Posts mit dem Label Igelhaus werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Igelhaus werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 9. Februar 2014

Mr Motzki - Ab ins Winterquartier



Nachdem Mr. Motzki das stattliche Gewicht von 1.183 g erreicht hatte und seine Stacheln am Ringmuskel deutlich nachgewachsen waren, wurde es allerhöchste Zeit. Das Gehege wartete schon und da es für einen Januar milde 5° C hatte, durfte er am 16. Januar nach draußen ziehen. Hier lobe ich mir den Frankenwald, denn durch unser raues Klima, kann er noch ungestört einige Wochen schlafen. Das sieht vor allem in diesem Jahr, in anderen Regionen Deutschlands ganz anders aus. Zu viele Igel unterbrechen derzeit ihren Winterschlaf und sind völlig abgemagert in einem erbärmlichen Zustand. Igelstationen versuchen ihr Bestes um  den kranken Igeln zu helfen und sind in der schönsten Winterschlafzeit völlig überfüllt.



Durch die Pilzbehandlung schuppte zwar Mr. Motzkis Haut nicht mehr und auch der Stachelausfall war gestoppt, dennoch wirkte seine Haut noch etwas trocken. Das bedeutet, dass ich im Frühjahr auf jeden Fall noch einmal genau nachschauen muss, nicht das der Pilz noch einmal aufkommt. Aber der Gesundheitscheck ist vor der Freilassung sowieso Ehrensache. Ich hoffe nur, dass der Herr diesbezüglich nicht wieder eine Sonderbehandlung braucht. Die erhöhte Luftfeuchtigkeit draußen wird ihm normalerweise mehr Wohlbefinden schenken, als die trockene Heizungsluft im Haus.



Also wurde der kleine Stachelheld am frühen Nachmittag in seiner Ruhe gestört und nach draußen gesetzt. Warum nicht Abends oder Nachts? Ich denke mir, obwohl ich die Tage vorher die Heizung abgedreht hatte und tagsüber auch immer wieder lüftete, dass der Temperaturwechsel zwischen drinnen und draußen so etwas angenehmer für den Stachelpelz ist. Tagsüber wird er nach der kurzen Störung sich schnell wieder ein Plätzchen suchen, um weiter schlafen zu können. 



Wenn er dann wieder erwacht, fühlt er sich etwas sicherer, obwohl alles noch neu ist, aber immerhin weiß er, dass sein Schlafplatz sicher ist. Gibt man am Abend seine Igel in das Freie, sind sie munter und verwenden ihre Energie lieber darauf "Lücken im System" zu finden und versuchen auszubrechen. Außerdem ist natürlich auch ein egoistischer Gedanke dabei. Ich kann ihn beobachten, wie er auf das neue Umfeld reagiert!




Seine Reaktion war beeindruckend. Frische Luft und viele neue Gerüche, da ging das Näschen auf und ab und die kleinen Beine gaben keine Ruhe mehr. Ich hoffte ja darauf, ihn mal beim Einspeicheln fotografieren zu können, doch daraus wurde leider nichts. 




Im Gehege eingesetzt, beschäftigte er sich mit dem Schnittmaterial (Stauden, Laub, Äste) und lief erstmal die Grenze ab, statt sich mit der Einrichtung zu beschäftigen. Da werde ich ein Auge darauf haben müssen.




Am Rand des Geheges habe ich noch am Boden viel Laub, Moos und Gehölzschnitt ausgelegt, damit er nicht so schnell am Boden Lücken entdecken kann und auf die Idee kommt, auszubüxen. Um Abwechslung zu bieten muss dies sowieso - wenn der Igel wach ist - umgeändert werden.

Unter dem Moos befinden sich Steine

Auf den Hinweis einer igelerfahrenen, netten Userin habe ich dann später noch einmal das Gehege nachgebessert. Im letzten Jahr hatten meine neun Igelgeschwister keine Ausbruchsversuche gestartet. Auch Stacheline zeigte sich von der besten Seite. 




Die Userin gab mir den Rat, den Rand zusätzlich mit Steinplatten, Biberschwänzen oder Steinen zu verstärken, damit mein Rabauke sich nicht ausgraben kann. Das Igel viel Erfindungsgeist entwickeln wenn sie etwas wollen, schrieb ich ja schon, aber die Berichte über die gelungenen Ausbrüche aus verschiedenartigsten Gehegen hat mich doch unruhig werden lassen. Wenn es einem Igel zuzutrauen wäre, dann meinem diesjährigen Individualisten.




