Montag, 7. November 2016

Nachdenkgeschichte - Zeichen setzen und Spuren hinterlassen


Zeichen im Baum, Spuren hinterlassen


Ein alter Bauer spürte, dass sein Leben zu Neige ging. Immer wieder machte er sich Gedanken, ob er seinen Söhnen das Wichtigste für ihr Leben beigebracht hatte. Eines Tages rief er sie deshalb zu sich. 

"Ich bin alt geworden und meine Zeit ist bald gekommen. Meine Spuren und Zeichen in der Welt werden bald verblassen.  Bevor ich sterbe, möchte ich, dass ihr in die Welt hinaus geht. Hinterlasst auf eurem Weg eure eigenen Spuren und Zeichen. In einem Jahr werde ich mit euch eurem Weg folgen und eure Zeichen betrachten."

Kaum waren die Brüder auf dem Weg, fing der Ältere an, Wegzeichen zu hinterlassen. Er baute Steintürme, band Gräser zusammen, brach Zweige und Äste ab, um sie in die Erde zu bohren oder zusammen zu binden. Manche Hinweise schnitzte er in Bäume und so arbeitete er hart von früh bis spät. Er nahm sich kaum Zeit mit anderen zu reden und beachtete seine Umgebung kaum. Er wollte seinem Vater zeigen, dass er seinen Auftrag ernst nahm.

Der jüngere Sohn lief dagegen von Dorf zu Dorf. Er redete mit den Menschen. Er erzählte ihnen, woher er kam und warum er unterwegs war. Er spielte mit den Kindern, lauschte den Geschichten der Alten, tanzte mit den Menschen und aß mit ihnen zusammen an einem Tisch. Er freundete sich mit einem Jungen an und wurde in dessen Familie aufgenommen. Immer wieder fand er freundliche Menschen, mit denen er Erfahrungen und Gedanken austauschen konnte.

Sein Bruder sah es mit Ärger und dachte: "Ich arbeite von früh bis spät und setze Zeichen! Mein Bruder macht nichts, was man ihm sagt!"

Als die Brüder wieder daheim waren, erzählten sie ihrem Vater von ihren Erlebnissen. Der Vater folgte alsbald seinen Söhnen auf demselben Weg, den sie gegangen waren.

Egal wo sie hin schauten. Die Zeichen und Spuren des Älteren waren nicht mehr zu sehen. Manche Bäume waren gefällt worden, der Wind hatte Gras und Äste verweht, der Regen die Erde glatt gespült und die Steinhaufen waren fort getragen worden. 

Doch in welchem Dorf auch immer sie hinkamen, wurde der jüngere Bruder erkannt und mit seiner Familie freundlich empfangen, um ihm eine Feier zu bereiten. Die Kinder liefen dem Jüngsten erfreut entgegen und die Alten strahlten ihn an. Niemand aber erkannte den älteren Bruder.

„Warum erkennt mich niemand?“, wunderte er sich. Sein Vater antwortete: 
“Es gibt noch andere sichtbare Zeichen als Grashalme, Zweige und Steine, mein Sohn. Es sind die Spuren, die ein Mensch in den Herzen anderer Menschen hinterlässt, indem er ihnen Zeit und Freundschaft schenkt. 
Ihr habt beide euch bemüht, meinen Auftrag zu erfüllen. Du hast viel gearbeitet, Mühe investiert und im Land deine Zeichen gesetzt. Dabei hast du dich oft einsam gefühlt. Dein Bruder, hat die Zeichen und Spuren in den Herzen der Menschen hinterlassen. Darum erkennt man ihn. 
Die Zeichen im Herzen eines Menschen bleiben erhalten und leben weiter, wenn alle anderen Wegzeichen vom Strom der Zeit weggespült worden sind."

(Nach einem afrikanischen Märchen)



Blick auf einen Fluss

Nachdenkgeschichte - Zeichen setzen und Spuren hinterlassen


Zeichen im Baum, Spuren hinterlassen


Ein alter Bauer spürte, dass sein Leben zu Neige ging. Immer wieder machte er sich Gedanken, ob er seinen Söhnen das Wichtigste für ihr Leben beigebracht hatte. Eines Tages rief er sie deshalb zu sich. 

"Ich bin alt geworden und meine Zeit ist bald gekommen. Meine Spuren und Zeichen in der Welt werden bald verblassen.  Bevor ich sterbe, möchte ich, dass ihr in die Welt hinaus geht. Hinterlasst auf eurem Weg eure eigenen Spuren und Zeichen. In einem Jahr werde ich mit euch eurem Weg folgen und eure Zeichen betrachten."

Kaum waren die Brüder auf dem Weg, fing der Ältere an, Wegzeichen zu hinterlassen. Er baute Steintürme, band Gräser zusammen, brach Zweige und Äste ab, um sie in die Erde zu bohren oder zusammen zu binden. Manche Hinweise schnitzte er in Bäume und so arbeitete er hart von früh bis spät. Er nahm sich kaum Zeit mit anderen zu reden und beachtete seine Umgebung kaum. Er wollte seinem Vater zeigen, dass er seinen Auftrag ernst nahm.

Der jüngere Sohn lief dagegen von Dorf zu Dorf. Er redete mit den Menschen. Er erzählte ihnen, woher er kam und warum er unterwegs war. Er spielte mit den Kindern, lauschte den Geschichten der Alten, tanzte mit den Menschen und aß mit ihnen zusammen an einem Tisch. Er freundete sich mit einem Jungen an und wurde in dessen Familie aufgenommen. Immer wieder fand er freundliche Menschen, mit denen er Erfahrungen und Gedanken austauschen konnte.

Sein Bruder sah es mit Ärger und dachte: "Ich arbeite von früh bis spät und setze Zeichen! Mein Bruder macht nichts, was man ihm sagt!"

Als die Brüder wieder daheim waren, erzählten sie ihrem Vater von ihren Erlebnissen. Der Vater folgte alsbald seinen Söhnen auf demselben Weg, den sie gegangen waren.

Egal wo sie hin schauten. Die Zeichen und Spuren des Älteren waren nicht mehr zu sehen. Manche Bäume waren gefällt worden, der Wind hatte Gras und Äste verweht, der Regen die Erde glatt gespült und die Steinhaufen waren fort getragen worden. 

Doch in welchem Dorf auch immer sie hinkamen, wurde der jüngere Bruder erkannt und mit seiner Familie freundlich empfangen, um ihm eine Feier zu bereiten. Die Kinder liefen dem Jüngsten erfreut entgegen und die Alten strahlten ihn an. Niemand aber erkannte den älteren Bruder.

„Warum erkennt mich niemand?“, wunderte er sich. Sein Vater antwortete: 
“Es gibt noch andere sichtbare Zeichen als Grashalme, Zweige und Steine, mein Sohn. Es sind die Spuren, die ein Mensch in den Herzen anderer Menschen hinterlässt, indem er ihnen Zeit und Freundschaft schenkt. 
Ihr habt beide euch bemüht, meinen Auftrag zu erfüllen. Du hast viel gearbeitet, Mühe investiert und im Land deine Zeichen gesetzt. Dabei hast du dich oft einsam gefühlt. Dein Bruder, hat die Zeichen und Spuren in den Herzen der Menschen hinterlassen. Darum erkennt man ihn. 
Die Zeichen im Herzen eines Menschen bleiben erhalten und leben weiter, wenn alle anderen Wegzeichen vom Strom der Zeit weggespült worden sind."

(Nach einem afrikanischen Märchen)



Blick auf einen Fluss