Sonntag, 22. Januar 2017

Kindermund (16) Über FKK



Die Kinder unterhalten sich mit mir, was ihnen peinlich ist und/oder peinlich wäre. Erwachsene soll(t)en doch Privatsphäre und Moralvorstellungen von Kindern beachten. Unter anderem finden sie zu leicht oder unangepasst bekleidete Menschen peinlich. Ich erklärte ihnen, dass es in Deutschland ab den 70er Jahren für viele Menschen völlig selbstverständlich war und immer noch ist, zum Beispiel nackt an FKK-Stränden zu baden. 

Da fällt der Großen ein Witz ein und sie fängt begeistert an zu erzählen: "Geht eine Familie zum PKK und trifft eine andere Familie..." 

"Du Große, PKK ist die Terrororganisation der Kurden und nicht die FreiKörperKultur!"

Die Große entsetzt: "Ohh!"

Die Kleine neugierig: "Welchen Terror organisieren die Gurken?"



Freitag, 9. Dezember 2016

Weltgedenktag der verstorbenen Kinder - wieder leuchten die Kerzen

Kurze, fast sorgenfreie Momente. Kostbarkeiten. 


Auch an diesem Sonntag, den 11.12.2016, werden wie an jedem zweiten Sonntag im Dezember weltweit ab 19.00 Uhr die Kerzen angezündet. Sie brennen für verstorbene Kinder, egal ob sie im Bauch verstarben und still geboren wurden oder später durch Krankheit, Unfall, Suizid oder einer Gewalttat aus dem Leben gerissen wurden.

Ein etwas anderes Kinderzimmer. Leben auf der Intensivstation


Weihnachtsdekorationen blinken überall. Adventszeit. Eine besinnliche, stille Zeit. In den Intensivstationen blinkt es auch ständig. Meist sind es die Medikamenten-Perfusoren, wenn sie leer sind oder die Alarmanlage, wenn die Werte aus der Norm geraten. Still findet man viele Besucher vor. Es herrscht in vielen Zimmern ein betretenes Schweigen. 

Schweigen umgibt einen auch, wenn Kinder sterben. Außenstehende sind oft hilf- oder sprachlos. Man weiß nicht, wie man mit den Trauernden umgehen soll. Manchen Eltern wird zum ersten Mal bewusst, dass auch sie ihre Kinder jederzeit verlieren könnten. Eine Garantie auf langes Leben gibt es für niemanden.

Die einen fühlen ein schlechtes Gewissen dem Trauernden gegenüber, weil sie gesunde Kinder haben. Sie möchten keinen Kontakt, weil sie denken, der Anblick ihrer Kinder würde den Trauernden verletzen und traurig machen. Andere meiden verwaiste Eltern, da sie denken, diese wären nun neidisch auf ihr Familienglück. Manchmal ziehen sich aber auch die Trauernden zurück und lassen niemanden an sich heran. Wenn Worte fehlen, dann helfen manchmal Zeichen.

Überall lebensnotwendige Geräte. Das Kind verkabelt und zugepflastert

Was ich damit meine? 
20.000 Kinder und junge Erwachsene sterben jährlich in Deutschland, weltweit sind es um ein Vielfaches mehr. Überall bleiben trauernde Eltern, Verwandte und Freunde zurück. Diese Menschen wollen mit ihren Kerzen ein Zeichen der Verbundenheit setzen. Jedes Jahr am 2. Sonntag im Dezember stellt man rund um die ganze Welt um 19.00 Uhr brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass eine "Lichterwelle" in 24 Stunden um die ganze Welt geht. Man gedenkt der Toten und denkt an diejenigen, die den Verlust zu tragen haben. Diese sollen sehen, dass sie nicht alleine sind. 

Ein warmes Licht steht im Fenster gegen die Einsamkeit und als Trost. Für manche Menschen sieht die "Weihnachtsbeleuchtung" im Moment so aus, wie du auf den Bildern sehen kannst. Blinkende Lichter und ständige Piepgeräusche haben auch sie. Statt Geschenke stapeln sich aber Spritzen-Perfusoren. Statt lachende, strahlende Kinderaugen sehen sie Wunden und Kabelsalat. Hier gibt es ungewisses Bangen, Leben im und für den Moment. Hoffnung ebenso wie Resignation und Trauer.

Vor fünfzehn Jahren im Dezember...
Tiefe Dankbarkeit über und Freude an diesen kleinen, kostbaren Momenten. Hoffnung.
Immer noch sind die Bilder da. Gerüche und Gefühle eingebrannt. Gedanken kreisen.
Vor vierzehn Jahren brannte die Kerze zum ersten Mal.

Meine Kerze brennt zum 14. Mal. Nicht nur für diejenigen die um ihre Kinder trauern, sondern auch für die, die um das Leben ihre Kinder bangen. Vielleicht schenkt das Leuchten der Kerze einem Menschen Trost.
Ich sage ein stilles "Danke" den Menschen, die damals, als wir um das Leben unserer Tochter bangten, da waren und unser Leben mit ihrem Dasein bereichert haben. So viele Menschen arbeiten für andere Menschen und erleichtern deren Leben. Wie schön, wenn sie in ihrem Beruf auch noch Herzlichkeit und Freude verschenken. Diese Menschen sind mir bis jetzt in Erinnerung geblieben. Danke!

