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Sonntag, 2. August 2015

Das Igel-Gehege verändert sich


Schorschi der Unglücksrabe musste schon mehrfach tierärztlich behandelt
werden. 

Wie im alten Post beschrieben, war mein altes Gehege durch die Verwendung von Hasendraht nicht das Gelbe vom Ei. Es war auch nie gedacht, es dauerhaft aufgebaut zu lassen. Ziel ist es, ein Tier aufzupäppeln - wenn es in Not ist -, doch im Vordergrund steht immer die gezielte, sichere Auswilderung.

Dann aber wuchs in mir verstärkt der Gedanke, dass ein "eingewachsenes Gehege" mehr Lebensraum bietet als ein mobiles. Es blieb ja auch nicht bei einem Igel, sondern es kamen immer wieder  und öfters Notfälle, so dass ich es gar nicht mehr abbauen brauchte. Nebenbei empfand ich die 14 m ² immer noch als zu klein.

Der "tote" Bereich zwischen Haus und Gehege (rechts)
 sollte nun mit ins neue Gehege integriert werden

Um mein altes Igeldomizil konnte ich außen herum laufen, doch vor allem im Frühling und Sommer war es unmöglich, Unkraut zu jäten. Auch Rasen mähen gestaltete sich als schwierig.

Der Abstand zwischen den Leisten betrug 1 m.

Ich machte mir Sorgen, ob das Gehege wirklich stabil genug auf Dauer bleibt. Der ein oder andere probierte schon einmal seine Zähne am Draht aus oder versuchte hoch zu klettern. Schorschi war begabter Buddelkönig. Für Igel ist der verwilderte Bereich im Gehege toll, aber irgendwie war der direkt am Haus liegende Bereich ein verlorenes Eck für Mensch und Tier und kam optisch nicht mehr zur Geltung.

Wenn sich was tut im Garten, müssen die
Vierbeiner dabei sein


Deshalb dachte ich mir, man könnte doch gleich den ganzen Bereich einzäunen. So stört mich keine Begrenzung beim Unkrautjäten und die Pfleglinge könnten mehr Versteckmöglichkeiten nutzen. Zudem wäre das komplette Gehege dann immerhin ca. 8 m x 3 m groß. Ob es eine Spinnerei ist, 24 m² dauerhaft einzuzäunen, nur damit man einem Notfall-Igel etwas mehr Lebens-Qualität in der Aufpäppelphase gibt?

Die Platten sind verlegt. Die Igelhäuser sind 60 cm x 40 cm groß. Sie wirken klein.
Das Areal umfasst eine Größe von 3 m Breite und 8 m Länge.


Und wieder war es mein Bekannter, der meine Spinnereien schmunzelnd zu Kenntnis nahm und dann eine sinnvolle und optisch saubere Lösung präsentierte. Mir war wichtig, dass Ausbruchsmöglichkeiten und Verletzungsgefahren verhindert werden und dass das Holz nicht so schnell vergammelt. Ich wollte als Unterbau Bodenplatten, damit die Seitenteile nicht ständiger Bodenfeuchtigkeit ausgesetzt sind und ich auch eine Rasenkante zum Mähen habe. Als Seitenteile schwebten mir Planken vor, wie sie beim Gerüstbau verwendet werden. Letztere sind neu sehr teuer und mein Bekannter schlug deshalb Schalungsbretter vor. Dass diese gelb sind, störte mich nicht. Ich sah es als freundlichen Farbklecks im Garten. Die Bodeneinschlaghülsen (für die Kanthölzer) mussten zwischen die Platten eingeschlagen werden. Damit keine Ausbruch anreizenden Stellen für Igel entstanden (Lücken zwischen den Platten) und alles einen sauberen Abschluss hatte, verwendete er noch Pflastersteine. Ich freute mich riesig. Die Schalungsbretter sind 50 cm breit und somit war dies auch eine angenehme Höhe.

Offene Stellen wurden noch mit Blech verblendet, damit dort kein Anreiz zum Kratzen entstand. Auch die Kanthölzer bekamen eine Blechhaube. Manche der Igelhäuschen stellte ich an die Hauswand. Dort sind sie vor Wettereinflüssen geschützt und liegen igelgerechter etwas versteckt hinter den Kräutern. An der Wand befinden sich Kieselsteine verschiedener Größen. Das stärkt bei der nächtlichen Erkundung und Futtersuche die Fußmuskulatur, denn es verstecken sich viele Spinnen und Asseln dort. Bei manchen Häusern könnten sie so auch einmal auf das Dach steigen.



