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Samstag, 25. April 2015

Es reicht, ich muss raus




Kurz vorm Platzen. Übervoll. Termine reihen sich eng an eng. Selbst die freien Tage sind verplant. Nachts komme ich seit Monaten nicht vor halb eins ins Bett, weil ich nur in den ruhigen Nachtstunden den Kopf frei habe, Schriftkram zu erledigen und dann nicht ständig den Faden verliere. An sechs Tagen in der Woche klingelt früh um halb sechs der Wecker. 

Die neu dazukommenden, unerwarteten oder veränderten Termine bringen Chaos in die häusliche Ordnung. Ständig das Gefühl, irgendetwas zu vergessen oder nicht rechtzeitig fertig zu bekommen. Der Kopf hämmert täglich lautstark seinen Protest mir entgegen. Ohren pfeifen die unterschiedlichsten Töne zu dem Gehämmer. Leider nicht gerade harmonisch. Schrille Dissonanzen im Kopf. Bleierne Müdigkeit am Nachmittag. Die vielen verschiedenen, oftmals lautstarken Eindrücke hallen nun nach. Augenschmerzen. Jetzt einfach nur die Augen schließen und nichts mehr sehen und vor allem nichts mehr hören müssen. Bin das noch ich?


Nicht mehr geerdet sondern getrieben sehe ich die Berge an Arbeit, die ich noch nicht erledigt habe und nicht mehr das, was ich schon geschafft habe. Ich fühle mich im Gebirge gefangen und weiß nicht, welchen Berg ich als erstes in Angriff nehmen soll, um wieder Weitsicht zu haben. Es reicht! Ich muss raus! Heute flüchte ich. Im Haus ist Stille. Alles schläft.





Viel zu selten im letzten Jahr gemacht und eigentlich ist es nicht die Jahreszeit ... Nebelfeuchte Nächte mit Frösten sind weder einladend und mit Sicherheit nicht wildromantisch ... Trotzdem. Ich muss raus. Entschlossen packe ich meine Sachen.

Dunkelheit empfängt mich. Die Augen gewöhnen sich schnell an die nur noch schemenhaft vorhandenen Umrisse. Die Luft ist kalt und erfrischt, ich hole tief Luft. Die Welt ist leiser und die Geräusche klarer. Ich weiß, wo ich hin möchte, was ich tun will und die Vorfreude steigt mit jedem Schritt in leisen Wellen immer stärker an. Ankommen. Aufatmen. Umgebung wahrnehmen und lauschen.



Diesmal mit Isomatte, auf die im Sommer auch verzichtet werden kann, breite ich den Schlafsack aus. Es ist doch kälter als gedacht. Die Feuchtigkeit lässt sich jetzt schon vom Schlafsack streifen. Kurzes Zögern.

Nein, es zieht mich wegen der Nässe und Kälte nicht nach Hause. Ich überlege einfach nur kurz, wie ich Strümpfe und Schuhe drapiere, damit sie am nächsten Morgen halbwegs trocken sind. Feuchte Füße beim Laufen zu bekommen ist eine Sache, aber mit warmen Füßen in nasskalte Schuhe schlüpfen, eine völlig andere für mich. Wohin eigentlich mit der Jacke? Ich benutze kein Zelt, der freie Blick zum Himmelszelt ist mir wichtig. Sonst wenn ich draußen schlafe habe ich meistens einen Pullover noch dabei, aber nie eine Jacke. Sie wird kurzerhand zur Decke innerhalb des Schlafsackes umfunktioniert. Auf Waldboden ist es angenehm zu schlafen und ich bin nach einer Nacht im Freien meistens wohlig entspannt.



Das heisere Bellen des Fuchses ist mir vertraut. Es schreckt mich nicht, Reinecke ist anderweilig beschäftigt. Der Wald ist voller heimlicher Spannung. Das Rauschen des Fichtenwaldes bringt mir die ersehnte Ruhe. Wenn nur dieses Hämmern und Pfeifen im Kopf aufhören würde. Die Sterne sind ab und an sichtbar. Dünne Schleierwolken haben sich gebildet. Um den Mond entstehen Ringe. Es wird schlechtes Wetter kommen. Fasziniert beobachte ich, wie sich die Ringe verändern und umformen. Wolken irisieren und verdecken ab und an den Mond, um dann gemächlich weiter zu ziehen.