Ein Licht geht um die Welt. 

Wenn du dem Link "Weltgedenktag der verstorbenen Kinder" anklickst, kannst du mehr Informationen über die Aktion erfahren. 

Alles für das Kind - mit Luxus hat das in diesem Fall nichts zu tun.

Sonntag, 4. Dezember 2016

Der Frieden hier schmeckt bitter


Während in dieser Zeit hier viele Menschen durch die Geschäfte hetzen, um ihre Weihnachtseinkäufe zu erledigen und dabei genervt ihre schweren Tüten schleppen, sind in anderen Ländern auch Menschen gehetzt. Nur diese Menschen schleppen dabei ihr geringes Hab und Gut und manchmal auch nur noch sich selber oder ihre Kinder, um an einen vermeintlich sicheren Ort zu kommen. 

Gehetzte Seelen - doch aus verschiedenen Gründen. 

(Weihnachts)Frieden. Nie wird ein so signifikanter Anstieg an häuslicher Gewalt festgestellt als in der Weihnachtszeit. Ursache: Überzogene Ansprüche an Weihnachten. Es soll das Familienleben perfekt sein, was innerhalb des Jahres nie weiter gepflegt wurde. 

Frieden. Für die einen ist es ein romantisch verklärtes Bild. Im besten Fall ist Friede einfach Alltag, der nicht weiter beachtet wird. 
Für andere aber ist er eine schmerzhafte Sehnsucht, ein scheinbar unerreichbarer Wunsch. Manchmal ein stiller Moment in all der Zerstörung, in dem man aufatmen kann und Ruhe findet. 

Meine Kerze brennt für die, die sich gehetzt fühlen - aus welchen Gründen auch immer. Nein, es soll jetzt kein moralisierender Post an euch werden. Keine Aufforderung zu Irgendetwas. Solche Beiträge gibt es genug. Ich bin nur gedanklich oft in einem mir fremden Land. Auch wenn ich die Menschen nicht kenne, sind sie mir nah. Sie lieben. Sie wünschen. Sie hoffen. Sie trauern.

Ich trauere mit. 

Der Frieden hier schmeckt bitter. 


Montag, 7. November 2016

Nachdenkgeschichte - Zeichen setzen und Spuren hinterlassen


Zeichen im Baum, Spuren hinterlassen


Ein alter Bauer spürte, dass sein Leben zu Neige ging. Immer wieder machte er sich Gedanken, ob er seinen Söhnen das Wichtigste für ihr Leben beigebracht hatte. Eines Tages rief er sie deshalb zu sich. 

"Ich bin alt geworden und meine Zeit ist bald gekommen. Meine Spuren und Zeichen in der Welt werden bald verblassen.  Bevor ich sterbe, möchte ich, dass ihr in die Welt hinaus geht. Hinterlasst auf eurem Weg eure eigenen Spuren und Zeichen. In einem Jahr werde ich mit euch eurem Weg folgen und eure Zeichen betrachten."

Kaum waren die Brüder auf dem Weg, fing der Ältere an, Wegzeichen zu hinterlassen. Er baute Steintürme, band Gräser zusammen, brach Zweige und Äste ab, um sie in die Erde zu bohren oder zusammen zu binden. Manche Hinweise schnitzte er in Bäume und so arbeitete er hart von früh bis spät. Er nahm sich kaum Zeit mit anderen zu reden und beachtete seine Umgebung kaum. Er wollte seinem Vater zeigen, dass er seinen Auftrag ernst nahm.

Der jüngere Sohn lief dagegen von Dorf zu Dorf. Er redete mit den Menschen. Er erzählte ihnen, woher er kam und warum er unterwegs war. Er spielte mit den Kindern, lauschte den Geschichten der Alten, tanzte mit den Menschen und aß mit ihnen zusammen an einem Tisch. Er freundete sich mit einem Jungen an und wurde in dessen Familie aufgenommen. Immer wieder fand er freundliche Menschen, mit denen er Erfahrungen und Gedanken austauschen konnte.

Sein Bruder sah es mit Ärger und dachte: "Ich arbeite von früh bis spät und setze Zeichen! Mein Bruder macht nichts, was man ihm sagt!"

Als die Brüder wieder daheim waren, erzählten sie ihrem Vater von ihren Erlebnissen. Der Vater folgte alsbald seinen Söhnen auf demselben Weg, den sie gegangen waren.

Egal wo sie hin schauten. Die Zeichen und Spuren des Älteren waren nicht mehr zu sehen. Manche Bäume waren gefällt worden, der Wind hatte Gras und Äste verweht, der Regen die Erde glatt gespült und die Steinhaufen waren fort getragen worden. 

