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Sonntag, 25. März 2012

Was ist das? Auflösung März - Rattenschwanzradieschen




Ich bin wieder mal sprachlos! Suserl, die Lösung kam ja in Lichtgeschwindigkeit! Elke zögerte nicht und hatte keine Zweifel und beide hatten natürlich Recht. Es ist das Rattenschwanzradieschen.


Habt ihr auch manchmal Schwierigkeiten mit Raphanus sativus? Ich säe seit Jahren Radieschen aus und entweder sind sie holzig (Pflegefehler) oder durchlöchert mit Fraßgängen. Vor fünf Jahren wagte ich also den Versuch mit einer Wildart, R. caudatus - dem Rattenschwanzradieschen und war absolut begeistert.

Warum?
Dazu muss ich erst einmal ausholen:
Bei diesen Radieschen erntet man nicht die Knolle (diese sieht eher aus wie eine Rettichwurzel und schmeckt auch so scharf), sondern die unreifen Samenschoten. Die Samenschoten ähneln Erbsenschoten, verlängern sich dünn zum Ende hin und bekamen deshalb den Namen "Rattenschwanzradieschen". Diese haben roh - je nach Reifegrad - eine angenehme Schärfe. Je früher man sie erntet, umso milder ist der Radieschengeschmack und umso zarter die Schote. Manche bezeichnen dann den Geschmack auch leicht "kohlrabiartig". Wenn die Schote richtig ausgereift ist, dann wird der "Rattenschwanz" bissig scharf, holzig und schmeckt nicht mehr so saftig knackig, ich beiße dann meistens den Körper ab und entsorge das zähe Ende. Da die Pflanze ca. 6 Wochen nach Aussaattermin anfängt zu blühen, kann man nach ca. 8 Wochen anfangen zu ernten und dies bis zu den ersten Frösten. Einige Schoten die man ausreifen lässt, sorgen für das Saatgut im nächsten Jahr. Als Dekoration eigenen sich die beigen Schoten im Herbst prima.

Schädlinge?
Ein Jahr hatte ich im Frühsommer mit kleinen schwarzen Käfern (Kohlkäfern?) zu kämpfen, die mir die Blüten abknabberten. Ich bemerkte sie erst, als ich mich wunderte, warum nach 10 Wochen immer noch keine Rattenschwänze zu sehen waren. Da aber allein eine Pflanze Unmengen an Blüten ansetzt, fiel der Verlust auf das Jahr gesehen nicht zu sehr ins Gewicht. 
Meine Begeisterung wurde noch größer, als meine Mam` 2008 mir (während ich ein paar Tage verreist war) etwas Gutes tun wollte und im Gemüsebeet meine "ausgewachsenen, blühenden,  sparrigen Rettiche" jätete und auf den Komposthaufen warf. Als ich das Elend fand, steckte ich sie nochmals in die Erde, band sie an und wartete ab. Sie brauchten eine Woche und fingen wieder an zu blühen! Seither habe ich den größten Respekt vor der Pflanze.
Nicht nur das... Ein Seitentrieb knickte um und die Fasern rissen auf. Es wuchs in der Achsel einfach ein neuer hervor und blühte, während auch der abgeknickte Trieb weiter lebte. Pflanzen mit solch einer Urkraft, stärken sicherlich auch uns Menschen. 

Den Platzbedarf sollte man beachten. Ich hatte fünf Pflanzen auf 1 m² und musste diese anbinden, da sie vollbehangen einfach zu Boden gehen und noch mehr Platz einnehmen. Es war trotzdem eng! Die Schoten sind ca. 5- 15 cm lang. Auf dem Bild oben sieht man die perfekte Genussreife. Die Hülse ist leicht angefärbt, die Kapseln geformt, aber noch nicht ausgeprägt gerundet. 

Unten erkennt man, dass das Schwanzende eingetrocknet ist. R. caudatus stand bei mir in der prallen Sonne und ich denke, das war doch zu warm. Es entstehen bei langen Trockenperioden viel kleinere Schoten, die deutlich schneller ausreifen. Woher die Pflanze ursprünglich stammt ist nicht sicher, aber feuchte Sommer machen ihr eindeutig weniger zu schaffen und das Gemüse schmeckt zarter. 



