anpreisungen, dass es viele verschiedene Knabenkräuter gibt und man die Wirkweise dieser nicht pauschalisieren kann. Dies wird häufig in den alten Büchern nicht deutlich unterschieden. Es umgibt ein Aberglaube die Pflanze, dass sie ähnlich wie die Alraune auf Ausgrabeversuche reagiert. Ohne dieses Wissen konnte sich die Wirkweise ins Gegenteil verkehren. Es ist seit Jahren jedenfalls verboten die Pflanze auszugraben oder zu pflücken, denn sie ist sehr selten und steht auf der Roten Liste.
Davon abgesehen, lebt sie in Symbiose mit speziellen Pilzen und würde eine Umsiedlung nicht überleben.


Deutschland: 2 (stark gefährdet)

Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz : 2 (stark gefährdet)
Sachsen und Thüringen: 1 (vom Aussterben bedroht)
Hessen, Brandenburg, Berlin, : 0 (ausgestorben)
In den anderen Bundesländern gibt es keine Auskünfte über Vorkommen




Es ist wirklich wichtig, dass man im Frühjahr die Wiesen nicht mehr betritt. Das austreibende Kraut ist unscheinbar und das Stadium des Zweiblattes kaum erkennbar. Die pauschale Erklärung: "Ich pass`schon auf wo ich hintrete!" nützt nichts, wenn jeder so denkt. Die Entwicklung vom Samen zur blühfähigen Pflanze dauert mehrere Jahre(!) und ist sehr störanfällig. Zu schnell ist durch einen einzigen Tritt auf Dauer die Pflanze und ihre Nachkommen zerstört. Die Fotos sind vom Wegesrand aus fotografiert und herangezoomt, manche Fotografen gehen direkt auf die Wiese und sicherlich haben sie wunderschöne Aufnahmen, meine Heimat hat dafür ein paar zertrampelte Exemplare mehr und im nächsten Jahr weniger blühfähige Orchideen und keine Nachkommen für den Erhalt dieser Rarität. Auch die austreibenden Arnikarosetten sind oftmals beschädigt und auch sie ist eine geschützte Pflanze. Es finden viele Bemühungen und Untersuchungen statt um die Knabenkräuter und seltenen Pflanzen unserer Region zu erhalten. Es wäre schade, wenn diese Bemühungen umsonst wären.