Doch in welchem Dorf auch immer sie hinkamen, wurde der jüngere Bruder erkannt und mit seiner Familie freundlich empfangen, um ihm eine Feier zu bereiten. Die Kinder liefen dem Jüngsten erfreut entgegen und die Alten strahlten ihn an. Niemand aber erkannte den älteren Bruder.

„Warum erkennt mich niemand?“, wunderte er sich. Sein Vater antwortete: 
“Es gibt noch andere sichtbare Zeichen als Grashalme, Zweige und Steine, mein Sohn. Es sind die Spuren, die ein Mensch in den Herzen anderer Menschen hinterlässt, indem er ihnen Zeit und Freundschaft schenkt. 
Ihr habt beide euch bemüht, meinen Auftrag zu erfüllen. Du hast viel gearbeitet, Mühe investiert und im Land deine Zeichen gesetzt. Dabei hast du dich oft einsam gefühlt. Dein Bruder, hat die Zeichen und Spuren in den Herzen der Menschen hinterlassen. Darum erkennt man ihn. 
Die Zeichen im Herzen eines Menschen bleiben erhalten und leben weiter, wenn alle anderen Wegzeichen vom Strom der Zeit weggespült worden sind."

(Nach einem afrikanischen Märchen)



Blick auf einen Fluss

Nachdenkgeschichte - Zeichen setzen und Spuren hinterlassen


Zeichen im Baum, Spuren hinterlassen


Ein alter Bauer spürte, dass sein Leben zu Neige ging. Immer wieder machte er sich Gedanken, ob er seinen Söhnen das Wichtigste für ihr Leben beigebracht hatte. Eines Tages rief er sie deshalb zu sich. 

"Ich bin alt geworden und meine Zeit ist bald gekommen. Meine Spuren und Zeichen in der Welt werden bald verblassen.  Bevor ich sterbe, möchte ich, dass ihr in die Welt hinaus geht. Hinterlasst auf eurem Weg eure eigenen Spuren und Zeichen. In einem Jahr werde ich mit euch eurem Weg folgen und eure Zeichen betrachten."

Kaum waren die Brüder auf dem Weg, fing der Ältere an, Wegzeichen zu hinterlassen. Er baute Steintürme, band Gräser zusammen, brach Zweige und Äste ab, um sie in die Erde zu bohren oder zusammen zu binden. Manche Hinweise schnitzte er in Bäume und so arbeitete er hart von früh bis spät. Er nahm sich kaum Zeit mit anderen zu reden und beachtete seine Umgebung kaum. Er wollte seinem Vater zeigen, dass er seinen Auftrag ernst nahm.

Der jüngere Sohn lief dagegen von Dorf zu Dorf. Er redete mit den Menschen. Er erzählte ihnen, woher er kam und warum er unterwegs war. Er spielte mit den Kindern, lauschte den Geschichten der Alten, tanzte mit den Menschen und aß mit ihnen zusammen an einem Tisch. Er freundete sich mit einem Jungen an und wurde in dessen Familie aufgenommen. Immer wieder fand er freundliche Menschen, mit denen er Erfahrungen und Gedanken austauschen konnte.

Sein Bruder sah es mit Ärger und dachte: "Ich arbeite von früh bis spät und setze Zeichen! Mein Bruder macht nichts, was man ihm sagt!"

Als die Brüder wieder daheim waren, erzählten sie ihrem Vater von ihren Erlebnissen. Der Vater folgte alsbald seinen Söhnen auf demselben Weg, den sie gegangen waren.

Egal wo sie hin schauten. Die Zeichen und Spuren des Älteren waren nicht mehr zu sehen. Manche Bäume waren gefällt worden, der Wind hatte Gras und Äste verweht, der Regen die Erde glatt gespült und die Steinhaufen waren fort getragen worden. 

Doch in welchem Dorf auch immer sie hinkamen, wurde der jüngere Bruder erkannt und mit seiner Familie freundlich empfangen, um ihm eine Feier zu bereiten. Die Kinder liefen dem Jüngsten erfreut entgegen und die Alten strahlten ihn an. Niemand aber erkannte den älteren Bruder.

„Warum erkennt mich niemand?“, wunderte er sich. Sein Vater antwortete: 
“Es gibt noch andere sichtbare Zeichen als Grashalme, Zweige und Steine, mein Sohn. Es sind die Spuren, die ein Mensch in den Herzen anderer Menschen hinterlässt, indem er ihnen Zeit und Freundschaft schenkt. 
Ihr habt beide euch bemüht, meinen Auftrag zu erfüllen. Du hast viel gearbeitet, Mühe investiert und im Land deine Zeichen gesetzt. Dabei hast du dich oft einsam gefühlt. Dein Bruder, hat die Zeichen und Spuren in den Herzen der Menschen hinterlassen. Darum erkennt man ihn. 
Die Zeichen im Herzen eines Menschen bleiben erhalten und leben weiter, wenn alle anderen Wegzeichen vom Strom der Zeit weggespült worden sind."

(Nach einem afrikanischen Märchen)



Blick auf einen Fluss