Wie anders jetzt die Erde riecht. Der warmwürzige Sommergeruch ist schon lange Erinnerung. Der Herbstboden, der seine Dominanz in kraftvollen, herben, moosigen, pilzmodrigen Duftelementen hat, hat seine Stärke verloren. Eingemummelt versuche ich, die Düfte zu lokalisieren. Die Klarheit des Winters ist vergangen, es vermischen sich neue, feinere Duftnuancen. Moos, feuchtes Holz und hellherber Harzgeruch ist wahrnehmbar. Der noch an schattigen Plätzen vorhandene Schnee lässt Eigengerüche deutlicher hervorheben, klärt diese und hinterlässt in der Nase den wohlvertrauten Winterschlittenfahrtsgeruch. Bodennebel zieht auf, die Konturen verwischen, um im Nirgendwo zu verschwinden.



 Das vertraute Phänomen tritt ein. 

Die Füße werden auch ohne Strümpfe warm. Ich werde müde und meine Gedanken sind dabei glasklar. Es knackst und ich höre Getrappel. Es ist leichtfüßig. Reh? Bis ich mich aufrichten würde, wäre durch das Geraschel des Schlafsackes das Wild schon längst verscheucht. Ich suche mir meistens einen Platz aus, an dem ich an einer Seite durch einen Hang oder größerer Baumwurzel geschützt bin und die andere Seite einen freien Blick erlaubt. Ich sehe nichts und lausche in die Dunkelheit.



Irgendwann wache ich auf. Ruhig liegenbleibend versuche ich auf den Grund zu gehen, warum ich wach geworden bin. Die Augen versuchen wahr zu nehmen, was ich erahne. Ich werde beobachtet. Nur von wem? Welcher der mich umgebenden Schatten ist neu? Welcher bewegt sich im Rhythmus des Windes und welcher von sich aus? Entfernungen kann ich im Dunkeln noch schlechter einschätzen als sonst. Die abwartende, gespannte Stille ist beidseitig. Scheinbar werde ich gesehen, aber noch nicht geruchlich wahrgenommen und eingeordnet. Ich ziehe die Luft ein. Ob ich seinen Duft wahrnehmen kann? Keine Chance.
Es ist nur ein kurzer Moment. Es spiegelt sich ein kleines bisschen Mondlicht plötzlich im Auge meines Beobachters, bevor sich die Wolken wieder etwas verdichten. Unbewusst verweilte mein Blick in der richtigen Richtung. Es ist ein Reh. Ruhig dreht es sich von mir ab und geht langsam weiter. Mit freudigem Herzklopfen liege ich da und die in der Situation nicht wahrgenommene Anspannung löst sich wieder mit einem entspannten Aufatmen.

Ich schlafe weiter - tief und fest. Meist wache ich auf, wenn die Dämmerung eintritt. Diesmal ist es noch dunkel.



Genüsslich räkle ich mich. Das Gesicht und die angrenzenden Haare sind nass. Es hat gefroren. Mir ist es allerdings warm und deshalb kostet es umso mehr Überwindung, den Schlafsack zu öffnen und mich anzuziehen. Der Kopfschmerz ist weg und das Pfeifen zurückgegangen. Das Einrollen des Schlafsackes ist unangenehm. Die Hände brennen vor Kälte. Ich werde ihn zu Hause noch einmal zum Trocknen ausbreiten müssen. Ohne Eile laufe ich nach Hause. Bin wieder ich selbst.


Als ich die Tür öffne, begrüßt mich ein kurzes, fragendes "Wuff". Ich spreche beruhigende Worte. Ansonsten ist Stille im Haus. Ich habe noch eine Stunde bis der Wecker den Tag einläutet. Was für ein königlicher Luxus! Ich husche unbemerkt in mein Bett mit einem breiten Grinsen. Der neue Tag kann kommen, die Welt sieht wieder besser aus. 



Die Bilder sind von einigen Beobachtungen im Garten und meinen Spaziergängen. Diese Begegnungen sind nicht selten und dennoch freue ich mich immer wieder aufs Neue.











Sonntag, 23. März 2014

Endlich ist er wieder da!





