Montag, 27. April 2015

Basis-Seminar: Die Heilpflanzenwelt des Frankenwaldes, Teil 1




Am 9.5.2015 findet in der Arnika-Akademie in Teuschnitz der 1. Teil von drei, separat buchbaren, Seminartagen mit dem Thema "Die Heilpflanzenwelt des Frankenwaldes" statt. 

An diesem Tag werden wir Exkursionen zu den Standorten verschiedener Heilpflanzen vornehmen und diese genau nach ihren Merkmalen bestimmen. Ebenso wird auf Eigenheiten und Einordnungskriterien eingegangen. Um vorhandene "Doppelgänger" unterscheiden zu können, werden die wichtigsten Unterscheidungskriterien von Susanne Beyer (Diplom Biologin) aufgezeigt.

Darauf aufbauend, wird von mir auf die Nutzung und Bedeutung in der Volksmedizin eingegangen. Mythologisches und der dazugehörige Aberglaube wird ebenso erwähnt wie aktuelle, wissenschaftliche Erkenntnisse.

Ich würde mich freuen, euch begrüßen zu dürfen!

Näheres zu Kosten, Anfahrt und Anmeldung, findet ihr auf der Seite der Arnika-Akademie:


http://www.teuschnitz.de/arnika-akademie/175/

Samstag, 25. April 2015

Es reicht, ich muss raus




Kurz vorm Platzen. Übervoll. Termine reihen sich eng an eng. Selbst die freien Tage sind verplant. Nachts komme ich seit Monaten nicht vor halb eins ins Bett, weil ich nur in den ruhigen Nachtstunden den Kopf frei habe, Schriftkram zu erledigen und dann nicht ständig den Faden verliere. An sechs Tagen in der Woche klingelt früh um halb sechs der Wecker. 

Die neu dazukommenden, unerwarteten oder veränderten Termine bringen Chaos in die häusliche Ordnung. Ständig das Gefühl, irgendetwas zu vergessen oder nicht rechtzeitig fertig zu bekommen. Der Kopf hämmert täglich lautstark seinen Protest mir entgegen. Ohren pfeifen die unterschiedlichsten Töne zu dem Gehämmer. Leider nicht gerade harmonisch. Schrille Dissonanzen im Kopf. Bleierne Müdigkeit am Nachmittag. Die vielen verschiedenen, oftmals lautstarken Eindrücke hallen nun nach. Augenschmerzen. Jetzt einfach nur die Augen schließen und nichts mehr sehen und vor allem nichts mehr hören müssen. Bin das noch ich?


Nicht mehr geerdet sondern getrieben sehe ich die Berge an Arbeit, die ich noch nicht erledigt habe und nicht mehr das, was ich schon geschafft habe. Ich fühle mich im Gebirge gefangen und weiß nicht, welchen Berg ich als erstes in Angriff nehmen soll, um wieder Weitsicht zu haben. Es reicht! Ich muss raus! Heute flüchte ich. Im Haus ist Stille. Alles schläft.





Viel zu selten im letzten Jahr gemacht und eigentlich ist es nicht die Jahreszeit ... Nebelfeuchte Nächte mit Frösten sind weder einladend und mit Sicherheit nicht wildromantisch ... Trotzdem. Ich muss raus. Entschlossen packe ich meine Sachen.

Dunkelheit empfängt mich. Die Augen gewöhnen sich schnell an die nur noch schemenhaft vorhandenen Umrisse. Die Luft ist kalt und erfrischt, ich hole tief Luft. Die Welt ist leiser und die Geräusche klarer. Ich weiß, wo ich hin möchte, was ich tun will und die Vorfreude steigt mit jedem Schritt in leisen Wellen immer stärker an. Ankommen. Aufatmen. Umgebung wahrnehmen und lauschen.



Diesmal mit Isomatte, auf die im Sommer auch verzichtet werden kann, breite ich den Schlafsack aus. Es ist doch kälter als gedacht. Die Feuchtigkeit lässt sich jetzt schon vom Schlafsack streifen. Kurzes Zögern.