Es lockt natürlich der Erdbereich mit der Bepflanzung. Die verschiedenen Kräuter bieten Dufterlebnisse und in der lockeren Erde lässt es sich gut wühlen. Krabbeltiere befinden sich auch dort. Die verwilderte Rasenfläche wird so nach und nach ihr Gesicht noch verändern. Durch die Platten entstand ein Bereich, der unbewachsen und dadurch überschaubar bleibt. Gut, um Trinkschalen aufzustellen und den Kot zu kontrollieren. Falls mal ein "Renner" einzieht oder mehrere Jungigel muss natürlich diese "Rennstrecke" unterbrochen werden.

Hier sind fünf Schlafhäuser, ein Futterhaus und drei natürliche Unterkünfte
verborgen.

Die Europalette als Unterbau für den Schnittguthaufen blieb auch im Gehege und wurde mittlerweile verbessert. Ich muss allerdings erst noch Bilder machen. Optisch ist so ein Haufen nicht gerade ein Hingucker, aber es schafft zusätzliche Vielfalt und Lauffläche. Ganz unten ist eine Palette mit Brettern beschlagen, damit der gesamte Raum darunter trocken bleibt. Darauf legte ich eine normale Europalette und darüber kam dann erst das Schnittmaterial.
Möchte ein Igel ein natürliches Nest bauen, ist dies kein Problem. Natürlich verstecken sich im Haufen auch viele Kleintiere. Der Igel soll ja wie in der freien Wildbahn erlernen, Futter zu erbeuten.
Die zweite Palette wollte ich verwenden, weil Igel neugierig sind und gerne klettern. Durch diese weitere Ebene hat er einen zusätzlichen Quadratmeter Fläche, um im entstandenen Zwischenraum Futtertiere zu suchen. Zudem kann er dann noch auf dem Haufen herum klettern.

Dieser Turm aus Paletten wurde noch igelgerecht umfunktioniert


Die Europaletten-Igelburg wurde gerne angenommen. Ich erweiterte die Lauffläche um weitere zwei Ebenen. Die Zwischenräume zwischen den Brettern wurden mit Leisten verschlossen. Der kleinere Haufen in der Mitte des Geheges wurde etwas vergrößert, da ich das Schnittgut aufgrund der Höhe nicht mehr auf die Paletten aufbringen konnte. Damit die Igel zwischen den Ebenen hin und her wechseln können, wurde pro Palette ein Brett durchgesägt und mit einem Scharnier versehen, wieder angebracht. Im oberen Bild könnt ihr es recht gut erkennen. 30 m² stehen jetzt insgesamt als Lauffläche zur Verfügung. Im Turm kann ich nun Futter verstecken und Igel können einen Blick in den umliegenden Garten werfen. Die Seiten verschloss ich bisher mit Holzstücken. Auf dem Palettenturm stellte ich robustes Dekomaterial und im Winter sollte eine Schicht aus Tannenstreu für Schutz sorgen. Gefallen würde mir ein "lebendiger Schutz" aus Pflanzen. Ob mir das gelingt?

Elemente wie Holzstämme, Wurzelstöcke und Pflanzgefäße können immer
wieder  neu angeordnet werden und sorgen für Abwechslung.


Natürlich wird mit anderen Elementen (Holzstämme, Wurzeln, Pflanzgefäßen, usw.) immer wieder versucht, Abwechslung zu schaffen. Falls sich mehrere Igel einmal das Gehege teilen müssen, dann können sie sich gut aus dem Weg gehen. Die vielen Hürden und Versteckmöglichkeiten vermeiden Stresssituationen. Solange es genug Futter und Platz gibt, sind Igel nicht aggressiv gegenüber Artgenossen. Nur in der Paarungszeit sind gleichgeschlechtliche Igel äußerst ruppig zueinander. Als ich die Neunlinge aufpäppelte, gab es keine Reibereien. Erst nach dem Winterschlaf, kurz vor der Auswilderung, wollten manche keinen Kontakt mehr zu den anderen und wurden unwirsch, wenn ihre Geschwister ihnen zu nahe kamen. Diese Erfahrung machte ich auch mit Nicht-Geschwistern. Als Babys sind Igel froh über Kontakt zu Ihresgleichen. Man muss allerdings immer ein Auge darauf halten. Sollte es Reibereien geben, könnte man in diesem Fall die Abtrennelemente des alten Geheges nutzen und das neue damit unterteilen.