Am Anfang schaute ich alle 1/2 Stunde aus dem Fenster. Das Gehege ist so aufgestellt, dass ich ihn auch nachts, vom Fenster aus sehen kann. Wenn er in einer bestimmten Ecke des Geheges läuft, schaltet sich der Bewegungsmelder vom Haus ein. So weiß ich, dass die Stachelkugel aktiv ist und kann ihn ohne ihn zu stören beobachten.



Es hatte abends tatsächlich schon draußen 0° C und in den nächsten Tagen sollte es noch kälter werden.


Mr. Motzki bekam ein sehr deutliches Zeichen zu spüren:

AB INS BETT UND SCHLAFEN!!!




Und ihr werdet es kaum glauben, er machte es so vorbildlich wie man es sich nur wünschen kann. In der Nacht wurde noch eine genaue Inspektion des Geheges vorgenommen und schon am nächsten Tag blieb er im Haus und schlief. Pünktlich zum Schneefall.




Sonntag, 17. November 2013

Was braucht man für stachelige Rennsemmeln? Ein Igelgehege!


Größenvergleich: Ein Igelhaus hat die Maße 60 cm x 40 cm. Zu sehen:
Ein Teil des Laubhaufens auf der Europalette, Moosecke, Klettermöglichkeiten
 und unten rechts in der Ecke, Klopapierrolle mit versteckten Heimchen

Im letzten Jahr hatte ich ja alle Hände voll zu tun mit meinen neun kleinen Stachelpelzen. Es kamen Anfragen, ob ich Bilder vom Gehege zeigen könnte, aber zeitlich hat es leider nicht geklappt. Nun habe ich wieder einen Pflegeigel mit 434 g und nachdem mein Bekannter und ich gestern das Gehege aufbauten, erinnerte ich mich daran, dass ich euch noch Bilder vom Gehege zeigen könnte. Die Bilder sind nicht aktuell, neue gibt es in einem Extrapost, wenn der Kleine nach draußen kann. In diesem Jahr stehen weniger Häuser herum.

Am Anfang war das Gehege noch etwas spärlich eingerichtet.
Die neue Umgebung sorgte schon für viel Aufregung

Ein Igel lässt in der Nacht, wenn er auf Futtersuche geht, so ca. 2-4 km Laufstrecke hinter sich. Wusstet ihr, dass ein rennender Igel ca 10 km/h schnell laufen kann? Meist läuft er aber gemächlich und schafft so in einer Stunde 100-200 m. Habt ihr einen 10 m langen Flur in eurer Wohnung? Wenn der Stachelpelz in dem Flur 2 km in der Nacht laufen könnte, müsste er 100 Mal auf und ab laufen! Bei einem 2 m langen Gehege, läuft er 500 Mal hin und her und die Füße werden durch das ständige Wenden wund und bluten. Das sogenannte "Renner-Syndrom" entsteht. Allerdings kann dies noch andere Gründe haben, dazu aber ein anderes Mal mehr. Gedanken, die ich mir mache: Was entdeckt er Neues, wenn er diesen Bereich mehrere Wochen immer wieder abläuft?

Hier das Gehege von vorne. Im Holzhaus wurde der Eingang mit Zeitung
 verschlossen. Solange sie wach sind, wird öfters einmal ein anderes
Häuschen inspiziert und ausgetestet.


Wer schon einmal Igel in freier Wildbahn beobachtet hat und dann sein Verhalten in Gefangenschaft sieht, der erkennt sofort. Das Wildtier braucht Platz, viel Platz, sowie Kletter- und Versteckmöglichkeiten! Ein Igel ist ein genialer Kletterer, der unermüdlich und verbissen versucht sein Ziel zu erreichen. Er ist kein Haustier und manche Ach-so-süße-Verhaltensweisen in der Gefangenschaft sind nur verzweifelte Versuche, dem Stumpfsinn zu entfliehen. Igel sind dabei seehr einfallsreich.

Nun von der Hausseite aus fotografiert. Immer wieder liegt Material "im Weg",
damit der Igel keine Läuferkrankheit, also das "Renner-Syndrom" entwickelt.