Wie habe ich ihn vermisst! Er scheint sich darüber aber nur zu amüsieren. Seht ihr auch den freundlichen Gesichtsausdruck? Ein Klick auf das Bild vergrößert dieses.
In den vergangenen Tagen habe ich langsam angefangen mir Sorgen zu machen. Im letzten Jahr sah ich ihn schon am 19. Februar über unser Dorf fliegen und am 26. März konnte ich ihn zum ersten Mal fotografieren. Man muss dazu sagen, es lag noch lange Schnee und die Bäche waren zum Teil zugefroren. Ich habe viel Respekt vor dem Vogel, der diesen und vielen anderen Widrigkeiten trotzt und im Frankenwald ein gutes Zuhause gefunden hat.



Dieses Jahr lag wenig Schnee. An so einem warmen Winter kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Im März tagelang schönes Wetter. Man merkt es leider auch an den Waldbächen, die im Moment kaum Wasser führen. Trotz des Wetters, hält mein Igel weiterhin Winterschlaf, die Falken sind noch nicht am Haus und vom Schwarzstorch war bisher im Dorf nichts zu sehen.



Heute war es so weit, er hat mich natürlich wieder viel eher bemerkt. Schwarzstörche haben ein erstaunlich gutes Gedächtnis. Einbildung? Nein, ich denke eher nicht. Wenn ich mit unserem Hund unterwegs bin, sehe ich meist farblich aus wie ein "Dreckbatzen". Also nix mit feiner Sonntagskleidung oder sportlich wirkenden Klamotten! Bevorzugter Kleidungsstil sind meine ältesten (meist braunen) Hosen und eine braune Allwetterjacke mit ungefähr tausend Taschen. Im Sommer trage ich oft khakifarbene T-Shirts. Bei schlechtem Wetter sitzt auf dem Kopf ein braunes Käppi. Regenschirme finde ich zu jeder Zeit grausam. Allerdings trage ich auch keine Frisur, sondern nur Haare und da ist es nicht schlimm, wenn die zerzaust vom Wind und Regen sind. Warum die Erklärung?



Laufe ich in meinen abgetragenen Klamotten mit Poldi die altbekannten Wege ab und begegne den Schwarzstorch oder andere Tiere, wirken sie meist ruhig und entspannt. Trage ich eine andere Jacke oder ein anderes Shirt, sind sie unruhiger "auf dem Sprung" und beobachten mich gespannt. Habe ich mal Begleitung, bleiben die Tiere meistens im Verborgenen oder man sieht sie nur noch davon eilen. Das ist auch ein Grund, warum ich auf meinen Streifzügen meist alleine unterwegs bin und auf "unterhaltsame" Begleitung sehr gerne verzichte. Der Schwarzstorch reagiert auf Veränderungen mit vermehrter Achtsamkeit. Auf dem Bild oben seht ihr den Storch etwas dunkel als Schattenriss. Unten habe ich das Bild aufgehellt. Seht ihr den aufmerksamen Blick? Was für ein prachtvoller Vogel!



Wie wünsche ich ihm - nach dem traurigen letzten Jahr - viel Erfolg im Brutgeschäft! Er ist unbeschadet wieder zurück und auch das ist keine Selbstverständlichkeit. Nun bin ich aber erst einmal beruhigter und hoffe, auch ihr habt heute ein schönes Sonntagserlebnis!









Mittwoch, 27. März 2013

Willkommen daheim!



Er ist wieder da! Der Schwarzstorch ist wieder zurück! Schon am 19.Februar sah ich ihn wieder über unserem Dorf fliegen. Da war ich allerdings so überrascht, dass ich ihn nicht einmal mehr ablichten konnte. 
Am 25. März gelang mir dann das erste Foto dieses Jahres. Beobachten konnte ich ihn knapp eineinhalb Stunden. Da bei uns auf den schattigen Wiesen immer noch Schnee liegt, nutzte er die Südhangwiesen und ruhte sich dort aus. Nun bin ich gespannt, ob der Schwarzstorch die gleichen Flugzeiten hat wie im letzten Jahr. Zumindest flog er wieder die gleiche Flugroute ab wie letztes Jahr. Willkommen daheim!







Dienstag, 18. September 2012

Gute Reise!





Komm bald wieder lieber Vertrauter. Diese Woche war es sicherlich das letzte Mal, dass ich dich für dieses Jahr gesehen habe. Leider konnte ich kein Foto machen, denn ich saß im Auto. 




Ich werde deinen eleganten Flug vermissen und erst wieder im März nach dir Ausschau halten. Welch Ruhe du ausstrahlst wenn du Futter suchst und welch prächtiges Farbenspiel dein Gefieder wiedergibt, wenn sich die Sonne darin bricht.