Nein, es zieht mich wegen der Nässe und Kälte nicht nach Hause. Ich überlege einfach nur kurz, wie ich Strümpfe und Schuhe drapiere, damit sie am nächsten Morgen halbwegs trocken sind. Feuchte Füße beim Laufen zu bekommen ist eine Sache, aber mit warmen Füßen in nasskalte Schuhe schlüpfen, eine völlig andere für mich. Wohin eigentlich mit der Jacke? Ich benutze kein Zelt, der freie Blick zum Himmelszelt ist mir wichtig. Sonst wenn ich draußen schlafe habe ich meistens einen Pullover noch dabei, aber nie eine Jacke. Sie wird kurzerhand zur Decke innerhalb des Schlafsackes umfunktioniert. Auf Waldboden ist es angenehm zu schlafen und ich bin nach einer Nacht im Freien meistens wohlig entspannt.



Das heisere Bellen des Fuchses ist mir vertraut. Es schreckt mich nicht, Reinecke ist anderweilig beschäftigt. Der Wald ist voller heimlicher Spannung. Das Rauschen des Fichtenwaldes bringt mir die ersehnte Ruhe. Wenn nur dieses Hämmern und Pfeifen im Kopf aufhören würde. Die Sterne sind ab und an sichtbar. Dünne Schleierwolken haben sich gebildet. Um den Mond entstehen Ringe. Es wird schlechtes Wetter kommen. Fasziniert beobachte ich, wie sich die Ringe verändern und umformen. Wolken irisieren und verdecken ab und an den Mond, um dann gemächlich weiter zu ziehen.



Wie anders jetzt die Erde riecht. Der warmwürzige Sommergeruch ist schon lange Erinnerung. Der Herbstboden, der seine Dominanz in kraftvollen, herben, moosigen, pilzmodrigen Duftelementen hat, hat seine Stärke verloren. Eingemummelt versuche ich, die Düfte zu lokalisieren. Die Klarheit des Winters ist vergangen, es vermischen sich neue, feinere Duftnuancen. Moos, feuchtes Holz und hellherber Harzgeruch ist wahrnehmbar. Der noch an schattigen Plätzen vorhandene Schnee lässt Eigengerüche deutlicher hervorheben, klärt diese und hinterlässt in der Nase den wohlvertrauten Winterschlittenfahrtsgeruch. Bodennebel zieht auf, die Konturen verwischen, um im Nirgendwo zu verschwinden.



 Das vertraute Phänomen tritt ein. 

Die Füße werden auch ohne Strümpfe warm. Ich werde müde und meine Gedanken sind dabei glasklar. Es knackst und ich höre Getrappel. Es ist leichtfüßig. Reh? Bis ich mich aufrichten würde, wäre durch das Geraschel des Schlafsackes das Wild schon längst verscheucht. Ich suche mir meistens einen Platz aus, an dem ich an einer Seite durch einen Hang oder größerer Baumwurzel geschützt bin und die andere Seite einen freien Blick erlaubt. Ich sehe nichts und lausche in die Dunkelheit.



Irgendwann wache ich auf. Ruhig liegenbleibend versuche ich auf den Grund zu gehen, warum ich wach geworden bin. Die Augen versuchen wahr zu nehmen, was ich erahne. Ich werde beobachtet. Nur von wem? Welcher der mich umgebenden Schatten ist neu? Welcher bewegt sich im Rhythmus des Windes und welcher von sich aus? Entfernungen kann ich im Dunkeln noch schlechter einschätzen als sonst. Die abwartende, gespannte Stille ist beidseitig. Scheinbar werde ich gesehen, aber noch nicht geruchlich wahrgenommen und eingeordnet. Ich ziehe die Luft ein. Ob ich seinen Duft wahrnehmen kann? Keine Chance.
Es ist nur ein kurzer Moment. Es spiegelt sich ein kleines bisschen Mondlicht plötzlich im Auge meines Beobachters, bevor sich die Wolken wieder etwas verdichten. Unbewusst verweilte mein Blick in der richtigen Richtung. Es ist ein Reh. Ruhig dreht es sich von mir ab und geht langsam weiter. Mit freudigem Herzklopfen liege ich da und die in der Situation nicht wahrgenommene Anspannung löst sich wieder mit einem entspannten Aufatmen.