Ein Tier gehört demnach nicht in die Badewanne und eine Stunde Auslauf ist auch zu wenig. Natürlich musste ich auch schon den Igel in der Badewanne zwischenquartieren, damit ich in der Zeit in Ruhe das Bad komplett reinigen konnte, aber das sollte nicht zum Dauerzustand werden. Klar, manchmal ist nicht so viel Platz vorhanden und bevor man einen hilfsbedürftigen Igel keine Hilfe gewährt, ist ein kleiner Platz besser als gar keiner. Doch im Hinterkopf sollte man immer das Bedürfnis des Igels haben.

Bevor in Ecken gescharrt wird, ist es hilfreich, diese immer wieder mit
neuem Material auszulegen. Bei trockenem Wetter, kann man dort
 etwas Trockenfutter streuen. Vorher muss man sich überzeugen, dass
 kein Kot den Platz verunreinigt. Diesen muss man täglich entfernen!


Sehr kleine und kranke Igel brauchen es warm und der Raum sollte leicht zu reinigen sein. Sauberkeit schützt beide Seiten vor Infektionen. Bei uns ist dies das Badezimmer. Es bietet dem Igel ca. 6 m² Lauffläche. Für den normalen Tagesablauf, nutzen wir in der Zeit das kleine Gästebad. Wenn die Igel größer werden, kommen sie in den Vorraum. Dort stehen nur 5 m² zur Verfügung, doch man kann mehr Spiel-, Kletter- und Versteckmöglichkeiten schaffen. Die Familie nutzt dann den anderen Hauseingang und die Igel haben es frostfrei, können sich an einen Temperaturwechsel gewöhnen und sind ungestört. Dann kommt der große Moment und sie ziehen in das Freigehege.

Trotz der Umgestaltung des Geheges, kann man bevorzugte Laufstraßen
erkennen. Durch die Naturmaterialien sind Spinnen, Käfer und Asseln
im Speiseplan inklusive.


Letztes Jahr kam ich in wirkliche Bedrängnis. Stacheline wurde Ende Oktober noch ausgewildert und konnte sich in ihrem vertrauten Umfeld rechtzeitig um ihr Schlafnest kümmern, ihre neun (!) Igelbabys allerdings mussten kontrolliert in den Winterschlaf gebracht und dann im Frühling ausgewildert werden.

Mit Zeitungen und Laub wurde innerhalb des Strohs ein warmes,
dichtes, kugelartiges Nest geformt. 


Was, wenn Kämpfe entstehen würden? Igel sind Einzelgänger. Es musste ein Gehege entstehen, das ich räumlich zur Not sehr schnell unterteilen konnte. Außerdem sollte es abbaubar sein. Es entstand ein 14 m² großes, rechteckiges Gehege an der geschützten Hausseite. Alle Meter schlugen wir Kanthölzer tief in den Boden. Die Pfosten waren innen. An diesen Pfosten kann ich die 40 cm hohen Zwischenwände jederzeit sicher befestigen. Auf den Zwischenwänden wurde noch ein Brett aufgeschraubt, so dass das Brett übersteht. Igel können eine niedrige Holzwand auch übersteigen, sobald ihre Krallen einen sicheren Halt im Holz finden. Der Überstand ist dagegen nicht zu überwinden. Meine Sorge war unbegründet. Die Igelkinder kuschelten den ganzen Winter zusammen und nutzten nur drei Häuser! Im Frühling, kurz vor der Freilassung gab es dann erstmalig Zankereien.

Noch während des Aufbaus überraschte uns der Schnee. Die Unterteilungen
sind individuell einsetzbar.

Hasendraht ist nicht die erste Wahl für ein Gehege. Manche Stachelritter wollen unbedingt auf die andere Seite des Geheges. Viele Igel verletzen sich bei Fluchtversuchen. Allerdings nehmen sie durch den Zaun ihre Umgebung besser wahr und orientieren sich nach der Freilassung leichter. Mir blieb keine andere Wahl, umso mehr musste gründlichst gearbeitet werden. Um das Gehege legten wir Bretter. Der Hasendraht wurde sehr straff gespannt und unten in sehr geringen Abständen an das Brett mit dicken Klammern genagelt. Für einen Igel darf es keine sichtbaren, kleine Schlupflöcher geben, denn er wird versuchen, diese zu erweitern und sich hindurch zwängen. Oben wurde zur Stabilisierung Spanndraht angebracht und der Draht (in das Gehege überhängend) in Form gebracht. Auch hier gilt, manch Igel könnte versuchen, über die Absperrung zu klettern, dies wird durch die Bauweise vereitelt. Meine machten, Gott sei Dank, keine Ausbruchsversuche.