Ob du deine weite Reise unbeschadet überstehst? So viele Gefahren erwarten dich, deinen Partner und deine Kinder. Deine Kinder sind schon seit Juli flügge. Am 18. Juli habt ihr mich im Garten überrascht. Erst sah ich dich. Dann gab es Unruhe. Einer der Jungvögel setzte sich in den Nachbarbaum und ein anderer Jungvogel wollte in unserem Garten landen.




Leider hat Poldi euch verschreckt mit seinem Gebell. Er fing damit an, als ich schnell die Kamera holte und euch durch das Fenster knipsen wollte. So gibt es von eurem Familienausflug leider nur die Luftaufnahmen.




Ich bin nicht sicher, ob der Vierte im Bunde dein Partner oder ein weiterer Jungvogel war. Er flog zu lange über unser Haus und ich entdeckte ihn zu spät. Es macht nichts. Nach einer Woche voller gemeinsamer Familienausflüge, sah ich euch später nur noch vereinzelt. Habt einen guten Flug und passt auf euch auf! Ich freue mich auf unser Wiedersehen.




Mittwoch, 18. Juli 2012

Schwarzstorchakrobatik oder Odensvala die Schwalbe des Odins

Odins Schwalbe im  Landeanflug

Er wurde zum Boten der schlechten Nachrichten. Wenn er erschien sollte es ein Zeichen sein, dass Krieg,  Krankheiten oder andere Nöte auf die Menschen hereinbrechen würden. Selbst bei Kriegszügen der Samoa-Insulaner wurde er als Orakel genutzt. Flog er in Richtung des Kriegsplatzes, war es ein gutes Omen und man zog frohen Mutes in den Krieg, doch war die gegensätzliche Richtung seines Fluges gefürchtet. 
In Polen sagt eine alte Volksweisheit: "Gott und Teufel schufen zusammen die Störche. Gott schuf den Weißstorch und gab ihm weiße Federn, der Teufel aber gab dem Schwarzstorch seine schwarze Farben. In Amerika wurde dem Schwarzstorch im 20. Jahrhundert unterstellt, dass er die behinderten und entstellten Kinder zu den Menschen brachte und das, obwohl dort kein Schwarzstorch lebt.
Im germanischen Bereich wurde der Schwarzstorch Odin zugesprochen. Der Mythologie nach sollte Odin einen schwarzen Storch besessen haben. Dieser informierte seinen Herrn über alle Vorkommnisse im Reich. Da er so schnell und geschickt dabei war, bekam er den Beinamen "Odens svala" - Odins Schwalbe. Ob sein Federkleid auch mit ausschlaggebend war, ist nicht bekannt.
Der Schwarzstorch soll zudem die gefallenen Krieger zu Odin, den Kriegs- und Totengott, hingebracht haben.



Hier kann man keine Kinder bringen - die Rollos sind zu.

Ich finde interessant, dass man ihn früher sogar nützlicher als den Weißstorch hielt, da er Kreuzottern auffraß. Diese bevorzugen krautige, schattige Bereiche und leben versteckt. Dort geht auch gerne der Schwarzstorch auf die Jagd. Da hat der Rotfuß doch etwas mit Odin gemeinsam. Auch Odin bekämpfte Schlangen.
Später wurde sein Ruf beschmutzt und er wurde verfolgt.
Eine alte Volksweisheit sagt, dass man den Schwarzstorch vermehrt sieht, wenn ein nasses Jahr zu erwarten ist. Na, dieses Jahr trifft es wirklich zu. Ob allerdings mehr Störche zu sehen sind, wegen dem nassen Wetter oder das Wetter so schlecht ist wegen dem Storch, wer weiß? Ich nehme den Regen gerne in Kauf, dafür sehe ich den Schwarzstorch zu gern.



Flugübung für Fortgeschrittene


Seht ihr, wie knapp er manchmal die Leitungen überfliegt? Wenn ihr das Bild anklickt könnt ihr es besser erkennen. Die meisten Störche scheinen im Übrigen eher durch das Anfliegen von Masten als Ruheplatz umzukommen, als durch das Berühren der Leitungen im Flug, aber mir bleibt dennoch immer regelrecht die Spucke weg oder das Herz fast stehen. Ob bei uns wenigstens einige Masten mit Rastbrettern geschützt sind? Ich glaube kaum - leider. 