Mittwoch, 16. April 2014

Verliebter Wuchtbrummel

Größenvergleich zum unteren Bild.
Gleicher Ort, gleiche Futterschüssel, gleicher Igel. Kaum zu glauben, oder?


Ach, wie habe ich ihn vermisst und dann verwechselte ich ihn auch noch in den letzten Tagen mit Stachelritter - seinem Papa. Es sei mir aber verziehen, ich habe den Stachelmann nur anhand Konstitution und seinem Stachelkleid bestimmt. Ihr könnt mir nicht folgen? Ok. Der Reihe nach...

Hier waren schon sechs von den Neunlingen in meiner Obhut.

In den letzten Tagen entdeckte ich einen Igel, der in der Nacht mehrmals den Bewohnern des Geheges einen Besuch abstattete. Nachdem ich draußen zum Füttern erschien, lief der Kandidat nicht weg. Also wurde er hochgehoben, kontrolliert und wieder abgesetzt. Es war ein gesundes, herumlaufendes Muskelpaket! Ich dachte daher an Stachelritter, der seinem Namen stets alle Ehre machte und freute mich, dass dieser so gesund nach dem Winterschlaf unterwegs war.



Nun versuchte allerdings der stachelige Geselle in das Gehege zu kommen. Einbruch? Freiwillig in Gefangenschaft gehen? Der leichte Schneefall, der den Garten einzuckerte, konnte nicht der Grund sein, schließlich hatte er seinen Winterschlaf draußen verbracht. Ich schnappte ihn mir und schnurstracks ging es ins Haus und als erstes auf die Waage. 1465 g! Ein tolles Gewicht nach dem Winterschlaf für einen Igel! Keine Flöhe zu sehen, dafür zwei kleine Zecken. Super! Das Stachelkleid zeugte von einem unsauberen Nest. Ein "Hauskacker-Igel". Er lies alles mit sich geschehen und als ich ihn am Kopf etwas streichelte, rollte er sich nicht ein, sondern "schmiegte" sich genussvoll mit zugedrückten Augen gegen meine Hand. Das gibt es selten. Was für ein angenehmer Unterschied zu Mr. Motzki.

So einfach ist es nicht mehr, seine Pfoten sichtbar zu machen. Seine linke
 helle Fußsohle wird leider von der Hinterpfote verdeckt.


Nur noch die Bauchkontrolle, um Verletzungen ausschließen zu können. Da fiel mir etwas ins Auge. Weiße Fußsohlen vorne! Ein paar weiße Zehen! Er war es! Wuchtbrummel!

Eine kleines Erkennungsmerkmal von Wuchtbrummel.
Weiße Fußsohlen und ein weißer Fleck an der Nasenspitze


Der anhängliche, verschmuste Igel aus dem Wurf mit den neun Igeln von 2012. Im Herbst 2013 habe ich ihn zuletzt gesehen und da war er doch noch etwas weicher anzufassen. Nun strotzt er - "mein Wuchtbrummel" - richtig vor Kraft! Seine Stacheln sind fest, das Stachelkleid sitzt ebenso und er ist richtig kompakt und wie wir Franken gerne sagen: "petzig". Was für ein Prachtigel er geworden ist.


Ein typischer ausgewachsener Braunbrustigel.
Ein wenig kann man die weiße Stelle an der Nasenspitze erkennen. 


Momentan sind im Gehege fünf Igel. Mr. Motzki hat mittlerweile noch Gesellschaft bekommen. Alle werden nun bald ausgewildert. Natürlich stelle ich sie euch noch hier vor. Während Mr. Motzki immer noch Winterschlaf hält, obwohl das Igelmädchen Erika ihn schon mehrmals in seinem Häuschen besuchte, ist die restliche Bande aktiv unterwegs. Ich gehe davon aus, dass nun Wuchtbrummel Erika gerochen und als Partnerin auserkoren hat. 
Man muss wissen, dass die drei stacheligen Herren und die eine Igeldame die hinzu kamen, vier Geschwister sind. Die drei Brüder interessieren sich nicht wirklich für ihre Schwester, da gibt es noch keine Rivalitäten. Ich gehe davon aus, dass bei den Jungigeln die Geschlechtsreife und die Paarungsbereitschaft etwas später eintritt. Wuchtbrummel ist allerdings mittlerweile ein stattlicher Igelmann und auf der Suche nach einer Partnerin.