Das Gehege wartet auf seine Gäste. Nach und
 nach kommen noch mehr Äste, Steine und
Holzscheite hinein um Abwechslung zu bieten.

Wichtig war mir die Einrichtung. Eine Europoolpalette (Euro-Palette, Flachpalette - entspricht 1 m²) legte ich in das Gehege und über die Palette wurde Laub und Gehölzschnitt drapiert. So hätte der ein oder andere Igel sein Schlafnest unter "natürlichen Bedingungen" bauen können.

Ich denke, hier kann ein Igel gut überwintern.


Auch umgedrehte Obstkisten mussten herhalten. Diese hatten den Vorteil, dass sie mehrmals den Platz im Gehege wechseln konnten. Sie wurden zum Klettern und Durchwühlen genutzt. Mit Holzästen, Holzscheiten und größeren Steinen, wurden sämtliche "Rennstrecken" unterbrochen um das "Renner-Syndrom" zu verhindern. Igel sollen klettern, ihre Krallen abnutzen, Muskeln aufbauen. Stumpfsinniges, ständiges am Zaun hin und her Rennen muss durch die Inneneinrichtung unterbunden werden. Bei mehreren Igeln schafft man dadurch zudem einen Sichtschutz, was Stress untereinander mindert. Man kann sich aus dem Weg gehen. Meine Kinder sammelten Moos, damit die Igel darin Kleintiere suchen oder sich ihr Nest ausstopfen konnten.

In der Mitte steht das Futterhaus mit den zwei Labyrintheingängen. Um auf die
persönlichen Vorlieben der Igel einzugehen, sind verschiedene Unterschlupf-
möglichkeiten vorhanden.



Zwar gibt es das Futterhaus mit den zwei Eingängen, aber dennoch versteckte ich zusätzlich z.B. Hühnerklein und tote Heimchen katzensicher im Gehege. Sie sollten auch mal ihre Nase anstrengen. Dafür eignen sich prima die Papprollen von Klopapier und Küchenrolle. Jeder Igel hat seine Methode, an das Leckerchen zu kommen. Man kann sogar die Schwierigkeitslevel steigern.

Im Frühjahr 2015 wurde das Gehege auf 24 m² erweitert und als Dauergehege umgebaut. Näheres könnt ihr hier nachlesen: Das Gehege verändert sich

Wenn am Dach ein dunkler Fleck erscheint, weiß man, dass ein Igel sich zur
Zeit darin befindet!




Montag, 12. November 2012

Igelhäuser für die Stachelbande - Bauanleitung


Dieses Jahr musste ich mir Gedanken machen, wie ich meine neun Igelkinder kontrolliert in den Winterschlaf bringe. Vorhanden waren schon zwei Igelhäuser aus Holz 60 cm x 40 cm, ein "Igel-Ritz" und diverse Unterkünfte und natürliche Verstecke im Garten. 


Nachdem Igel eigentlich Einzelgänger sind, konnte ich nicht davon ausgehen, dass sie alle schön einträchtig miteinander in einem Schlafnest überwintern. Also war die Überlegung... wenn man schon mal dabei ist...



Es sollten zehn Schlafhäuser entstehen und ein großes Futterhaus. Damit wäre ich gerüstet, wenn es Reibereien geben solle. Warum zehn, obwohl es "nur" neun Igel sind? Na, es könnte ja noch irgendwo einen Notfall geben und vielleicht kommen im nächsten Jahr wieder Igel. Hier seht ihr also in der "Werkstatt" einen Teil der zugeschnittenen Siebdruckplatten. Ich entschied mich für diese, weil sie wasserabweisend  und leichter zu reinigen sind. Meine Echtholzhäuser sind atmungsaktiver, brauchen aber sehr lange um abzutrocknen und der Kot sowie Geruch ist kaum mehr zu entfernen.
Oben sieht man je zehn Vorderwände, Hinterwände, Bodenplatten und die Deckplatten.
Unten sind im Hintergrund links die Platten für das Futterhaus und im Vordergrund die dreißig Seiten- und Innenteile.

