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Samstag, 20. Juli 2013

Verständigungs- und Kommunikationshilfe auf der Intensivstation




Ein völlig unerwartetes Thema für euch, oder?

Momentan ist es hier ruhig geworden. Im Mai und im Juni jährten sich wieder der 12. Geburtstag und der 11. Todestag meiner Großen und leider kam noch bei meinem Vater die Diagnose Adenokarzinom - sprich Lungenkrebs hinzu. Am Montag vor zwei Wochen wurde er operiert.

Meinem Vater sollte der Primärtumor und auch die befallenen Lympfknotenmetastasen entfernt werden. Geplant war, einen Lungenlappen auf der linken Seite zu entnehmen. Dazu muss man wissen, dass der Mensch zwei Lungenflügel hat. Auf der linken Seite besteht der Lungenflügel aus zwei Lungenlappen und auf der rechten Seite aus drei. Während der OP wurde erkannt, dass der Tumor schon ausgebrochen war und sich in dem zweiten Lungenlappen ausgebreitet hat. Man musste die komplette Lungenhälfte entfernen.

In der Nacht hatte er mehrere Erstickungsanfälle bei vollem Bewusstsein und am folgenden Tag mit der Vereiterung der verbleibenden Lungenhälfte zu kämpfen. Nach weiteren Erstickungsanfällen und der vollkommenen Erschöpfung wurde am Mittwoch ein Luftröhrenschnitt erforderlich und seither ist er beatmet. Leider kann er dadurch nicht mehr sprechen. 



Ich behalf mich anfangs damit, Buchstaben auf ein Blatt zu schreiben, das Blatt auf ein Klemmbrett zu stecken und ihm zu zeigen. Ich musste dabei zeitgleich seinen Arm stützen, so dass er auf die Buchstaben mit einem Stift zeigen konnte. Das Heben des Armes fiel ihm sehr schwer, doch zumindest war eine Kommunikation möglich. Das war/ist auch eine Erleichterung für das Pflegepersonal, denn geistig ist mein Vater fit und verfügt über eine sehr gute Schriftsprache. Die manchmal vorhandenen Fächer zur Kommunikation auf der Intensivstation sind einfach zu unübersichtlich. Man muss bei verschiedenen Fächern immer wieder aufs Neue blättern und suchen. Leider sind es themenbezogene Fächer und zu allgemein gehalten. Die Fragerei ist aufreibend, Kräfte zehrend und kostet viel zu viel kostbare Zeit. 


Ich habe mich also hingesetzt und eine Buchstabentafel erstellt, die für uns hilfreich ist. Die Selbstlaute, Mitlaute, Umlaute und Doppellaute habe ich jeweils farblich anders hervorgehoben, damit man sich schneller orientieren kann. Wenn ein Wort zu Ende buchstabiert ist, macht mein Paps einen "Schlussstrich" in die Luft. Die Buchstabenfelder sind groß, damit die Trefferquote höher ist und auch ohne Brille Buchstaben erkennbar sind.

Im Laufe der Woche hielten uns die Herzrhythmusstörungen und der extreme Bluthochdruck in ständiger Bereitschaft und letztendlich kam nach einem Kreislaufzusammenbruch die Diagnose "Lungenembolie" in der verbliebenen Lunge hinzu. Diese ist bisher noch nicht behoben. Durch zu viel Blutverdünner könnte es zu Einblutungen in die Lunge kommen. Zu wenig Blutverdünner könnte einen Lungeninfarkt begünstigen. 
Die Situation bleibt bisher weiterhin kritisch und es ist ein stetes Auf und Ab. Jetzt nach zwei Wochen gibt es immer noch Momente in denen er innerhalb kürzester Zeit kaum ansprechbar und für lange Zeit völlig erschöpft ist. Ich habe also die Kommunikationshilfe erweitert. Auf der Rückseite sind Wörter, die man schnell zeigen und dadurch Zeit sparen kann.




Man muss nur die beiden Blätter ausdrucken, zusammenkleben und laminieren. Ich habe die Ecken etwas "gezinkt" so kann nach dem Laminieren die Ecke gelocht werden, ohne dass es bei Feuchtigkeit (Malheure, Desinfektion) zu Schäden am Papier kommt. Durch das Loch kann man ein Band ziehen und verknoten. Ein Stift wird am anderen Ende des Bandes befestigt. So entfällt die Suche nach einem passenden Zeigegerät. Klickt einfach auf die farbig unterlegten Links, dann müssten die Dateien zu öffnen sein. Verwendet wurde die Schriftart "Gruschdru Basic" von Florian Emrich:



Diese Hilfen möchte ich hier kostenlos zum Download anbieten, denn vielleicht kann dadurch dem ein oder anderen geholfen werden, sich wieder besser verständigen zu können und ein Stück Lebensqualität zurück zu bekommen. Mein Vater fand/findet es sehr hilfreich und er würde sich freuen, wenn diese Hilfen auf den Stationen viel selbstverständlicher Menschen mit Beatmungshilfen oder ähnlichen Schwierigkeiten angeboten würden. Ich durfte ihn hier mit seiner Genehmigung abbilden. Über einen Kommentar (ob die Kommunikationshilfe hilfreich ist und benötigt wurde) oder einem "Klick" bei Reaktionen (unter dem Post) würde ich mich freuen. Für Anregungen bin ich dankbar und könnte dadurch eine weitere Tafel mit Erweiterungen erstellen.