"Hauskacker -Igel" liegen schon mal in ihren eigenen Hinterlassenschaften.
Auch was Sauberkeit betrifft sind Igel Individualisten.

Es ist schon seltsam zu beobachten. Normalerweise wollen Igel doch raus in die Freiheit. Wuchtbrummel möchte aber zu Erika und läuft nun jeden Abend um das Gehege herum und sucht nach einem Eingang. Noch etwas Geduld mein Lieber! Bald ist es soweit und die Meute kann ins Freie. Noch müssen die unerfahrenen, mühsam aufgepäppelten Igel erst einmal nach dem Winterschlaf lernen, im geschützten Umfeld Krabbeltiere zu erbeuten und vor allem Muskeln aufzubauen. Ihr dürft mir dann wirklich von Herzen gern ab Ende August eure Kinder vorstellen. Bis zum Wintereinbruch wären sie dann groß und stark und falls ihr Hilfe braucht... Na, den Weg kennt ihr ja mittlerweile.

Dass für die Fundigel die Gartenarbeit unterbrochen wurde,
sieht man deutlich. - Eine Handvoll Glück!








Sonntag, 9. Februar 2014

Mr Motzki - Ab ins Winterquartier



Nachdem Mr. Motzki das stattliche Gewicht von 1.183 g erreicht hatte und seine Stacheln am Ringmuskel deutlich nachgewachsen waren, wurde es allerhöchste Zeit. Das Gehege wartete schon und da es für einen Januar milde 5° C hatte, durfte er am 16. Januar nach draußen ziehen. Hier lobe ich mir den Frankenwald, denn durch unser raues Klima, kann er noch ungestört einige Wochen schlafen. Das sieht vor allem in diesem Jahr, in anderen Regionen Deutschlands ganz anders aus. Zu viele Igel unterbrechen derzeit ihren Winterschlaf und sind völlig abgemagert in einem erbärmlichen Zustand. Igelstationen versuchen ihr Bestes um  den kranken Igeln zu helfen und sind in der schönsten Winterschlafzeit völlig überfüllt.



Durch die Pilzbehandlung schuppte zwar Mr. Motzkis Haut nicht mehr und auch der Stachelausfall war gestoppt, dennoch wirkte seine Haut noch etwas trocken. Das bedeutet, dass ich im Frühjahr auf jeden Fall noch einmal genau nachschauen muss, nicht das der Pilz noch einmal aufkommt. Aber der Gesundheitscheck ist vor der Freilassung sowieso Ehrensache. Ich hoffe nur, dass der Herr diesbezüglich nicht wieder eine Sonderbehandlung braucht. Die erhöhte Luftfeuchtigkeit draußen wird ihm normalerweise mehr Wohlbefinden schenken, als die trockene Heizungsluft im Haus.



Also wurde der kleine Stachelheld am frühen Nachmittag in seiner Ruhe gestört und nach draußen gesetzt. Warum nicht Abends oder Nachts? Ich denke mir, obwohl ich die Tage vorher die Heizung abgedreht hatte und tagsüber auch immer wieder lüftete, dass der Temperaturwechsel zwischen drinnen und draußen so etwas angenehmer für den Stachelpelz ist. Tagsüber wird er nach der kurzen Störung sich schnell wieder ein Plätzchen suchen, um weiter schlafen zu können. 



Wenn er dann wieder erwacht, fühlt er sich etwas sicherer, obwohl alles noch neu ist, aber immerhin weiß er, dass sein Schlafplatz sicher ist. Gibt man am Abend seine Igel in das Freie, sind sie munter und verwenden ihre Energie lieber darauf "Lücken im System" zu finden und versuchen auszubrechen. Außerdem ist natürlich auch ein egoistischer Gedanke dabei. Ich kann ihn beobachten, wie er auf das neue Umfeld reagiert!