.

Beim Zuschneiden muss man aufpassen. Siebdruckplatten haben eine glatte und eine raue Seite. Die glatte Seite sollte die dem Wetter ausgesetzte Außenseite sein und so mussten (wenn die glatte Seite vor euch sichtbar liegt) auf jeden Fall zehn Seitenteile links die kurze und zehn Seitenteile rechts die kurze Seite haben. Bei den zehn Innenteilen ist es nicht ganz so wichtig. 

Klick aufs Bild vergrößert dieses zum besseren Erkennen


Ich habe die die Maße ins Bild eingetragen. Hoffentlich ist es hilfreich. Die Längen sind farblich markiert und zum besseren Verständnis hätte ich auch die Seitenteile drehen können, damit man besser erkennt, wie was zusammen gehört. Leider wurde der Regen immer stärker. Durch die Farben wird es sicherlich klarer. 




Die Eingänge sind im Original etwas anders (als im Foto oben eingezeichnet) ausgesägt. Welche Größe und wo man seinen Eingang letztendlich haben möchte, liegt auch daran, welchen Standort man für das Igelhaus im Auge hat. Manchmal ist der versetzte Eingang an der schmalen Seite vorteilhafter. Man sollte also vorher schon ungefähr wissen, wo man das Häuschen aufstellen möchte. Auch die Breite des Labyrinthganges kann variabel gestaltet werden. Bei diesen Häusern ist der Gang 13 cm breit.




Der Labyrinthgang erschwert es anderen Tieren ins Innere zu kommen. Diese "Rattenklappen" sollen genau diese unliebsamen Mitesser von den Häusern fern halten. Schlaue Tiere schaffen es trotzdem. Der versetzte Eingang fängt Zugluft ab. Die Stachelpelze fallen bei Zugluft schlecht in den Winterschlaf. Sie benötigen ein gut belüftetes aber zugluftfreies Winterquartier. Igel erkunden gerne Nischen und Fugen. Pendeltüren laden sie regelrecht ein.



Beim Einbau muss man darauf achten, dass die Tür ungehindert schwingt und vor allem komplette Bewegungsfreiheit nach oben hat. Die Scharniere sind 5cm x 5 cm groß.



Auf dem Boden wurden unten noch Holzleisten geschraubt. So steht das Haus erhöht. Feuchtigkeit und Kälte kann nicht so schnell von unten eindringen. Die Löcher sind 1 cm groß. Sie lassen zu große Feuchtigkeit austreten und Luft zirkulieren. Leider kennen die Stacheltiere keine Etikette und hinterlassen ihre Notdurft auch gerne im Haus. Die Igel polstern ihr Schlafnest gut aus, deshalb muss man keine Angst haben, dass es wegen Ablauffugen oder diesen Löchern zu kalt wird. Kälte stört nicht, die Feuchtigkeit ist das große Problem.



Der Deckel sollte gut überstehend sein. Da der Hauseingang noch mit einem Vordach versehen wurde, ist bei mir der Deckel insgesamt nur zehn Zentimeter größer als die Schlafkiste. Die Leisten wurden an die Unterseite geschraubt. Die Länge und Position der Leisten wurde an den Innenraum angepasst. Sie fixieren den Deckel, so dass nichts rutschen kann. Man kann/sollte knapp unter dem Deckel in die Wandseitenteile noch Löcher bohren, damit das entstehende Schwitzwasser entweichen kann. 



Noch schnell das Vordach angeschraubt und ich muss sagen, mir gefallen die Häuser sehr gut. Aus diesjähriger Erfahrung weiß ich nun auch, dass Großfamilien darin gut Platz finden. Zum Schluss ist mir noch eingefallen, dass ich doch ein paar detailliertere Bilder von der Bastelei machen könnte. Vielleicht hilft es ja Igelfreunde bei der Herstellung eines Igelhauses. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr bei der Verwendung meiner Bauanleitung mich fairerweise verlinken oder erwähnen würdet. Vielleicht bauen dann noch mehr Menschen den schützenswerten Tieren Unterkünfte.