Größenverhältnis Schwarzstorch zu Hausdach

Wie schon im vorherigen Schwarzstorchpost beschrieben, ist er etwas schwerfällig im Abflug vom Boden und wenn er im Dorf aufgeschreckt wird, ist die Gefahr eines Stromunfalles nicht auszuschließen. Leitungen werden nicht als Gefahr erkannt und "Vermeidungslernen" funktioniert nicht bei Stromkontakt. Da es sich um einen alteingesessenen Schwarzstorch handelt, hoffe ich, dass er die Örtlichkeit und die dazugehörigen Hindernisse weiterhin gut einschätzen kann. Er fliegt in der Luft wirklich sehr geschickt und schafft es schnell, größere Distanzen zu überwinden.

Man kann doch mal ins Kinderzimmer schauen, oder?

Kann man so einen großen Vogel überhaupt übersehen? Egal ob auf dem Boden oder in der Luft - ich bewundere diese Eleganz, seine Voraussicht und seine wundervolle Ruhe und Gelassenheit, die er vermittelt, wenn er ungestört ist.




Montag, 25. Juni 2012

Ein gern gesehener Gast - der Schwarzstorch




Alle Jahre wieder freue ich mich über die Heimkehr des Schwarzstorches. Im Frankenwald ist mittlerweile -  laut Cordula Kelle-Dingel (Schwarzstorchbeauftragte des LBV  aus der Kreisgruppe Kronach) - die größte Besiedlungsdichte des Waldstorches in Deutschland zu finden. 2006 ordnete man dies noch den hessischen Wäldern zu. Während Samuel Schilling 1837 schrieb, dass der Schwarzstorch in Deutschland nicht nisten, sondern nur durchziehen würde, konnte J.F. Naumann Gebiete in Deutschland mit Brutpaaren benennen. Naumann beschrieb schon 1800 und später noch einmal um 1838 sehr gut den Schwarzstorch und erklärte, dass der "wilde Storch" sehr versteckt lebt und man ihn kaum schießen könne, da er so achtsam sei. Weiterhin erklärte er, dass Baummarder sehr oft dessen Brut zerstören würden und die Vogeleltern im direkten Umkreis kein weiteres Brutpaar dulden, sondern diese mit Flugangriffe und Bissen vertreiben. Er empörte sich darüber, dass Weißstorch und Schwarzstorch sich im Verhalten  "entsetzlich voneinander abwichen".


Ich mag ihn einfach. Man nennt ihn "den kleinen Bruder des Weißstorches", dabei ist er nur unmerklich kleiner. Auf meinen Fotos sind Altvögel zu sehen. Ich konnte sie bei ihrer Futtersuche für die Jungen fotografieren. Wie in meinen früheren Posts schon erwähnt, sollte man bei Spaziergängen durch Waldgebiet nicht den Weg verlassen. Für Waldtiere ist ein Spaziergänger, der ohne zu zögern weiter läuft, eine potentielle Gefahr, mit der sie leben können. Sie kennen den Verlauf des Weges und reagieren dann verständlicherweise empfindlich, wenn sich am Vertrauten Geschehen etwas ändert.



Sie haben ihre Strategien entwickelt. So kann es sein, dass sehr knapp neben einem plötzlich ein Reh weg läuft, das vorher unerkannt sich im Unterholz versteckt hat. Andere wiederum bleiben auf der Wiese stehen und beobachten dich und dein Verhalten. Sobald du stehen bleibst, wirst du zur Gefahr und sie ziehen sich zurück. Auch der Schwarzstorch reagiert so. 1977 wurde mein Vater noch verlacht, weil er einen jungen Schwarzstorch im Waldbach gesehen hatte. Auch mein Großvater berichtete von dem scheuen Vogel, den er bei Waldarbeiten entdeckte. Viele wussten damals noch nicht, dass es Schwarzstörche bei uns gibt und dachten, ihnen würde ein Bär aufgebunden werden.