Seine Reaktion war beeindruckend. Frische Luft und viele neue Gerüche, da ging das Näschen auf und ab und die kleinen Beine gaben keine Ruhe mehr. Ich hoffte ja darauf, ihn mal beim Einspeicheln fotografieren zu können, doch daraus wurde leider nichts. 




Im Gehege eingesetzt, beschäftigte er sich mit dem Schnittmaterial (Stauden, Laub, Äste) und lief erstmal die Grenze ab, statt sich mit der Einrichtung zu beschäftigen. Da werde ich ein Auge darauf haben müssen.




Am Rand des Geheges habe ich noch am Boden viel Laub, Moos und Gehölzschnitt ausgelegt, damit er nicht so schnell am Boden Lücken entdecken kann und auf die Idee kommt, auszubüxen. Um Abwechslung zu bieten muss dies sowieso - wenn der Igel wach ist - umgeändert werden.

Unter dem Moos befinden sich Steine

Auf den Hinweis einer igelerfahrenen, netten Userin habe ich dann später noch einmal das Gehege nachgebessert. Im letzten Jahr hatten meine neun Igelgeschwister keine Ausbruchsversuche gestartet. Auch Stacheline zeigte sich von der besten Seite. 




Die Userin gab mir den Rat, den Rand zusätzlich mit Steinplatten, Biberschwänzen oder Steinen zu verstärken, damit mein Rabauke sich nicht ausgraben kann. Das Igel viel Erfindungsgeist entwickeln wenn sie etwas wollen, schrieb ich ja schon, aber die Berichte über die gelungenen Ausbrüche aus verschiedenartigsten Gehegen hat mich doch unruhig werden lassen. Wenn es einem Igel zuzutrauen wäre, dann meinem diesjährigen Individualisten.




Am Anfang schaute ich alle 1/2 Stunde aus dem Fenster. Das Gehege ist so aufgestellt, dass ich ihn auch nachts, vom Fenster aus sehen kann. Wenn er in einer bestimmten Ecke des Geheges läuft, schaltet sich der Bewegungsmelder vom Haus ein. So weiß ich, dass die Stachelkugel aktiv ist und kann ihn ohne ihn zu stören beobachten.



Es hatte abends tatsächlich schon draußen 0° C und in den nächsten Tagen sollte es noch kälter werden.


Mr. Motzki bekam ein sehr deutliches Zeichen zu spüren:

AB INS BETT UND SCHLAFEN!!!




Und ihr werdet es kaum glauben, er machte es so vorbildlich wie man es sich nur wünschen kann. In der Nacht wurde noch eine genaue Inspektion des Geheges vorgenommen und schon am nächsten Tag blieb er im Haus und schlief. Pünktlich zum Schneefall.




Sonntag, 17. November 2013

Was braucht man für stachelige Rennsemmeln? Ein Igelgehege!


Größenvergleich: Ein Igelhaus hat die Maße 60 cm x 40 cm. Zu sehen:
Ein Teil des Laubhaufens auf der Europalette, Moosecke, Klettermöglichkeiten
 und unten rechts in der Ecke, Klopapierrolle mit versteckten Heimchen

Im letzten Jahr hatte ich ja alle Hände voll zu tun mit meinen neun kleinen Stachelpelzen. Es kamen Anfragen, ob ich Bilder vom Gehege zeigen könnte, aber zeitlich hat es leider nicht geklappt. Nun habe ich wieder einen Pflegeigel mit 434 g und nachdem mein Bekannter und ich gestern das Gehege aufbauten, erinnerte ich mich daran, dass ich euch noch Bilder vom Gehege zeigen könnte. Die Bilder sind nicht aktuell, neue gibt es in einem Extrapost, wenn der Kleine nach draußen kann. In diesem Jahr stehen weniger Häuser herum.

Am Anfang war das Gehege noch etwas spärlich eingerichtet.
Die neue Umgebung sorgte schon für viel Aufregung

Ein Igel lässt in der Nacht, wenn er auf Futtersuche geht, so ca. 2-4 km Laufstrecke hinter sich. Wusstet ihr, dass ein rennender Igel ca 10 km/h schnell laufen kann? Meist läuft er aber gemächlich und schafft so in einer Stunde 100-200 m. Habt ihr einen 10 m langen Flur in eurer Wohnung? Wenn der Stachelpelz in dem Flur 2 km in der Nacht laufen könnte, müsste er 100 Mal auf und ab laufen! Bei einem 2 m langen Gehege, läuft er 500 Mal hin und her und die Füße werden durch das ständige Wenden wund und bluten. Das sogenannte "Renner-Syndrom" entsteht. Allerdings kann dies noch andere Gründe haben, dazu aber ein anderes Mal mehr. Gedanken, die ich mir mache: Was entdeckt er Neues, wenn er diesen Bereich mehrere Wochen immer wieder abläuft?