Dass die Häuser so wurden wie sie sind, habe ich einen lieben Bekannten zu verdanken. Wir hatten trotz Kälte enorm Spaß beim Arbeiten, oftmals richtig herzhaft gelacht und dabei ist die Zeit wie im Flug vergangen. Er hat sehr viel Zeit geopfert und dafür sage ich ♥-lich (auch im Namen der Igel) : 

"DANKE"!


Mehr von den Igeln findet man HIER!












Sonntag, 28. Oktober 2012

Wuchtbrummel - ein Igel erobert die Welt





Darf ich vorstellen? Das ist Wuchtbrummel, ein Herzeroberer und mit Abstand der vorwitzigste und verschmusteste Igel den ich bisher je zur Pflege hatte. Ein sofort sichtbares Erkennungszeichen ist sein weißes Nasenloch. 



Wuchtbrummel ist mit seinem Gewicht von 150 g an vierter Stelle meiner neun feuchtnasigen Igelbaby-Stachelbande gewesen. Er stand also im Pflegeprotokoll an vierter Stelle, bekam seine rosa Markierung vorne und wurde als Rovo Nr.4 in die "Bestandsliste" eingetragen. Der Pflegeaufwand ist nicht gerade wenig und ich komme kaum zum Schreiben, aber so nach und nach werde ich hier noch die Erlebnisse und Bilder der Igel einfügen. Ihr findet alle Igelposts HIER.



Was bei Wuchtbrummel sich sehr bald herauskristallisierte - er hatte weniger Angst als seine Geschwister. Ich betrat den Vorraum und schwupps, trippelten die kleinen Stachelkugeln im Eiltempo zur nächst gelegenen Schachtel oder ins Igelhaus. Liefen unter- und übereinander und verstopften den Eingang, weil sie sich zu zweit gleichzeitig hinein zwängten. Nur einer nicht - Wuchtbrummel! Er lief ein Stück, blieb stehen und drehte sich um. Kam ich näher, wurde sich eingerollt. Dabei schaute schon einen kurzen Moment später eine schnüffelnd zitternde Schnauze heraus und mich kleine, glänzende, schwarze Knopfaugen an. Versuchte ich ihn dann hoch zu heben, puffte und fauchte er wie ein Altigel und machte richtig hohe Bocksprünge wie ein kleiner Springball.




Er kapierte sehr schnell, dass ich der Futterlieferant bin und er sich die besten Happen schnappen kann, wenn er als Erstes bei mir ankommt. Der kleine Stachelpelz wurde lange von Stacheline gesäugt und kuschelt selbst jetzt noch viel mit seinen Geschwistern. Irgendwann fing es an und ich musste beim Säubern des Geheges aufpassen, weil er mir Schritt für Schritt hinterher lief.




Stacheline habe ich am 21.Oktober frei gelassen. Die Kleinen waren schwer genug und Stacheline musste die Zeit bekommen, um sich noch ein trockenes Winterquartier suchen und auspolstern zu können. Es ist mir richtig  schwer gefallen, aber für Sentimentalität ist kein Platz, wenn es um das Wohl des Tieres geht. Auch wenn sie noch mit ihren Kindern gerne im Igelhaus lag, sie in Gefangenschaft zu überwintern, wäre nicht artgerecht gewesen. Normalerweise hätte sie in der freien Natur, ihre Kinder schon längst verlassen, weil das Futter draußen knapper wird und sich jeder Igel  selbst um seine Fettschicht kümmern muss. Die Kleinen kuscheln weiterhin miteinander, aber mein Wuchtbrummel sucht seitdem noch mehr den Kontakt zu mir. Bei meiner Familie benimmt er sich normal und verzieht sich in die Kiste.





Wisst ihr, was total neu für mich war? Dass Igel weiße Pfoten haben können. Alle meine vorherigen Pflegeigel hatten dunkle Fußsohlen, diesmal haben manche Igel einen weißen Fußballen, oder nur weiße Krallen. Im Igelforum klärte man mich auf, dass dies wie ein individueller Fingerabdruck gesehen werden kann. Manche haben rosa, andere beige oder weiße und wieder andere einfach braune Füße. Es kann nur eine Zehe andersfarbig sein oder ein Ballen, eventuell auch nur die Krallen. 




Wuchtbrummel hat an den Vorderpfoten zwei weiße Fußsohlen, helle Zehenballen und je drei weiße Krallen.   Ist er nicht hübsch? Außerdem liebt er es, an der Stirn gestreichelt und hinter den Ohren gegrault zu werden.