Ich schlafe weiter - tief und fest. Meist wache ich auf, wenn die Dämmerung eintritt. Diesmal ist es noch dunkel.



Genüsslich räkle ich mich. Das Gesicht und die angrenzenden Haare sind nass. Es hat gefroren. Mir ist es allerdings warm und deshalb kostet es umso mehr Überwindung, den Schlafsack zu öffnen und mich anzuziehen. Der Kopfschmerz ist weg und das Pfeifen zurückgegangen. Das Einrollen des Schlafsackes ist unangenehm. Die Hände brennen vor Kälte. Ich werde ihn zu Hause noch einmal zum Trocknen ausbreiten müssen. Ohne Eile laufe ich nach Hause. Bin wieder ich selbst.


Als ich die Tür öffne, begrüßt mich ein kurzes, fragendes "Wuff". Ich spreche beruhigende Worte. Ansonsten ist Stille im Haus. Ich habe noch eine Stunde bis der Wecker den Tag einläutet. Was für ein königlicher Luxus! Ich husche unbemerkt in mein Bett mit einem breiten Grinsen. Der neue Tag kann kommen, die Welt sieht wieder besser aus. 



Die Bilder sind von einigen Beobachtungen im Garten und meinen Spaziergängen. Diese Begegnungen sind nicht selten und dennoch freue ich mich immer wieder aufs Neue.











Freitag, 13. März 2015

Heilschatz Arnika





Am Samstag, den 14. März, findet von 10:00 – ca. 16:00 Uhr das Auftaktseminar 2015 (mit Mittagsimbiss im Naturkulinarum) mit dem Thema "Heilschatz Arnika" in der Arnikaakademie statt.

Referenten:

Diplom Biologe Dietrich Förster,
Arten- und Biotopschutz-Projekt Teuschnitztal

Dr. med. Johannes Wilkens,
Alexander-von-Humboldt-Klinik

Barthl Köppl,
Landwirt

Carola Hebentanz,
Förderlehrerin, Kräuterführerin und Phytotherapeutin

Wo und unter welchen Bedingungen kann sich die Arnika vermehren? Dietrich Förster berichtet über das Arten- und Biotopschutzprojekt zur Erhaltung und Ausweitung von Arnika und Bärwurz im Teuschnitztal.

Welche Einsatzmöglichkeiten der Arnika kennen moderne Medizin und Homöopathie? Der Arzt, Buchautor und Arnika-Kenner, Dr. Johannes Wilkens, berichtet über Erfahrungen aus seiner eigenen Praxis.

Arnika als Nutzpflanze? Barthl Köppl ist es gelungen, die vom Aussterben bedrohte Arnika, nach den strengen Kriterien des ökologischen Landbaus, nachzuzüchten.

Wie steht es um die Lebensbedingungen der Arnika in der Teuschnitz-Aue, und was macht den besonderen Zauber dieser kraftvollen Heilpflanze aus? Darüber gibt die Kräuterführerin Carola Hebentanz Auskunft.

Ort:
Arnika-Akademie, Schulstraße 3, 96358 Teuschnitz

Anmelden kann man sich zu diesem und weiteren Angeboten, unter:

Donnerstag, 19. Februar 2015

Wie freue ich mich!





Ich bin gerade hin und weg! Das Bild hat mir die Tochter meiner Freundin gemalt und geschenkt! Sie hat mich damit überrascht und ich bin einfach nur begeistert. Dazu muss man wissen, dass die Künstlerin noch nicht volljährig ist und jetzt schon ihren ganz eigenen, individuellen Stil gefunden hat, Dinge am PC zeichnerisch in Cartoon-Comic-Art festzuhalten. Ich habe mir deshalb auch die Erlaubnis eingeholt, ob ich euch überhaupt das Bild zeigen darf. Ich darf!