Hier das Gehege von vorne. Im Holzhaus wurde der Eingang mit Zeitung
 verschlossen. Solange sie wach sind, wird öfters einmal ein anderes
Häuschen inspiziert und ausgetestet.


Wer schon einmal Igel in freier Wildbahn beobachtet hat und dann sein Verhalten in Gefangenschaft sieht, der erkennt sofort. Das Wildtier braucht Platz, viel Platz, sowie Kletter- und Versteckmöglichkeiten! Ein Igel ist ein genialer Kletterer, der unermüdlich und verbissen versucht sein Ziel zu erreichen. Er ist kein Haustier und manche Ach-so-süße-Verhaltensweisen in der Gefangenschaft sind nur verzweifelte Versuche, dem Stumpfsinn zu entfliehen. Igel sind dabei seehr einfallsreich.

Nun von der Hausseite aus fotografiert. Immer wieder liegt Material "im Weg",
damit der Igel keine Läuferkrankheit, also das "Renner-Syndrom" entwickelt.


Ein Tier gehört demnach nicht in die Badewanne und eine Stunde Auslauf ist auch zu wenig. Natürlich musste ich auch schon den Igel in der Badewanne zwischenquartieren, damit ich in der Zeit in Ruhe das Bad komplett reinigen konnte, aber das sollte nicht zum Dauerzustand werden. Klar, manchmal ist nicht so viel Platz vorhanden und bevor man einen hilfsbedürftigen Igel keine Hilfe gewährt, ist ein kleiner Platz besser als gar keiner. Doch im Hinterkopf sollte man immer das Bedürfnis des Igels haben.

Bevor in Ecken gescharrt wird, ist es hilfreich, diese immer wieder mit
neuem Material auszulegen. Bei trockenem Wetter, kann man dort
 etwas Trockenfutter streuen. Vorher muss man sich überzeugen, dass
 kein Kot den Platz verunreinigt. Diesen muss man täglich entfernen!


Sehr kleine und kranke Igel brauchen es warm und der Raum sollte leicht zu reinigen sein. Sauberkeit schützt beide Seiten vor Infektionen. Bei uns ist dies das Badezimmer. Es bietet dem Igel ca. 6 m² Lauffläche. Für den normalen Tagesablauf, nutzen wir in der Zeit das kleine Gästebad. Wenn die Igel größer werden, kommen sie in den Vorraum. Dort stehen nur 5 m² zur Verfügung, doch man kann mehr Spiel-, Kletter- und Versteckmöglichkeiten schaffen. Die Familie nutzt dann den anderen Hauseingang und die Igel haben es frostfrei, können sich an einen Temperaturwechsel gewöhnen und sind ungestört. Dann kommt der große Moment und sie ziehen in das Freigehege.

Trotz der Umgestaltung des Geheges, kann man bevorzugte Laufstraßen
erkennen. Durch die Naturmaterialien sind Spinnen, Käfer und Asseln
im Speiseplan inklusive.


Letztes Jahr kam ich in wirkliche Bedrängnis. Stacheline wurde Ende Oktober noch ausgewildert und konnte sich in ihrem vertrauten Umfeld rechtzeitig um ihr Schlafnest kümmern, ihre neun (!) Igelbabys allerdings mussten kontrolliert in den Winterschlaf gebracht und dann im Frühling ausgewildert werden.

Mit Zeitungen und Laub wurde innerhalb des Strohs ein warmes,
dichtes, kugelartiges Nest geformt. 