Das Schmusen einfordernde Wesen ist für mich genauso neu. Dass er mir hinterherläuft beim Reinigen, schrieb ich schon, aber er wird richtig aufdringlich, sobald ich mich hinsetze.Wenn ich meine "Pflegerunde" vorbereite, läuft mir der kleine Stachelritter schon entgegen und schnüffelt mir das Bein hoch. Er reckt sich und macht sich groß. Bis ich die Protokollblätter, Waage, Schüssel, Futtertopf und Schüsseln soweit habe, sitzt er auf meinem Fuß!
Reagiere ich nicht angemessen mit einer kleinen Streicheleinheit hinter den Ohren, fängt er an und knabbert am Schuhriemen. Er zieht und zerrt daran. Gut, man könnte denken, es ist ein neuer Geruch und muss deshalb untersucht werden. So dachte ich am Anfang auch und ließ ihn gewähren. 




Einmal biss er mir dann aber in die Fußzehe und ich quietschte erschrocken auf. Er honorierte den Quietscher mit kurzem Zusammenzucken und  richtete sich auf, um am Hosenbein hoch zu klettern. Als ich meine Hand hin hielt (eigentlich um ihn abzuwehren), kletterte er sofort hinauf und ließ sich streicheln. Seither hat er die Angewohnheit, mir eine gewisse Schonfrist zu gewähren. Beachte ich ihn aber nicht oder wiege seine Geschwister zuerst, beißt er mir in den Schuh, bis ich ihn hochnehme. Bei anderen Schuhen funktioniert dies auch und gehe ich mit Strümpfen dann hängt er mir am Socken. Streichle ich ihn zuerst, dann habe ich Ruhe beim Säubern. Er läuft mir zwar nach, aber er versucht nicht ständig auf den Fuß zu sitzen.
Nehme ich ihn auf den Arm, legt er sich in die Armbeuge und streckt die Beine links und rechts vom Arm herunter. Er möchte dann von der Nasenspitze bis zum Schwanz gestreichelt werden. Mit der ganzen Hand und nicht zu leicht, sondern "spürbar". Er genießt die Ganzkörpermassage, schließt manchmal dabei die Augen und verlagert nur ein wenig das Gewicht, damit er überall gleichmäßig "behandelt" wird. Wenn er sein Beine dann hoch zieht und richtig auf dem Arm sitzt, reibt er mit seiner Schnauze an meiner Hand. Es gibt dann noch ein Kraulen hinter den Ohren und an den Flanken. 



Das ist der Moment in dem ich ihn auf den Boden setze. War es ausgiebig genug, geht er gemütlich durch das Gehege und beschäftigt sich mit den Zeitungen und wartet auf das Futter. Wenn nicht, geht er mir wieder an den Fuß. Ihn auszuwildern wird mir schwer fallen, aber ich hoffe darauf, dass ihn der Garten gefällt und er nicht allzu weit abwandert.

Übrigens könnte ich mir gut vorstellen, Werbung für Umzugskartons mit den Igeln zu machen. Passende Slogans hätte ich schon. Ich habe mir wirklich schon überlegt, ob ich mal anfrage. Ich hätte gerne als Gegenleistung für Werbefotos und Slogan die Übernahme der Materialkosten für die Igelhäuser und dann bitte noch einen Schwung Umzugskartons gratis, für die nächste Igelsaison.*lach* 
Apropos Futter...




Alle Igelkinder riechen es, wenn ich mit meinem Topf voller Futter ankomme. Sie sind verfressen! Immerhin futtern sie in einer Nacht mittlerweile eine Mischung von 500 g angebratenen Rinderhack, drei Eiern, eine Dose Feuchtfutter mit Haferflocken und Igelspezialfutter und eine Schüssel Katzentrockenfutter. Hähnchenklein gibt es alle 3-4 Tage eine komplette Packung zusätzlich zum Knabbern. Der Geruch, der durch den Vorraum zieht, lockt alle  Stachelkugeln aus den Kisten. Sie recken die Nasen und schnuppern, nur Wuchtbrummel gibt sich damit nicht zufrieden. Geht es mal nicht schnell genug mit der Fütterung, bedient er sich schon mal selbst - direkt aus dem Topf. 

Tja, und dann guckt er wieder gaaanz unschuldig...