Sie hat es tatsächlich geschafft, Poldi, Smoky und Albinoigel Schorschi genau im Wesen und im Äußeren zu treffen. Klar, dass die drei nicht zusammen gekuschelt haben (nur falls manche Igelfreunde denken, ein Igel dient Poldi als Spielkamerad). Unter dem Nicknamen "ioO Cupcake Oo" kann man ihr bei Youtube zuschauen wie ein Bild entsteht. Eine beneidenswerte Gabe, wie ich finde. Sie ist auch in weiteren Bereichen sehr kreativ und erstaunt mich immer wieder.

Es gibt sie wirklich noch! Jugendliche, die vielseitiges Interessen haben, mit ihrem spitzfindigen Humor einen Erwachsenen sprachlos machen, auf den Mainstream pfeifen und eine eigene liebenswerte, geradlinige Persönlichkeit haben. Schön, dass ich sie kenne!


Donnerstag, 12. Februar 2015

Das Licht im Fenster




Das Licht im Fenster ist erloschen.


Es war Spätherbst.  Damals fuhr ich am frühen Morgen zu meinem neuen Dienstort. Es war noch dunkel und die Hektik des Tages hatte noch nicht begonnen. Als ich durch ein kleines Dorf fuhr, bemerkte ich auf der anderen Straßenseite in einem Haus im ersten Stock ein grell erleuchtetes Zimmerfenster. Die Vorhänge waren auf eine Seite des Fensters geschoben und gaben den Blick in das Zimmer frei. Die Konturen eines Bettgalgens waren zu sehen und am "Aufrichter" (diese dreieckige "Triangel" über dem Bett) klammerte sich ein Mensch fest. Ich konnte allerdings nur den nackten mageren Unterarm sehen und einen Teil des Oberarmes. Zu viel bleiche Haut über die fleischlosen Knochen hängend, Konturen überdeutlich sichtbar durch das helle Licht.
Dieses Bild vom Halt suchendem Arm, begleitete mich damals durch den Tag und ich habe es jetzt noch vor mir. 

In der folgenden Zeit zog es meinen Blick immer wieder zu dem Fenster. Man ließ den Vorhang stets zurück gezogen, damit die Person einen uneingeschränkten Blick nach draußen hatte. Manchmal hingen Jahreszeiten bezogene Bilder am Fenster, manchmal stand das Auto vom medizinischen Dienst vor dem Haus. Ab und an, selten, standen frische Blumen am Fenster. Am Anfang sah ich den Arm noch oft nach oben gestreckt, die Hand den Aufrichter umklammernd.

Einmal blieb das Licht aus und ich fuhr nachdenklich zur Arbeit. Ob etwas geschehen war? Am nächsten Tag leuchtete mir wieder das Licht aus dem Zimmer entgegen. Mich ergriff Erleichterung. Ich vermutete, dass vielleicht der Tagesrhythmus einfach  durcheinander geraten war.

An einem anderen Tag war das Zimmer sehr belebt und mehrere Menschen waren hektisch am Bett beschäftigt. Ich kannte die kranke Person nicht, doch ich konnte mich nicht gegen das Gefühl der Sorge wehren. Dieses Licht im Fenster, der unbekannte Mensch mit seiner Lebensgeschichte, waren mittlerweile zu einem Teil meiner Fahrt zur Arbeit geworden.

Wie lange braucht man, um an ein Haus in einem Dorf vorbei zu fahren? Es sind doch nur Sekunden und dennoch nehmen wir so viele einprägsame Bilder wahr.

Irgendwann war der Arm und die Hand am Aufrichter nicht mehr zu sehen, doch das Licht leuchtete tapfer weiterhin durch die Dunkelheit.

Nun, nach knapp vier Jahren, bleibt das Zimmer dunkel. Wann fiel es mir zum ersten Mal bewusst auf, dass es nun für immer dunkel bleibt? Ich kannte diese Person nicht, dennoch war sie mir vertraut und begleitete mich ein Stück durch meine Alltagswelt.

Es fehlt mir das Licht. Das Fenster bleibt dunkel und reiht sich nun unauffällig in die Häuserfront ein. Der Vorhang ist zugezogen und es verzieren keine Bilder mehr das Fenster.
Das Lebenslicht scheint erloschen zu sein.

Die Erinnerung an das Licht jedoch bleibt erhalten.