Meine Kinder sind begeisterte Naschkatzen an der Pflanze und überraschen gerne unsere kleinen und großen Gäste damit. Im Salat verfehlen sie sicherlich nicht an Wirkung und es ist interessant zu sehen, wie die Optik uns Erwachsene oftmals zögern lässt, etwas Neues auszuprobieren und Kinder unerschrocken sich daraus "Fingerpuppen" basteln um sie hinterher aufzufuttern.


Rettiche und Radieschen haben als Inhaltsstoffe Senfölglycoside. Diese wirken gegen Viren, Bakterien, Pilze und sollen krebswirksame Eigenschaften besitzen. Letzteres ist aber nur bei Ratten belegt worden. Der Vitamin C Gehalt eines Rettichs soll ausreichen, um den Tagesbedarf eines Erwachsenen zu decken. B-Vitamine, Magnesium, Eisen, Kalzium und Kalium stärken zusätzlich die Abwehrkräfte. Gewisse Bitterstoffe und das Senföl regen die Verdauung an und das merkt man auch bei den Rattenschwanzradieschen. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus wird die Harnbildung deutlich angeregt und es erklärt mir auch, warum diese Pflanzenfamilie gegen Gicht und Rheuma helfen soll. Alles im Körper fließt besser. Rettiche auf der Haut fördern die Durchblutung und lösen Verspannungen, mit Zucker angesetzt lösen sie den Schleim in den Atemwegen. 

Apropos...
Dieses Jahr möchte ich aus zweierlei Gründen die "Ratties" in Honig einlegen. 
Erstens möchte ich austesten, ob der entstehende "Hustensaft" so stark ist wie der herkömmliche Hustensaft aus Rettich. Zweitens, kann man gut mit diesem scharfen Honig in der Küche experimentieren.




Wie ich euch kenne, wollt ihr sicherlich wissen, was man noch mit diesem tollen Gewächs anfangen kann. 

☼ direkt vom Strauch roh verzehren
☼ als Belag auf Butterbrot
☼ Salatbeigabe
☼ passt gut zu Quark und/oder Käsedips
☼ größere Schoten kann man (mit viel Geduld) mit einer fein pürierten Masse aus Feta, Tomaten und Kräutern füllen.
☼ die Schoten einlegen in Essig 
☼ junge Blätter klein geschnitten als Würze zu Salat und Suppen oder über den Kartoffelsalat geben

Faszinierend ist die Tatsache, dass die Hülsen bei Erwärmung ihre Schärfe verlieren und eher "erbsig" oder "maisartig" - fast süßlich schmecken. Hier gilt es - wie beim Rohverbrauch - je reifer die Schote umso stärker die Aromen. Manchmal ist der Nachgeschmack dadurch schon mal bitter. 

► Im Internet heißt es, man kann die "Ratties" in asiatischen Gerichten verwenden. Das liegt vielleicht daran, dass sie nur kurz angedünstet/angebraten werden müssen, damit sie gut schmecken. Also passen sie dadurch prima zum Wokgemüse.

► Wer es gern griechisch mag, freut sich sicherlich auch über neue Experimente. Die Radieschen eignen sich gedünstet in der Kombination mit Reis, Oliven, Kapern, Feta, Tomaten und pikanten Speisen. Mutig sein und ausprobieren!

► Konservieren kann man sie indem man das Gemüse blanchiert und eingefriert. Vorher aber den Schwanz abschneiden, da dieser nach dem Auftauen leicht bitter schmeckt und sich unangenehm kauen lässt. Das Einfrieren hat mich persönlich nicht überzeugt und vielleicht hat ja einer von euch bessere Ideen oder Tipps dazu.

► Was ich gerne ausprobieren würde: Ein Pesto daraus zubereiten! Ich stelle es mir lecker vor diese Rattenschwanzwürze in Kombination mit Knoblauch und Zitronengras (oder Thai-Basilikum,  oder Koriander, oder Sauerampfer, oder eine Mischung aus mehreren Kräutern, oder ....)

Wie gut, dass die Pflanze so gut trägt!

Samen kann man übrigens bei Rühlemann`s beziehen!