Wenn ich in den verschiedenen Büchern oder in den Weiten des Internets mehr über den Schwarzstorch wissen möchte, fällt mir auf, dass vieles übernommen wurde und ohne eigene Erfahrungen, aus Mangel an Überprüfung und Beobachtungsmöglichkeiten, einfach immer weiter gegeben wird. Der Schwarzstorch ist wirklich äußerst vorsichtig, doch dies sind auch andere Waldtiere. Dass er Menschensiedlungen absolut meidet kann man aus meiner Sicht nicht pauschalisieren. In Dörfern mit naturnahen breiteren Bächen, dichteren Randbewuchs und wenigen Einwohnern kann man ihn entdecken - nicht nur in unserem Dorf. Er hat allerdings auch seine "Zeiten". Vor drei Jahren hatte "unser Stammgast" die Eigenheit, früh um ca. ab sechs Uhr seine Route abzufliegen. Man konnte sich sicher sein, dass man ihn aus dem Fenster ca. eine halbe Stunde lang beobachten konnte. Dieses Jahr ist er später zu sehen und statt am Abend fliegt er gerne schon seine Runde am Nachmittag. Die Flugroute zur Futtersuche ist jährlich anders, bleibt aber während der Brutsaison weitgehend konstant.


In diesem Garten z.B. hielt er sich regelmäßig auf und er verschwand knapp fünf Minuten, bevor auf der Straße gegenüber lauthals die Jalousien geöffnet wurden. Er war immer den Menschen voraus. Er blieb im "oberen Dorfbach" solange das Milchauto in der Dorfmitte die Milch abholte, flog so Stück für Stück den Bach hinab, oftmals ohne wahrgenommen zu werden. Ich wohne am Berg, habe einen guten Ausblick und wenn man seine Zeiten und Gewohnheiten kennt, kann man ihn doch häufig bei uns beobachten. Manchmal liefen Menschen zum Bus und haben ihn im Bach nebenan nicht wahrgenommen. Die Gartenbesitzerin übrigens, war ganz erstaunt, als sie von ihrer Luxusvariante der Kleingetierbekämpfung erfuhr. Sie meinte nur: " Waßta, ich hou des ganza Joohr nuch kaa aanzicha Schneck g`sehn, obä ich hou trotzdem lauder gruußa Löcher im Soloud g`hobt!"
ÜBERSETZUNG: "Weißt du, ich habe das ganze Jahr noch keine einzige Schnecke gesehen, aber ich hatte trotzdem lauter große Löcher im Salat!"



Diese Bilder zeigen, wie nahe er ans Haus kommt. Am frühen Morgen wurde der Storch im Bach aufgeschreckt und zog sich zurück. Ich sah ihn fliegen und dachte mir, er wird nun seine Runde durch das Dorf abbrechen. Ich sah ihn aber nur auffliegen, doch nicht an Höhe gewinnen, also schaute ich zum anderen Fenster hinaus. Mein Nachbar hat Bäume kürzen lassen und auf einen dieser entkronten Bäumen wartete nun der Rotschnabel darauf, dass die Menschen weiter ihres Weges gehen würden. 


Auf was man normalerweise ja nicht gefasst ist, ist zur Zeit der Krötenwanderung einen Schwarzstorch auf der Straße zu sehen, der sich in der Morgendämmerung noch eine Mahlzeit auf der Straße sucht. Da glaubt man schon an eine Sinnestäuschung und ist froh, wenn man rechtzeitig bremsen kann. Das geschieht sicherlich nur in schlechten Fischjahren. Kröten mag er scheinbar nicht, eher noch Waldfrösche. Davon abgesehen ist er meistens bei der Futtersuche im Bach zu finden und dann erst auf der Wiese. 



Die Luft halte ich oft an, wenn der "Ciconia nigra" im Dorf seine Runden fliegt. Er segelt mit seinen weiten Schwingen wundervoll in den Lüften und nutzt dabei die Thermik, aber im Abflug ist er etwas schwerfällig. Das ist auch ein Grund, warum man ihn nicht stören sollte. Er gewinnt nicht so schnell an Höhe und so streicht er oftmals nur knapp an den Leitungen vorbei. Erschrocken bin ich einmal, als der Schwarzstorch beim Abfliegen von einer Windböe erwischt wurde. Er musste stark kämpfen und kam kaum vorwärts geschweige denn hoch. Auch das wird wohl dazu beitragen, dass er sehr frühzeitig auf Störungen reagiert und versucht in die sicheren Lüfte zu kommen. 