Was, wenn Kämpfe entstehen würden? Igel sind Einzelgänger. Es musste ein Gehege entstehen, das ich räumlich zur Not sehr schnell unterteilen konnte. Außerdem sollte es abbaubar sein. Es entstand ein 14 m² großes, rechteckiges Gehege an der geschützten Hausseite. Alle Meter schlugen wir Kanthölzer tief in den Boden. Die Pfosten waren innen. An diesen Pfosten kann ich die 40 cm hohen Zwischenwände jederzeit sicher befestigen. Auf den Zwischenwänden wurde noch ein Brett aufgeschraubt, so dass das Brett übersteht. Igel können eine niedrige Holzwand auch übersteigen, sobald ihre Krallen einen sicheren Halt im Holz finden. Der Überstand ist dagegen nicht zu überwinden. Meine Sorge war unbegründet. Die Igelkinder kuschelten den ganzen Winter zusammen und nutzten nur drei Häuser! Im Frühling, kurz vor der Freilassung gab es dann erstmalig Zankereien.

Noch während des Aufbaus überraschte uns der Schnee. Die Unterteilungen
sind individuell einsetzbar.

Hasendraht ist nicht die erste Wahl für ein Gehege. Manche Stachelritter wollen unbedingt auf die andere Seite des Geheges. Viele Igel verletzen sich bei Fluchtversuchen. Allerdings nehmen sie durch den Zaun ihre Umgebung besser wahr und orientieren sich nach der Freilassung leichter. Mir blieb keine andere Wahl, umso mehr musste gründlichst gearbeitet werden. Um das Gehege legten wir Bretter. Der Hasendraht wurde sehr straff gespannt und unten in sehr geringen Abständen an das Brett mit dicken Klammern genagelt. Für einen Igel darf es keine sichtbaren, kleine Schlupflöcher geben, denn er wird versuchen, diese zu erweitern und sich hindurch zwängen. Oben wurde zur Stabilisierung Spanndraht angebracht und der Draht (in das Gehege überhängend) in Form gebracht. Auch hier gilt, manch Igel könnte versuchen, über die Absperrung zu klettern, dies wird durch die Bauweise vereitelt. Meine machten, Gott sei Dank, keine Ausbruchsversuche.

Das Gehege wartet auf seine Gäste. Nach und
 nach kommen noch mehr Äste, Steine und
Holzscheite hinein um Abwechslung zu bieten.

Wichtig war mir die Einrichtung. Eine Europoolpalette (Euro-Palette, Flachpalette - entspricht 1 m²) legte ich in das Gehege und über die Palette wurde Laub und Gehölzschnitt drapiert. So hätte der ein oder andere Igel sein Schlafnest unter "natürlichen Bedingungen" bauen können.

Ich denke, hier kann ein Igel gut überwintern.


Auch umgedrehte Obstkisten mussten herhalten. Diese hatten den Vorteil, dass sie mehrmals den Platz im Gehege wechseln konnten. Sie wurden zum Klettern und Durchwühlen genutzt. Mit Holzästen, Holzscheiten und größeren Steinen, wurden sämtliche "Rennstrecken" unterbrochen um das "Renner-Syndrom" zu verhindern. Igel sollen klettern, ihre Krallen abnutzen, Muskeln aufbauen. Stumpfsinniges, ständiges am Zaun hin und her Rennen muss durch die Inneneinrichtung unterbunden werden. Bei mehreren Igeln schafft man dadurch zudem einen Sichtschutz, was Stress untereinander mindert. Man kann sich aus dem Weg gehen. Meine Kinder sammelten Moos, damit die Igel darin Kleintiere suchen oder sich ihr Nest ausstopfen konnten.

In der Mitte steht das Futterhaus mit den zwei Labyrintheingängen. Um auf die
persönlichen Vorlieben der Igel einzugehen, sind verschiedene Unterschlupf-
möglichkeiten vorhanden.



Zwar gibt es das Futterhaus mit den zwei Eingängen, aber dennoch versteckte ich zusätzlich z.B. Hühnerklein und tote Heimchen katzensicher im Gehege. Sie sollten auch mal ihre Nase anstrengen. Dafür eignen sich prima die Papprollen von Klopapier und Küchenrolle. Jeder Igel hat seine Methode, an das Leckerchen zu kommen. Man kann sogar die Schwierigkeitslevel steigern.

Im Frühjahr 2015 wurde das Gehege auf 24 m² erweitert und als Dauergehege umgebaut. Näheres könnt ihr hier nachlesen: Das Gehege verändert sich

Wenn am Dach ein dunkler Fleck erscheint, weiß man, dass ein Igel sich zur
Zeit darin befindet!