Manche Leute fragen mich auch, ob ich mich nicht täusche und den Storch mit einem Reiher verwechsle. Schaut euch mal beide Bilder an. Ein Storch fliegt mit ausgestrecktem Hals und ein Reiher winkelt diesen an.  Der Reiher streckt den Hals nur beim Lande- und Abflugmanöver. Daher kann man auch weit oben fliegende Vögel gut bestimmen.


Noch ein Grund, warum man die Wege im Wald nicht verlassen sollte...
Schwarzstörche sind sehr empfindlich was Störungen im Nestbereich betrifft, wenn die Jungvögel noch sehr klein sind. Es wird berichtet, dass sie ihre Gelege und auch die junge Brut verlassen. Naumann widerspricht  dieser Aussage, doch der Vogel ist viel zu selten, als dass man diesbezüglich Experimente wagen und sich einem Horst nähern sollte. Ich habe erst einmal junge Schwarzstörche gehört. Ich sah kein Nest - habe auch nicht weiter danach gesucht - hörte aber das muntere Treiben. Nein, es war kein Geklapper, aber ein ungewöhnliches Geknarze und ein mehrstimmiges "gequetschtes ungestümes Fuüiiiiii" - schwer zu beschreiben. Den Altvogel sah ich erst später fliegend.



An dieser Stelle fand ich im Juli 2011 das Skelett eines Jungvogels. Frau Petra Brehm von der Unteren Naturschutzbehörde verwies mich zur Frau Kelle-Dingel, die nach Rücksprache mit Spezialisten die Bestätigung gab, dass es sich um ein Schwarzstorchjunges handelte. Das Skelett war in zwei Teile zerfallen und lag etwas auseinander. Wobei es mich immer noch verwundert, dass weder Fuchs oder Krähen das Aas vertilgten. Der Jungvogel starb scheinbar 2010, denn ein verstorbener Jungvogel der 2011er Brut wäre im Juli nicht so weit skelettiert gewesen.


Während freie Objekte in der Landschaft weiträumig umsegelt werden können, sind Transformatoren und Stromleitungen im Waldgebiet gerade für unerfahrene Jungvögel eine Gefahrenquelle, da ausweichende Flugmanöver bei ungünstigen Windverhältnissen oftmals von Misserfolg gekrönt sind. 



Der Wald hat viele Augen... Wenn ihr die Bilder anklickt, könnt ihr erkennen, dass das gefiederte Langbein immer in die Kamera schaut. Bevor ich ihn sehe, hat er mich schon längst entdeckt. Er ist klug und vorausschauend. Hoffentlich entwickeln sich die Bestände weiterhin so gut. Allein in Bayern sollen es nun über 100 Brutpaare sein. In den letzten Jahren wird größeres Augenmerk auf ihn gerichtet und ich denke, dass das und auch die Möglichkeit, Schwarzstorchbeobachtungen zu melden, die Kartierung erleichtert hat.


Sieht man einen Schwarzstorch, kann man dies bei der jeweiligen LBV-Gruppe melden. Das soll vor allem dazu dienen, dass Altbaumbestände im Waldgebiet nicht gerodet werden, die Anzahl der Langbeine kartiert und er somit besser geschützt werden kann. Die Meldungen werden dann von Fachleuten überprüft. Da der Schwarzstorch seine Gewohnheiten hat, können auch Zufallssichtungen und "Falschmeldungen" erkannt werden. Grausig fand ich vor zwei Jahren die Aktion eines  Radiosenders. Er berichtete zwar sehr informativ und souverän über den Schwarzstorch und dass er in Thüringen (im Grenzgebiet zu uns) gesichtet worden war. Er nannte den Ort und rief die Leute dazu auf, sofort im Sender anzurufen, wenn sie ihn sehen. Gott sei Dank waren die einheimischen Bürger vernünftiger und verrieten ihn nicht. Es wäre zur Hetzjagd für den Storch geworden, wenn man Ort und Zeitpunkt im Radio durchgegeben hätte. Ihm hinterher zu fahren und regelrecht zu verfolgen wäre katastrophal gewesen.


Wer noch mehr über den Schwarzstorch erfahren möchte - HIER gibt es eine wundervolle informative und ausführliche Seite von Carsten Rhode, der sich stark für das herrliche Tier einsetzt. Zudem hat er einen BLOG mit wundervollen Aufnahmen. Ein Traum! Ich beiße mir ja immer noch regelmäßig in den Allerwertesten, weil ich mit meiner Kamera nicht das, was ich sehe, scharf einfangen kann.